Test: Novation Circuit Rhythm / Sampler

Test: Novation Circuit Rhythm / Sampler

Tests. 16. April 2022 | / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Rund ein halbes Jahr nach Veröffentlichung des Circuit Tracks brachte Novation den Circuit Rhythm auf den Markt. Augenscheinlich kaum vom Tracks zu unterscheiden, handelt es sich beim Circuit Rhythm um einen Achtspur-Sampler mit entsprechenden Aufnahmefunktionen und erweiterter Effektpalette. Dafür verzichtet Rhythm auf die beiden MIDI- und Synth-Kanäle des Circuit Tracks, das erfolgreiche Bedienkonzept der Circuit-Reihe will Novation hingegen beibehalten haben. Was den Circuit Rhythm im Detail ausmacht und wie sich das gute Stück in der Praxis schlägt, zeigt dieser Test.

Die Neuerungen im Überblick

Wie erwähnt wurden die MIDI- und Synth-Channels des Rhythm zugunsten weiterer Sample-Kanäle gestrichen. Damit kommt der Sampler auf stolze acht Spuren, von denen Klangschnipsel abgespielt und sequenziert werden können. Neue Abspielmodi wie Slice, Chromatic, Gated, Loop und Reverse sowie erweiterte Sample Controls, Choke Groups und Note Repeat helfen beim Finetuning der Klangschnipsel.

Durch die höhere Anzahl an Sample-Spuren kann Rhythm jetzt pro Pack 128 Samples beherbergen. Über zwei Audioeingänge werden externe Sounds mit einer Maximallänge von 228 Sekunden aufgenommen, das Resamplen interner Klänge ist ebenfalls möglich.

An den Send-Effekten des Circuit – Delay, Reverb und Kompressor mit Sidechain-Funktion – hat sich nicht viel geändert. Dafür gibt es beim Rhythm eine komplett neue Grid-FX-Matrix mit Vinyl-Simulation, Phaser, Stutter bzw. Gater, Reverse, Autofilter und Digitiser.

Ein Chromatic Mode ist auch wieder dabei, allerdings fehlt beim Rhythm das Scale Feature. Polyphones Spiel und das Steuern externer Instrumente via MIDI und Sync sind mit dem Circuit Rhythm zwar möglich, er besticht aber eher als dedizierter Sampler, statt als Hardware-Setup-Schaltzentrale.

Novation Circuit Rhythm Anschlüsse.

Verarbeitung und Anschlüsse

Abgesehen von der silbernen Farbe könnte man meinen, der Circuit Rhythm von Novation sei eine Kopie des Circuit Tracks. Folglich misst auch dieser Spross der Circuit-Reihe 240 x 45 x 210 mm und wiegt 0,78 kg. Das Kusntstoffgehäuse ist spaltfrei und fest verarbeitet, was einen grundsoliden Eindruck macht, dank der neuen Farbe sieht der Rhythm sogar noch etwas schicker aus, beinahe wie eine kleine Maschine+.

Ansonsten ist vieles beim Alten geblieben: Acht Endlos-Encoder für flexible Parametersteuerung, je ein Volume- und ein Filterpoti sowie 4 x 8 Triggerpads umringt von 28 Funktionstastern zieren die Oberfläche des Instruments. Lediglich die Funktion und Beschriftung einiger Taster haben sich geändert, vorwiegend um Platz für die neuen Sample- und FX-Features zu schaffen.

Die rückseitigen Anschlüsse umfassen MIDI-In, -Out und -Thru in fünfpoliger DIN-Ausführung, ein 6,35mm-Klinkenpaar als Audioausgang, ein weiteres Klinkenpaar als Eingang, Sync- und Kopfhöreranschluss im 3,5mm-Klinkenformat sowie eine USB-C-Buchse und ein microSD-Slot. Der Powerknopf und eine Kensington Diebstahlsicherung befinden sich ebenfalls auf der Rückseite des Circuit Rhythm.

Wieder mit an Bord ist der aufladbare Akku mit etwa vier Stunden Laufzeit, im weiteren Lieferumfang befinden sich außerdem eine SD-Karte, ein USB-Kabel, der passende Stecker mit Adaptern für verschiedene Steckdosen, ein Sticker und das Manual.

Technische Daten und Sound

Ein Projekt des Novation Circuit Rhythm kann für jede der acht Sample-Spuren acht Patterns speichern. Patterns können bis zu 32 Schritte lang sein, wobei die Patternlänge und Subdivision unabhängig pro Track geregelt werden können, was für reichlich Flexibilität sorgt. Durch Pattern-Chaining ist eine Maximallänge von 256 Schritten möglich.

