Test: DrumBrute Impact

Test: DrumBrute Impact

Tests. 8. September 2018 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Die DrumBrute Impact aus dem Hause Arturia besticht vor allem durch eine analoge Funktionsweise und einen günstigen Preis. Der französische Hersteller für Musiksoftware und -hardware knüpft somit an das Erfolgsrezept der ersten DrumBrute an, schlägt dabei jedoch auch neue Wege ein. So handelt es sich bei der DrumBrute Impact nicht um eine reduzierte Variante der DrumBrute, sondern um eine eigenständige Drum Machine mit dedizierten Sounds und Features. Ob sich die kleine Schwester behaupten kann, hier im Test:

Instrumente und Sounds

Die Arturia DrumBrute Impact bietet zehn Stimmen: Kick, Snare 1, Snare 2, Hi-Tom, Low-Tom, Cymbal, Cowbell, Open Hats, Closed Hats sowie eine FM-Drum. Je ein Toggle-Schalter wählt zwischen den Toms bzw. Cymbal und Cowbell, die sich zwar die Klangregelung teilen, aber über separate Spuren im Sequenzer verfügen. Von den zahlreichen Drehreglern sind die meisten allerdings Level-Potis – für Kick und Snares bleiben zwei Regler für die Klangfärbung, die anderen Stimmen besitzen lediglich einen. Nur die FM-Drum lässt mit vier Potis (inklusive Level) die Schrauberherzen höher schlagen. Jedes Instrument verfügt zusätzlich über eine programmierbare Color-Funktion, wodurch die auf den ersten Blick überschaubare Klangregelung an Tiefe gewinnt.

Insgesamt sind die Sounds der Arturia DrumBrute Impact gemäß der analogen Klangerzeugung druckvoll, organisch und nicht zuletzt durch die Master-Distortion schön rau. Die Kick ist trotz weniger Einstellungsmöglichkeiten vielseitig, die Distortion mittels Color-Button jedoch Geschmackssache. Snare 1 kann je nach Belieben auch für Noise-Sweeps, Shaker oder zusätzliche Tom-Sounds genutzt werden und Snare 2 ist eigentlich eher ein Clap. Die Toms sind immer im Quintabstand zueinander, unabhängig davon, wo der Pitch-Regler steht. Wirklich gestört hat das aber nicht, da mit Snare 1 und der FM Drum weitere melodische Elemente vorhanden sind. Schwerer zu integrieren ist das Cymbal, da es nur zwei recht prägnante Tonhöhen kennt, die nicht zu allen Tunings der Kick passen. Bei den Open und Closed Hats gibt es dieses Problem nicht. Besonders gelungen ist die FM Drum, welche mit einer äußerst interagierenden Klangregelung eine Vielzahl an brauchbaren Sounds bietet.

Sequencer

Wie bei den meisten Drum Machines können die Beats mittels Stepsequencer programmiert, aber auch in Echtzeit eingespielt werden. Bei letzterer Variante steht optional ein Quantize-Feature zur Verfügung, damit auch bei kniffeligen Rhythmen nichts anbrennt. Es lassen sich bis zu 64 Patterns mit einer maximalen Länge von je 64 Schlägen einspeichern und bis zu 16 dieser Patterns können zu jeweils einem „Song“ zusammengefasst werden. Das klingt vielleicht kompliziert, ist durch die raffiniert aufgeteilte Bedienungsoberfläche der DrumBrute Impact aber leicht umzusetzen. Im „Song Mode“ lassen sich auf diese Weise mehrere Patterns in einer programmierbaren Reihenfolge abspielen, was insbesondere bei der Performance mit weiteren Geräten Arbeit abnimmt.

