KORG KAOSS PAD QUAD - Review

KORG KAOSS PAD QUAD - Review

Archiv. 16. Februar 2011 | / 5,0

Geschrieben von:
Olaf Hornuf

Wie sagt man im Norden? "Wat mut, Quad mut". Das dachte sich auch KORG und schiebt mit dem QUAD ein neues Effektgerät in den Ring. Wir schauen was es kann und wo die Unterschiede zum KP3 liegen.
Das letzte KAOSS PAD hieß bekanntlich 3, das neue nicht 4, sondern QUAD. Was auch vier meint, aber in anderer Zählweise. Diesem kleinen Unterschied dürfte ein tieferer Gedanke zugrunde liegen. Es handelt sich nämlich nicht um einen unmittelbaren Nachfolger, mit noch mehr Features, sondern um eine verwandschaftliche Seitenlinie, mit etwas anderem Ansatz. Um es zu verdeutlichen: Der Cousin ist ja auch nur in ganz krassen Fällen der Bruder.

Bevor wir zur Funktionsweise kommen, fällt ein Blick auf das Gehäuse. Dieses ist stabil, aber nicht so massiv und bulletproof wie vom KP3 oder vom KAOSSILATOR PRO gewohnt. Mit der Breite von 18,5cm fehlen auch gute zwei Zentimeter zu der des KP3. Es gibt eine handvoll Anschlüsse, allesamt an der Rückseite: Mikrofon und Kopfhörer als Klinke, regelbar sowie jeweils ein Cinch-Stereopaar für Ein- und Ausgang. MIDI und USB sind, im Gegensatz zum KP3, nicht vorhanden. Der Powerschalter ist seltsamerweise kein Schalter sondern ein Taster.  QUAD verfügt allerdings auch über eine automatische Abschaltfunktion nach vier Stunden ohne Berührung (die man bei Nichtbedarf ausschalten kann). Die Spannungsversorgung erfolgt über ein mitgeliefertes 9V Netzteil.

Am besten wird QUAD, wie auch das KP3, über einen Effektweg (Send/Return) am Mixer eingeschliffen. Man kann natürlich auch einfach eine Soundquelle anschließen und diese mit Effekten belegen. Es gibt die Möglichkeit zwischen "direct" und "send" umzuschalten. Im ersten Fall wird das Effekt- und das Eingangssignal weitergegeben, im zweiten Fall nur das Effektsignal. Verzichtet wurde auf den, bei bisherigen KAOSS PADs vorhandenen, "Input Select". Somit laufen Mikrofon und Line immer gleichzeitig (sofern man beides gleichzeitig nutzt).
Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Regler ist überschaubar. Das Eingangssignal wird über "Input Volume" angepasst, der Effektanteil über "FX Depth". Weiterhin kann das Tempo per Drehregler eingestellt werden. Alternativ kann man die BPM über eine "TAP-Taste" mitzählen oder automatisch ermitteln lassen. Letztere Variante offenbarte in unserem kurzen Test allerdings Schwächen.

Das Neue und somit der große Unterschied zum KP3 sind die Effekte, genauer die Möglichkeit diese zu kombinieren. QUAD verfügt über vier Effektmodule mit je fünf  verschiedenen Effekten. Pro Modul kann jeweils einer gleichzeitig genutzt werden. Aktive Effekte werden, wie bei den Geräten der KAOSS-Serie gewohnt, über ein X/Y-Pad gesteuert. Jedes Effektmodul besitzt eine "FREEZE-Funktion", die die aktuelle Fingerposition auf dem Pad einfriert. Ab diesem Moment kann man einen Effekt am nächsten Modul nutzen,  per X/Y-Pad steuern, diesen wieder freezen und so weiter. Apropos Fingerposition: Das von KAOSSILATOR PRO und KP3 gewohnte Lichtspiel, welches die Fingerposition anzeigte gibt es am QUAD nicht. Hier leuchtet in jeder Ecke des Pads  eine LED, welche abhängig von Effekt, Tempo oder aktueller Verwendung des Pads unterschiedlich farblich aufblinkt. Einen sinnigen Zusammenhang vermochte ich auf die Schnelle nicht zu erkennen.

Die Effekte sind, wie schon beschrieben, in vier Module aufgeteilt. Unter Modul 1 finden sich Looper, Reverse Looper, Loop Slicer, Grain Shifter (sampelt ein kurzen Ausschnitt und loopt diesen) und Vinyl Break. Es kann ein Loop von maximal vier Schlägen (also ein Takt) aufgezeichnet werden. Die Aufnahme wird gestartet, sobald der Finger das Pad berührt. Verlängerungen und Verkürzungen des Loops erfolgen über die Fingerbewegung auf der Y Achse des Pads.

Die Gruppe 2 enthält einen Distortion Effekt und einen Decimator (reduziert Samplingfrequenz / Bits und erzeugt damit den typischen "Low Fi Klang").  Weiterhin gibt es einen Ducking Compressor, der Taktschläge auf Basis der Bassfrequenz des eingehenden Audiosignals hervorhebt. Es pumpt sozusagen. Dann sind diesem Modul noch ein Phaser und ein Flanger zugeordnet, den jeder vom übermäßigen Einsatz am DJM600 kennen dürfte. 🙂

Gruppe 3 kommt mit Filtern: High Pass, Low Pass, Band Pass. Dazu Pitch Shifter (Tonhöhenänderung) und Jet (kennt man zB vom CDJ100).

Das vierte Modul beinhaltet ein Delay und ein 1Delay, bei dem es keine weiteren Wiederholungen des Delaysignals gibt. Tape Echo, Reverb und ein kombiniertes Delay / Reverb runden diese Sektion ab.

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In der Praxis ist QUAD, wie man es von den KAOSS-Geräten kennt, intuitiv zu nutzen. Um Effekte gewinnbringend einzusetzen, ist es nicht von Nachteil, wenn man weiß, was man macht. Einfach drei Effekte übereinanderklatschen und bei allen dann die Parameter mit einem Finger ändern, kann auch fix nerven. Interessant dürfte QUAD vor allem für DJs ohne Effekte am Mixer oder in der eingesetzten Software sein. Aber auch dabei sollte man darauf achten, dass der Mixer dann eine ordentliche Einschleifmöglichkeit mitbringt. Persönlich hätte ich über eine gut ausgebaute Loop- und Samplefunktion (eine Kombi aus KP, Roland SP und Redsound Looper) mehr gejubelt. Der eine Takt, der hier zur Verfügung steht, lässt da noch reichlich Luft nach oben.

Ein fundiertes Fazit ist nach so kurzer Zeit nicht wirklich möglich. Im ersten Eindruck ist der Weg, den KORG einschlägt, mal wieder ein interessanter.  Bisher legten die Japaner mit jeder neuen Generation die Latte etwas höher. Als KAOSS-Freund erster Stunde bin ich diesmal nicht wirklich überzeugt. Aber auch hier wird es wieder Leute geben, die mit dem QUAD Dinge anstellen, die man (also auch ich!) eigentlich für unmöglich hält. Für meine Zwecke - wie gesagt, nach erstem Eindruck - erschöpft sich der Spaß aber schnell. Mit 289 Euro liegt der Neuling nicht wesentlich unter dem KP3 (aktuell 359 Euro), welches wesentlich mehr Features in die Waagschale wirft.  Wer in Effekte vernarrt ist und davon soviel wie möglich einsetzen will (und vor allem sinnvoll kann), der findet hier ein neues Lieblingsgerät. Wie immer gilt: bild dir deine Meinung. Womit die Zeitung mit dem vier Buchstaben ausnahmsweise mal recht hat.

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