Test: Polyend Play+ – Überarbeitete All-in-one-Groovebox

Test: Polyend Play+ – Überarbeitete All-in-one-Groovebox

Tests. 18. August 2024 | 4,7 / 5,0

Geschrieben von:
Pascal Blunk

Mit dem Polyend Play+ erscheint nur knapp ein Jahr nach Release des Polyend Play eine neue, überarbeitete Version der sample-basierten Groovebox. Dabei kommt die verbesserte Version nicht nur mit einer Unterstützung von Stereo-Samples daher, sondern bietet auch eine vollkommen neue interne Synth Engine. Ob sich ein Upgrade auf das Play+ für Besitzer:innen des 2022 vorgestellten Polyend Play lohnt und welche Version sich am besten für Neulinge eignet, wird sich in diesem Test zeigen.

Quick Facts

  • All-in-one-Groovebox
  • Unterstützung von Stereo-Samples
  • 4 neue interne Synth-Engines mit umfangreicher Preset-Auswahl
  • 8 Sample- & 8 Synth/Midi-Tracks
  • Übersichtlicher Sequencer dank 8 x 20 Pad-Matrix

Verarbeitung und Haptik

Am äußeren Erscheinungsbild kann das Polyend Play+ keinerlei Veränderungen zum Vorgängermodell aufweisen. Es besitzt ebenfalls die Abmessungen von 27,5 x 21,25 x 3,75 cm und wiegt rund 1,8 kg. Mit einer Frontplatte aus Metall und einem robusten Kunststoff-Gehäuse macht das Polyend Play+ nicht nur einen schicken und stabilen Eindruck, es fühlt sich auch hochwertig an. Dank seiner kleinen Maße und dem recht geringen Gewicht ist es daher auch sehr portabel und lässt sich problemlos in einem Rucksack verstauen, um auch unterwegs kreativ werden zu können.

Da das Gerät über einen USB-C-Port auf der Rückseite mit Strom versorgt wird, kann es nicht nur über den beiliegenden Steckdosenadapter betrieben werden, sondern bietet auch die Möglichkeit, einfach eine mobile Powerbank oder ein Laptop als Stromquelle zu nutzen. Zur Konnektivität mit anderen Geräten sind ein 3,5-mm-Klinken-MIDI-Eingang und -Ausgang vorhanden, dem Gerät liegt dabei aber nur ein Adapter auf 5-pol DIN-Buchse bei, falls also MIDI-Eingang und -Ausgang zeitgleich genutzt werden sollen, wird hier noch ein weiterer Adapter benötigt. Als Audio-Ausgang ist ein 3,5-mm-Stereo-Klicken-Anschluss verbaut, über den ebenfalls beiliegenden Adapter stehen aber auch zwei 6,35-mm-Mono-Klinken-Anschlüsse zur Verfügung.

Das Polyend Play+ kommt inklusive einer 16 GB großen Micro-SD-Karte. Sie beinhaltet mehrere Sample Packs mit insgesamt 3000 Samples, wobei einige sowohl in Mono- als auch Stereo-Varianten zur Auswahl stehen. Der Micro-SD-Slot befindet sich wie schon die Audio- und MIDI-Anschlüsse auf der Rückseite des Geräts.

Alle Bedienelemente, wie die 15 touch-sensitiven Encoder, 8 x 20 Pad-Buttons, 11 Taster und der gerasterte Push-Encoder sind hochwertig verarbeitet und lassen sich angenehm bedienen. Gerade die Taster fühlen und hören sich dank ihres mechanischen Charakters sehr ansprechend an, wodurch die Arbeit mit ihnen sehr viel Freude bereitet. Die touch-sensitiven Endlos-Encoder besitzen beim Drehen einen leichten Widerstand, wodurch recht präzise Einstellungen mit ihnen möglich sind.

Trotz fehlender Velocity-Sensitivität besitzen auch die RGB-beleuchteten Pads einen angenehmen Druckpunkt und ermöglichen einen guten Workflow. Im Vergleich zu Konkurrenzprodukten fallen diese durch die große 8 x 20 Pad-Matrix zwar relativ klein aus, lassen sich nach kurzer Eingewöhnung aber dennoch sehr gut bedienen.

