Tricks: Digitales Trackmanagement für DJs

Tricks: Digitales Trackmanagement für DJs

Workshops. 17. November 2018 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Robert Wong

Das digitale Auflegen bringt viele nützliche Funktionen mit sich, die dem DJ bei seiner Arbeit unterstützen. Wie auch mit physischen Datenträgern gilt auch hier, dass die Vorbereitungen auf ein Set sorgfältig durchgeführt werden sollten, damit man einen Überblick über die eigene Track-Sammlung behält. Einen Masterplan zum Ordnunghalten gibt es dabei nicht, da jeder DJ, gekoppelt an seinem persönlichen Workflow, seine eigenen Präferenzen beim Sortieren hat.

Nachstehend möchte ich einen Einblick in meine Musikverwaltung geben und erklären, warum ich mich für diesen Weg entschieden habe. Dabei sei zu erwähnen, dass ich mich als Club- und Radio-DJ hauptsächlich im Drum and Bass Genre bewege und meine Sets selten die 3-Stunden Grenze überschreiten. Obwohl ich das Auflegen viele Jahre mit reinem Vinyl betrieben habe, bin ich seit 10 Jahren mit der Software Traktor Pro unterwegs und nutze diese sowohl als DVS oder mit einem 4-Deck Controller.

Da für mich Tracknamen (besonders im elektronischen Bereich) wie Schall und Rauch sind, habe ich mich zu Vinylzeiten immer an den Plattencovern orientiert. Auch wenn Softwares das Cover heutzutage abbilden können, so bietet das ganze in einer Liste dargestellt, nicht den gleichen Wiedererkennungswert. Folglich musste ich eine neue Methode entwickeln, um Tracks wieder zu finden und um auf Anhieb deren Einsatzmöglichkeiten zu erkennen.

Nach dem Download

Meine Musik kaufe ich für gewöhnlich in Online-Shops wie Beatport oder Juno Download. Nach dem Download sammle ich die Tracks vor der ersten Sortierung in einem Ordner, den ich komplett in die Software Mixed in Key ziehe. Mixed in Key analysiert die Tracks nach deren Tonhöhe, Energylevel und kann auch automatisch Cue-Punkte an relevanten Stellen setzen. Für mich spielt aber hier nur die Tonhöhe eine wichtige Rolle, da sie fürs spätere Erstellen von Playlisten eine Hilfestellung für harmonische Übergänge sein kann. Das Energylevel und Auto-Cue-Punkte halte ich in Mixed in Key für weniger vertrauenswürdig, weswegen ich dafür eine eigene Methode entwickelt habe.Ich habe Mixed in Key so eingestellt, dass mir lediglich der „Key“ in das Kommentarfeld der ID3 Tags geschrieben wird und der Rest unberührt bleibt.

Erste Sortierung

Grundsätzlich arbeite ich auf meiner internen SSD-Platte mit Genre-Ordnern, die in Jahres und Monatsordner unterteilt sind. Im Falle von meinem Drum and Bass Ordner erfolgt aber die erste Sortierung sogar noch in zwei Kategorien:

•  Hard: Unmelodischer, harter Drum and Bass
•  Liquid: Melodisch, weicher Drum and BassIn diese beiden Ordner sortiere ich dann nach Monaten, wobei ich hier nicht zwingend jeden Monat anlege, sondern nur den letzten Downloadmonat nehme. Zum einen stopfe ich damit keinen Ordner zu voll und erhalte auch keine zu langen Listen, die mich zum Scrollen zwingen. Zum anderen gibt es so auch keine zu leeren Ordner mit nur 1-3 Tracks. Wichtig ist mir bei dieser Sortierung nur, dass ich eine grobe chronologische Ordnung habe, damit keine alten Schinken dazwischen rutschen und ich auf Anhieb ein Vorprogramm oder ein Primetime Set zusammen schrauben kann.

