Gehörst Du zu den DJs, die mit Vinyl oder CDs auflegen? Und hast Du des öfteren mit dem Gedanken gespielt, den nächsten Schritt in Richtung Laptop-DJing zu wagen, wenn da nicht so viele unbeantwortete Fragen wären?
Nachstehend findest Du 8 Tipps, die Dir anfangs den Übergang von Vinyl/CD auf das Laptop-DJing erleichtern sollen. Ich habe selbst viele Jahre mit Vinyl & CDs aufgelegt und 2008 den Wechsel aufs Laptop-DJing vollzogen. Ich kenne die damit verbundenen Probleme und die Herausforderungen nur all zu gut. Und damit Du Dir etwas weniger den Kopf zerbrechen musst, als ich es damals getan habe, ist mir dazu dieser Blogpost eingefallen. So schön die Vorteile des Laptop-DJings auch sind, so gibt es doch Stolpersteine, auf die Du dich aber vorbereiten kannst.
Du solltest Dir bei diesem Wechsel über folgendes im klaren sein:
- Wenn Du denkst, das Vinyl besser und wärmer klingt, dann bleib lieber bei Vinyl!
- Laptop-DJing macht Dich nicht per Knopfdruck zu einem besseren DJ!
- Wenn Du mit dem Laptop auflegen möchtest, ist es besser, wenn Du Dich in deinem Betriebssystem zurecht findest.
- Du wirst im Internet recherchieren müssen bezüglich Software-Updates/Bugs.
- Du wirst Deine Musik neu organisieren müssen.
- Deine Gig-Vorbereitung wird Dir anfangs umfangreicher vorkommen.
Das Gute ist: Bis auf Punkt 1, gibt es für alle anderen Punkte eine Lösung, um in den Genuss zu kommen
- unendlich viele Tracks dabei zu haben
- mit Cue-Punkten und Loops arbeiten zu können
- neue Effekte und Samples in den Mix einzubauen
- den Pitchfader vergessen zu können und noch einiges mehr...
Ok, wenn Du diese Zeile liest gehe ich davon aus, dass Du ernsthaft darüber nachgedacht hast Deine Skills über die 8%-Marke hinaus zu erweitern. Aber damit meine ich nicht Deine Mixing-Skills, sondern eher das Drumherum.
1. Kaufe das Equipment, das zu Dir passt
Dies heutzutage heraus zu finden ist nicht leicht. Orientier Dich an den Sachen, die Du beherrschst und den Features, die für Dich beim Wechsel zum digitalen Auflegen an erster Stelle stehen. Und wenn ich sage an erster Stelle, dann begrenze es auch darauf. Entscheidest Du Dich für eine zu schwammige Prioritätenliste, schaffst Du Dir am Ende mehr Verwirrung und damit auch mehr Unsicherheiten, was letztendlich den Wechsel zum Scheitern bringen kann. Denn wenn Du Dir am Anfang zu viele Baustellen schaffst, dann geht der Spaß an der Sache flöten und vielleicht hast Du dann schon eine Menge Geld investiert und stehst mit etwas da, was Dich nicht glücklich macht. Die Industrie hält uns in ihren Werbebotschaften immer etwas vor die Nase, das uns angeblich auf ein nächst höheres Level schießen soll. Aber was sie nicht sagt, ist, dass man dazu auch das Talent braucht.
Wenn Du mehr über die Irrtümer des Equipmentkaufs erfahren möchtest, dann schau Dir mal diesen Artikel an!
Wenn Du nicht weißt, wo Du ansetzen sollst, dann rede mit anderen DJs, Fachverkäufern oder uns. Meistens lässt sich in einem Gespräch erörtern, welches Equipment für Deine Belange ausreicht. Ob DVS, Controller oder was auch immer; Die Basis für den Wechsel sollte immer Dein bestehender Workflow sein und dass Du dich von Anfang an damit wohl fühlst. Und denke dran: Weniger ist mehr! Sei Dir im klaren, welche Features die absolut höchste Priorität für Dich haben. Den Rest lässt Du erst einmal weg! Wenn Du z.B. auf der Suche nach einem passenden Controller bist und Du nicht weißt, ob Du 4-Decks benötigst, dann lass sie weg!