Dank des 6 x 4,5 cm großen hochauflösenden Farbdisplays lassen sich Parameter jederzeit übersichtlich ablesen. Es ist damit eine intuitive und sinnvolle Ergänzung zum Workflow, wenn auch gelegentlich etwas Menü-Diving notwendig ist. Die Helligkeit des Displays lässt sich dabei in den Einstellungen anpassen, sollte das Polyend Play+ jedoch bei direktem Sonneneinfall unter freiem Himmel verwendet werden, kann es durchaus schwierig werden, das Display oder die RGB beleuchteten Pads zu erkennen.

Das interne Audio-Interface bietet neben dem 3,5-mm-Stereo-Klinken-Ausgang auch die Möglichkeit, über die USB-Verbindung bis zu 14 Stereo-Spuren direkt an die DAW zu senden. Dadurch können problemlos die Einzelspuren des Polyend Play+ aufgezeichnet werden, um sie später in der DAW abmischen und finalisieren zu können.

Polyend Play+ von vorne oben.
Das Polyend Play+ ist eine All-in-one-Groovebox mit Stereo-Sample-Support und integrierten Synth-Engines.

Was ist neu im Play+?

Die großen Unterschiede des Polyend Play+ zum Vorgängermodell Play sind die neuen integrierten Synth-Engines, der Stereo-Sample-Support und das Multitrack-Recording über den USB-C-Anschluss. Äußerlich unterscheidet sich das Polyend Play+ hingegen nicht vom Vorgängermodell. 

Die Synth-Engines sind nun Teil des MIDI-Sequenzers und lassen sich parallel zu den extern angesteuerten MIDI-Geräten über die acht MIDI-Tracks sequenzieren. Es können dabei drei Synth-Slots individuell konfiguriert und im Sequencer programmiert oder live eingespielt werden. Die Synth-Engines sind dabei vielseitig einsetzbar – wie gut sie sich im Sound-Test machen, zeigt der Abschnitt “Synths & Midi”.

Mit der neuen Stereo-Sample-Unterstützung können mit dem Polyend Play+ nun auch vollwertigere Tracks produziert werden, ohne nur durch Hall und Delay Stereo-Informationen zu erhalten.

Da das Polyend Play+ den gleichen internen Speicher für den Projekt-Sample-Pool wie bereits das Play besitzt, kann das Verwenden von Stereo-Samples die Pool-Größe beeinflussen. So können insgesamt sechs Minuten Mono-Sample-Material, aber nur drei Minuten Stereo-Sample-Material pro Projekt verwendet werden.

Dank des neuen Multi-Trackings über die USB-Verbindung können die am Gerät produzierten Tracks auch endlich professionell in der DAW nachbearbeitet werden. Dadurch eignet sich das Polyend Play+ jetzt auch viel mehr als sinnvolles Produktions-Tool im Studio als noch das Vorgängermodell. Nun können 14 Stereo-Spuren direkt vom Gerät an die DAW gesendet werden, um so die Einzelspuren aufnehmen und anschließend bearbeiten zu können.

Interface

Das Interface des Polyend Play+ ist optisch logisch aufgebaut, trotz eindeutiger Beschriftungen der Taster und Encoder ist aber etwas Einarbeitungszeit notwendig, bis die volle Funktionsweise verinnerlicht ist. Die verschiedenen Bedienelemente besitzen dabei jeweils zwei Funktionen, die durch eine klare Beschriftung gekennzeichnet sind. Da sich der Aufbau des Gerätes im Vergleich zum Vorgänger-Modell äußerlich keineswegs unterscheidet, sind jedoch keine klaren Beschriftungen für die Verwendung der neu hinzugekommenen Synth-Engines vorhanden.

Die Bedienung dieser wurde aber sinnvoll in die vorhandenen Bedienelemente integriert, benötigt aber durch die fehlende zusätzliche Beschriftung ebenfalls etwas Einarbeitungszeit, um sie vollständig zu verinnerlichen.

Das Interface des Polyend Play+ ist dabei grob in vier Segmente aufgeteilt. In der oberen linken Ecke befinden sich unterhalb des Displays die allgemeinen Transportfunktionen, das Menü und der gerasterte Push-Encoder für die Navigation. Das Display zeigt dabei meist die zwei steuerbaren Parameter an. Über die beiden Taster links vom Display kann anschließend ausgewählt werden, welcher der beiden Parameter gerade angesteuert werden soll.

