Test: Mixvibes Remixlive 6 iOS / Perfomance-App

Test: Mixvibes Remixlive 6 iOS / Perfomance-App

Tests. 17. März 2021 | / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Die französische Softwareschmiede Mixvibes bietet neben der DJ-Software Cross die App Remixlive für iOS- und Android-Geräte an und veröffentlichte vor wenigen Tagen deren sechste Evolutionsstufe. Die App startete als reines Live-Tool und erlaubte die Kombination von Loop-Samples zur Generierung musikalischer Phrasen und Beats. Mixvibes hat den Funktionsumfang von Remixlive stetig erweitert und die neuste Version mit einem Song-Modus ausgestattet. Den folgenden Test habe ich mit der iPad-Version 6.0.6 von Remixlive auf einem 10,5 Zoll iPad Air 3 und iOS 14.4 durchgeführt.

Remixlive

Die App Remixlive für iOS wird über den App Store vertrieben und kann funktionsbeschränkt kostenlos heruntergeladen werden. Diese Basisversion ist mit Soundpacks ausgestattet, sodass sich die ersten Gehversuche problemlos bewältigen lassen. Wer den kompletten Funktionsumfang inklusive Import/Export, Sample-Edit und die komplette Effektauswahl verwenden möchten, zahlt 9,99 Euro pro Monat oder 49,99 Euro pro Jahr.

Aufbau

Remixlive 6 bietet drei Grids (Loop-, Drum- und Sequenzer-Grid) mit je 6 x 8 Zellen sowie einen Song-Modus. Im Loop-Grid lassen sich Loop- und Gate-Samples mit perkussiven und tonalen Inhalten passgenau zu musikalischen Phrasen kombinieren. Das Drum-Grid beherbergt One-Shot Samples (Drums und Synthesizer), die per Fingerdrumming spielbar sind und das Sequencer-Grid umfasst 48 Speicherslots für programmierte oder eingespielte Inhalte.

Der Song-Modus ist ähnlich strukturiert wie das Arrangierfenster einer DAW (Cubase, Logic) und beinhaltet vertikal angeordnete Spuren mit Parts aus dem Loop- und Sequenzer-Grid. Die fertigen Songs können aus der App direkt zu Soundcloud, Google Drive, Dropbox etc. hochgeladen oder per E-Mail verschickt werden.

Remixlive 6 bietet drei Grids zum Spielen und Aufnehmen …
… musikalischer Phrasen. Loop-, Gate- und One-Shot-Samples …
… aus Soundpacks oder einer eigenen Samplebibliothek können zum Einsatz kommen.
Der neue Song-Modus kann als musikalischer Notizblock genutzt werden.

Mixing

Zur Feinabstimmung der Sounds stehen acht Kanalzüge parat, die durch Tippen auf das Fader-Icon in der Seitenleiste angezeigt werden und jeweils einer Soundkategorie fest zugewiesen sind. Um die Zugehörigkeit eines Samples zu einer Soundkategorie überprüfen zu können, findet eine Einblendung unterhalb der Kopfzeile statt, wenn ein Sample wiedergegeben wird.

Die fertigen Soundpacks verwenden hierzu unterstützend eine einheitliche Farbgebungen, sodass man Drum-, Bass- oder Synthie-Samples sehr einfach identifizieren kann. Die Kanalzüge sind mit Dreiband-EQs und Dualmode-Filtern ausgestattet sowie mit Kanalfadern, Mute und Solo-Tastern.

Der achtkanalige Mixer ist mit Dreiband-EQs, Fadern und Dualmode-Filtern ausgestattet.
Verschiedene Aufnahmefunktionen erlauben das Einspielen von Sequenzen und Songs.

Effekte

Die gut klingenden Effekte in Remixlive 6 lassen sich auf das Mastersignal oder einzelne Spuren routen und umfassen in der Vollversion der App Delay, Filter, Flanger, Reverb, Ping Pong Delay, Whoosh, Chorus, Phaser und Distortion. Die Aktivierung eines Effekts und Steuerung der Parameter erfolgt anhand eines virtuellen XY-Touchpads. Effekte lassen sich somit lebendig modifizieren und bei Bedarf können Parameterkombinationen auch fixiert werden. Parallel oder alternativ zu einem selektierten Effekt lässt sich noch ein Beat-Repeater mit verschiedener Quantisierung wählen, um Breaks spannend zu gestalten.

Praxis

Die App Remixlive lässt sich auf unterschiedliche Weise nutzen und bietet einen spielerischen Ansatz, der einen sehr einfachen Einstieg erlaubt. Für die ersten Gehversuche ist das Loop-Grid prädestiniert, hier lassen sich Beats und musikalische Phrasen generieren. Da alle Inhalte der Soundpacks perfekt aufeinander abgestimmt sind, können beliebige Drum-, Snare-, Bass- und Lead-Loops durch Wisch- und Tipp-Gesten gestartet werden.

Die Soundpack-Auswahl ist groß und umfasst Genres wie House, Techno, Grime, Trap, Hip-Hop, Soul etc. und wird von Mixvibes kontinuierlich erweitert. Eigene Samples, importiert über iTunes, AudioCopy oder auch direkt aus der App Cross sind ebenfalls verwendbar. Für die Samples im Loop-Grid stehen zahlreiche, grafisch unterstützte Bearbeitungsfunktionen zur Verfügung, die das Kürzen, Ein- und Ausfaden, Timestretchen und Pitchen erlauben.