Schau Dir mal unseren Produktfinder für DJ-Controller an und spiel ein wenig damit herum! Er kann Dir vielleicht bei der Auswahl einen Überblick verschaffen und sie ebenso einschränken. Aber suche auf jeden Fall das Gespräch, sei es real oder virtuell. Denn Erfahrungen anderer DJs können Dir einen schnelleren Einblick in die Materie verschaffen, als stundenlanges Recherchieren.
Und wenn Du nicht mal einen Rechner zum Auflegen besitzt, dann hilft Dir vielleicht dieser Artikel weiter!
2. Sortiere Deine Musik
Namen sind wie Schall und Rauch. Spätestens wenn Du merkst, dass Du früher bestimmte Titel nur am Plattencover erkannt hast, wird Dich dieser Satz wachrütteln. Es ist deswegen unabdingbar, dass Du Deine Musik nach einem Muster sortierst, dass Dich gedanklich dabei unterstützt, Deine Musik wieder zu finden. Die Basis bildet hier eine feste Ordnerstruktur auf deinem Rechner, in der Du die Musik einsortierst. Das kann z.B. chronologisch oder alphabetisch sein. Die meisten DJ-Softwares haben einen Explorer mit dem man die Festplatte durchsuchen kann. Mach es einfach so, wie Dein Plattenregal einsortiert ist, sofern Du dafür ein System angewandt hast.
(Übrigens kann man in den meisten digitalen Formaten das Plattencover anzeigen lassen und sofern es beim Kauf nicht vorhanden war, kann es nachträglich als Bild eingefügt werden)
Die erweiterte Form der Musikarchivierung wäre die Quersortierung durch Playlisten, d.h. das Anlegen von virtuellen Plattenkisten für spezielle Situationen oder Anlässe. Playlisten kann man in Hülle und Fülle anlegen ohne zusätzlichen Speicherplatz dafür zu belegen. Sie ermöglichen eine zusätzliche Sortierung durch Kriterien, die Du selbst bestimmen kannst, wie z.B. "Warm Up", "Vocal Tracks" oder "Event XYZ vom ..." usw.
Wenn Du mehr über das Arbeiten mit Playlisten erfahren möchtest, dann klicke hier!
Playlisten lassen sich sowohl in den meisten DJ-Softwares anlegen, als auch in externen Anwendungen. Als externe Anwendung kann ich Apples iTunes empfehlen, weil es folgende Vorteile hat:
- Es läuft auf Mac OSX und Windows
- Du kannst darin ID3-Tags editieren
- Du kannst direkt aus dem Programm heraus CDs brennen
- Es ist in den meisten DJ-Softwares als Ordner im Explorer integriert
- iTunes bietet einen eigenen Musik-Shop
- iTunes kann Plattencover ergänzen
- Und wenn Du iPhone oder iPad User bist, dann nutzt Du es sowieso schon zur Synchronisation.
Wenn Du iTunes nutzt, dann würde ich folgendes aber nach Möglichkeit verhindern:
- Sortiere nicht Deine ganze Musik dort hinein, sondern nur die, die Du für den nächsten Gig vorbereiten möchtest. Ansonsten kann das schnell eine unübersichtliche Sache werden.
- Versuche iTunes entweder nur für Deine Wohnzimmermusik oder nur für deine Auflegemusik zu nutzen. Beides wird früher oder Später zu Verwirrungen führen.
- Wenn Du Deine Musik in Ordner auf Deiner Festplatte liegen hast, dann checke, dass die folgenden Einstellungen nicht angehakt sind. Damit verhinderst Du das die Musik ein weiteres mal als Duplikat in den iTunes Ordner kopiert wird.
3. Sichere Deine Musik
Ist es in Deiner DJ-Karriere schon mal vorgekommen, dass Dir Platten/CDs verloren gingen, oder sie Dir gar gestohlen wurde? Ein ähnliches Gefühl ist es, wenn der Rechner weg ist. Sei es durch einen Trottel, der sein Bier darüber vergießt oder die Festplatte einfach abraucht, ohne, dass es eine Fremdeinwirkung gab. Ich kenne sogar jemanden, der erst nach der Abfahrt merkte, dass aus irgendeinem Grund sein Auflege-Rechner auf dem Autodach lag 😀
Fakt ist, dass dann das Herzstück, nämlich all Deine Musik, für immer weg ist. Und es muss ein Wunder geschehen, um das Rückgängig zu machen.
Mache deswegen regelmäßig Backups auf eine oder mehrere externe Festplatten, die Du dann an einem sicheren Ort aufbewahrst! Externe Festplatten kosten heutzutage nicht mehr viel.