Zweite Sortierung

Die zweite Sortierung erfolgt bei mir in der DJ-Software, sprich in Traktor Pro. Grundsätzlich plane ich jedes Set im Voraus, in dem ich eine Playlist erstelle, die mir als Grundgerüst dient. Neben dieser Playlist, nutze ich Site-Playlisten, die es mir erlauben, von der normalen Route abzuweichen. Entweder sind diese nach einem anderen Einsatzgebiet angelegt (z.B. Primetime: Wenn mein geplantes Vorprogramm doch etwas schneller in ein Primetime-Set wechseln soll) oder ich kategorisiere die Listen anderweitig (z.B. nach bestimmten Beatarten oder Stimmungen (Tech-Step, Grimy, Vocal-Tracks, Hymnen, etc.)

Diese Site-Playlisten erweitere ich, soweit möglich, parallel zu den chronologischen Ordnern nach jedem neuen Einkauf. Grundsätzlich würde ich das Trackmanagement oder auch nur das Taggen von Titeln nicht auf eine weitere Software oder Cloud auslagern (z.B. iTunes oder Beatport Pro), da durch laufende Updates oder gar Diensteinstellungen (z.B. Pulselocker) man plötzlich Gefahr läuft das bisherige System zu verlieren.

Playlisten & Finetuning

Neben der Trackanalyse für die BPM, dem Setzen von Cue-Punkten und Beatgrids, nutze ich die Sterne-Wertung, um mir den Energy-Level des jeweiligen Tracks anzeigen zu lassen (1 Stern= Soft, 5 Sterne=Energiegeladen). Dies gibt mir bei der Erstellung einer Playlist die Möglichkeit einer groben Sortierung, um z.B. Spannungsbögen zu bauen.

Für harmonische Übergänge (besonders bei Tracks mit Melodien und/oder Gesang) ziehe ich zusätzlich den analysierten Key als Orientierungshilfe hinzu. Bei unmelodischen Tracks spielt der „Key“ für Übergänge (bei mir) eher eine Nebenrolle. Die Key-Analyse von Mixed in Key arbeitet relativ zuverlässig. Trotzdem ist es nur eine Hilfe, um bei vielen Titeln schneller eine Auswahl treffen zu können. Ich nutze Mixed in Key nicht, um daraus eine Playlist zu erstellt, die strickt dem Chamelot Wheel folgt.

Remixsets

Ähnlich wie Site-Playlisten nutze ich die Remixdecks in Traktor Pro mit Samples, die ich mir aus Tracks heraustrenne. Das können Vocalparts, Beats, markante Breaks oder Build-ups sein, die als Loops z.B. während eines Übergangs zusätzlich in den Mix kommen. Auf diese Weise lassen sich übliche B2B Übergänge individualisieren oder auch schwächere Tracks auspolstern. Das Erstellen solcher Remixsets läuft bei mir meist parallel zur Trackvorbereitung (Cue-Punkten und Beatgrids), in dem ich den Looprecorder in Traktor Pro nutze. Sofern es sich um Melodische Loops handelt editiere ich die Namen der Samples vorausgehend mit dem Key aus dem ursprünglichen Track. Auf diese Weise ist im Schnellzugriff ein harmonisches Mini-Remixing möglich, ähnlich wie bei Traktor STEMS.

Ordnung

Das Erstellen einer Hauptplaylist und von Site-Playlisten hilft mir neben der chronologischen Ordnung, mit einem immensen Berg von neuen und alten Titeln fertig zu werden ohne, dass ich mir dabei Namen merken muss. Es ist in der Vorbereitungsphase wie das Crate-Digging zu Vinylzeiten, mit dem Vorteil, dass man auf diese Listen immer wieder zurückgreifen kann. Auf diese Weise kann ich an Playlisten auch weiter herum basteln, wenn bestimmte Abschnitte mal nicht so funktioniert haben, wie ich es mir vorgestellt habe.

Fazit

Das oben beschriebene Ordnungssystem ist rein subjektiv. Generell sollte jeder für sich selbst entscheiden mit welchem System er am besten arbeiten kann, um in bestimmten Situationen schnell reagieren zu können. Ohne irgend ein Ordnungssystem wird es ab einer bestimmte Trackmenge mit Sicherheit chaotisch und der Spaßfaktor wird rapide sinken.

Veröffentlicht in Workshops und getaggt mit Trackmanagement

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