Dieser Tage bin ich über eine nicht mehr brandfrische, aber famose Dokumentation gestolpert. Der Inhalt: Ein Plattensammler auf der Suche nach dem heiligen Gral des Afrofunk.
Frank Gossner ist DJ und Plattensammler. Geboren in einem Dorf im Schwarzwald verschlug es ihn in den frühen Neunzigern nach Berlin. Dort startete er eine Partyreihe namens "Vampyros Lesbos", die er später auch in New York etablieren konnte. Nach einigen Jahren im Klangkosmos von Soft Porn Soundtracks und 60s Beat traten Ermüdungserscheinungen ein. Bei seinen Streifzügen über Flohmärkte und durch Second Hand Plattenläden in den USA entdeckte Grossner einen Sound, der ihn wieder interessierte: Afrobeat. In der Folge zog er für die nächsten Jahre nach Conakry, die Hauptstadt Guineas. Von da aus machte er sich in ganz Westafrika auf die Suche nach verschollenen Veröffentlichungen aus den Bereichen Afrobeat sowie 70s Disco und Funk.
https://youtu.be/To1xL-k2SCk
Die sehenswerte Dokumentation "Record Digging In West Africa" begleitet Frank Grossner bei seinen Bemühungen raren Stoff aufzutun. Große Momente, wenn Musiker durch ihn nach Jahrzehnten mit dem eigenen Werk konfrontiert werden und in Erinnerungen schwelgen. Unter dem Namen Voodoo Funk betreibt Grossner, der inzwischen in Südamerika lebt, einen Blog und ein Label, auf dem er ausgesuchte Funde wiederveröffentlicht.
https://soundcloud.com/voodoo-funk/tour-mix-2015-30mb
Wer näher in die Materie eintauchen will, dem sei eine Fotoreportage bei Dust & Grooves empfohlen. In der Diskussion zu dieser nimmt Grossner zu immer mal wieder auftauchenden "Kulturimperialismus-Vorwürfen" Stellung. Die Sichtweise "reicher weißer Mann kauft in Afrika billig Platten, um damit viel Geld zu machen" klingt im Ansatz schlüssig. Allerdings wäre ohne solche "Kulturbewahrer" nie interessante Musik aus Afrika an mein Ohr gedrungen. Und die Doku liefert den Beleg: Grossner bringt auch Musik zurück an ihren Ursprung. Schöne Sache.
Titelfoto: MUKHA
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