Als FM-basierte Drummachine zum fairen Preis will Elektrons Model:Cycles für Aufsehen sorgen. Mit sechs Spuren, Delay- und Halleffekten sowie integriertem LFO handelt es sich praktisch um eine Lite-Version des Digitone, leistungsstarker Sequenzer inklusive. Wie schon beim Model:Samples können nicht nur Drums, sondern auch Chords und Tones realisiert werden, allerdings per FM-Synthese statt via Sampling. Weitere Details gibt’s im folgenden Test.
Verarbeitung, Anschlüsse und technische Daten
Mit Abmaßen von 270 x 180 x 40 mm und einem Gewicht von ca. 0,8 kg ist der Elektron Model:Cycles ganz schön portabel. Augenscheinlich wie frisch aus dem 3D-Drucker gepurzelt, macht das hellgraue Plastikgehäuse mit den Silikontastern und Gummipotis einen schlichten, aber durchaus futuristischen Eindruck. Das Spielgefühl der Velocity-empfindlichen Track Pads könnte etwas weicher sein, ansonsten gibt es an der Stabilität und Verarbeitung des Instruments nichts auszusetzen:
Alle Buttons sind mit interaktiver Beleuchtung ausgestattet, bei den Drehreglern handelt es sich um Endlos-Encoder und das kleine Display vermag zwar nicht viele Informationen auf einmal preisgeben, ist aber hervorragend in den Workflow des Model:Cycles integriert. So zeigt es etwa beim Justieren der Klangregelung nicht nur den aktuellen, sondern immer auch den ursprünglichen Wert an, sodass man zur Not immer wieder „nach Hause“ findet.
Die rückseitige Anschlusssektion des Model:Cycles fällt verhältnismäßig überschaubar aus: Zwei 6,35mm-Klinkenausgänge als Main Out (L und R) sowie eine 6,35mm-Phones-Buchse für Audio und zwei 3,5mm-Klinken für MIDI-Out/Thru und MIDI-In müssen genügen. Via Micro-USB lässt sich Model:Cycles auch als Audiointerface nutzen, zwar ohne physischen Audioeingang, dafür lassen sich die sechs Audiospuren nutzen, um MIDI-Signale zu versenden.
Die Stromzufuhr kann allerdings nicht per USB erfolgen, dafür muss der DC-In genutzt werden. Das passende Netzteil ist im Lieferumfang enthalten, genauso wie zwei Adapter von Miniklinke auf fünfpol-MIDI und ein USB-A-auf-Micro-USB-Kabel.
Die Klangerzeugung
Die sechs Tracks des Model:Cycles können mit den Maschinen Kick, Snare, Perc, Metal, Chord und Tone belegt und anschließend über die 12 Track-Parameter-Regler auf der Oberfläche des Cycles bedient werden. Metal ist für highpitched Cymbal-Sounds vorgesehen, Snare liefert reichlich Noise-Anteile und dank Tone und Chord können auch harmonische und melodische Klänge realisiert werden.
Die Encoder Color, Shape, Sweep und Contour machen dabei die Hauptwerkzeuge aus und haben je nach aktiver Maschine unterschiedliche Belegungen. Vereinfacht gesagt steuern Color und Shape den Grundcharakter des Sounds, Sweep fügt dem Klang einen hörbaren Pitch-Bend hinzu und Contour regelt in den meisten Fällen den Attack-Anteil der Hüllkurve. Je nach ausgewählter Maschine kommen Ausnahmen hinzu, beispielsweise steuert der Shape-Regler im Chord-Algorithmus die Zusammensetzung des wiedergegebenen Akkords.
Wirklich genaue Beschreibungen dessen, was die verschiedenen Parameter machen, gibt es nicht mal im Online Manual, sodass sich beim Schrauben vornehmlich auf die Ohren oder die äußerst kreativen Darstellungen im Display verlassen werden muss. Pitch, Decay, die Sends für Delay und Reverb sowie LFO-Geschwindigkeit, Lautstärke, Swing und Chance arbeiten hingegen für alle Maschinen gleich und sind relativ selbsterklärend. Der Lautstärke-Encoder kommt mit integrierter Distortion, die sich in extremeren Settings bemerkbar macht, Chance justiert die Abspielwahrscheinlichkeit der Steps des ausgewählten Sequenzer-Tracks.
