Sonicware aus Tokyo erweitern ihr Arsenal aus erschwinglichem und portablem Music Gear um einen Lofi Sampler mit integriertem Sequenzer. Lofi-12 heißt der neueste Spross der LIVEN-Serie und besticht mit Vintage-Sound in einer Auflösung von wahlweise 12 oder 16 Bit bei 4 Sekunden maximaler Sampling-Zeit. Hinzu kommen zahlreiche Möglichkeiten zur Sample-Bearbeitung sowie eine üppige Auswahl an Effekten, um die Klangschnipsel gebührend in Szene zu setzen. Wie sich Sonicware’s Lofi-12 in der Praxis schlägt, zeigt dieser Test.
Quick Facts
- 16 Bit, 12 kHz/24 kHz Sampling Engine mit 12 bit Modus
- Vier Sequencer Tracks mit Parameter- und Soundlocks
- 11 Effekte pro Track plus 8 Master FX
- Sample-Länge: 4 Sekunden/12 kHz bzw. 2 Sekunden/24kHz
- 80 Preset Samples und Speicherplatz für 128 User Sounds
Lofi-12: Verarbeitung und Haptik
So wie alle LIVEN-Geräte von Sonicware misst der Lofi-12 ebenfalls 297 x 176 x 48 mm und wiegt 790 g. Das Gehäuse samt Layout der Bedienelemente ist ebenfalls identisch zur Verwandtschaft gehalten und macht trotz Kunststoff einen grundsoliden Eindruck. Dass auch die Potis und die meisten Taster aus ziemlich hartem Kunststoff sind, dürfte LIVEN-Veteranen mittlerweile auch nicht mehr überraschen. Dank der gelungenen Mischung aus angenehm festem Drehwiderstand der Regler und der Leichtgängigkeit der Step- und Keyboard-Buttons macht die Bedienung des Lofi-12 durchaus Spaß.
Die Funktions-Buttons in der Mitte des Geräts sind aus relativ weichem Gummi und liefern haptische Abwechslung. Mit ihrer interaktiven Hintergrundbeleuchtung helfen sie außerdem bei der Orientierung durch den Workflow. Die vierstellige Digitalanzeige sorgt für noch mehr Überblick, indem sie den zuletzt geregelten Parameter anzeigt, auch wenn mit nur vier verfügbaren Zeichen nicht immer ganz ersichtlich ist, was die jeweilige Abkürzung bedeutet.
Lofi-12: Lieferumfang und Anschlüsse
Die LIVEN Geräte von Sonicware sind für die Nutzung unterwegs konzipiert. Mit optionalem Batteriebetrieb und integriertem Lautsprecher eignet sich auch Lofi-12 hervorragend für Jams on the road und portable Setups. Über die 3,5-mm-Klinkenstecker für Sync In und Out können beispielsweise Pocket Operator angeschlossen werden, wobei sich nicht nur Clock-Signale, sondern auch Audio via Sync versenden lassen. Das spart Kabel und hält den dedizierten Line In – ebenfalls im 3,5-mm-Klinkenformat – frei fürs Sampling.
MIDI In und Out nach Fünfpol-DIN sorgen für noch mehr Konnektivität, Miniklinken für Line Out sowie Phones und der DC In runden die Anschlusssektion des Lofi-12 ab. Wie von den anderen LIVEN-Kisten gewohnt, fehlt auch beim Lofi-12 das passende Netzteil, welches mit Center-Positive-Polarität und relativ kleinem Barrel so speziell ist, dass es meist dazugekauft werden muss. Abgesehen vom Instrument selbst befinden sich im Lieferumfang noch ein Papp-Overlay für die Sampling-Funktionen, eine Anleitung zur Garantie und ein QR-Code fürs Online Manual.