Die Loop-Samples lassen sich durch Sounds im Drum-Grid live untermalen. Beschriftungen, Symbole und Farbcodierungen sorgen dafür, dass die passenden Klänge treffsicher aufgefunden werden können. Auch hier bietet die App Bearbeitungsfunktionen für die Samples und zudem perkussion-typische Parameter, die man in Drummaschines findet wie Link und Choke Group, damit das Spielen von Hihats, Cymbals und anderen Sounds gemeinsam erfolgt oder diese sich gegenseitig ausschließen.

Die Drum-Grid-Einspielungen sind durch die Aufnahmefunktion als permanentes Element in einen Song integrierbar und können im Sequencer-Grid platziert werden. Der Aufnahmevorgang erfolgt durch das Triggern von Samples inklusive Overdub oder per Step-Programmierung im Sechzehntel-Beatraster. Für tonale Sequenzen steht eine Bildschirmklaviatur parat, die „musikalische“ Einspielungen erlaubt. Um das Einspielen zu erleichtern, lassen sich Skalen wie Major, Minor, Dorian etc. wählen.

Die generierten Sequenzen können im Nachgang bearbeitet werden, hierzu stehen die Parameter Velocity, Offset, Duration, Roll und Pitch zur Auswahl. Leider muss man sich bei der Parametermodifikation komplett auf sein Gehör verlassen, da es keine Skalen oder Werteinblendung gibt. Ich hoffe, dass hier zukünftig noch etwas nachgebessert wird, damit ein gezieltes Bearbeiten möglich ist.

Remixlive 6 unterstützt zum Triggern von Samples aktuell das Launchpad II von Novation als externes Eingabegerät, Ergänzungen für weitere Controller wären sehr begrüßenswert, vor allem auch für Keyboard-Controller, damit das Einspielen von musikalischen Parts besser gelingt.

Mit den Bestandteilen der drei Grids lassen sich Live-Performances gestalten oder DJ-Sets ausschmücken. Damit dieses passgenau gelingt, ist Remixlive mit der Sync-Funktion Ableton Link ausgestattet, die einen Gleichklang zu DJ-Programmen per WLAN herstellt (via Netzwerkrouter oder Direktverbindung (Ad-hoc-Netzwerk)). Für diese Art der Nutzung würde ich mir noch eine Nudge/Pitchbend-Funktion wünschen, um kleinere Versätze ausgleichen oder eine komplette manuelle Steuerung vornehmen zu können, sodass eine Synchronisation auch zu einem analogen DJ-Set erfolgen kann.

Song-Modus

Der Song-Modus ist der jüngste Funktionszuwachs und erweitert die ursprüngliche reine Live-Fokussierung der App. Die Spuren im Song-Modus sind auf einer Zeitleiste angeordnet und lassen sich mit Inhalten aus dem Loop- und Sequenzer-Grid füllen. Die möglichen Parts können aus einem Pool auf der rechten Seitenleiste selektiert und anschließend kopiert, verlängert, verkürzt und horizontal verschoben werden, das Ganze kann einzeln oder per Lasso-Auswahl auch für mehrere Parts simultan erfolgen. Alternativ sind Songs auch mit der Aufnahmefunktion „Song“ kreierbar, die das Starten und Stoppen von Samples im Loop und Sequenzer mitschneidet.

Die aktuelle Umsetzung des Song-Modus lässt noch ein paar Wünsche offen, da beispielsweise keine Aufnahme von gespielten Samples im Drum-Grid stattfindet und weder Effekt- noch Mixer-Parameter protokolliert werden. Den praktischen Nutzen des Song-Modus sehe ich daher momentan eher als eine Art musikalischer Notizblock, um spontan oder unterwegs Songideen festzuhalten.

Fazit

Die App Remixlive 6 bietet eine Menge Spielspaß und kann im Studio, auf Reisen oder live zur Begleitung eines DJ-Sets eingesetzt werden. Die ab Werk enthaltenen Soundpacks sind perfekt aufeinander abgestimmt, sodass man direkt nach der Installation der App mit dem Musikmachen beginnen und Loop- sowie One-Shot-Samples elegant miteinander verschmelzen lassen kann. Eigene Sequenzen können programmiert oder eingespielt werden und zur Klangformung stehen Equalizer, Filter und ordentlich klingende Effekte parat. Die neueste Erweiterung in Remixlive umfasst einen Song-Modus, der aktuell aber aufgrund seines limitierten Funktionsumfangs nur für Songskizzen geeignet ist. Der Workflow der App ist insgesamt einfach gehalten, eine umfassende Dokumentation wäre aber trotzdem wünschenswert, da sich so viel Zeit sparen ließe und eine Trial-and-Error-Entdeckungstour entfallen könnte. Interessierte sollten sich Remixlive 6 in jedem Fall herunterladen, um sich anhand der kostenlosen Features einen Eindruck zu verschaffen.

Gesamtwertung:
4,0 von 5,0
Qualität:  
4,0 von 5,0
Klang:  
4,0 von 5,0
Preis-Leistung:  
4,0 von 5,0

Pro

Sehr gute Soundpacks enthalten
(Weitestgehend) einfach gehaltener Workflow
Großer „Spielspaß“
Synchronisation via Ableton Link
Solide Effekte

Kontra

Song-Modus ausbaufähig
Kein Support für Keyboard-Controller

Preis:

9,99 EUR monatlich/49,99 EUR jährlich

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Mixvibes.

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