LFO und Effekte
Farblich von den Track Parameter Knobs abgesetzt, steuern die hellgrauen Regler die Hall- und Delay-Effekte des Model:Cycles. Der Delay kann in Sachen Time und Feedback geregelt werden, beim Reverb gibt es Size und Tone. Dank Doppelbelegung via Func-Taster genügt pro Effekt ein Encoder. Pre-Delay für den Hall oder Tone für den Delay wären zwar noch schön gewesen, so passt es aber besser in das minimalistische Konzept des Model:Cycles. Was den Sound betrifft, sind beide Effekte eher zurückhaltend. Man kann hören, dass sie da sind, für das Prädikat Ear Candy müssen Mix und Co. jedoch ganz schön aufgerissen werden.
Im Gegensatz dazu überzeugt der LFO mit reichlich Modulationszielen und vermag es, jeden Encoder-Parameter zu modulieren. Dazu nutzt er die sieben Wellenformen Dreieck, Sinus, Sägezahn, Ramp, Random und Env. Env steht für Envelope und verwandelt den LFO kurzerhand in einen Hüllkurven-Generator mit regelbarem Decay. Das Beste: Jeder der sechs Tracks verfügt über seinen eigenen LFO.
Ansonsten gibt es noch Depth und einen Multiplikator beziehungsweise Subdivisions-Parameter, der es erlaubt, das LFO-Tempo mit der Bpm zu synchronisieren. Übrigens geschieht abgesehen vom LFO-Speed-Encoder die gesamte Steuerung via Display und Data Dial, wo auch die Einstellungen für Velocity und Note zu finden sind.
Der Sequenzer
Es ist immer wieder ein Fest, mit einem original Elektron Sequenzer zu arbeiten. Model:Cycles bildet hier keine Ausnahme und weiß seine parameterreiche Klangerzeugung bestens in Szene zu setzen. Als Grundlage dienen Grid und Live Recording, wobei die Step-Buttons in letztem Modus als chromatische Tastatur herhalten. Dieses Feature kommt tatsächlich häufiger zur Geltung als gedacht, weil Model:Cycles mit den Chord- und Tone-Maschinen nicht nur für das Arrangement von Drum Grooves geeignet ist.
Jede Sequenz kann bis zu 64 Steps lang sein, wobei sich die Länge von Track zu Track individuell gestalten lässt. Das eignet sich natürlich hervorragend für polyrhythmische Produktionen, ist dank der effizienten Implementierung aber auch intuitiv nutzbar.
Über den Chance-Regler können wie bereits erwähnt einzelne Trigs in ihrer Abspielwahrscheinlichkeit justiert werden. Die Einstellungen reichen hier von Prozentzahlen für Zufallseffekte bis zur genauen Taktangabe auf bis zu acht Takte. Damit können auch auf 16 Steps immens komplexe Patterns programmiert werden, was das Blättern durch die Step Pages erspart. Dieser Button sollte lieber für die Fill Funktion reserviert bleiben, die ebenfalls als Trig Condition eingestellt werden kann. Wird dann der Fill Button unten links auf dem Model:Cycles gedrückt, werden alle Trigs mit der entsprechenden Einstellung gespielt – allerdings muss dafür die Aufnahme deaktiviert sein.
Parameter Locks, also pro Step eingeschriebene Parametereinstellungen, gibt es mittlerweile in jedem nennenswerten Sequenzer. Das Aufkommen dieses Features in Elektron Gear feiert bald zehnjähriges Jubiläum (feel old yet?) und dürfte maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen haben. In Sachen intuitiver Bedienung, Performance-Tauglichkeit und Utility Power ist der Elektron Way nach wie vor eine Wucht. Für Parameterlocks müssen lediglich der oder die gewünschten Step-Buttons gedrückt und währenddessen die jeweiligen Einstellungen vorgenommen werden. Beim Live Recording lassen sich die Parameterfahrten sogar in Echtzeit aufnehmen, wodurch jedoch alle Steps im Sequenzer mit Parameterlocks versehen werden.