Dank der Touch-Sensitivität reicht eine einfache Berührung der Encoder aus, um die zugehörigen Parameter auszuwählen. Alternativ kann hier auch der Push-Encoder dank Rasterung für präzisere Einstellungen verwendet werden. Unterhalb des Displays befinden sich schließlich noch die typischen Transportfunktionen wie Live-Recording, Play/Pause und der Perform-Modus.

Die 15 Endlos-Encoder bilden anschließend das zweite Segment, in dem sich die einzelnen Parameter auswählen und steuern lassen. Dank der Doppelbelegung der Regler und der zumindest für die Sample-Bearbeitung eindeutigen Beschriftung, lassen sich hier schnell und einfach recht umfangreiche Parametereinstellungen vornehmen. Nach einfachem Antippen eines Encoders sind auf dem Display sofort die zugehörigen Parameter ersichtlich.

Durch doppeltes Antippen kann zusätzlich schnell zwischen der Doppelbelegung umgeschaltet werden, in der Praxis ist diese Funktion aber oft eher störend als praktisch, da sie häufig versehentlich ausgelöst wird. In den Einstellungen lässt sich diese Funktion aber glücklicherweise einfach deaktivieren.

Die sechs Taster in der oberen rechten Ecke bilden das dritte Segment, in welchem sich unter anderem die Funktion und Ansicht der Pad-Matrix umschalten lässt. Außerdem befinden sich hier nützliche Funktionen wie Save, Copy, Delete und Shift. Welche Shift-Funktion einen Button beinhaltet, ist dabei ebenfalls durch die Beschriftung oder im Falle der Transport-Taster über das Display ersichtlich. Zusätzlich befindet sich in diesem Segment die generative Fill-Funktion, welche nicht nur für einfache Fills, sondern auch für komplexere Grid-Ideen sinnvoll eingesetzt werden kann.

Das letzte und größte Segment bildet anschließend die 8 x 20 Pad-Matrix. Diese lässt sich wiederum in zwei Bereiche, den Grid-Sequencer und dieTrack-Funktionen, aufteilen. Im 8 x 16 Pad großen Grid-Sequencer lassen sich nicht nur die Sample- und Synth-Sequenzen erstellen und bearbeiten, beim Aktivieren des Performance-Modus können hierüber auch die Performance-Effekte verwendet werden. Die restlichen 8 x 4 Pads am rechten Rand bieten dabei die jeweiligen Trackfunktionen Mute, Solo, Variation und Select für die im Sequencer erstellten Tracks.

Dank der dedizierten Bereiche für Sequencing, Parameterbearbeitung und  Transportfunktionen bietet das Polyend Play+ einen klaren und zielorientierten Workflow. Die Einarbeitung in die Funktionsweise des Geräts ist dabei aber durchaus zeitintensiver als bei anderen Grooveboxen. Ist der Workflow erstmal verinnerlicht, bietet das Polyend Play+ aber jede Menge kreativen Spielraum für Produktionen und Live-Performances.

Polyend Play+ Anschlüsse.

Polyend Play+: Samples

Da das Polyend Play+ keinerlei Input für externes Audio besitzt, können nur die Samples der SD-Karte genutzt werden und es ist kein weiteres Sampling oder Resampling möglich. Neben den mitgelieferten Samples der SD-Karte können aber natürlich auch eigene Samples auf die Karte geladen werden. Die Groovebox arbeitet mit 16 Bit bei 44,1 kHz, da das Gerät beim Laden alle Samples automatisch konvertiert, sind auch WAV-Dateien mit höheren Bit- und Abtastraten kein Problem.

Nach dem Erstellen eines neuen Projekts müssen zunächst Samples in den Sample-Pool auf den internen Speicher geladen werden. Es ist dabei Platz für insgesamt bis zu 255 Samples pro Projekt. Die maximale Sample-Dauer liegt für Mono-Samples bei sechs Minuten und für Stereo-Samples bei drei Minuten. Ungenutzte Samples können jederzeit auch wieder aus dem Sample-Pool entfernt werden, um Platz für andere Sounds zu schaffen.