Und wer sich doppelt absichern möchte, kann seine Musik zusätzlich in der Cloud sichern. Wie das geht, erfährst Du in diesem Beispiel.
4. Ein Plan "B" kann Dich retten
Seine Musik gesichert zu haben ist gut, aber was ist mit der Hardware? Neben Rechner und Festplatte kann der Controller, die Soundkarte oder ein anderes Peripherie-Gerät in der Setup-Kette den Geist aufgeben, oder sporadisch ausfallen. Im schlimmsten Fall ist die Musik aus und Du stehst vor einer der peinlichsten Situationen als DJ. Wenn bei einem Vinyl- oder CD-DJ im Club die Hardware ausfällt, dann ist das meist das Problem des Clubs und es sind an dem Abend alle DJs betroffen. Wenn Du aber Dein eigenes Equipment mitbringst, dann bist Du der Affe, wenn es ausfällt. Um das zu verhindern, solltest Du einen Plan B haben, der einen solchen Ausfall überbrückt, oder gar komplett abdeckt. Sich ein komplett zweites Setup hinzustellen ist wohl in den meisten Fällen ein riesiger Aufwand, wenn Du nicht gerade einen privaten Kofferträger zur Seite hast. Aber wer hat das schon? Und warum sollte man dann überhaupt zu Digital wechseln? Und während des Ausfalls alle Kabel und Geräte zu überprüfen könnte eventuell die Stimmung weiter kippen lassen. Am besten ist es deshalb, wenn Du Musik auf eine alternative Weise abspielen kannst.
- Wenn CD-Player im Club stehen, dann brenn Dir eine Mix CD, oder vielleicht auch zwei, die Du schon vorher einlegen kannst. Wenn alles gut geht, kannst Du sie am Ende jemandem im Publikum schenken.
- Falls die CD-Player auch USB-Medien abspielen, dann habe einen bespielten USB-Stick als Backup dabei!
- Du hast ein Smartphone oder MP3-Player? Nimm es/ihn mit und vergiss das entsprechende Audio-Kabel nicht!
5. Vermeide Vinyl zu digitalisieren
Während meines Umstiegs von Vinyl auf Digital hatte ich die Vorstellung, meine persönlichen Hits von Schallplatte auf den Rechner zu bringen, damit ich auf gar keinen Fall auf sie verzichten müsste. Es hat sich schnell herausgestellt, dass die Digitalisierung der Tracks zwar relativ schnell erledigt war, man aber viel Zeit investieren musste, um den Sound durch Nachbearbeitung nur annähernd in die Richtung von heutigen digitalen Produktion zu bekommen. Und auch dann ist das Ergebnis soundmäßig immer mit Abweichungen verbunden, die im Mix nie wie gekauften digitalen Tracks klingen. Schau lieber, ob Du deine Lieblingstitel nicht auch in digitaler Form irgendwo einkaufen kannst. Das spart Zeit und Ärger. Es ist ja eigentlich auch eindeutig: Warum sollte ein digital produzierter Track, den man in seinen Frequenzen so beschneidet, damit er auf ein analoges Medium passt, am Ende wieder so klingen, als wäre er nicht beschnitten worden? Und dazu kommt dann noch der Qualitätsverlust durch Abnutzung, Verschmutzung und den restlichen Komponenten im Signalweg. Spar Dir diese Mühe, denn Deine Zeit ist zu kostbar!
6. Achte auf Qualität
Wenn Du digitale Musik abspielst, dann versuche ein Qualitätslevel zu halten, damit Du später im Mix keine zu großen Schwankungen in Lautstärke und Klang hast. D.h. achte beim Kauf darauf, dass Du Dich auf ein Format konzentrierst und eventuell auf ein Kompressionslevel. Ich spiele z.B. nur 320er MP3s und nichts, was darunter liegt. Für unkomprimiertes Material ist mir der Festplattenspeicher leider zu wertvoll und bei den heutigen Produktionen sind die Unterschiede zwischen einem 320er MP3- und WAV- oder AIFF File so verschwindend gering, so dass es schon ein geschultes Ohr sein muss, um die Unterschiede zu erkennen. Für welches Format und Level Du dich entscheidest, ist Deine persönliche Präferenz. Es sollte nur mit all dem kompatibel sein, das Du nutzt.
Übrigens denke ich, dass Youtube-Rips nichts mit professionellem Auflegen zu tun haben, da sie häufig Qualitätsschwankungen aufweisen und letztendlich ein Arschtritt für den Urheber sind.