Der Unterschied zwischen tatsächlich triggernden Steps und aufgenommenen, 'stillen' Encoder-Bewegungen ist optisch nicht mehr erkennbar. Parameterlocks für Lautstärke und Tonhöhe lassen sich übrigens am besten per Velocity und MIDI-Note vornehmen, dann greifen die Pitch- und Volume-Encoder immer noch für die gelockten Trigs mit. Werden hingegen Pitch oder Volume gelockt, kollidieren sie mit der Echtzeitregelung der zugehörigen Encoder.
Wer das Panning einzelner Tracks automatisieren will, muss sogar noch tiefer in die Trickkiste greifen und das Panning an die Velocity koppeln. Die Velocity lässt sich dann wie gehabt Parameterlocken und bestimmt je nach Wert die Position im Panorama.
Der Sound
What you see is what you get ist das Motto, denn Elektrons Model:Cycles klingt genau wie von einem Drumsynthesizer mit Schwerpunkt auf FM erwartet: Spannende bis herrlich klirrende Obertonstrukturen, die bei den Drum-Maschinen für Industrial Flair und dystopischen Biss sorgen. Alternativ können aber auch weiche Sinus- und Dreieckstöne sowie White-Noise-Tupfer aus der kleinen Kiste erklingen. Die Chord- und Tone-Algorithmen punkten mit vergleichbarer Ambivalenz und lassen sich ins Chaos stürzen oder zu handzahmen Glocken- und Bläserklängen verwandeln.
Dank der vielen Encoder lässt sich der Sound des Model:Cycles auch hervorragend performen. Werden dann noch die LFOs und Parameterlocks integriert, mutieren schnöde Drum-Sequenzen rasch zu spannenden Soundcollagen mit beinahe modularem Eigenleben. Bässe und Höhen kommen beim Cycles besonders gut zur Geltung, also Kicks, Toms oder Cymbal sowie Noise Sounds, in der oberen Midrange wird’s irgendwann harsch oder kitschig. Die Frequenzen, die für Drumsounds wichtig sind, erfüllt Model:Cycles jedoch absolut zufriedenstellend.
Fazit
Was den Model:Cycles noch aufwerten würde, wären besser ausgearbeitete Onboard-Effekte und/oder analoge Einzelausgänge für die sechs Tracks. Als Audiointerface via USB lassen sich die einzelnen Spuren zwar digital abgreifen, doch Model:Cycles klangliche Vielseitigkeit beschränkt sich in Hardware-basierten Setups weitestgehend auf die FM-Synthese. Zusammen mit dem Elektron-typisch umwerfenden Sequenzer und den raffinierten LFOs lassen sich die verschiedenen Maschinen des Cycles jedoch in Windeseile zum Leben erwecken, sodass auch ‚ohne‘ Effekte eine Menge möglich ist. Insgesamt funktioniert Model:Cycles sogar besser als die :Samples-Variante, weil die Drumsynthese des Cycles so viel Spaß macht. Verarbeitungstechnisch ist für ein Instrument der soliden Einstiegsklasse auch nicht viel zu meckern, lediglich der Micro-USB-Anschluss wirkt aus heutiger Sicht überholt – USB-C wäre die stabilere Alternative. Was den Sound angeht, macht sich Model:Cycles hervorragend in techigen Genres, generativen Setups oder experimental bis Noise-Richtungen. Wer es lieber etwas wärmer mag, schaut vielleicht beim Model:Samples rein, ansonsten gibt es mit dem Model:Cycles eine vielseitige, moderne Drummachine mit charakterstarkem Sound.
Pro
Spannende und präzise Drumsounds dank FM
Chord- und Tone-Modi sorgen für breites Klangspektrum
LFO pro Track
Elektron Sequenzer mit Hands on Workflow
Kontra
Effekte nicht so vielseitig wie die Klangerzeugung
Keine analogen Einzelausgänge
Micro-USB
Preis:
329 EUR
Weitere Informationen gibt es auf der Website von Elektron.
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