Für die Soundmanipulation der Samples ist neben Volume und Panorama mit Start- und Endpunkt, Pitch-Einstellungen inklusive Microtuning und Attack- und Decay-Zeiten vieles, wenn auch nichts Außergewöhnliches möglich. Über die Start- und Endpunkt-Einstellungen des Samples kann dabei auch eine Reverse-Funktion erzielt werden. Für die weitere Bearbeitung steht noch ein DJ-Style-Filter mit einstellbarer Resonanz und Distortion in Form von Overdrive und einem Bitcrusher zur Verfügung.

Um den Samples noch etwas mehr Charakter verleihen zu können, sind neben einem Overdrive und Bitcrusher natürlich auch unterschiedliche Reverb- und Delay-Einstellungen mit von der Partie. Dabei sind nicht nur viele verschiedene Presets für Reverb und Delay vorhanden, es kann jeweils auch ein Custom-Preset mit eigenen Parametern erstellt werden. Alle Effekte klingen dabei recht ordentlich, wer aber einen herausragenden Sound erwartet, wird hier leider enttäuscht. Der Bitcrusher klingt, wie man es von ihm erwartet, wobei der Overdrive hingegen auch bei Maximaleinstellungen oft recht wenig Auswirkungen auf den Sound hat.

Zur Bearbeitung der Summe gibt es anschließend noch die Limiter- und Saturation-Einstellungen. Auch hier stehen viele Presets inklusive einem konfigurierbaren Custom-Preset zur Auswahl. Darunter sind auch verschiedene Sidechain-Optionen für den Limiter, welche von subtilem Ducking bis hin zu starkem Pump-Effekt reichen können.

Die mitgelieferten Sample Packs sind sinnvoll aufgeteilt und es ist für jedes Genre etwas dabei. Einige Sample Packs gibt es im Gegensatz zum Vorgänger nun auch in einer Stereo-Variante. Alle Samples klingen dabei sehr hochwertig und bringen genügen Abwechslung für jede Art von Produktion mit sich. Für ein neues Projekt können dabei entweder ein ganzes Sample Pack, ein Unterordner eines Packs, wie zum Beispiel nur die Kicks, oder einzelne Samples in den Projekt-Pool geladen werden.

Synths & MIDI

Mit den neu integrierten Synth-Engines erhält das Polyend Play+ eine weitere Dimension an Soundmöglichkeiten. Wie bereits bei den Samples stehen aber auch hier nur die typischen Optionen zur Soundmanipulation, wie Filter und Envelopes zur Auswahl. Dank der verschiedenen Engines ist aber dennoch recht abwechslungsreiches Sounddesign möglich.

Zur Auswahl stehen dabei die Engines, ACD, FAT, VAP und WTFM. Die ACD-Engine ist auf typische monophone Acid-Sounds à la 303 spezialisiert und bietet daher so einige passende Presets für diesen Style. Mit der FAT-Engine entfaltet das Play+ einen virtuell-analogen Vintage-Sound, welcher typische Presets klassischer Synthesizer mit sich bringt. Die VAP-Engine basiert auf einem virtuell-analogen Dual-Oszillator und bringt damit recht abwechslungsreiche Presets mit sich. Zu guter Letzt bietet die WTFM-Engine zwei Wavetable-FM-Operatoren mit jeder Menge Einstellungen für die Frequenzmodulation.

Die Auswahl der Synth-Engine deckt damit viele Soundmöglichkeiten ab, um sich kreativ austoben zu können. Für den finalen Touch können natürlich auch die Synths mit Reverb und Delay versehen werden. Overdrive und Bitcrush sowie die Effekte des Performance-Modus lassen sich aber nicht auf die Synths anwenden. Zumindest die Verwendung der Performance-Effekte soll mit einem Software-Update nachträglich ermöglicht werden. Nach aktuellem Stand ist dies aber leider noch nicht der Fall.

Insgesamt teilen sich die drei Synth-Slots 8-fache Polyphonie, welche in den Einstellungen auf die Synth-Slots aufgeteilt werden können. Es ist also möglich, alle acht Tracks gleichzeitig zu verwenden, um beispielsweise Chords zu erstellen. Es gibt aber auch eine eigene Chord-Funktion, mit der sich ganze Akkorde mit nur einem Track umsetzen lassen. Durch die fehlende Beschriftung am “Sample Start”-Encoder muss nach dieser Funktion aber meist erstmal gesucht werden.