7. Schalt alles unnötige ab
Ob Traktor, Serato, Virtual DJ oder eine andere Software, die meisten Anwendungen lassen es zu, dass partiell Elemente auf dem Bildschirm ausgeblendet werden können. Das schafft nicht nur Platz, wenn man eh mit einem kleinen Laptop auflegt, sondern es beruhigt auch das Auge, wenn nur die wichtigen Sachen zu sehen sind. Blende alles aus, was Du sowieso nicht benutzt oder nicht verstehst.
Brauchst Du eine Mixer-Sektion mit Fadern und Reglern? > Schau auf deinen Mixer oder Controller!
Brauchst Du 4 Decks auf dem Schirm, wenn Du nur 2 nutzt? > Weg damit!
Für den Anfang solltest Du es Dir so komfortable wie möglich gestalten. Wenn Du später raus hast, wie der Hase läuft und mehr willst, dann kann der Kram auch wieder zugeschaltet werden oder Du arbeitest mit Screen Setups, die die meisten DJ-Softwares ohnehin schon anbieten.
8. Verlasse Dich auf Deine Skills
Auch digitales Auflegen ist immer noch das, was es vorher war. Es ist Auflegen. Die technischen Spielereien mögen sich zwar verändert haben, aber die Basics des DJings sind gleich geblieben. Loops, Cue-Punkte, Effekte, Sampler und anderer Schnick-Schnack machen dich nicht zu einem besseren DJ. Sie sind lediglich Werkzeuge, die man einsetzen kann, um dem Wesentlichen einen individuellen Schliff zu verleihen. Du bist immer noch der, der für Unterhaltung sorgen soll. Dein Job ist es, das Publikum zu lesen und eine entsprechende Titelauswahl zu treffen. Es wird vielleicht in naher Zukunft neue Techniken geben, die unsere Verhaltensmuster kopieren werden, aber auch das wird nie der Garant für Stimmung sein. Du brauchst auch Deinen Workflow nicht verändern, wenn er bisher funktioniert hat. Das gilt vom Kauf und dem Vorbereiten der Musik über die Sortierung bis hin zum Mixing. Wenn es für Dich bereits funktioniert, dann behalte es bei!
Und was die Hardware betrifft:
Als Controller DJ wurde ich in der Vergangenheit von DJ Kollegen schon mal schief angesehen, wenn ich keine Platten mehr dabei hatte und deswegen in deren Augen nicht mehr "real" war. Aber ich habe noch nie erlebt, dass jemand aus dem Publikum gesagt hat: "Zu Musik aus einem Laptop tanze ich nicht". Letztendlich ist das Wesentliche doch das, was aus den Boxen kommt und nicht das, womit es abgespielt wird. Denke aber daran, dass Dein Erscheinungsbild und Deine Körpersprache Teile Deines Entertainments sind! Stress und überhöhte Konzentration gehen auf den Wohlfühlfaktor. Und das sieht man Dir in den meisten Fällen an.
Es könnte Dir vielleicht mal passieren, dass Dich jemand auf Dein Serato-Face anspricht 🙂 Wie man das vermeidet, kannst Du hier nachlesen!
Schlusswort
Ich kann mir gut vorstellen, dass ich Dir jetzt wahrscheinlich noch nicht alle Fragen beantwortet habe, aber das würde wahrscheinlich den Umfang dieses Beitrags sprengen, da jeder individuelle Vorstellungen zu diesem Thema hat. Ich hoffe jedoch, dass dieser Blogpost Dir dabei hilft einen ersten Ansatzpunkt zu finden, um einen Wechsel mit so wenig Hürden wie möglich zu nehmen.
Falls Du in diesem Post etwas nützliches für Dich gefunden hast oder jemanden kennst, dem dieser Beitrag helfen könnte, dann würde ich mich freuen, wenn Du ihn weiterleitest, teilst, kopierst oder anderweitig verbreitest!
Für Fragen oder Verbesserungsvorschläge, schreibe einfach unten einen Kommentar oder eine Mail an rob-b(at)dj-lab.de.
Vielen Dank, dass Du meinen Worten bis hierher gefolgt bist! Das ehrt mich sehr. Wäre es jetzt nicht auch interessant für Dich unseren Newsletter zu bekommen? Er ist kostenlos und hält Dich wöchentlich auf dem Laufenden.
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