Review: UFO95 – Popularity Is Overrated [Mama Told Ya]

Review: UFO95 – Popularity Is Overrated [Mama Told Ya]

Features. 2. Oktober 2020 | / 5,0

Geschrieben von:
Tim Tschentscher

Wird ein neues DJ-Pseudonym in die Timelines und Empfehlungen gespült, ist meist einer der ersten Impulse zu recherchieren, wer sich hinter dem nicht selten kryptischem Decknamen verbergen mag. Oft findet man leider gar nichts über die oder den DJ heraus und auch im Falle von UFO95 ist das zunächst der Fall, denn bis hierhin ist der französische Produzent kaum in Erscheinung getreten. Tatsächlich ist das neueste Signing auf dem Label der Techno-Grande-Dame Anetha aber seit nicht weniger als fünf Jahren aktiv, konnte so bereits an unterschiedlichen Stationen Tracks veröffentlichen und hat bereits selbst ein Label an den Start gebracht. Diese nicht unwesentliche Expertise zeigt sich jetzt auch auf der neuen Doppel-EP 'Popularity Is Overrated'.

Neue Pseudonyme anzulegen hat natürlich immer den Vorteil, dass man sich stilistisch anderen Sounds widmen kann ohne den thematischen Fokus eines bereits etablierten Namens verschieben zu müssen. Zeitweise war Vaissade bereits unter Klarnamen aktiv, probierte sich als KVD zwischen Drone-Ambient und Tech-Trance aus und verdiente sich seine DJ-Sporen mit dem Techno-Alias Pursent. Einen überwiegenden Teil vertrieb er dabei über das 2017 mithilfe von Antoine Trenoy gegründete Label Rengaine. Bis zu dem jetzigen Quasi-Debüt als UFO95 ließen sich lediglich eine Digital-only-EP über das kleine Pariser Label Narv Records und ein halbstündiges Live-Screening via Boiler-Room-Kanal '4:3' finden.

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Dass jenes Projekt nun als Doppel-EP getarnt gelabelt wird, ist dabei wohl noch eher gewolltes Understatement seitens Anetha. Denn eigentlich liegt hier ein fertiges Studioalbum vor. Die Parameter stimmen: Opener, Aufbau, Peak, Abschwung, Closer, alles da. Mit 'Popularity Is Overrated' traut sich das Label zudem das bisher umfangreichste Release. 42 Minuten pure Energie im oberen BPM-Bereich, die nichts von irgendwelchen Clubschließungen wissen will. Im Intro 'Sun s4lutation' (das gleichzeitig auch als Schlusstrack funktionieren würde) wirkt das alles noch recht human. Gemächliche Synthesizer-Griffe laden ein wenig tragende Bedeutungen auf, dazu klackern familiäre Breakbeat-Rhythmen, um ein wenig einzulullen. Generell ist die Platte deutlich von 90er-Rave-Codierungen inspiriert, die noch immer nicht ausgelutscht scheinen.

Auf '2am' wettern dann schon ordentliche Techno-Schwaden los, die von fortlaufenden Hi-Hat-Programmierungen unterlegt werden. Überwiegend von der Kick getrieben, schiebt das Stück bereits ordentlich vorwärts und wird eigentlich nur kurzweilig unterbrochen, wenn einmalig die Bässe rausfliegen. Natürlich lässt es sich Plattformgeberin Anetha nicht nehmen und arbeitet auf 'On/Offline' selbst an der Endhypnose mit. Bei etwa 150 bpm entspricht das schon ihrer üblichen Handschrift. Da entwickelt sich dann noch so eine ewig gipfelnde Melodie-Batterie, nur um auf der letzten Sekunden fast mitten im Takt zu enden.

Erst auf der D-Seite variiert dieses fast monotone Durchwummern von UFO95 ein wenig. Auf 'Œ' gibt es nach Acid und Trance wieder selige Techno-Kulissen. Dumpf gepitchte Vocals verschmelzen mit einer angespitzten Kick-Drum und symphonisch-ähnlichen Melodieverläufen. Das ist gedanklich irgendwie so weit UK, wie es auch Loveparade ist. Zuletzt erinnern in 'Volcano' glitchy IDM-Breaks an Aphex Twin oder Isolées 'Rest'. Dass der Künstler erprobt ist im Spiel mit Erwartung und Überraschung zeigt sich auf diesem Projekt. Die Stücke sind durchdesignt und zeugen vom Verständnis aktuelle Ästhetiken zu bedienen. Das fußt nicht zuletzt auch auf der Erfahrung und dem Verständnis dafür, wie die Dynamiken von Tanzflächen sind. 'Popularity Is Overrated' ist ein Kleinod an Rave, Acid und Trance, eine Lusterklärung an Dancefloors, wenn man so will.

’Popularity Is Overrated' erschien am 25. September auf Mama Told Ya.

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