Abseits der kleineren Bedienungsprobleme stellen die neuen Synth-Engines aber durchaus eine sehr zufriedenstellende Neuerung dar. Sie bieten, wenn auch nur durch Menü-Diving, eine gute Auswahl an Bearbeitungsmöglichkeiten, wodurch für eine handliche Groovebox recht vielseitiges Sounddesign möglich ist. Dabei können unterschiedliche Oszillatoren zusammengemischt, Filter- und Envelope-Einstellungen vorgenommen und LFOs für Modulationen verwendet werden.

Aber auch die Auswahl an vorhanden Presets ist dabei durchaus vielseitig und bietet abwechslungsreiche Sounds. Die vier Synth-Engines klingen allesamt hochwertig, wenn auch nicht außergewöhnlich, und besitzen jeweils einen eigenen Charakter für spezifische Sounds.

Wie bereits im Vorgängermodell kann noch immer neben den neuen internen Synths auch externe Hardware über den Sequencer angesteuert werden. Dafür wird anstelle eines der drei Synth-Slots einfach die gewünschte MIDI-Spur ausgewählt, die anschließend über das Grid genau wie die Synths sequenziert werden kann. Dabei stehen jeweils 16 Kanäle für den MIDI- oder USB-Ausgang zur Verfügung. 

Polyend Play+: Sequenzer

Der Sequencer bietet mit jeweils acht Tracks für Samples und MIDI genügend Möglichkeiten für komplexe Sequenzen. Es können zahlreiche Patterns und Variations erstellt werden, wodurch problemlos dank Pattern-Chaining ganze Tracks arrangiert werden können. Die Navigation zwischen den einzelnen Variationen und Patterns läuft dabei flüssig von der Hand, wodurch ordentlich Spielraum für kreative Performances entsteht.

Das Polyend Play+ besitzt zwei separate Seqencer-Ansichten, wobei eine die sample-basierten Sequenzen und eine die MIDI/Synth-Sequenzen anzeigt. Damit sind also jeweils acht Tracks für Sample- und MIDI/Synth-Sequenzen vorhanden. Beide Ansichten werden dabei gleichermaßen gesteuert und durch eine unterschiedliche Farbe (Grün für Samples, Lila für MIDI/Synths) der rechts vom Grid liegenden Trackfunktions-Buttons gekennzeichnet. Über Shift + Patterns lässt sich dabei einfach zwischen den beiden Ansichten umschalten.

Sequenzen lassen sich über das 8 x 16 Grid schnell und übersichtlich erstellen. Die einzelnen Tracklängen und Abspielgeschwindigkeiten können unabhängig voneinander eingestellt werden, wodurch auch Polyrhytmen möglich sind. Die maximal Länge kann dabei auf bis zu 64 Steps verlängert werden. Die einzelnen Tracks sind nicht auf ein einziges Sample beziehungsweise einen einzelnen Synth begrenzt, es können auch unterschiedliche Samples in nur einem Track verwendet werden.

Jeder Step eines Tracks kann also einen eigenen Sound mit eigenen Parametereinstellungen beherbergen. Damit können zwar sehr komplexe Sequenzen umgesetzt werden und es erhöht den theoretisch möglichen Track-Count auf weit über acht, doch leidet die Übersicht sehr schnell darunter, da unterschiedliche Samples und Parameter nicht unmittelbar am Grid erkennbar sind.

Während in der Sample-Ansicht problemlos alle acht Tracks mit jeweils einem oder mehr Samples versehen werden können, bietet die MIDI/Synth-Ansicht lediglich drei Synth-Slots. Auch wenn die vier integrierten Synth-Engines mit einer recht großen Auswahl an Presets daherkommen, können immer nur drei unterschiedliche Synth-Sounds in einem Projekt verwendet werden. Daher werden selten alle acht Tracks verwendet, lediglich beim Ansteuern externer Hardware können auch mal die acht Tracks benötigt werden.