Lofi-12: Die Tracks
Lofi-12 besitzt vier identisch aufgebaute Tracks mit jeweils eigenem Multimode Filter und LFO. Das resonanzfähige Filter samt rudimentärer Hüllkurve kann wahlweise als Lowpass-, Highpass- oder Bandpassfilter arbeiteten, wobei für jeden Filtertyp drei Envelopes zur Auswahl stehen: Attack und Decay, nur Attack oder nur Decay. Zum Regeln der Hüllkurve gibt es Depth und Time Potis. Der LFO kann Filterfrequenz oder Pitch steuern, kennt LFO Delay und ist mit 18 verschiedenen Shapes erstaunlich vielseitig.
Ansonsten ist die Klangregelung des Lofi-12 recht überschaubar gehalten. Settings für Sample Start, Attack und Release, Panning, Volume, Velocity, Pitch Sweep und ein Send für den Master Reverb sind hands-on via Poti erreichbar. Mit etwas MenüDiving gibt es noch Parameter für Pitch und Transpose sowie einen Arpeggiator. Die 11 verschiedenen Track-FX werden im entsprechenden Kapitel weiter unten beschrieben, die Sample-Bearbeitungsfunktionen gibt es im Sampling-Teil.
Sampling mit dem Lofi-12
Mit nur einer Shift-Kombination wird Lofi-12 in den Sampler-Modus versetzt, wobei die benötigten Taster sogar ohne Overlay die entsprechende Beschriftung aufweisen. Das Aufnehmen von Samples geschieht ebenso intuitiv mittels Record Button und erlaubt so in Windeseile das Einspielen eigener Klangschnipsel. Bei der Auswahl des Sample Slots ist jedoch Vorsicht geboten, denn von den 128 Sample Speicherplätzen sind bereits 80 mit Preset-Sounds belegt, die von eigenen Samples überschrieben werden können.
Bei einer Auflösung von 24 kHz beträgt die maximale Sample-Zeit zwei Sekunden, bei 12 kHz vier Sekunden. Abgesehen vom Ändern der Tonhöhe sowie der Start- und Endpunkte, können Samples auch geloopt und rückwärts abgespielt werden. Die Loop-Points lassen sich sogar unabhängig vom Sample-Start bzw. -Ende einstellen, sodass beispielsweise der Attack des Sounds nur beim ersten Anspielen hörbar ist und der Decay weicher ausfällt.
Die Effekte des Lofi-12
Neben dem Multimode Filter stehen pro Track 11 verschiedene Effekte zur Verfügung, darunter Chorus,Flanger, Tremolo, Delay, Lowpassfilter, Highpassfilter, Bitcrush, Compressor, Distortion, Tilt EQ und Isolator. Dank der Extra-Filter lassen sich spannende Kaskadeneffekte mit dem regulären Multimode-Filter erzeugen, aber auch die anderen FX können sich hören lassen und sind eine super Ergänzung zu LFO und Co. Selbst wenn pro Effekt nur Amount und Speed justierbar sind, ist die schiere Auswahl ein wahrer Segen für die Klangerzeugung des Lofi-12, sodass auch "ausgelutschte" Samples immer wieder im neuen Gewand erscheinen können.
Das ist aber noch nicht alles, denn Sonicware haben außerdem einen Master Reverb mit acht spannenden Settings spendiert. Abgesehen von den gängigen Typen Room, Hall, Arena oder Plate gibt es die Infinity und Tunnel Reverbs, für besonders extreme Hallfahnen. Ein Vinyl- und ein Tape-Simulator runden die Palette an Master-Effekten ab und lassen sich gemäß Noise- und Wow-Flutter-Anteil steuern, sodass der Lofi-12 seinem Namen alle Ehre macht.
