Marlon Hoffstadt Essentials: Von Deep House bis zu Daddy Trance

Marlon Hoffstadt Essentials: Von Deep House bis zu Daddy Trance

Features. 28. September 2024 | 3,5 / 5,0

Geschrieben von:
Christoph Benkeser

Marlon Hoffstadt ist gerade überall. Der Producer-DJ schreibt im Boiler Room an, zieht beim Tomorrowland ab, produziert Skibrillen-Techno. Vor ein paar Jahren hätte er darüber noch gesagt: Nee, sorry, ich will doch nur ein bisschen Party ohne Insta! Heute strecken sich bei seinen Sets so viele Handyhände durch, dass es doppelt umgekehrt ist: viel Party, noch mehr Insta.

Pink sieht nach Spaß aus. Und das erwarten sich alle, die ihr Taschengeld für eine Bauhauskette und zwei Gramm Freude eintauschen. Aktuell sind das circa alle unter 35. Deshalb muss Marlon manchmal peinliche Fragen zum Zustand von Techno beantworten, nur: Große Bühnen sind zwar nicht so underground und meistens eher anstrengend, aber Tiësto ist viel netter als dieser mies dreinblickende Berghain-DJ. Von daher: Yolo!

Diese Sinneswandlung ist nicht falsch, nur ehrlich. Und Marlon Hoffstadt ist ein ehrlicher Mensch. Einer, der verstanden hat, dass man aus 300 Deep-House-Platten die nächste Monatsmiete nicht quetschen kann. Außerdem weiß er ja von früher, wie das geht: Hits machen, Handys mobilisieren – Stil vor Talent stellen, damit die einen aufgeregt "Kommerz, Kommerz" rumbrüllen und der Rest zum ersten Mal Nelly Furtado in die Playlist steckt und dabei vor allem eines hat: Ehrlichen Spaß.

Furtado geht nämlich in der Marlon-Mischung immer. Drake ausnahmsweise auch. Und bei Kid Cudi haben zwar die letzten Millennialboomer eine Mischung aus Red Bull und Marlboro Gold in der Nase – mit Gebrauchsanweisung von Daddy Trance lassen sich aber sogar diese Geschmacksverwirrungen passabel eintüten. 

Schließlich verballert Marlon Hoffstadt keine Hits. Er dreht vorsichtig an den Sampleschrauben und pfuscht nicht leichtfertig mit dem Schlagbohrer rum. Oder, noch ein Bild: Während 99 Prozent von sogenanntem Trance so filigran wie eine Fleischerhand arbeitet, gehört Marlon zu dem einen Prozent, das den Bravo-Hits-Stapel mit eisernen Doktor-Bibber-Händen auseinanderdröselt. Feines Gespür also, für den Zeitgeist sowieso.

Das funktioniert inzwischen so gut, dass auf Line-up-Postern öfter mal die Klammer ausgepackt werden muss: SOLD OUT steht fett hinter dem Namen. Über 200.000 Follower auf Instagram sagen ja! Außerdem baut Marlon Hoffstadt mit Malugi die Feierfirma Club Heart Broken zur weltweiten Markenbotschaft aus. Demnächst erscheint 'Daddycation' – der Release zum Gesamterlebnis. Oder einfach nur das, was Marlon heute unter Techno versteht.

DJ Daddy Trance – Say It Right

Man kann Musik geil finden und dann glauben, dass man jetzt Kritiker ist und irgendwas davon versteht, weil man mal drei Semester Soziologie vergeudet hat.

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Oder man klaut einfach aus den Kommentaren, weil da ja alle alles sagen, was man wissen muss: Daddy Trance + Nelly Furtado = Bombe!

Paris Brightledge & Marlon Hoffstadt – Forgive You

Der Underground ist wie eine Sandkiste, die von ein paar Dreijährigen mit Plastikschaufeln bewacht wird. Man will da rein, beschäftigt sich mit den Regeln des Sandkastens, besorgt sich sogar eine Plastikschaufel, um endlich mitzubuddeln. Aber die Dreijährigen sagen immer wieder, sorry, heute nicht! Bis man nicht mehr hingeht, weil irgendwo ein neuer Kindergarten aufmacht.

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Der hat eine neue Sandkiste mit bunten Förmchen und einem Sieb. Alle sind froh und fröhlich, einige Kinder lachen sogar laut. Da merkt man, wie gut man es hat. Und man vergibt der Vergangenheit, sagt: Forgive You und kreuzt Daumen und Zeigefinger zu einem gebrochenen Herzchen.

DJ Daddy Trance – My Mama Dropped LSD in the 90’s 

Das ist sie, die Dancefloor-Daddycation: Man frittiert sich freitags die Synapsen, hackt bis Sonntag rum und ab Montag übernimmt wieder die Krankenkasse. Danach sieht man so aus wie im TikTok-Feed. Und fühlt sich auch so.

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Also plündert man nochmal den Medikamentenschrank. Und hört einfach nie wieder auf mit dem Spaß, den die Neunziger doch bestimmt gewesen sein müssen, oder? 

Malugi & Marlon Hoffstadt – Faster Alone

Ja, es gibt sie noch, die gute Musik. Erkennungsmerkmal: Hat man schon mal an Kindheitsnachmittagen gehört, auf der Playstation, bei Gran Turismo, Metal Gear oder eines dieser Games, die Branchenmagazine heutzutage als Kultklassiker ins Museum schieben. Jedenfalls war damals noch was in Ordnung, unter Umständen sogar die Welt: Man war ja jung und brauchte kein Geld.

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Nur ziemlich beste Freunde mit großen Flachbildfernsehern. Schon hatte man die beste Zeit. Inzwischen suchen wir sie alle verzweifelt auf Clubtoiletten und manchmal dauert das so lange, dass man gar nicht mehr checkt, ob das – Klammer auf, Masterpiece rein, Klammer zu – nicht doch ein großes Trauma ausgelöst hat.

Patrick Mason – Shred My Panties (Marlon Hoffstadt Edit)

Ach ja, Edits. Das musikalische Convenience Food für alle, die nicht stundenlang in einem ranzigen Kellergewölbe rumwackeln wollen, um mal so etwas wie eine – man mag es gar nicht laut sagen: Melodie zu fühlen. Hier ist dafür alles, überall, immer.

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Ein bisschen zu viel, sagen die, die es nicht mehr verstehen können. Oder: Der nächste einmalige Moment, den man nicht verpassen darf, wie jene behaupten, die es erst verstanden werden wissen.

Marlon Hoffstadt & Tender Games – Diskoteka Amore (Club Mix)

Campari Orange, Negroni auf Eis, Limoncello pur oder für die ganz Verrückten: Aperol Spritz. All das kann man sich unter dieser extravaganten Discokugel reinkippen, kurz die Augen schließen und so tun, als wäre man im Urlaub, in Italien, mit den Eltern und so weiter. Tender Games ist übrigens Marlon Hoffstadts Kumpel aus der, Zitat: Kommerzzeit.

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Das heißt, man hat schon mal gemeinsam das Mikro aufgestellt, um Kopfstimmenkrawall über Klavierkonzerte zu veranstalten. War so wie Halbpension am Hausmeisterstrand. Inzwischen hat man dazugelernt. Und fährt nur noch mit Hrrsn ins All-Inclusive-Paradies.

Veröffentlicht in Features und getaggt mit Berghain , boiler room , Club Heart Broken , Daddy Trance , Daddycation , dj , Drake , Instagram , Kid Cudi , Marlon Hoffstadt , Nelly Furtado , Party , Producer , Skibrillen-Techno , Techno , Tiësto , Tomorrowland , Trance

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