Da es sich um polyphone Synths handelt, kann aber natürlich auch ein einziger Synth-Sound sowohl für Bass, Akkorde und Melodie auf unterschiedlichen Tracks verwendet werden. Dabei wirken sich allerdings jegliche Änderungen am Synth-Sound auf alle Steps aus, auf denen dieser Synth-Sound verwendet wird.

In beiden Ansichten bietet jeder Track bis zu 16 Variationen, die ähnlich wie zum Beispiel Clips aus Ableton funktionieren. Die Variationen können gerade bei Live-Performances sehr gut zum Einsatz kommen, da sie jeweils eine eigene Sequenz beinhalten können. Dank der vielfältigen generativen Funktionen des Polyend Play+ laden sie auch zum Herumprobieren ein, da sich eine Variation einfach kopieren lässt und anschließend mit der Fill- oder Randomize-Funktion zu etwas vollkommen Neuem verändern lässt.

Die generativen Möglichkeiten sind ein großer Teil des Play+ und machen das Songwriting und Performen mit ihm zu etwas Besonderem. So lassen sich nicht nur einfach abwechlungsreiche Hi-Hats durch zufällige Samples pro Step, unterschiedliche Sample-Längen und -Pitches, Step-Wahrscheinlichkeiten oder Track-Play-Modes erstellen, es können beispielsweise auch polyrhythmische Soundscapes mit zufällig platzierten Steps und Sounds kreiert werden. Damit ist von einfachen Beats bis hin zu sehr experimenteller Musik wirklich alles möglich. Die generativen Funktionen bieten aber auch eine ideale Inspirationsquelle und können so für abwechslungsreichere und interessantere Produktionen sorgen.

Polyend Play+ Detailansicht.

Polyend Play+: Workflow

Die Arbeit mit dem Polyend Play+ macht Spaß und ist nach einer gewissen Einarbeitungsphase durchaus intuitiv und geht schnell von der Hand. Da der Aufbau des Geräts klar und durchdacht strukturiert ist, können Ideen schnell und zielorientiert umgesetzt werden. Dank der zahlreichen generativen Features geht einem nie die Inspiration aus und es kann stets zu unvorhersehbaren und ungeplanten Ergebnissen kommen. Dadurch können die eigenen Produktionen deutlich interessanter und kreativer ausfallen, als wenn sie nur in der DAW oder anderen Grooveboxen umgesetzt werden.

Der Workflow hat an manchen Stellen aber auch ein paar kleine Problemzonen. Diese entstehen vor allem durch die im Play+ neu hinzugekommenen internen Synth-Engines. Da sich das äußere Erscheinungsbild zum Vorgänger nicht verändert hat, besitzen die neuen Synths auch keinerlei Parameterbeschriftungen an den Encodern. Dadurch wirken die Parametereinstellungen dieser deutlich klobiger als die Bearbeitung der Samples.

Während des Tests kam es zusätzlich immer wieder zu Momenten, in denen es schwer war nachzuvollziehen, warum etwas nicht wie erwartet funktioniert. Gerade zu Anfang kam es immer wieder zu Situationen, in denen ungewollt etwas anderes bearbeitet wurde, als geplant. Diese Momente lassen sich aber in der Regel auf die anfänglich langsame Lernkurve zurückführen. Dennoch können gerade solche Momente zu Beginn etwas frustrierend sein.

Performance-Features

Das Polyend Play+ bietet im Performance-Modus zahlreiche kreative Effekte. Der Grid-Sequencer wandelt sich beim Aktivieren des Performance-Modus in ein Effekt-Grid um. Hier lassen sich anschließend zahlreiche Effekte sowohl einzeln als auch in Kombination aktivieren und deaktivieren. Welchen Effekt die jeweiligen Pads allerdings beinhalten, wird erst über das Display ersichtlich, sobald ein Pad gedrückt wird. Um präzise Effekt-Performances auszuführen, ist hier also auswendig lernen angesagt. Da die verschiedenen Effekte aber recht sinnvoll verteilt und durch unterschiedliche Farbbereiche gekennzeichnet sind, sollte auch das nach kurzer Einarbeitungszeit kein Problem mehr darstellen.