Der Sequenzer des Lofi-12
Der Sequenzer von Sonicwares Lofi-12 umfasst maximal 64 Steps und die Länge lässt sich für jeden der vier Tracks unabhängig einstellen. Neben der Step-Anzahl lässt sich auch die Step-Länge der vier Tracks individuell festlegen, wobei 11 verschiedene Subdivisions – von ganzer Note bis hin zu 32teln – zur Auswahl stehen. Außerdem gibt es eine überaus intuitive Pattern-Chaining-Funktion, jedoch fehlt die Möglichkeit, derartige Chains zu speichern. Apropos speichern: Bis zu 64 Patterns finden im Gerät Platz, abgesehen von den Preset Patterns auf den ersten 16 Slots bleiben also 48 übrig für eigene Sequenzen.
Als Performance-Effekte bietet Lofi-12’s Sequenzer Trig Probability mit Wahrscheinlichkeiten von 25 bis 100 Prozent, Stutter bzw. Beat Repeat und Random Playback. Letzteres Feature teilt die Sequenz in 1er-, 2er-, 4er-, 8er- oder 16er-Blöcke, die dann in zufälliger Reihenfolge wiedergegeben werden. Als Eingabemöglichkeiten gibt es wie immer Live- und Step-Recording. Beim Step-Recording wird zunächst der gewünschte Step ausgewählt, der dann über die Klaviatur mit Noten belegt wird.
Mit einer maximalen Polyphonie von 10 Stimmen können beispielsweise komplexe Akkorde programmiert werden, die sich dann mittels Copy/Paste in der Sequenz verteilen lassen. Theoretisch können auch polyphone Drumbeats auf nur einem Track realisiert werden, allerdings muss dazu das umständlich zu programmierende Soundlock-Feature herangezogen werden. Für Live-Aufnahmen gibt es zwar den Sound-Lock-Recording-Modus, dieser arbeitet jedoch ausschließlich monophon und quittiert das Scrollen durch die Samples mit einer Performance killenden Preview-Wiedergabe.
Bei einer Lofi Groovebox wäre ein Drumkit-Modus für Fingerdrumming schön gewesen. Außerdem quantisiert Sonicwares Lofi-12 jede Aufnahme, für laid-back Drums müssen Swing und der gleichnamige Laid-back-Parameter genügen. Letzterer regelt praktisch das Microtiming des Sample Playbacks, sodass via Parameter Locks jeder Step mit einer eigenen Verschiebung versehen werden müsste – ganz schön umständlich. Abgesehen von diesen Einschränkungen ist Lofi-12s Sequenzer erstaunlich vielseitig und kommt überraschend nahe an den Workflow von Elektron ran.
Lofi-12: Alternativen
Fazit
Insgesamt ist der Sonicware Lofi-12 definitiv eine der besseren LIVEN-Kisten. Das liegt vor allem daran, dass sich der sonst so umständliche Overlay-Workflow aufs Sampling reduziert und die wichtigsten Features der Groovebox vom primären Betriebsmodus aus erreichbar sind. Der 16- bzw. 12-it-Sound des Lofi-12 hat ordentlich Charme und besetzt eine klare Nische in der Produktpalette der Japaner. Das Sampling selbst funktioniert so intuitiv, dass nach minimaler Einarbeitungszeit sogar auf die Pappschablone verzichtet werden kann, solange keine detaillierte Bearbeitung der Aufnahme ansteht. Ein Drumkit-Modus oder unquantized Recording sind für Geräte dieser Art zwar nur schmerzlich verzichtbar, doch die vielen Effekte und der Sequenzer mit Parameter- und Soundlocks sind für Gear aus dem unteren Preissegment kaum zu toppen. Wer es portabel mag und sein Setup mit herrlich vibigen Vintage-Sounds ergänzen will, sollte den Sonicware Lofi-12 also definitiv auschecken.
Pro
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Authentischer Lo-Fi-Sound
Effektiver Sequenzer dank Sound- und Parameterlocks
Intuitives Sampling
Kontra
Kein Netzteil im Lieferumfang
Kein unquantized Recording
Verschiedene Drumsounds pro Track nur via Soundlocks
Preis:
279 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Sonicware.
0 Kommentare zu "Test: Sonicware LIVEN Lofi-12 – Groovebox und Sampler"