Test: AlphaTheta – euphonia – Digitaler Rotary-DJ-Mixer

Die noch junge Marke AlphaTheta stellt mit dem 4-Kanal-Rotary-Mixer euphonia einen sehr edlen, digitalen DJ-Mixer vor. Das Gerät bietet Besonderheiten wie Transformatoren von Rupert Neve Designs, Rotary-Drehregler mit variablem Widerstand, einen Dreiband-Isolator und Effekte. Wir haben uns den außergewöhnlichen Boliden genauer angesehen. 

AlphaTheta euphonia

Der AlphaTheta euphonia ist solide konstruiert und optisch sehr ansprechend. Die Holzelemente an den Seiten unterstreichen die Ambition des Herstellers, das Gerät im Segment der edlen Rotary-Mixer zu platzieren. Das sauber verarbeitete Pult misst 429,2 x 331 x 119,9 mm und wiegt stolze 9,5 kg. Um Transportschäden zu vermeiden, empfiehlt sich der Kauf eines Transportkoffers. Der euphonia ist ein Vierkanal-Mischpult mit Drehreglern, Dreiband-Isolator, integrierten Effekten und einem Farbdisplay zur visuellen Mixunterstützung. Der Mixer aktiviert den Performance-Modus und die DVS-Steuerung in Rekordbox und kann auch mit Serato DJ Pro kombiniert werden, allerdings nur mit der entsprechenden Lizenz. Die unverbindliche Preisempfehlung für den AlphaTheta euphonia liegt bei 3799 Euro.

Kanalzüge

Die vier Kanalzüge des euphonia sind identisch ausgestattet und verfügen über Quellenwahlschalter, Trim-Potis und Dreiband-EQs. Zur optischen Pegelanzeige dienen 15-stufige LED-Ketten, und mit Send-Reglern können die Kanalsignale in den Effektweg eingeschleift werden. Ein Druck auf die beleuchteten Cue-Taster ermöglicht das Vorhören von Songs. Große Drehregler, deren Widerstand sich je nach Drehgeschwindigkeit verändert, dienen zum Mixen. Auf einen Crossfader hat der Hersteller AlphaTheta verzichtet.

Für die Mikrofonsignale bietet das Mischpult eine eigene Sektion mit Pegelsteller und Zweiband-EQ. Per Schalter kann bei Bedarf auch eine Talkover-Funktion aktiviert werden.

Master, Booth, Display

Im rechten oberen Bereich lassen sich die Lautstärken der Master- und Boothsignale individuell kontrollieren. Für die Boothsignale gibt es zusätzlich einen Zweiband-EQ. Das Farbdisplay visualisiert die Ausgangspegel der Kanäle sowie den Masterpegel und dient gleichzeitig als Spektrumanalyser. Es bietet zwei umschaltbare Darstellungen und kann im laufenden Betrieb über einen separaten Taster schnell in der Helligkeit angepasst werden. 

Isolator

Im linken oberen Bereich des euphonia befindet sich ein Dreiband-Isolator, der über drei große Potis gesteuert wird und alle Kanalsignale bearbeitet. Die Übergangsfrequenzen liegen bei 250 Hz und 3,5 kHz und die Anhebung kann zwischen 0 (nur Cut), 6 und 12 dB umgeschaltet werden.  Zusätzlich gibt es pro Band einen beleuchteten Send-Taster, der eine frequenzbandselektive Einspeisung in den Effektweg ermöglicht. Mehr dazu später im Praxisteil.

Effekte

Der AlphaTheta euphonia ist mit sechs Effekten ausgestattet, die über eine automatische BPM-Erkennung oder mittels manuell bestimmter Beats synchronisiert werden. Zur Auswahl stehen Hochpassfilter, Delay, Tape Echo, Echo Verb, Reverb und Shimmer (Hall/Reverb-Kombination aus dem Pioneer DJ DJM-V10). Je nach gewähltem Effekt stehen verschiedene Parameter wie Resonanz, Klangfarbe, Feedback sowie Nachhallzeit und Zeitquantisierung etc. zur Verfügung. Kurios: Der Time-Regler verhält sich physikalisch unterschiedlich, je nachdem, welcher Effekt verwendet wird. Bei einem Echo rastet er bei festen Zeitwerten hörbar ein, während er sich bei einem Hall ohne Rasterung drehen lässt.

Die Effekte umfassen eher klassische DJ-Effekte. Wer es experimenteller oder „moderner“ mag, kann alternativ ein externes Effektgerät einbinden.

Der euphonia bietet darüber hinaus noch einen weiteren Effektweg, der das komplette Master-Signal per externem Effektgerät bearbeiten kann.