Die verschiedenen Effekte sind grundlegend auf die Spalten aufgeteilt. Alle Pads einer Spalte besitzen den gleichen Effekt mit jeweils unterschiedlichen Parametern. So bieten die ersten vier Spalten beispielsweise stufenweise verschieden Pitch- und Filter-Einstellungen. Die Effekte anderer Spalten hingegen besitzen auch komplexe Fills, bei denen die ausgewählten Tracks zum Beispiel rhythmisch geloopt und gleichzeitig in der Lautstärke und im Pitch verändert werden.

Damit sind also durchaus vielfältige Performance-Effekte vorhanden. Aktiviert werden die Effekte dabei durch das Drücken der Pads. Wird das Pad nur kurz angetippt, bleibt der Effekt aktiviert und muss durch erneutes Betätigen deaktiviert werden. Wird ein Pad hingegen länger gedrückt, bleibt der Effekt nur solange aktiv, wie das Pad gehalten wird.

Das klingt zwar nach einer sinnvollen Funktionsweise, sorgt aber bei Live-Performances gelegentlich für Situationen, in denen ein Effekt länger als gewollt aktiviert bleibt, da das kurze Gedrückthalten eines Pads manchmal nur den Effekt aktiviert, dieser beim Loslassen aber nicht wie gewünscht wieder deaktiviert wird. 

Neben den Effekten im Performance-Modus können natürlich auch alle Parameter-Encoder ideal für eine Live-Performance verwendet werden. Hier ist vor allem der Einsatz von Variationen sinnvoll, um schnell zur unveränderten Sequenz zurückspringen zu können. Dazu kann einfach eine Variation durch Gedrückthalten des Pads und anschließendem Antippen eines anderen Pads kopiert werden.

Danach können sämtliche Parameter bis zur Absurdität verändert werden, um anschließend zur unbearbeiteten Variation zurückspringen zu können. Dadurch sind nicht nur sehr abwechslungsreiche, sondern auch sehr experimentelle Performances möglich.

Dank der 8 x 16 großen Matrix für Patterns kann auch eine große Sammlung an unterschiedlichen Sequenzen für eine Performance vorbereitet werden. Dank des Pattern-Chaining, das einzelne Patterns nach und nach abspielt, können nicht nur ganze Tracks geplant werden, es bleibt auch während der Performance mehr Zeit für kreative Bearbeitungen und Effekte.

Alternativen

Fazit

Das Polyend Play+ ist durch und durch eine solide Groovebox mit einem recht großen Funktionsumfang. Gerade durch die vielen generativen Tools sticht es aus dem Groovebox-Angebot hervor. Dank abwechslungsreicher Performance-Möglichkeiten und die zahlreichen MIDI-Optionen eignet es sich sehr gut als zentrales Steuerelement für eine Live-Performance. Die im Play+ neu hinzugekommenen Features machen die Groovebox vor allem für Produktions- und Studio-Arbeiten deutlich ansprechender, als noch das Vorgängermodell. Dabei macht in erster Linie das neue Multi-Tracking über USB den Unterschied. Wer die Groovebox also vorrangig zur Produktion im Studio nutzen möchte oder großen Wert auf integrierte Synths legt, sollte hier auf jeden Fall zur Play+ greifen. Für alle, die hingegen nach einer vielseitigen und portablen All-in-one-Groovebox suchen und in erster Linie mit Samples arbeiten wollen, stellt das Vorgängermodell für 499 Euro den besseren Deal dar. Alles in allem bekommt man mit dem Polyend Play+ für 799 Euro aber eine durchaus lohnenswerte und vielseitige All-in-one-Groovebox.

Gesamtwertung:
4,0 von 5,0
Qualität:  
4,5 von 5,0
Klang:  
4,0 von 5,0
Preis-Leistung:  
4,0 von 5,0

Pro

Guter Funktionsumfang für eine All-in-one-Groovebox
Stereo-Samples
Vielseitige Synth-Engines
Hochwertige Verarbeitung
Multi-Tracking über USB

Kontra

Fehlende Beschriftung der Encoder zur Synth-Bearbeitung
Zu simple Soundbearbeitung für den Preis
Anfänglich langsame Lernkurve
Zu viel Menü-Diving beim Synth Sound Design

Preis:

746 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Polyend.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit All-In-One , groovebox , Play+ , Polyend , Stand-Alone

Deine
Meinung:
Test: Polyend Play+ – Überarbeitete All-in-one-Groovebox

Wie findest Du den Artikel?

ø: