Die neue Prime-Serie von Denon DJ, bestehen aus dem Mediaplayer SC5000 Prime, dem Mischpult X1800 Prime und dem Plattenspieler VL12 Prime, möchte als digitales Standalone-System professionelle DJs ansprechen. Ob das System in der Praxis überzeugt und wie ihr damit arbeiten könnt, erfahrt ihr nachfolgend
SC5000 Prime Player
Die SC5000 Prime Player sind 320 x 419 x 135 Millimeter groß und mit einem angewinkelten 7-Zoll HD-Touch-Display ausgestattet. Ein zentral platziertes, kapazitives 8-Zoll Jogwheel dient zur Songkontrolle und zur Steuerung kreativer Funktionen. Ihr könnt den Drehwiderstand des Wheels sowie die Stoppzeit einstellen und auf die Loop-, Rückwärtslauf- und Beatjumpfunktionen direkt auf der Oberfläche des Geräts zugreifen. Zusätzlich zu den großen, beleuchteten Transporttasten und einem Pitchfader mit einem Regelweg von 10 Zentimetern gibt es acht Performancepads wie ihr sie bei vielen Controllern vorfindet. Die Pads dienen zur Steuerung von HotCues, Loops, Slices und Rolls. Neben dem Display befinden sich Bedienelemente zur Auswahl des Songdatenträgers, der Navigation in der Songlibrary sowie zum Laden von Tracks und zur Aktivierung des Einstellungsmenüs.
Ein Layer-Schalter erlaubt euch das Umschalten auf ein zweites Deck und somit die Wiedergabe eines weiteren Songs mit dem SC5000 Prime. Der Player bietet 3 USB-Ports und einen SD-Kartenslot zum Anschluss von Datenträgern. Eine Netzwerkbuchse dient zur Kommunikation mit anderen Prime-Geräten und ein USB-Anschluss erlaubt die Verbindung zu einem Computer. Üppig ausgestattet sind auch die Ausgänge des Players. Hier findet ihr zwei analoge und zwei digitale Stereo-Varianten, so dass ihr beide Decks individuell und auf zwei unterschiedlichen Wegen mit einem Mischpult verkabeln könnt.
X1800 Prime Mixer
Der X1800 Prime ist ein Vierkanalmixer, der einen Platzbedarf von circa 311 x 445 x 110 Millimeter in der DJ-Kanzel beansprucht. In den Kanalzügen findet ihr Frequenzregler, die als EQs oder Isolatoren nutzbar sind und wählbare Übergangsfrequenzen bieten. Die Kurvenverläufe der Kanalfader und des Crossfaders sind anpassbar. Letzterer kann ausgetauscht werden, hier müsst ihr bei eurem Händler nach einem Denon-DJ-kompatiblen Produkt fragen, Innofader oder andere Dritthersteller werden nicht unterstützt. Die eingehenden Signale lassen sich mit Trim-Reglern anpassen und mit 17 stufigen LED-Ketten überwachen. Zur Modifikation stehen euch Dualmodefilter und Sweep-FX in den Kanalzügen zur Verfügung.
Im Masterbereich befinden sich die BPM-Effekte, die ihr auf verschiedene Eingangssignale oder den Crossfader routen könnt. Die Rückseite des Mixers beherbergt vier Plattenspieler- und vier Line-Eingänge sowie eine Einschleifmöglichkeit für externe Effektgeräte. Der X1800 Prime verfügt darüberhinaus auch über vier digitale Eingänge, an die ihr beispielsweise die SC5000 Prime anschließen könnt und ein weiteres digitales Ein-/Ausgangspaar zur Kombination mit Submixern. Das Hauptausgangssignal verlässt den Mixer über XLR- und Cinchbuchsen, zum Anschluss eines Monitorsystems gibt es Klinkenbuchsen. Interessant für mobile DJs: Ihr könnt ihr bis zu zwei Mikrofone an das Gerät anschließen, den Klang bearbeiten und die Signale per Talkover hervorheben.
Zur Synchronisation von Drum Machines oder Synthesizern gibt es eine DIN-MIDI-Buchse, so dass ihr euer DJ-Setup sehr einfach erweitern könnt. Wenn ihr als digitale DJs unterwegs seid, könnt ihr zwei Rechner parallel an den X1800 Prime anschließen und dessen 10-I/O- Soundkarte nutzen. Um den gemeinsamen Datenaustausch zu ermöglichen, ist der Mixer mit Netzwerkbuchsen ausgestattet, die den Anschluss von bis zu vier SC5000 Prime Playern erlauben.
