Review: Panthera Krause – It’s A Business Doing Pleasure With You [Riotvan]

Review: Panthera Krause – It’s A Business Doing Pleasure With You [Riotvan]

Features. 23. November 2019 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Tim Tschentscher

Also los. Panthera Krauses erstes Soloalbum nach fast 15 Jahren aktiver Karriere ist ein gutgelaunter Rundumschlag mit allem, was Spaß macht: Italo, Disco, Jazz-Funk, gelegentlich Downtempo, natürlich alles irgendwie als House getarnt. Kreativ bündelt er seine langjährige Expertise als DJ und Produzent sowie als Teil der Bandformationen Marbert Rocel und Karocel zur One-Man-Show zusammen. 'It’s A Business Doing Pleasure With You' ist ein munteres Sit-In auf Augenhöhe. Kein melancholischer Pathos, kein überbordendes Gedresche. Stattdessen gibt es Feierhymnen am Stück. In diesem emotional unterkühlten Jahr 2019 ist das vielleicht genau das Richtige. Warum kommt dieses Album aber erst jetzt?

Eigentlich ist Krause längst kein Unbekannter mehr. Nach einem knappen Dutzend 12-Inches und EP-Formaten, Langspielern mit BandkollegInnen und Bookings zwischen Burning Man und Panoramabar folgt mit dem Album nun die offizielle Kür. Von einem tatsächlichen Debüt zu sprechen ist hier also ein wenig Augenwischerei, denn der mittlerweile in Leipzig lebende Musiker ist in der Szene längst angekommen. So hatte man ihn doch spätestens seit 'Rules' via Lobster Theremin auch als Solokünstler auf dem Schirm. Heute leitet er gemeinsam mit Peter Invasion das Label Riotvan, über das Krause nun auch releast.

Auf dem Album wird kaum Zeit verschwendet. Das knapp einminütige Intro zirkuliert ein wenig, bittet entsprechend um Aufmerksamkeit und schiebt dann zügig zur Flamingo-Fontäne 'Birthday Club' hinüber. Hier zeigt sich bereits früh eine angenehme Unbeschwertheit, die doch oft in diesem Jahr fehlte. Es scheint dabei schwierig, sich nicht von der Groovyness anstecken zu lassen. Der herrlich angegeilte Pop-Stöhner 'J’ai Envie De Toi' macht es zudem unweigerlich deutlich: 100 bpm und wenige Gitarrengriffe reichen, um der anfänglichen Discohitze den konsequenten Funk zuzusprechen.

Von Frankreich aus geht es über die 'Road To Arcadia' in die Region Italo Disco. Ein zügig drückender Backbeat, zitternde Moroder-Arpeggios und spielautomatartige Glücksmelodien suggerieren den mittelgroßen Tagesgewinn. Den schönsten Moment der Platte erreicht Krause jedoch mit subtilsten Mitteln auf 'Das Schöne Meer Lied', einem fast atonal verschobenen Klangteppich aus Flöten-Samples. Die blinde Blockflötistin Martina Rother trägt darin ihre persönlichen Erfahrungen von Besuchen am Meer vor und den Dingen, die sie dort sehen kann. 'Man sieht die Menschen am Strand wie sie fröhlich sind.' Die Zusammenarbeit mit der Weimarerin reicht zurück bis 2011.

Mit der zweiten Hälfte des Albums arbeitet sich Krause weiter an Experimenten ab und sucht sich häufig Referenzpunkte zur Orientierung. Der Track 'Sledge Hammer' wirkt als hätten die Briten Art Of Noise dem Herbie Hancock-Stück 'Rockit' ein Rework verpasst. Mal klingen solche Verknüpfungen auch nach Flying-Lotus-Beats von 2012 ('Keep On') oder nach Polyversal-Souls-Skizzen ('Wendigo'). Stehen bleibt Krauses Gehör für verschiedene Spielarten und die Fertigkeit, diese in ein Album gießen zu können.

Erst hinten raus wird die Platte wieder klar housiger. So erinnert das Stück 'Sunset' mit sanften Key-Loops an die vergangene Festival-Saison und den ereignisreichen Sommer. Der gleichnamige Titeltrack des Albums 'It’s A Business Doing Pleasure With You' beschließt zuletzt ein genügsames, weil kurzweiliges Album. Tatsächlich ist dabei der Name der Platte Programm. Krause ist ein Arbeiter des Vergnügens und kredenzt hier die passenden Tracks zum Austoben. Vielleicht sind es die unterschiedlichen Einflüsse, die dem Album seine Farben verleihen. Vielleicht ist es das überlegte Timing der Veröffentlichung. In jedem Fall sticht diese Platte zu dieser Jahreszeit angenehm heraus.

'It’s A Business Doing Pleasure With You' erschien am 15. November auf Riotvan.

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