Wir hatten letztes Jahr schon mal vom Gerücht berichtet, das sich Beatport zum Streamingdienst wandeln wird. Jetzt scheint es offiziell zu sein, denn auf beatport.com wird mit der Anmeldung zur Beta-phase geworben.
Erst letztes Jahr wurde die Seite neu aufgesetzten und mit Beatport Pro wurde eine Anwendung geschaffen, die nicht nur eine Shop-Funktion mit Vorhör-Funktion beinhaltet, sondern neue Maßstäbe im Musik-Tagging setzt, um das Leben vieler Digital DJs zu vereinfachen (mehr Infos zu Beatport Pro).
Bei einem Streaming-Dienst wie Spotify zahlt man in der Regel einen monatlichen Pauschalbetrag und kann sich Millionen von Tracks anhören. Die Musik bleibt dabei entweder in der Cloud oder kann auch offline in einem Zwischenspeicher verweilen. Die Spotify Integration in Algoriddims djay hat gezeigt, dass es durchaus möglich ist, mit Musik aus der Cloud aufzulegen. Und das ist noch nicht alles. Zusätzlich ist die Musik schon nach Key, BPM und Genre getaggt, so dass in der Software eine Empfehlungs-Funktion den nächsten Titel für den Mix vorschlägt. Damit wird einem DJ zwar nicht die Arbeit bei der Titelauswahl abgenommen, jedoch ist es eine komfortable Möglichkeit nach neuer Musik zu stöbern.
Welche Auswirkungen sind zu erwarten?
Schaut man sich die Beliebtheit von Spotify an, ist dieser Schachzug von Beatport durchaus nachvollziehbar. Aber was bedeutet dies für DJs? Schreiben wir zukünftig in unseren Technical Rider "WLAN Anschluss" rein und kommen nur noch mit dem Smartphone zum Gig?
Ich denke ganz so einfach wird es in naher Zukunft noch nicht sein, denn DJs brauchen in erster Linie zuverlässiges Werkzeug. Mit einem System, dass auf einer Cloud basiert gibt es aktuell noch zu viele Schwachstellen, die keinen reibungslosen Spielbetrieb garantieren:
- Funkübertragungen: Jeder hat schon mal mitbekommen, dass Funkübertragungen wesentlich anfälliger sind, als verkabelte Sachen. Das WLAN macht hier keine Ausnahme.
- Infrastruktur: Man kann leider in Deutschland immer noch nicht von einer flächendeckenden Vernetzung reden. Es gibt immer noch Flecken auf der Landkarte, die entweder gar nicht oder nur bedingt eine Internetanbindung haben.
- Bandbreite: Die Datenübertragunsrate ist ebenfalls eine Stolperfalle. Sofern man beim Auflegen auf ein bestimmtes Klang-Niveau nicht verzichten möchte, benötigt auch komprimierte Musik bei einem Stream eine Mindestbandbreite, um schnell beim Konsumenten anzukommen. Andernfalls dürften Aussetzer die Folge sein. Zwar kann das durch einen Ladepuffer in der Software und das Versenden von privilegierten Datenpaketen aufgefangen werden, jedoch setzt es auch voraus, dass der Streaming-Dienst die Musik in einer Kompression anbietet, die auch im Club noch anständig klingt.
Sieht man mal von den technischen Schwierigkeiten ab, so bleibt bei Streaming-Diensten für DJs immer noch der fade Beigeschmack, dass man die Musik nicht wirklich besitzt. Man leiht sie sich praktisch, um Gigs zu bestreiten. Das könnte nicht nur an der persönlichen "Realness" kratzen, sondern schafft auch eine Abhängigkeit gegenüber dem jeweiligen Stream-Anbieter.
Beatport wird das DJing durch einen Streaming-Dienst nicht auf den Kopf stellen. Kurzfristig dürfte es den Vorteil bringen, dass man neue Stöbertechniken nutzen kann, ähnlich wie bei Spotify. Und das Beatport als Streaming-Dienst neue Zielgruppen im NON-DJ-Bereich erreicht, ist aktuell auch eher unwahrscheinlich, denn dafür hat man zum einen Spotify einen zu großen Vorsprung gelassen und zum anderen wird Beatport so schnell das Image nicht los, eine Anlaufstelle für DJs elektronischer Musik zu sein.
Spannend bleibt allerdings die Frage, ob und mit welchem DJ-Software Anbieter eine Kooperation stattfinden wird. Ich wage mich zu erinnern vor langer, langer Zeit eine Beatport Shop-Anbindung in Traktor DJ Studio gesehen zu haben...
Wer Lust hat, kann sich als Betatester für den Beatport Stream hier anmelden.
Wie siehst Du das? Wäre Cloud-DJing eine Option für Dich?
Und bedeuten Streaming-Dienste eine Entwertung der Musik, durch die allseitige Verfügbarkeit?
2 Kommentare zu "Beatport wird Streaming-Dienst - Welche Auswirkung sind zu erwarten?"
Ich habe es bisher nur testhalber genutzt, aber noch nicht vor Publikum. Überlege es mal zu buchen und intensiver zu checken.
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Ich bin bei der Beta dabei und auch Spotify Premium Nutzer. Mit Spotify kann bereits auflegen, sofern man Djay2 für iPad oder Djay Pro für Mac nutzt. Ich habe das auf einer privaten Party schon getan und es funktionierte problemlos. In einem Club sehe ich das noch lange nicht, auf Grund der bereits im Beitrag erwähnten Gegebenheiten. VDJ bietet ja auch eine Option Tracks aus der Cloud zu laden, für einen fixen Monatsbetrag. Da scheint es zumindest so zu sein, das der Track komplett gepuffert werden kann und auch die Soundqualität gut ist. Ob Beatport diesen Weg erfolgreich beschreiten wird, hängt natürlich von der Akzeptanz ab der Produzenten und der Nutzer ab. Eine Unterstützung durch eine Software, z.B. Traktor wäre da sicherlich hilfreich. Tracks die ich auf jeden Fall haben möchte, würde ich aber weiterhin kaufen, in welcher Form auch immer
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Danke für deinen Kommentar!
Hast Du schon Erfahrungen gemacht mit der VDJ Cloud oder kennst Du jemanden, der das Angebot nutzt?
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