Über 100 Musiker:innen wollen Veranstaltungsorte mit Gesichtserkennung boykottieren
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Über 100 Musiker:innen wollen Veranstaltungsorte mit Gesichtserkennung boykottieren

News. 28. Juni 2023 | / 5,0

Geschrieben von:
Mathias Walter

Sicherheit durch Überwachung. Mit diesem Argument rechtfertigen Regierungen seit Jahrzehnten neue Systeme, die die Bevölkerung genauer beobachten sollen. Die totale Apathie gegenüber diesem Thema haben wir aber scheinbar noch nicht erreicht.  Über 100 Musiker:innen stellen sich gegen Veranstaltungsorte, die auf Gesichtserkennung setzen. 

Ein Ticket reicht für den Eintritt in zahlreiche große Musik-Locations in den USA längst nicht mehr aus. Neben Ausweis und Rucksackkontrolle wird auch auf Gesichtserkennung gesetzt. Das geht einer Reihe von Künstler:innen allerdings zu weit. Tom Morello und Zack de la Rocha von Rage Against the Machine, Wheatus, Boots Riley, Bedouine und weitere Artists haben sich verbündet, um gegen die Überwachungsmaßnahme vorzugehen. Sie haben angekündigt sämtliche Musikveranstaltungen in den USA, bei denen Gesichtserkennungstechnologie eingesetzt wird, zu boykottieren. 

In einer Erklärung heißt es dazu: "Diese invasive biometrische Überwachung ist nicht sicher, vor allem nicht für dunkelhäutige, die fälschlicherweise verhaftet oder von öffentlichen Plätzen verwiesen wurden, weil die Technologie eine Diskriminierung darstellt. In den letzten Jahren hat eine Koalition aus Musikern, Fans und Menschenrechtsgruppen mehr als 40 der größten Musikfestivals der Welt, darunter Bonnaroo und Coachella, dazu gebracht, auf den Einsatz von Gesichtserkennung bei Veranstaltungen zu verzichten", heißt es in dem Aufruf weiter. "Aber jetzt fängt diese Technologie an, sich zu verbreiten - nicht nur als Überwachungsinstrument, sondern auch als eine Form von 'papierlosem' Ticketing und Bezahlung."

Gesichtserkennung ist noch sehr fehlerhaft

Der Protest wird von der Organisation 'Fight for the Future' angeführt. Dabei wird ein allgemeines Verbot von Gesichtsscannern bei Live-Events gefordert. In einer Presseerklärung sagte Leila Nashashibi, Aktivistin von Fight for the Future: "Unternehmen der Überwachungstechnologie preisen biometrische Datenwerkzeuge als 'innovativ' und hilfreich für mehr Effizienz und Sicherheit an. Das ist nicht nur falsch, sondern auch moralisch verwerflich."

In der Erklärung hat Nashashibi außerdem angemerkt, dass die Technologie nicht einmal funktioniert. "Zunächst einmal ist diese Technologie so ungenau, dass sie durch falsche Identifizierung und andere technische Fehler mehr Schaden anrichtet und mehr Probleme schafft, als sie löst." Sie fügte hinzu: "Noch beängstigender ist jedoch eine Welt, in der alle Gesichtserkennungstechnologien zu 100 Prozent perfekt funktionieren - mit anderen Worten, eine Welt, in der es keine Privatsphäre mehr gibt, in der wir auf Schritt und Tritt identifiziert, beobachtet und überwacht werden." Zahlreiche Organisationen, darunter Greenpeace, National Lawyers Guild und Free Press Action, haben sich dem Protest angeschlossen.

Madison Square Garden möchte "Gegner" aus Location halten

Für Aufsehen sorgte 2022 der Fall im Madison Square Garden in New York. Die Spielstätte des NBA-Teams New York Knicks und die bekannteste Eventlocation der Millionenstadt hat die Technologie für fragwürdige Zwecke eingesetzt. Laut einem Bericht der New York Times wurde die Technologie genutzt, um Gegner des Besitzers zu identifizieren. MSG Entertainment, dem der Madison Square Garden und die Radio City Music Hall gehört, soll damit Anwälte gesucht haben, die MSG Entertainment verklagt haben. Den Anwälten soll daraufhin der Eintritt verwehrt worden sein.

Damals bestätigte der Madison Square Garden diese Taktik mit den Worten: "MSG hat eine eindeutige Politik eingeführt, die es Anwälten von Firmen, die einen Rechtsstreit gegen das Unternehmen führen, verbietet, Veranstaltungen in unseren Spielstätten zu besuchen, bis dieser Rechtsstreit beigelegt ist. "Auch wenn wir verstehen, dass diese Politik für einige enttäuschend ist, können wir die Tatsache nicht ignorieren, dass Rechtsstreitigkeiten von Natur aus ein gegnerisches Umfeld schaffen."

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