DJ LAB Jahrescharts: Die besten Alben aus 2024
Alben sind ein konzipiertes Gesamtes, in dem jedes Element bewusst platziert wird und in Wechselwirkung mit den anderen tritt. Der Fokus liegt im Gegensatz zu einem Mix vermehrt auf den einzelnen Stücken: Zwar kann auch das Album von Anfang bis Ende durchgehört werden, es funktioniert aber auch unabhängig von der so wichtigen Dramaturgie eines Sets. Auch wenn Tiktok, Spotify und Co. den Trend Richtung kurze Tracks und höhere Releasefrequenz schieben und dadurch das Album an sich weniger wichtig werden zu scheint, ist es doch aus elektronischer Musik nicht wegzudenken, wie unsere zehn liebsten LPs in 2024 zeigen.
RZWD – Gaps [Moniker Eggplant]
Christoph: "Bitte schreib was, was Bock auf die Musik macht, schreibt der Chef. Und du schreibst, ja klar. Weil ja alles klar ist – herausragende Musik, großartige Kassette und erst das Feedback aus dem Publikum. Das sagt lauter schöne Dinge, die man sagt, wenn sich Jazzmusikanten in die Berghainschlange drängeln. Und man schon so leicht einen drin hat."
Mount Kimbie – The Sunset Violent [Warp Records]
Wencke: "Zu diesem Album kehrte ich das ganze Jahr über wieder zurück. Manchmal mit etwas längeren Pausen, um mich schließlich erneut im Rhythmus der Gitarrenriffs dieser Platte wiederzufinden. Dass sich 'The Sunset Violent' so heimlich in mein Herz schlich und da anscheinend das Jahr über blieb, wurde mir erst jetzt bewusst. Unverhofft bleibt eben immer am schönsten."
Tensen Park – Futurebeats [Garden Walk Records]
Pia: "Kennt ihr diesen Moment, wenn man zufällig über neue Musik stolpert und sein Glück über die Entdeckung gar nicht fassen kann? So war es bei diesem Album. Von vorne bis hinten eine experimentelle Mischung aus broken Beats, psychedelischen Klängen und atmosphärischen Ebenen mit Einflüssen von Funk bis Jungle. Groovy und interessant, bei jedem Hören."
Nathy Peluso – Grasa [Sony]
Katharina: "Dieses Album hat mir meine Schwester gezeigt – ich muss dazu sagen, dass ich ganz im Gegensatz zu ihr kein Wort Spanisch verstehe, gepackt haben mich Melodie und Atmosphäre trotzdem. Insbesondere 'Remedio' war mein Track des Sommers, ganz früh am Morgen zum Kaffeemachen, zum Durchpusten in der Bahn, aber auch um kurz Energie zu tanken nach 'nem langen Tag. Das Album hat mich mich nicht im Stich gelassen, für jede Stimmung ist was dabei."
Jabu – A Soft and Gatherable Star [do you have peace?]
Kristoffer: "Ich bin spätestens seit der 'Slow Hours'-Single ein Fan von Jabu aus dem Umfeld der Bristolischen Young-Echo-Clique und wie das mit dem Fansein eben so ist: Reingehört wird in jedes Release, ganz egal, ob das vorige eher enttäuschend ausfiel. Dementsprechend pflichtschuldig schob ich die Promo zu 'A Soft and Gatherable Star' in den Player und als ich schließlich den Closer 'Temporary' zum dritten Mal durchlaufen ließ, war irgendwie klar: So sehr mir das Trip-Hop-Revival zum Hals raushängt, Jabu machen's anders und damit besser. Ihre beste Veröffentlichung seit, na, 'Slow Hours'."
Alva Noto – Xerrox Vol. 5 [Noton]
Marius: "Ja, was soll ich sagen, Xerrox geht zu Ende – ein Album-Zyklus, der im Jahr 2007 mit Volume 1 anfing und 2024 seinen Abschluss fand. Über die letzten 17 Jahre entwickelte Alva Noto aka Carsten Nicolai seine epochale Reise von kratzig-analogen Fragmenten graduell hin zum immer mehr Emotionalen, Melodischen und Digital-Polierten. Ich selbst bin so richtig erst 2015 zur 3. Ausgabe hinzugestoßen. Seitdem ist die Reihe für mich aber der Maßstab für ultrahochqualitativen Ambient und hat mich durch verschiedenste Phasen und Orte meines Lebens begleitet, bspw. im Eingefrorensein der Pandemie oder in Auflösung heranrauschender Wellen guter Zeiten. Xerrox Vol. 5 wiegt schwerer als die Vorgänger und nimmt Abschied nicht nur von Wegbegleitenden, sondern insbesondere auch sich selbst."
Courtesy – intimate yell [Against Interpretation]
Theresa: "Und schon wieder begeistert mich eine meiner Lieblingskünstlerinnen mit ihrem Feingespür für Vielfalt und besondere Produktionen. Courtesy erzeugt einen stets wiedererkennbaren aber nie langweilig werdenden Sound, der mich berührt und gleichzeitig tanzen lässt."
Esfand – Piltan [30m]
Nikta: "Kaum eine Platte lief bei mir diesen Sommer so oft wie Piltan. Esfand, ein Duo aus den Niederlanden, bestehend aus dem gebürtigen Iraner Rouzbeh Esfandarmaz und dem Neuseeländer Patrick Stewart, kombinieren Elemente iranischer Folklore mit House und schaffen das gänzlich ohne diese cringy ethno-kitschige Komponente. Wer will und sich drauf einlassen mag, kann sich beim Hören mit gesampelten Zar-Ritualen oder Folkore-Liedern der Quaschqai oder kurdischen Bevölkerung beschäftigen. "Am Ende des Tages sind aber alles nur Sounds", sagt Rouzbeh selbst."
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