Praxis
Denon DJs neue Prime Player und das Mischpult lassen sich als separate Instanzen nutzen, spielen ihre gesamten Stärken aber erst bei einem gemeinsamen Gebrauch aus. Ich habe mich daher dazu entschlossen, den Praxistest mit einem Paket aus zwei SC5000 Prime und einem X1800 Prime zu bestreiten. Die Player und der Mixer sind hervorragend verarbeitet und verleihen ihren hoch gesteckten Ambitionen schon beim Auspacken Nachdruck. Griffige Bedienelemente, sehr gut ablesbare Anzeigen und vor allem die beeindruckenden 7 Zoll-Displays der Player versprühen einen professionellen Charme.
Bei der Verkabelung der Geräte könnt ihr den digitalen Weg wählen, wodurch die Line-Eingänge für zusätzliche Geräte frei bleiben. Durch die zusätzlichen Netzwerkverbindungen tauschen die Geräte untereinander mixrelevante Funktionen wie Tempodaten aus und erlauben neben einer Synchronisation von Songs und Effekten auch den Zugriff auf einen zentralen Datenträger.
Klasse: ihr könnt Datenträger ohne vorbereitende Schritte an die Player anschließen und die Songs mit allen zur Verfügung stehenden Funktionen wiedergeben. Die Player analysieren die Songs beim ersten Laden – dieser Vorgang dauert je nach Länge und Komplexität für einen 6 minütigen Clubtrack circa 30 Sekunden. Ihr könntet somit theoretisch einen ganzen Mix mit Songs angehen, die der Player zuvor noch nie wiedergegeben hat. Als Alternative bietet Denon DJ die Computersoftware Engine Prime für Mac und PC an, die ihr kostenlos herunterladen könnt. Diese Software ist ähnlich aufgebaut wie Rekordbox von Pioneer DJ und erlaubt neben einer Songanalyse auch das Anlegen von Playlisten, das Setzen von Hotcue-Punkten, Loops usw.
In meinem Praxistest funktionierten beide Wege hervorragend: Tracks, die ich sonst mühevoll nachbearbeiten musste oder gar nicht in ein Beatgrid zwängen konnte, ließen sich mit den Playern und Engine Prime in den Griff bekommen. Bei einigen Songs war das Beatgrid zwar um einen halben Taktschlag versetzt oder startete zu spät, aber das lies sich in sehr einfach korrigieren.
Das Mixen der Songs gelingt nach einer kurzen Einarbeitungszeit sehr gut, wenn ihr möchtet auch mit Hilfe einer automatischen Synchronisation. Letzteres ist vor allem dann hilfreich, wenn ihr einen Player im Zweideckbetrieb nutzen und/oder mit bis zu vier Decks auflegen möchtet. Die Songauswahl im Player ist sehr übersichtlich gelöst und die Bedienung erfolgt mit Wisch- und Schiebegesten. Solltet ihr einen Track nicht finden können, steht euch eine Suchfunktion zur Verfügung. Damit es während des Betriebs nicht zu unbeabsichtigten Unterbrechungen oder Störungen kommt, könnt ihr die Needlesearch-Funktion (steuerbar über den Touchscreen) sowie die Performance-Pad-Funktionen und das Deck- (Layer-) Umschalten deaktivieren.
Stichwort Unterbrechungen: Der SC5000 Prime hat einen Ausfallschutz, der aktiv wird, sobald der Netzstecker vom Gerät abgezogen wird! Ihr habt ca. 3 Sekunden Zeit, den Stecker wieder anzustecken und weiter geht’s als wäre nie etwas vorgefallen – großartig! Im Bereich der kreativen Funktionen bieten euch die Player vieles, was ihr von Traktor Pro oder Serato DJ kennt. So lassen sich Loops automatisch setzen und verschieben oder mit den acht mehrfarbig beleuchteten Performancepads Songs mit Loop Rolls oder Slicer durcheinanderwürfeln. Das Jogwheel reagiert sehr direkt, auch der Timestretch-Algorithmus klingt über einen sehr weiten Pitch-Bereich außerordentlich gut.
Mixen
Mit dem X1800 Prime könnt ihr eure Tracks mixen und mit Effekten versehen. Der Mixer bietet die vier Sweep-FX Echo Dub, Noise, Wash Out und Gate für Überleitungen und 12 BPM-Effekte (Delay, Echo, Hall, Roll etc.), die sich mit einem Touchstrip modifizieren und aktivieren lassen. Das Cut-Lag des Crossfader lässt sich auf ca. 1 Millimeter runterregeln. Im Einstellungsmenü des Geräts gibt es zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten. Ihr könnt Einstellungen für die Filterresonanz, die EQs, Soundkarte, den Crossfader etc. vornehmen und den Mixer an eure Bedürfnisse anpassen. Praktisch sind auch die beiden USB-Buchsen zum Anschluss von Computern auf der Oberseite des X1800 Prime.
Diese erlauben einen bequemen DJ-Wechsel oder ein gemeinsames Auflegen mit zwei Computersystemen. Aktuell gelingt das mit Traktor Pro, Cross DJ oder Ableton Live, aber noch nicht mit Serato DJ. Die beiden Denon DJ Prime Geräte SC5000 und X1800 werden demnächst kompatibel zu Serato DJ sein, so dass ihr die Software mit den Playern oder per DVS-Medien steuern könnt. Eine entsprechende Umsetzung für Traktor Pro ist wohl ebenfalls geplant, einen genauen Veröffentlichungstermin gibt es allerdings noch nicht.
Denon DJ vs Pioneer DJ
Nachfolgend habe ich die wichtigsten Features der beiden Kontrahenten gegenübergestellt:
SC5000 Prime | CDJ-2000NXS2 | |
Straßenpreis | 1799 Euro | 2299 Euro |
Softwareunterstützung | Geplant: Serato DJ, Traktor | Serato DJ, Traktor Pro, djay PRO, Recordbox DJ |
Decks | 2 | 1 |
Display | 7 Zoll Touchscreen | 7 Zoll Touchscreen |
Jogwheel | 203 mm | 206 mm |
Pads/Taster (Hotcue etc.) | 8 Performance Pads | 4 Taster |
Max Auto-Loop-Länge | 256 Beats | 512 Beats |
Max Loop-Move | 64 Beats | 4 Beats |
Mediaanschlüsse | 3 USB, 1 SD | 1 USB, 1 SD |
Computeranschluss | USB | USB |
Laufwerk | - | CD/DVD |
Netzwerk | Ethernet | Ethernet |
Audio | 2x analog, 2x digital | 1x analog, 1x digital |
X1800 | DJM-900NXS2 | |
Straßenpreis | 1799 Euro | 2299 Euro |
Softwareunterstützung | Geplant: Serato DJ, Traktor | Serato DJ, Traktor Pro, Recordbox DJ alle per DVS |
Kanäle | 4 | 4 |
Soundkarte | 10 Ein/Ausgänge | 8 Eingänge/10 Ausgänge |
Kanaleffekte | 4 Sweep FX | 6 Sound Color FX |
Mastereffekte | 12 BPM FX | 14 Beat FX |
Send/Return-Schleife | Analog | Analog + iOS |
Eingänge Zuspieler | 4 Line, 4 Phono, 4 digital | 4 Line, 4 Phono, 4 digital |
Mikrofonanschlüsse | 2 XLR, Klinke | 2 XLR, Klinke |
USB-Anschlüsse | 2 USB | 2 USB |
DIN-MIDI Sync | 1 | - |
Masterausgang | XLR, Cinch, digital & Link in | XLR, Cinch, digital |
Booth | Klinke | Klinke |
Netzwerk | 5 | 1 |
Fazit
Das neue Denon-DJ-Prime System wie ich es getestet habe, weiß zu begeistern. Es bietet viele kreative Funktionen, ähnlich wie eine computerbasierte Lösung und lädt zum Experimentieren ein. Haptik und Klang sprechen professionelle Anwender an, was sich allerdings auch in den aufgerufenen Preisen widerspiegelt. Wenn ihr die Preise allerdings im direkten Vergleich mit Pioneer DJ betrachtet, werdet ihr feststellen, dass Denon DJ seine Werkzeuge sogar etwas günstiger platziert hat. Aktuell steht man als potentieller Nutzer des Denon-DJ-Systems vor dem Problem, dass man seinen Songbestand noch nicht nahtlos von Rekordbox oder Traktor in Engine Prime importieren kann. Hinter den Kulissen wird aber bereits mit Nachdruck an Lösungen gearbeitet, so dass ein Systemwechsel oder ein paralleler Einsatz mehrerer Systeme zukünftig vereinfacht wird.
Preis: 1799 EUR
Mehr Informationen auf der Denon-Website.
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