Interview: Menura Audio – Der erste zugängliche modulare DJ-Mixer?

Interview: Menura Audio – Der erste zugängliche modulare DJ-Mixer?

Features. 17. März 2023 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Marius Pritzl

Mit dem Menura Audio MDMX wurde zuletzt ein Mixer vorgestellt, der in seiner Bauart dem ultimativen feuchtfiebrigen DJ-Traum entspricht: Modular, high-quality und noch dazu mit Sachverstand durchdacht und ästhetisch ansprechend verpackt. Kann es also sein, dass wir damit im Jahr 2023 nun zum gefühlt ersten Mal wirklich einen modularen Mixer bekommen? Wer hinter dem spannenden Projekt steht, welche Herausforderungen auf dem Weg vom Konzept zum Produkt standen und welche Module es schon gibt und geben wird, habe ich mit Jasper Lauter, Co-Gründer von Menura Audio, besprochen:

DJ LAB: Als Menura beschreibt ihr euch selbst als ein junges Start-up. Könnt ihr euch kurz vorstellen und uns verraten, wer hinter dem Projekt steht?

Jasper Lauter/Menura Audio: Wir sind ein relativ frisch gegründetes Start-up, welches aus der Idee des modularen DJ Mixers entstanden ist. Unser Gründungsteam besteht aus Vincent, Roger und mir, Jasper. Wir sind langjährige Freunde, kommen alle selbst aus dem DJ- und Audiobereich und haben vorher schon zusammen an diversen Projekten im Bereich der Clubkultur gearbeitet. Außerdem haben wir das Glück, dass Alex und Sophia sich bei uns um alle Designfragen kümmern. Zusammen sind wir nun seit anderthalb Jahren dabei, die Idee eines modularen Mixers weiter zu formen und freuen uns sehr, nun damit an die Öffentlichkeit zu gehen.

Wie kamt ihr auf die Idee, eine eigene Firma zu gründen und in den hart umkämpften Markt für DJ-Equipment einzusteigen?

Ich habe vorher viel Erfahrung im Bereich der Synthesizerentwicklung gesammelt. Irgendwann ging es auch ein wenig in die Entwicklung von Eurorackmodulen, wobei mich oft der technische Aspekt fast mehr interessiert hat als das Producing selbst. Aus Anwendersicht lag meine Expertise schon immer mehr im DJing und so kam irgendwann die Idee, doch selbst mal was im DJ-Bereich zu machen. Hinzu kam, dass ich nie den für mich perfekten Mixer gefunden habe und entweder Abstriche machen musste oder ein völlig überladenes Pult vor mir hatte. Ich denke, jede:r DJ hat da seine eigenen Vorlieben. All das zusammengenommen entstand dann die Idee des modularen DJ-Mixers. Nachdem die Idee mehr an Form angenommen hatte, habe ich mit Vincent gequatscht und er war sofort völlig begeistert. Kurz danach trug er die Idee an Roger weiter, der genauso reagierte und wir fassten den Entschluss, das Projekt zusammen umzusetzen.

Das Team hinter Menura Audio.

Was sind denn die Möglichkeiten für euren modularen Mixer MDMX und wo liegen für euch die größten Vorteile gegenüber konventionellen Geräten?

Wir haben den MDMX in sechs Sektionen unterteilt. Die Sektionen teilen den Signalfluss eines klassischen Mischpultes so auf, dass sich eine Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten ergibt. Mit einer größeren Auswahl an Modulen steigen die Kombinationsmöglichkeiten natürlich exponentiell an. Somit lässt sich der Mixer komplett nach Vorlieben und Anforderungen anpassen. Man muss weder auf Funktionen verzichten, noch zahlt man teures Geld für Features, die man am Ende gar nicht nutzt. Auch wenn man in verschiedenen Genres unterwegs ist, kann man ohne großen Aufwand sein Setup an den Mixing-Stil anpassen. Einen großen Vorteil sehen wir auch bei Live- und Hybrid-Setups, da man die Art der Eingänge selbst wählen kann. Auch der Nachhaltigkeitsaspekt ist nicht zu unterschätzen, denke ich. Wenn sich die Anforderungen ändern, muss man nicht direkt ein komplettes Mischpult neu kaufen und bei Defekten, die natürlich nicht auftreten sollten, muss man nicht das ganze Gerät austauschen.

Das Konzept eines modularen Mixers ergibt bereits auf den ersten Blick so viel Sinn, dass man sich fragt, wieso sich so etwas bisher nicht schon durchgesetzt hat. Wie erklärt ihr euch diesen Umstand?

Wir waren auch sehr überrascht. Es gab zuvor natürlich schon modulare DJ Mixer wie die Ecler Sclat Serie. Hier ließen sich jedoch nur Signalzüge komplett tauschen, was die Individualisierung natürlich stark beschränkt. Mittlerweile haben wir von einigen Seiten erfahren, dass es durchaus Menschen mit ähnlichen Ideen gab, jedoch niemand das Ganze bis zur Marktreife vorangetrieben hat. Es blieb dann immer bei sehr, sehr frühen Prototypen. Um so mehr haben wir uns natürlich gefreut, das Ganze jetzt anzugehen.

Welche verschiedenen Module gibt es aktuell bereits?

Zunächst haben wir wohl die klassischen Features umgesetzt. Hierzu zählen Phono- und Line-Input-Module, wobei wir auch schon ein Bluetooth-Modul umgesetzt haben (da mein eigener Bluetooth-Adapter mich so genervt hat). Für die Channel-Insert-Sektion haben wir einen Dreiband-Isolator mit 18db/Oct, einen Vierband-Isolator mit 24dB/Oct und ein Eurorack-Breakoutmodul zur Integration von Eurorackmodulen. Für die Mixersektion gibt es lineare Fader mit 45 oder 60 mm Faderweg, sowie Rotary-Fader. In der Master-Insert-Sektion haben wir bisher einen Dreiband-Isolator mit Bypass. In der Mastersektion gibt's unseren Standard Master, mit einem sehr potenten Kopfhörer-Vorverstärker. In der Output-Sektion haben wir Output-Module sowohl mit aktiver Symmetrierung als auch mit Übertrager-Symmetrierung. Außerdem haben wir bereits eine kleine Modulserie mit dem Namen 1620. Woher die kommt, kann man sich vielleicht schon vorstellen.

Der Menura Audio MDMX von oben. Der Menura Audio MDMX von hinten.

Und welche Module sind für die Zukunft geplant?

Die Liste würde vermutlich zu lang werden. Wir haben fast täglich neue Ideen und bekommen viele Vorschläge. Generell wollen wir auch dort auf unsere Community hören und die Module in der Reihenfolge umsetzen, wie es gewünscht wird. Auf unserer Prioritätenliste stehen momentan: Hoch- und Tiefpassfilter sowie digitale Effekte für Channel Insert und Master Insert. Diverse Inputmöglichkeiten für Instrumente, Mic, Eurorack, langfristig auch USB und DVS. Mixer-Module mit Crossfadern werden auch häufig angefragt. Weitere Equalizer, bspw. parametrische, aber auch ein bisschen außergewöhnliche Sachen wie Monitoring EQs oder Einzelansteuerung für Superhochtöner sind vorstellbar. Wir haben ja das Glück, nicht jedes Mal einen kompletten Mixer designen zu müssen und können dadurch auch mal Sachen ausprobieren. Maßgeblich wird die Neuentwicklung jedoch vom Erfolg unserer Kickstarter-Kampagne abhängen.

Euer erstes Produkt als Menura Audio wird ein großer Clubmixer mit vier Kanälen. Eure künftigen Kund:innen werden bestimmt auch an einer kleineren Version interessiert sein, habt ihr da zum Beispiel einen Zweikanäler in Planung?

Unser Vierkanalmixer lässt sich tatsächlich auch als Zweikanäler betreiben. Das ändert natürlich nichts an seinen Maßen. Aber dadurch ergibt sich die Möglichkeit, erstmal ein bisschen sparen zu können und bei Bedarf zu erweitern. Über andere Gehäusegrößen denken wir definitiv nach. Die Module sind natürlich so angelegt, dass sich das System immer erweitern lässt. Auch hier richten wir uns wieder nach unserer Community und warten erstmal ab, was gewünscht ist.

Wenn man euch bei Instagram folgt, wirkt es so, als wäre die Entwicklung eures neuartigen Mixers ein Kinderspiel. Seid ihr im Verlauf denn auch auf Schwierigkeiten gestoßen?

Die erste Schwierigkeit war vermutlich, ein System zu entwickeln, das den hohen Soundansprüchen gerecht wird und das gleichzeitig flexibel, zuverlässig und einfach zu bedienen ist. Außerdem müssen alle Module einwandfrei miteinander funktionieren und das auch mit zukünftigen Modulen. Dadurch mussten wir natürlich viele Variablen mit einplanen. Am Ende ist uns nun all das gelungen. Gewisse Schwierigkeiten gehören bei solchen Projekten wohl dazu, wobei uns der Zuspruch, den wir von allen Seiten bekommen haben, immer weiter motiviert.

Von Anfang an habt ihr bei Menura Audio eine Community aufgebaut und diese aktiv in eure Entscheidungen einbezogen. Auch eure Finanzierung soll aus der Community kommen, am 1. Mai geht eure Crowdfunding-Kampagne bei Kickstarter los. Wie sind eure Erfahrungen bisher mit diesem transparenten und inklusiven Ansatz?

Generell sind wir auf jeden Fall beeindruckt von all dem positiven Feedback und der Begeisterung der Menschen für den Mixer. Wir bekommen momentan super viele Nachrichten und Kommentare mit Feedback und Zuspruch. Auch die Änderungen, die wir über mehrere Iterationen gemacht haben, kommen zu einem großen Teil aus unserer Community und so soll es auch weiterlaufen. Es ist auf jeden Fall immer inspirierend, verhilft uns zu neuen Ideen und lässt uns den Mixer weiter optimieren. Würden wir das Ganze still und heimlich machen, wären wir sicher nicht an dem Punkt, an dem wir jetzt sind. Langfristig würden wir uns auch freuen, die DIY-Community mit einzubinden, die ja im Eurorack-Bereich sehr aktiv ist, und mit anderen Herstellern zu kooperieren. Davon erhoffen wir uns, dass es bald eine noch viel größere Auswahl an Modulen gibt.

Zum Schluss: Wo und wie seht ihr euer junges Unternehmen in fünf Jahren?

Als Standard-Mixer auf jedem Rider. Nein, Spaß. Erstmal geht es jetzt darum, mit Menura Audio die Finanzierung zu schaffen, neue Module zu entwickeln und die Produktion aufzubauen. Langfristig würden wir uns sehr freuen, wenn eine große, aktive Community rund um den modularen Mixer entsteht und immer neue Module hinzukommen, so wie es bei Eurorack der Fall ist. So kann sich am Ende hoffentlich jede:r genau den Mixer zusammenbauen, den er:sie gerne hätte.

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