Seit Jahrzehnten steht der amerikanische Hersteller MACKIE im Live- und Studiobereich für solide Mixer. Der Schritt auf den DJ-Markt wurde lang angekündigt, wir schauen ob sich das Warten gelohnt hat.
Nun sind sie also erhältlich, die MACKIE DJ-Mixer d.2pro und d.4pro. Voraus gingen Vorläufer ohne den Zusatz "pro", einige Schwierigkeiten mit ebendiesen und eine preisverdächtige Wartezeit zwischen der Ankündigung des Produktnachfolgers und dessen Auslieferung. Aber wie heißt es so schön: Ende gut, Alles gut. Ob dem so ist, versuchen wir am Beispiel d.4pro zu klären.
Die Bezeichnung legt es schon nahe, beim d.4 handelt es sich um eine 4-Kanal DJ-Konsole mit analoger VCA-Schaltung. Besonders macht den Mixer, 2008 auch nicht mehr unüblich, ein integriertes 14x8 Firewire Audio-Interface. Dazu später mehr, werfen wir erstmal einen Blick auf die allgemeinen Funktionen.
Im ersten Eindruck wirkt der MACKIE sehr wertig. Breite und Tiefe entsprechen den, bei einem 4-Kanalmixer gewohnten, Maßen. Die Höhe von knapp 100mm geht augenscheinlich darüber hinaus. Der Aufbau ist sehr übersichtlich gehalten. Alle Fader, Buttons und Potis sind da, wo man sie auch vermuten würde. Gelungen, lediglich die Filtersektion könnte dem ein oder anderen Crossfader-Malträtierer im Weg sein. Ich empfinde das jedoch als durchaus okay, im Gegensatz zur, nur an der Frontseite vorhandenen, Kopfhörer-Buchse. Wer, wie ich, viel Geld in ein Hoerboard investiert hat, bei dem die Geräte eingelassen sind, der bohrt da ungern ein Loch rein, um das Kopfhörerkabel durchzuziehen. Jedoch ist das eine Kleinigkeit, dazu ein der wenigen, die ich hier zu bemängeln habe.
Programmkanäle
Jeder der vier Hauptkanalzüge besitzt einen 45mm VCA-Fader, mit jeweils eigener Pegelanzeige aus 12 LEDs. Diese leuchten, wie auch die sonstige Illumination am d.4pro, in blau. Ein Frage des Geschmacks oder wie Rambos sagen würde „Was macht es?“ - „Es leuchtet blau“.
Der Faderverlauf ist klassisch linear, auf weitere Einstellmöglichkeiten wurde verzichtet.
Über dem Fader findet sich die CUE-Taste, deren Aktivierung das Signal Post-EQ, aber Pre-Fader zur Vorhörsektion sendet. Einfacher gesagt: man kann also unter dem Kopfhörer nachvollziehen was man am EQ schraubt, eine Änderung des Kanalpegels durch den Fader hört man aber nicht. Logisch und sinnvoll.
Jeder der vier Kanäle kann durch einen Wahlschalter einer Crossfaderseite (A/B) zugeordnet, direkt zum Master geschickt (Main) oder gemutet (Off) werden.
Pro Kanal lässt sich über einen Poti das Wet/Dry Verhältnis eines, im AUX-Weg des Mixers eingeschliffenen, Effektes einstellen. Zusätzlich kann global noch der Send/Return Anteil des AUX-Weges geregelt werden. Ein schneller Test mit einem Kaosspad Mini brachte den Spaß, der mir bei meinem Ecler Nuo 4 leider verwehrt bleibt. Gut gemacht Mackie.
Eine weitere Besonderheit des d.4pro sind zwei analoge „Vintage“ Filtereffekte (Details sh. unten). Ähnlich dem Crossfader lassen sich diese, über einen Wahlschalter im Kanalzug, zuordnen.
Kommen wir zum, ebenfalls mit blauem Licht hinterlegten, 3-Band EQ. Höhen (4kHz), Mitten (1kHz) und Bässe (300Hz) lassen sich um jeweils 10dB anheben bzw. vollständig absenken, also "killen". Persönlich liegt mir dieses Schema sehr. An dem Punkt muss ich meine „Kill EQ“ Mixtechnik immer umstellen, wenn ich mit Pioneer Mixern konfrontiert werde.