Wie bei der DrumBrute gibt es auch bei der DrumBrute Impact wieder ein Touchfeld für Beat-Repeat und Stutter-Effekte. Außerdem lässt sich jederzeit und stufenlos ein Metronom zuschalten, um auch bei haarigen Patterns ausreichend Überblick zu gewährleisten. Separate Regelung für Swing und Randomness runden die Oberfläche der Drum Machine ab. Ein besonders interessantes Feature ist der „Polyrhythm-Mode“, der es erlaubt, pro Instrument eine eigene Sequenzlänge bzw. Time-Signature einzustellen. Dadurch lassen sich bis zu zehn unterschiedliche Taktarten kombinieren und äußerst komplexe Rhythmen erzeugen, die mit den meisten Drum Machines unmöglich sind.

Anwendung

Wer bereits mit einer Drum Machine wie der 808 oder 909 gearbeitet hat, wird schnell mit der Bedienung der DrumBrute Impact vertraut sein. Das Touchfeld und der Randomness-Regler bilden schöne Ergänzungen zur bewährten Arbeitsweise und erlauben auf intuitive und musikalische Weise Variationen zu implementieren, ohne das zuvor programmierte Pattern „zerstören“ zu müssen. Angenehm ist auch der Extra-Button für den „Accent-Mode“: Manche Geräte fügen Akzente schon durch doppeltes Drücken der Pads hinzu, sodass man leicht durcheinander kommt, wenn man schnell einen Step ein- oder ausschalten will, Impact dagegen löst das elegant. Mit den Mute und Solo Buttons lassen sich mehrere Stimmen gruppieren und dann gleichzeitig muten oder solo abspielen – das bereitet besonders live viel Freude beim Auf- und Abbauen von Patterns.

Positiv aufgefallen ist, dass man auch die Color-Funktion über die Step-Buttons programmieren kann, wenn auch nicht für jede Stimme einzeln: Soll beispielsweise auf der Zählzeit 13 die Color-Funktion für die Kick getriggert werden, wird jede weitere Stimme, die auf diese Zählzeit fällt, ebenfalls in ihrer Color-Variante wiedergegeben. Unübersichtlich ist dabei, dass Akzente und Color mit derselben roten LED-Farbe dargestellt werden. Trotzdem ist das Color-Feature ein toller Schritt in die richtige Richtung und vervierfacht mit den Akzenten die programmierbaren Möglichkeiten pro Stimme.

Ein Highlight ist der „Polyrhythm-Mode“. Insbesondere für vertrackte Stile wie Techno ist dieses Feature ein Segen, da sich konsequent ineinander schraubende Patterns hiermit total leicht umsetzen lassen. Man hält einfach den „Last Step“-Button gedrückt und sucht sich einen der Step-Buttons aus. Nach Erreichen des gewählten Buttons beginnt die Sequenz der ausgewählten Stimme von vorne, ganz egal welche Einstellungen für die anderen Stimmen gelten. Bei den meisten anderen Drum Machines und Sequenzern muss man für vergleichbare Effekte viel rechnen und selbst dann wird in der Regel nach 16, 32 oder 64 Schlägen – je nach Maximallänge der programmierbaren Patterns – wieder zur grundlegenden Taktart nachkorrigiert. Dass man bei der Impact so ziemlich jede erdenkliche Time-Signature einstellen und kombinieren kann, ermöglicht einen experimentierfreudigen und intuitiven Zugang zur Polyrhythmik.

Anschlüsse

Die DrumBrute Impact verfügt über einen USB-Anschluss und kann so beispielsweise als rudimentärer MIDI-Controller fungieren, oder Patterns und Songs an den PC bzw. Mac übertragen. MIDI Ins und Outs unterscheiden die DrumBrute Impact von ihren Urahnen zweiten Grades 808 und 909 und sind eine unverzichtbare Ergänzung zur analogen Klangerzeugung – in dem Preissegment keineswegs selbstverständlich. Der gesamte Mix wird mittels 6,35 mm Stereoklinke ausgegeben. Zusätzlich verfügt die Drum Machine über 3,5 mm Klinkenausgänge für Kick, Snares, Hi-Hats und FM Drum. Sobald ein Kabel in eine dieser Buchsen gesteckt wird, verschwindet die jeweilige Stimme vom Mix-Ausgang. Separate Ausgänge für die anderen Stimmen gibt es leider nicht und auch die kleinen Klinkenbuchsen sind eher unpraktisch. Dedizierte Clock Ins und Outs ermöglichen außerdem die Synchronisation mit Geräten, die über kein MIDI verfügen.