Bis zu 64 Projekte fasst der Circuit Rhythm zu sogenannten Packs zusammen, von denen eins in der Hardware des Geräts Platz findet und 31 weitere auf der SD-Karte gespeichert werden können. Die maximale Sampling-Zeit umfasst auf ein Pack gerechnet 228 Sekunden, pro Pad gilt eine Höchstlänge von 32 Sekunden. Allzu problematisch ist diese Einschränkung dank der vielen Sequenzierungs- und Effektierungsmöglichkeiten des Rhythm jedoch nicht.

Bedauernswerter ist, dass die Audioeingänge beim Samplen zwangsläufig auf Mono summieren. Alternativ können Samples via USB-Anschluss oder SD-Karte importiert werden, vorausgesetzt es handelt sich um WAV- oder MP3-Dateien. Bei einer Auflösung von 48kHz und 16 Bit klingt der Rhythm erstaunlich gut beziehungsweise transparent genug, um ohne hörbare Färbung aufzunehmen. Weil es beim Circuit Rhythm nur noch Sample-Spuren gibt, hängt der Sound also maßgeblich von den gesampleten Klangquellen ab.

Die Effekte des Samplers kommen allerdings relativ digital und eine Spur zu sauber daher. Die Reverbs klingen weitestgehend super, der Delay und die Grid-FX sind jedoch nicht das Gelbe vom Ei und können mit der Konkurrenz wie zum Beispiel dem Roland SP-404mkII nicht mithalten.

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Der Workflow

Abgesehen von den Sampling-Funktionen steht beim Rhythm wieder ein unfassbar effektiver Sequenzer im Zentrum des Workflows. Individuelle Pattern-Längen und Subdivisions, aufnehmbare Automationen, Trig Probabilty und Parameterlocks bieten nicht nur theoretisch alles, was das Herz begehrt, sondern überzeugen auch in der Praxis.

Besonders mit den erweiterten Parametern pro Sample-Spur – beispielsweise Low- und Highpassfilter, Distortion und Slope – gestalten sich die Patterns und Sounds fast wie von selbst. Auch die routbaren Grid-FX sind praktisch implementiert: Statt bei den anderen Effekten befinden sie sich in der Mixing-Sektion des Rhythm, was für erstaunlich direkten Zugriff sorgt.

Davon profitieren Spielspaß und Live Performance, trotz des eher durchschnittlichen Sounds. Etwas administrativer geht es beim Samplen daher. Über den neuen Funktionstaster oben links am Gerät wird der Rhythm in den Aufnahmezustand versetzt und kann dann externe Klänge direkt auf die Triggerpads recorden. Alternativ können Patterns und Sounds auch intern geresamplet werden. Die Grid-FX erweisen sich hier wieder als überaus nützlich, um Modulationen und Effektierungen direkt in das Sample einzuschreiben – rein ins Rabbit Hole!

Fazit

Die neuen Circuits und somit auch der Circuit Rhythm haben einfach den besten Sequenzer-Workflow im Budget-Bereich. Das Elektron-Konzept gepaart mit mehr Potis zur Parametersteuerung ist gleichermaßen intuitiv wie effektiv, was zu schnellen Ergebnissen und jeder Menge Spielspaß führt. Die neuen Effekte des Rhythm sind da eigentlich die perfekte Erweiterung und “on paper” ist auch alles da, was man braucht, der Klang selbst ist allerdings noch ausbaufähig. Dafür erweisen sie sich besonders beim Samplen immer wieder als praktisch, wenn es darum geht, dem Sound eine eigene Note zu geben. Was den Sampling-Anteil des Rhythm Workflows noch verbessern würde, wäre eine Wellenformanzeige. Generell ist es jedoch immer wieder erstaunlich, wie gut die Circuits ohne Display auskommen und wahrscheinlich haben sich Novation bewusst gegen einen Bildschirm entschieden. Wer selbst gerne „screenless“ arbeitet, sollte den Circuit Rhythm definitiv auschecken. Für alle, die beim Samplen mehr Wert aufs Sequenzieren als aufs Effektieren legen, steht die Empfehlung ebenfalls.

Pro

Intuitives Bedienkonzept
Leistungsstarker Sequenzer à la Elektron
Line-Ins zum Samplen
Eingebauter Akku

Kontra

Workflow ohne Display (Geschmackssache)
Samplen nur in Mono möglich

Preis:

339,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Novation.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Circuit Rhythm , novation , Sampler , sequenzer

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