Abgeschlossen wird der Kanalzug von einem Gainregler, sowie einem Eingangsquellen-Wahlschalter (Line/Phono, CD, Firewire)
Mikrofonkanäle
Ergänzt werden die vier Programmkanäle durch zwei(!) Mikrofonkanäle mit Gain, 3-Band EQ, AUX- und Mainregler, sowie einem On/Off/Talkover Schalter. Ausgelegt sind die Mikro-Eingänge an der Rückseite als Neutrik Combobuchse, mit optionaler 48V Phantomspeisung. Zur Vorverstärkung wurden hochwertige Mackie Onyx Preamps verbaut.
Ausgangskontrolle
Recht umfangreich ist die Kontrollsektion der Ausgänge. Im Masterbereich steht ein Level- und ein Panorama-Regler zur Verfügung. Eine Zweier-LED-Kette (natürlich auch in blau) zeigt in zwölf Schritten das Level von -30dB über 0dB bis +15dB an. Letztlich kommt noch eine OL (Overload?) LED, die man aber kaum erreichen sollte.
MACKIE hat dem d.4pro einen Zone UND einen Booth Ausgang spendiert. Diese sind im Prinzip identisch, Booth lässt sich im Gegensatz zu Zone noch in Stereo oder Mono schalten.
Die Regelung des Kopfhörersignals erfolgt über die Quasi Standards: Level, Source (Cue/Main) und Split Cue. Mehr braucht es nicht, dazu ist der Pegel so kraftvoll, dass im Manual explizit auf mögliche Hörschäden hingewiesen wird. ^^
Filter Effekte
Rechts und links des Crossfaders finden sich die Bedienelemente der Filtereffekte X und Y. Will man ein Signal bearbeiten aktiviert man im betreffenden Kanal X oder Y und steuert die Werte dann über die jeweilige Filtersektion. Man hat die Wahl zwischen High Pass, Low Pass oder Band Pass. Frequenz (40Hz bis 16kHz) und Resonanzanteil werden über Potis eingestellt. Aktiviert wird der Filter über einen Schalter, der optinal auch als Taster (Bump) verwendbar ist. Wer auf „schrauben“ steht, wird hier viel Freude haben.
Crossfader
Ein Highlight ist der - Zitat - „high quality contact free optical digital“ Infinium Crossfader. 45mm, konzipiert für minimalen Verschleiß und somit für jahrelange Haltbarkeit ... Sagt der Hersteller. Ich sage: Ein leichtgängiger Traum. Über einen Poti läßt sich die Faderkurve individuell anpassen. Sollte jemand der Sinn nach mehr Widerstand stehen, kann man diesen über eine kleine Schraube, nach Gusto, variieren. Ich vermute mal, es ist auch der speziellen Bauweise geschuldet, dass man durch den Fader auf die Platine sehen kann. Ein Anblick der anfänglich etwas verunsichert. 🙂
Rückpanel
Der MACKIE d.4pro verfügt über eine Vielzahl an Anschlussmöglichkeiten. Neben den schon erwähnten Mikrofoneingängen kann jeder der vier Kanäle wahlweise mit Phono (mit von MACKIE entwickelten, speziellen Preamps), Line oder CD belegt werden. AUX-Weg, Booth und Zone sind jeweils als (Stereo)Klinke ausgelegt. Der Main-Out kann als XLR (balanced) oder Chinch (unbalanced) betrieben werden. Über einen Taster kann beim Chinch-Ausgang zwischen „live“ (Postlevel) und „record“ (Prelevel) umgeschalten werden.
Durch die „Planet Earth“ Spannungsversorgung benötigt der d.4pro weltweit keine Konverter. Plug & play, egal wo. Etwas umständlich ist der Powerschalter angebracht. Hier muss man mit verwinkelten Fingern unter den Kabeln rumtasten. Sofern man seinen Mixer nicht hochkannt stellt, was wohl die Wenigsten tun.
Bleiben neben den Firewire Anschlüssen noch Buttons welche definieren wie der Mixer bzw. dessen Ein- und Ausgänge, beim Einsatz als Audio-Interface reagiert.