Verarbeitung und Maße

Mit Abmessungen von 32 × 29 × 9 cm und einem Gewicht von zarten 1,84 kg ist die DrumBrute Impact kleiner als ihr Vorgänger und liegt damit im Downsizing-Trend. Das Design erinnert mit seinen orangefarbenen Kanten an Sportwagen à la Lamborghini und setzt sich von den klassischen Holzkanten ab. Insgesamt ist die Kiste super verarbeitet: Keine wackelnden Potis, die Tempoanzeige ist auch bei schlechtem Licht gut lesbar und die zahlreichen Pads und Buttons machen einen soliden Eindruck. Einzig beim Sliden über die Step-Buttons – etwa um durchgehende 16tel einzuprogrammieren – kann man sich etwas verhaken. Wenn das zu sehr stört, kann man derartige Patterns aber einfach mittels Beat-Repeat eingeben.

Fazit

Die DrumBrute Impact ist nicht zuletzt wegen ihres günstigen Preises für Einsteiger geeignet. Für wenig Geld bietet Arturia eine sehr gute Drum Machine mit einem gelungenen Mix aus analoger Klangerzeugung und modernen Features. Während MIDI-Kompatibilität, das Touchfeld für Stutter-Effekte oder auch der Randomness-Regler relativ neue Funktionen sind, klingt die DrumBrute Impact doch retro. Gerade im Vergleich zu sample-basierten Drum Machines wirken beispielsweise die Beckensounds der Testkandidatin eher maschinell bis künstlich. Das ist keineswegs als Kritik gemeint, sondern einfach eine Stilfrage. Für Genres wie Techno oder Industrial sind die Klänge ideal, aber auch Oldschool-House macht mit der Cowbell und den verschiedenen Snares viel Spaß. Der Distortion-Regler auf dem Master ist jedoch ein klares Indiz dafür, dass sich die DrumBrute Impact besonders in der härteren Gangart wohlfühlt.

Die im Vergleich zur DrumBrute geringere Anzahl an Instrumenten und dazugehörigen Klangregelungsmöglichkeiten wurde im Test als unproblematisch empfunden. Besonders das Color-Feature hat sich als innovative Neuerung erwiesen und erweitert platzsparend die Einstellungsmöglichkeiten. Die überschaubare Oberfläche der Drum Machine kommt so dem Workflow zugute: Alles ist direkt per Button oder Poti regelbar, digitale Menüs gibt es zum Glück nicht und die Doppelbelegungen mittels Shift-Button sind sinnvoll gesetzt und schnell verinnerlicht. In komplizierteren Setups stören wahrscheinlich die fehlenden Einzelausgänge und die Miniklinkenbuchsen. Am Ende des Tages überzeugt jedoch der Sound der DrumBrute Impact. Die einzelnen Instrumente sind gut aufeinander abgestimmt und in den seltensten Fällen One-Trick-Ponys. Natürlich klingen nicht alle Einstellungen gleich gut, wer geduldig schraubt, wird jedoch mit einer Menge an unterschiedlichen tollen Klangfacetten belohnt.

Pro

Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Toller, ausgewogener Sound
Polyrhythm- und Color-Features
Hochwertige Verarbeitung

Kontra

Geringe Anzahl der Ausgänge/Mini- und Stereoklinken
Eingeschränkte Programmierbarkeit des Color-Features
Teilweise zu wenige Optionen zur Klangfärbung

Preis:

279,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Arturia.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit arturia , Drum Machine , Drumbrute Impact

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