Test: Numark NS6II / 4-Deck Serato-Controller

Test: Numark NS6II / 4-Deck Serato-Controller

Tests. 21. Juli 2018 | 4,5 / 5,0

Geschrieben von:
Robert Wong

Der Numark NS6 kam vor ca. sechs Jahren auf den Markt und wurde damals noch mit Seratos Controller-Software Serato Itch ausgeliefert. Als zweitgrößter DJ-Controller (im Numark Sortiment) hinter dem motorisierten NS7, spielte der NS6 als robuster 4-Kanaler klar in der Oberliga der DJ-Controller mit. Was sich durch das Update NS6 II verändert hat und welche Features sich nun in Serato DJ Pro damit steuern lassen, stellen wir im nachfolgenden Test vor.

Unboxing

Der 4,5 kg schwere NS6 II misst 56,8 x 35 x 6,5 cm und ist damit einer der größeren DJ-Controller, die man nicht so einfach in einem Rucksack verstauen kann. Im Lieferumfang befinden sich neben dem Controller ein externes Netzteil, ein USB-Kabel, eine Serato DJ Pro Lizenz und eine verständliche Bedienungsanleitung in englisch, spanisch, französisch, italienisch und deutsch. Das Gehäuse wurde vorwiegend aus einem silbernen Kunststoff gefertigt, um Gewicht einzusparen. Das Faceplate ist aus einem gebürsteten schwarzen Metall. Die Übergänge der Komponenten sind sauber verarbeitet und die Schrauben versenkt. Bis auf die linke und rechte äußere Kante gibt es keine Stellen, die wesentlich hervorstehen. Trotz der Größe des Controllers gibt es keine Verwindungen, sodass er mit seinen flachen Gummifüßen sicher und rutschfest auf einer glatten Oberfläche steht.

Zum Schutz der frontseitigen Regler stehen zwei Metallbügel aus dem Gehäuse hervor. Das Gehäuse selbst hebt sich mittig unterhalb des Controllers etwas ab. Durch diese Aussparung ist es möglich, einen Laptopständer direkt hinter das Gerät zu stellen, sodass der Fuß des Ständers unter das Gerät passt (z.B. ein Crane Stand). Insgesamt lässt die Verarbeitung keine Wünsche offen. Alles fühlt sich wertig an, nichts wackelt oder macht den Anschein als hätte es zu viel Spiel. Und die Gehäuseform des Controllers ist sowohl optisch als auch funktional ansprechend gestaltet und hat nichts mehr vom langweiligen Design des Vorgängers.

Numark hat den NS6 II gründlich überarbeitet.

Ausstattung

Wie bei den meisten 4-Deck-Controllern ähnelt die Mixer-Sektion der Ausstattung eines regulären DJ-Mischpultes. Pro Kanalzug stehen ein Gain, ein 3-Band Kill-EQ, eine Vorhörtaste und ein großer bipolarer Filterregler zur Verfügung. Die Kanalfader sind 45 mm lang und können der jeweiligen Crosssfaderseite zugeordnet werden. Die Linefader und der Crossfader sind leichtgängig und messen einen Faderweg von 45 mm. Der Crossfader besitzt eine separate Frontplatte und kann dementsprechend von der Oberseite herausgenommen werden. Sein Cutlag misst auch nach stufenloser Scharfstellung ca. 2 mm, was fürs Scratchen nicht ganz optimal ist. Zur optischen Überwachung des Pegels steht pro Kanal eine kleine Volume LED-Kette aus fünf Segmenten zur Verfügung, welche rot bzw. in der Spitze weiß leuchtet. Zusätzlich gibt es mittig auch noch eine Master Volume LED-Kette, um das Gesamtsignal zu überwachen.

In der Deck-Sektion gehört das neue Jogwheel mit Display zur größten Auffälligkeit. Dort werden Trackinformationen wie BPM, Zeit, Nadelposition, Pitch und Pitchbereich angezeigt. Direkt unterhalb der neuen Jogwheels befindet sich die Transport-Sektion, die nun acht gummierte Pads mit Anschlagdynamik beherbergt. Gleich darüber liegen die Pad-Modi-Tasten Cue, Auto-Loop, manueller Loop, Sampler und Slicer mit denen sich in Serato DJ Pro weitere Kreativ-Funktionen steuern lassen. Pitch- und Effektsektion haben sich im Vergleich zum Vorgänger kaum verändert. Man nutzt hier immer noch einen langen 100 mm Pitchfader, wenn das Thema Auto-Sync nicht in Frage kommt. Um schneller im Track zu scrollen gibt es nach wie vor einen Touchstrip oberhalb des Jogwheels.