Anschlüsse

Auf der Rückseite des Rotary-Mixers befinden sich zahlreiche analoge und digitale Anschlüsse. Die vier Kanalzüge sind mit analogen Phono- und Line-Eingängen ausgestattet und bieten zusätzlich digitale Eingänge für Mediaplayer wie den Pioneer CDJ-3000. Der Anschluss eines Mikrofons erfolgt über eine Combo-Buchse, für externe Effektgeräte stehen zwei Send- und Return-Schleifen mit Klinkenbuchsen zur Verfügung. Das Master-Signal wird über symmetrische XLR-Buchsen und zusätzlich über den Recording-Ausgang ausgegeben. Ein weiteres Klinkenpaar steht für den Anschluss eines Booth-Monitors zur Verfügung.     

Der euphonia ist zudem mit einem USB-C-Anschluss ausgestattet, der die Soundkartenfunktion des Mischpults nutzbar macht und das Auflegen mit Rekordbox und Serato DJ ermöglicht. Eine Besonderheit, die man nicht bei vielen Rotary-Mixern findet, da diese oft als rein analoge Geräte konzipiert sind. 

Praxis

Der AlphaTheta euphonia kann in verschiedenen Setups eingesetzt werden. Durch die umfangreiche Anschlussausstattung kann man zahlreiche Plattenspieler, Mediaplayer und Computer anschließen, sodass er auch in größeren Setups in Clubs oder auf Festivals von verschiedenen Künstler:innen eingesetzt werden kann, ohne dass die Geräte umständlich umgesteckt werden müssen. Die vorhandenen Master- und Booth-Ausgänge ermöglichen den problemlosen Anschluss einer PA. 

Der Mixer bietet ein sehr übersichtliches Layout und einen intuitiven Workflow. Erfahrene DJs dürften sich sehr schnell mit dem Gerät zurechtfinden. Die verbauten Drehregler mit variablem Drehwiderstand eignen sich für lange „organische“ Überblendungen von Tracks. Der euphonia richtet sich daher, wie alle Mixer seiner Art, in erster Linie an eine ausgewählte Gruppe von House- und Techno-DJs, die diesen Mixstil bevorzugen. Eingriffe in das Klangbild sind praxisgerecht mit den Dreiband-EQs möglich, die eine Absenkung der Frequenzen um 26 dB und eine Anhebung um 6 dB erlauben. 

Dreiband-Isolator

Die Kanalsignale des Mixers durchlaufen den Dreiband-Isolator, der zusätzliche Klangfärbungen ins Spiel bringt und sich zum Shapen von Hihats, Vocals oder zum Boosten von Bassdrums eignet. Je nach gewähltem Boost-Level fallen die Formungen unterschiedlich stark aus, ohne jemals unangenehm zu verzerren oder zu übersteuern. Natürlich sollte man immer die Ein- und Ausgangspegel im Auge behalten und die roten Bereiche möglichst meiden, was durch die zahlreichen optischen Hilfen (LED/Display) recht einfach möglich ist.

Mixen mit Effekten

Die Effekte des AlphaTheta Mixers haben uns sehr gut gefallen und sind so gewählt, dass sie dem Einsatzzweck des Gerätes entsprechen. Mit ihnen lassen sich die Mixübergänge klanglich unterstützen, um Spannungsbögen dynamisch aufzubauen. Dem Isolator kommt in Verbindung mit den Effekten eine besondere Rolle zu, da er frequenzspezifisches Einschleifen ermöglicht. Möchte man beispielsweise die Hihats eines Tracks mit einer Delay-Fahne versehen, selektiert man in der Effektsektion das Delay und aktiviert den Send-Button des Isolator-Höhenbandes. Durch Rechtsdrehen des Höhen-Potis werden nur die Hihats in den Effektweg geschickt. Wählt man für diesen Vorgang den Booth-Level „0“, findet keine Anhebung des Frequenzbandes statt und der Regler agiert wie ein Effekt-Send. Da das Mischpult digital arbeitet, entstehen keine unerwünschten Ein- und Ausschaltgeräusche bei der Aktivierung der Effekte oder anderen Funktionen. 

Klang

Der euphonia verwendet 32-Bit AD/DA-Wandler für die ein- und ausgehenden Signale sowie einen DSP, der mit 96 kHz/64 Bit arbeitet. Klangfärbende Transformatoren von Rupert Neve Designs, die dem Master-Ausgang nachgeschaltet sind, verleihen den Ausgangssignalen eine wirklich phänomenal klingende Obertonanreicherung. Natürlich kann man damit keine klanglich minderwertigen MP3-Dateien wieder zum Leben erwecken, aber Songs aus seriösen Online-Quellen, von Audio-CDs oder Vinyl profitieren merklich. Insgesamt klingt der Mixer druckvoll, aufgeräumt und nie harsch oder aufdringlich. Hier können wir nur dringend zu einer Hörsession im Fachhandel raten. 

Alternativen

• Superstereo DN78LXADB
• Ecler Warm 4
• Varia Instruments RDM40