Deadmau5: "MIDI ist veraltet und es gibt kaum Entwicklungen im Software-Bereich"
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Deadmau5: "MIDI ist veraltet und es gibt kaum Entwicklungen im Software-Bereich"

News. 14. September 2022 | 4,5 / 5,0

Geschrieben von:
Mathias Walter

Er ist einer der größten EDM-Stars und zugleich ein absoluter Tech-Nerd. Im Interview mit Musicradar redet Deadmau5 über seine Lieblingssynthesizer, technologische Innovationen und warum MIDI nicht mehr zeitgemäß ist. 

Deadmau5 riesige Studios mit dutzenden Synthesizern und seiner 10 Meter hohen Modular-Wand sind imposant und sind eine Manifestation seines Interesses an Technik. Der kanadische EDM-Star verfolgt die Welt neuer Musikhard- und software seit Jahren mit Argusaugen. Interviews darüber gibt er nur hin und wieder, auf Masterclass gab er allerdings Teile seiner Expertise weiter. Auch beim 30-minütigen Gespräch mit Musicradar zeigte er sich redegewandt und ließ seiner Begeisterung für Musik und der dahinterstehenden Technik freien Lauf. Enttäuscht zeigt er sich allerdings von Entwicklungen im Software-Bereich in den letzten Jahren. "Um ehrlich zu sein, habe ich das Gefühl, dass wir bei der Musiksoftware eine Art Obergrenze erreicht haben. Es ist viel mehr vom Gleichen auf den Markt gekommen, wie... oh hey, ein neuer Reverb. Nichts hat sich wirklich hervorgetan. Aber andererseits habe ich auch nicht wirklich danach gesucht."

Es gibt zu wenige Innovationen

Der Nachfrage, ob das Plateau schon erreicht ist, wollte er nicht zustimmen. Schließlich geht es "immer besser, schneller, effizienter". Bei DSP (Digitaler Signalprozessor) hat deadmau5 allerdings das Gefühl, dass alles erreicht wurde. Bei Plug-ins gibt es hingegen zu wenig neuartiges. "Es ist einfach viel vom Gleichen. Und ich warte nur darauf, dass viele Dinge überarbeitet und anders gemacht werden." Für die schnelle Umsetzung von Ideen und den guten Workflow lobt deadmau5 Ableton. Allerdings kritisiert er die Verwendung von MIDI und das Fehlen von OSC (Open Sound Control). OSC ist ein Netzwerkprotokoll und sozusagen die Weiterentwicklung von MIDI, da MIDI 2.0 wohl noch lange auf sich warten lässt. Das aktuelle MIDI ist auf 16 Kanäle begrenzt.

"Ableton ist cool, einfach weil es seit 18 Jahren in der Entwicklung ist", sagte er. "Es ist schön und stabil und all diese Dinge. Aber es fehlt die Modularität des Protokolls. Es ist einfach wie, oh, hier ist MIDI. Hier ist ein antiquiertes, 60 Jahre altes Protokoll, das ihr immer noch benutzen könnt... wie, was?." Danach preist er OSC an. "Einfach OSC haben! Und das tun sie auch, aber man muss es in Python machen oder Max for Live benutzen, und es gibt kein natives OSC-Zeug."

Sein neuester Song 'XYZ':

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Zwar probiert deadmau5 gerne neues Equipment für sein Studio aus, größtenteils hat er allerdings ein paar Lieblingsobjekte, mit denen er arbeitet. "Heutzutage liebe ich meinen Colossus, den Analogue Solutions Colossus, der eine Art Klon des EMS Synthi 100 ist, wirklich sehr. Das war so ein großer, alter, archaischer Synthesizer, und es war fast unmöglich, ihn in gutem Zustand zu bekommen. Er hat 16 Oszillatoren, da kann man nichts falsch machen. Natürlich benutze ich in den meisten Fällen nur vier oder fünf, ich muss das Ding erst noch ausreizen, aber es ist eine wirklich gute Grundlage für mich, um einfache Patches und solche Sachen zu erstellen." Danach spricht er über seinen Lieblings Moog-Synthi - den Voyager. "Das ist der letzte gute Moog. Alles andere war einfach nur... versteh mich nicht falsch, Moog sei Dank, aber danach haben sie sich wirklich verausgabt."

Am Ende des Interviews wird der EDM-Artist gefragt, welche technologischen Entwicklungen er sich im Musikbereich wünscht. Demnach würde deadmau5 liebend gerne mehr Protokoll-Unterstützung in DAWs sehen. Als Beispiel nennt er DMX, also das Steuerprotokoll von Lichttechnik. Interessant findet er die neue DAW Ossia, die prozedural und netzwerkgesteuert läuft. Bis man zu Ergebnissen kommt dauert es zwar lange, dafür ist Ossia ein "Protokoll-Himmel". Sowohl OSC als auch DMX laufen in dem Programm. Ein Live-Set damit wird es aber vorerst nicht geben. "Ich bräuchte so viele Tools, um ein großes Live-Projekt zu produzieren, das bis zu zwei Stunden lang aufführbar und unterhaltsam ist."

Veröffentlicht in News und getaggt mit Ableton Live 11 , Deadmau5 , EDM

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