Unter der Haube des Numark NS6 II sitzt ein 24 Bit/44,1 KHz 4-Kanal Audio-Interface.

Ausgänge & Eingänge:

Der Numark NS6 II ist mit zahlreichen Anschlüssen ausgestattet, die den Controller sowohl im Betrieb mit einem Computer als auch ohne flexibel einsetzbar machen. Als Masterausgang werden auf der Rückseite XLR- und Cinch-Buchsen angeboten. Dazu gibt es für den Booth ebenfalls ein Stereo-Cinch-Pärchen, um Monitorboxen separiert ansteuern zu können. Der Kopfhörerausgang ist als 3,5 mm und 6,3 mm Klinke auf der Frontseite platziert. Damit darf man als DJ dann auch mal den Klinkenadapter vergessen.

Mit gleich zwei regelbaren Mikrofoneingängen (6,3 mm Klinke) mit 2-Band-EQ spricht der Numark NS6 II neben dem Club-DJ auch den mobilen DJ an. Um latenzfreie Signale zu ermöglichen, sind die Mikrofoneingänge direkt auf den Masterausgang geroutet und stehen dabei für Aufnahmen in der Software nicht zur Verfügung. Für den Standalone-Mixerbetrieb besitzt der NS6 II zwei zusätzliche Stereo-Cinch-Eingänge, an denen man entweder ein Phono- oder Line-Signal anlegen kann. Damit können dann entweder Plattenspieler oder CD-Player angeschlossen werden. Mit zwei USB-Anschlüssen auf der Rückseite kann der NS6 II für den fließenden Wechsel von zwei Laptop-DJs genutzt werden. Ein ziemlich praktisches Feature, das die Übergabe an den nächsten DJ wesentlich entspannter macht.

Numark NS6 II in der Praxis

Der Numark NS6 II wird beim Einschalten von der Farbe Rot beherrscht. Auffällig und nützlich zugleich erweisen sich die eingelassenen Displays in den Jogwheels. Trackinformationen lassen sich gut erkennen und reduzieren die Gefahr ins berühmte Laptopstarren (Serato-Face) zu verfallen. Der Controller ist Plug&Play auf die beiliegende Software Serato DJ Pro (Nachfolger von Serato DJ) zugeschnitten, sodass man direkt mit dem Auflegen starten kann. Dabei ist der Workflow von der Tracksuche bis hin zum abschließenden Mix intuitiv. Alles lässt sich super erreichen und reagiert präzise auf Manöver.

Die Jogwheels reagieren sehr direkt und der Drehwiderstand geht in Ordnung. Die Achse scheint dabei recht solide zu sein, denn auch etwas gröbere Berührungen führen kaum zum Einsinken des Wheels. Lediglich die etwas glatte Oberfläche erfordert in bestimmten Situationen etwas mehr Fingerspitzengefühl. Fürs Scratching muss man sich dementsprechend etwas umgewöhnen oder einfach einen zusätzlichen Plattenspieler anschließen. Der NS6 II unterstützt nämlich auch Seratos DVS und erlaubt, sofern man das DVS-Paket besitzt, auch die Tracksteuerung per Timecode.

Während des Mixings mit vier internen Decks verfällt der Pitchfader bei Tempoänderungen in einen Abholmodus. Sofern beim Deckwechsel auf einer Seite Tempounterschiede vorhanden sind, leuchtet einer der Pfeile am Pitchfader auf. Ein sehr nützliches Feature, das schlagartige Temposprünge beim Pitchen unterbindet. Ein weiteres cooles Feature während des internen Mixings ist die zuschaltbare Berührungsempfindlichkeit der EQ- und Effekt-Kappen. Auf diese Weise können schnell EQ-Bänder durch Berührung abgesenkt bzw. Effekte ein- und ausgeschaltet werden. Wer mag, kann auch den Kanalfilter per Knopfdruck mit einem zusätzlichen Roll-Effekt nutzen, was bei Übergängen ein wenig Abwechslung zum 08/15-Filtersound bietet. Wenn man es noch etwas differenzierter möchte, lässt sich der Filterregler aber auch mit Hilfe der MIDI-Zuweisung als Macro-Effekt in Serato DJ Pro belegen (Dies muss man selbst mappen!).

Neben den Effekten lassen sich mit dem NS6 II für kreative Einwürfe die Pad-Effekte aus Serato DJ Pro mit Loop, Roll oder Slicer sehr einfach in ein Set einbinden. Und sofern man den Sampler mit Drumsounds bestückt, ist mit den anschlagdynamischen Pads auch Fingerdrumming möglich. Das visuelle und haptische Feedback der Pads lässt in der Praxis kaum Wünsche offen. Die gummierte Oberfläche, die Größe und der Druckpunkt der Pads sind für solche Manöver gut abgestimmt und machen Spaß. Leider gibt es für den Sampler in Serato DJ Pro keinen Lautstärkeregler auf dem NS6 II, was im Endeffekt dazu führen kann, dass man die Lautstärke per Maus nachregeln muss.