Audio Interface
Der MACKIE lässt sich unter Windows XP (mit Servicepack 2)oder Mac OS X als ASIO/WDM Soundkarte verwenden. Die Auflösung liegt bei 24bit und einer wahlweisen Samplerate von 44,1kHZ, 48kHz, 88,2kHz oder 96kHz. Maximal stehen 14 Inputs zur Verfügung, da sich selbst die Main-Outs und AUX-Sends als Eingang definieren lassen. Hier ergeben sich praktischerweise gleich verschieden Anschlussmöglichkeiten, von XLR über Klinke, bis Chinch. Ausgangseitig lassen sich die Signale vom Rechner auf bis zu acht einzelne Kanäle legen.
Traktor Scratch, Ableton und Co
Der d.4pro ist „Traktor Scratch Certified“. Somit kann man ohne das sonst notwendige Interface AUDIO8DJ den Mixer mit der TS-Software einsetzen. In der Praxis klappt das auf Anhieb, sofern man Traktor Scratch besitzt oder anderfalls 299 Euro in die notwendige Traktor Scrach Upgrade Version investiert. Dafür erhält man dann Timecode-Vinyl/CD und die TS-Software. Was nun tun? Am Mixer schließt man seine Turntables an Kanal 1 und Kanal 2 (3 und 4 sind nur bei Traktor 3.3 mit TS frei konfigurierbar) an, stellt den Source Schalter der beiden Kanäle auf Firewire und den FW Out der beiden Kanäle auf der Geräterückseite auf Line/Phono. In den Optionen der TS-Software wählt man „d.pro ASIO Driver“ und selektiert im Control-Panel die, mit dem eigenen Rechner, minimalst mögliche Latenz. In meinem Fall waren ohne weiteres 3ms möglich. Ein Topwert. Auffällig ist, dass die Kreise im TS-Timecode Kontrollfeld kleiner sind, als bei der Audio8DJ. Der Pegel stimmte jedoch und auch sonst konnte ich keine negative Beeinflussung feststellen.
Auch in der Kombination mit Ableton waren mit wenigen Einstellungen alle Kanäle einsatzbereit. Weitere DJ- oder Production-Software, wie z.B. Cubase, Logic, das mitgelieferte Tracktion, Mixvibes oder PCDJ ist auch mit dem MACKIE kompatibel.
MIDI
Eine der Überraschungen war für mich die Entdeckung des MIDI-Features am d.4pro. Natürlich könnte das mehr sein, aber in Anbetracht, dass nichts versprochen wurde ist selbst wenig viel. Der Mixer wird als MIDI-Interface erkannt. Mit dem Crossfader kann man MIDI-Befehle senden. In Abhängigkeit von der Crossfaderstellung lassen sich auch die Kanalfader verwenden. Die Zuweisung des Crossfaders war einfach, ein zweiter Befehl erschloss sich mir schon nicht mehr. Bisher habe ich auch niemend gefunden, der mir erklären konnte was sich MACKIE dabei gedacht hat. Bei Bedarf wird man in der Praxis jedoch zu einem separaten MIDI-Controller greifen müssen, da diese Funktion am d.4pro eher als erfreulicher Bonus zu sehen ist.
Sound
Da ein Klangvergleich von Ohr zu Ohr verschieden ankommt habe ich mal ein WAV-Soundsnippet bei neutralem EQ und 0dB mit dem MACKIE, einem NUO4 und einem ZERO4 aufgenommen. Der Sound kommt von Platte (Ortofon Electro System) und wurde jeweils am Record der Mixer abgenommen. Recordsoftware war "Wave", Soundkarte eine RME RPM. Zum Ende des Snippets habe ich bei allen Mixern mal die EQs, in der Reihenfolge Höhe, Mitte , Bass rausgedreht. Da der Zero über verschieden EQs verfügt, habe ich da den Zero-EQ gewählt.
Hört selbst: Korg Zero, Ecler Nuo, Mackie d.4pro
Lieferumfang
Neben englischem Manual, Netzkabel und Treiber-CD erhält man MACKIEs „Tracktion 3“ Produktionssoftware. Ein Firewirekabel gibt es nicht, dafür einen 6S-4P Adapter, mit dem man von kleiner (Notebook) auf große Firewire-Buchse umstellen kann.
Fazit
Ein toller Mixer an dem es fast nichts auszusetzen gibt. Wäre er zu dem ursprünglich angekündigten Preis in den Handel gekommen, wäre es die Offerte des Jahres gewesen. So gab es eine unverhoffte Preisteigerung, jedoch ist dass, was man für aktuell ca. 950 Euro erhält ein ordentlicher Deal. Natürlich besonders für jene, die Traktor Scratch einsetzen (wollen).
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