Wenn man dann noch einen draufsetzen möchte, lässt sich zusätzlich das Serato Flip- und auch das Key-Play-Feature über Tastenkombinationen ansteuern (beide Features sind kostenpflichte Serato Upgrades!). Dies sind aber Features für den erfahrenen DJ und Controllerist, bei denen mehrere Skills gleichzeitig gefordert werden. (Mit Serato Flip lassen sich Cue-Punkt-Manöver aufzeichnen und wieder abrufen. Key-Play ist Bestandteil von Serato Pitch‘n Time, mit dem man Cue-Punkte in verschiedenen Tonhöhen wie auf einer Klaviatur spielen kann.)

Mit dem doppelten USB-Anschluss auf der Rückseite des NS6 II ist es möglich, zwei Rechner gleichzeitig anzuschließen, um entweder im Team aufzulegen oder einen reibungslosen DJ-Wechsel durchzuführen. Dabei lassen sich jeweils Deck 1+3 und Deck 2+4 einem USB-Anschluss zuordnen. Der NS6 II wird durch dieses Feature noch flexibler einsetzbar und man stört den anderen DJ bei einem Wechsel nicht durch umständliche Verkabelungsaktionen. Im Teamplay lässt sich die Browser-Sektion jeweils per Knopfdruck einem Rechner zuweisen, sodass auch hier die Nutzung des NS6 II durch beide Rechner möglich bleibt. Für die Synchronisation beider Rechner steht in Serato DJ Pro, Ableton Link zur Verfügung. Insgesamt ist dieses Feature eine sehr runde Sache, die bis ins Detail gut funktioniert.

Neben den ganzen technischen Tricksereien, die mit dem NS6 II möglich sind, besticht ganz nebenbei auch der äußerst druckvolle Sound, den die interne Soundkarte frei gibt. Im Vergleich zu anderen Controllern lieferte das Interface eine ordentliche Ausgangsleistung, die sich auch klanglich hören lassen kann. Der Numark NS6 II ist von Haus aus auch mit der aktuellen Virtual DJ 8 Version kompatibel. Sein volles Potential entwickelt er aber unter Serato DJ Pro. Da es sich hierbei um einen MIDI-Controller handelt, kann er durchaus auch mit Traktor Pro oder anderen Softwares genutzt werden. Hierfür wird man jedoch selbst ein Mapping anlegen müssen.

Fazit

Numark hat mit dem NS6 II ein wirklich gelungenes Update herausgebracht. Der Controller ist gut verarbeitet und bietet eine Menge Steuermöglichkeiten, die einen intuitiven Workflow erlauben. Dabei hat man die wesentlichen Elemente stets im Auge und bekommt optional die Möglichkeit, technische Spielereien in sein Repertoire einzubauen. Der doppelte USB-Anschluss fürs Teamplay oder den DJ-Wechsel und die Standalone Mixer-Funktion machen den NS6 II sowohl für den mobilen Einsatz als auch für die Festinstallationen tauglich. Durch die beiden Mikrofoneingänge dürfte der NS6 II auch für Hochzeits-DJs geeignet sein. Sofern einem die Software Serato DJ Pro liegt, bietet der NS6 II ein unheimlich gutes Gesamtpaket, dass Semi-Pro- und Pro-DJs gefallen wird. Die einzigen Schwachstellen des NS6 II sind die etwas zu glatten Oberflächen der Jogwheels und der fehlende Lautstärkenregler für den Sampler. Da das aber nur benutzerspezifisch zum Tragen kommt, bleibt mein überaus positiver Eindruck vom Numark NS6 II davon ungetrübt. Mit einem Preis von ca. 750 Euro ist der NS6 II zwar nicht gerade günstig, jedoch bietet er wohl aktuell eines der besten Preis-Leistungs-Verhältnisse unter den professionellen 4-Kanal-Controllern am Markt.

Pro

Gute Verarbeitung
Gutes Workflow Konzept
Doppel-USB-Anschluss für DJ-Wechsel
Standalone Mixer
DVS-fähig
Touch-Bedienung für EQ und Effekte
Pads mit Anschlagdynamik

Kontra

Jogwheeloberfläche etwas glatt

Preis:

ca. 750 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Numark-Website.

Alternativen

Denon DJ MC7000

Pioneer DJ DDJ-SX2

 

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit controller , dj , NS6II , Numark , serato

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