Die GEMA plant ab 01.01.2011 die Einführung eines neuen Dateiformates.
Das AF1 genannte und in Zusammenarbeit mit dem Frauenhofer-Institut aus der Taufe gehobene Projekt soll von der Klangqualität und Dateigröße her vergleichbar sein mit dem aktuellen MP3-Standard, allerdings sollen damit gespeicherte Files eine Art GEMA-Zertifikat enthalten, das wohl ähnlich wie ein verstecktes ID3-Tags. Ziel des Programmes ist zum einen, GEMA-Lizenzzahlungen so anhand der wirklichen Nutzung der Musik nachvollziehbarer zu machen und zum anderen den illegalen Filetransfer einzuschränken. Denn, das ist das eigentlich Neue, Softwarehersteller (auch von DJ Software) sollen ihre Produkte auf die Abspielung von AF1-Dateien begrenzen und eine Schnittstelle schaffen! Somit sollen abgespielte Tracks direkt an die GEMA übermittelt werden. Das Abspielen von nicht lizenzierter Musik soll, sofern es sich bei der verwendeten Software um gekaufte und registrierte Versionen handelt, nicht mehr möglich sein. Bisher legal erworbene Files können bei Nachweis des Kaufbelegs (z.B. per pdf-Rechnung von Beatport) konvertiert werden. Wie das genau gehen soll ist noch offen. Zudem ist offen was mit GEMA-freier Musik passiert, ob es zB, was eine positive Nebenerscheinung wäre, einen Vinylaufschwung gibt, oder ob die GEMA sich auch für analoge Medien eine ähnliche Vorgehensweise ausdenkt.
Da die GEMA rechtlich nur in Deutschland agieren kann, haben sich zumindest für England die PRS for Music und für Frankreich die SACEM dem Projekt angeschlossen. Somit ist es nur eine Frage der Zeit, wann noch andere Länder, auch außerhalb Europas, hinzukommen und diese Lizenzierung zum neuen weltweiten Standard wird.
Inwiefern man bisher Softwarehersteller dafür gewinnen konnte, darüber schweigt sich die GEMA allerdings aus. Native Instruments jedenfalls wollte sich keiner direkten Stellungnahme entledigen, aber sie zeigten sich wenig überrascht ob der Nachfrage. Daher ist davon auszugehen, daß bereits offizielle Anfragen von der GEMA erfolgt sind.
Im Prinzip finden wir den Ansatz dieser Kampagne eigentlich nicht schlecht, zumindest in Bezug auf die "Sperrung" illegal erworbener Musik. Somit wären wirklich alle, die AF1-komatible DJ-Software nutzen, gezwungen ihre Musik ebenfalls zu kaufen. Tauschbörsen und sonstige dubiose Bezugsquellen hätten somit, zumindest aus DJ-Sicht, ausgesorgt.
Allerdings hat die Geschichte dennoch einen recht faden Beigeschmack: was ist mit GEMA-freier Musik? Denn diese läge dann nicht als AF1-File vor und könnte somit auch nicht gespielt werden. Independent-Labels & -Bands, sowie alle anderen Creative Common Musiker & Produzenten wären quasi gezwungen, mit der GEMA (oder eben den ausländischen Partnern) zu kooperieren, damit ihre Musik öffentlich gespielt werden kann.
Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Pläne auch tatsächlich in die Tat umsetzen lassen, wer kooperiert und wer sich dagegen stellt und welche neue Probleme dadurch auftreten. Wir bleiben am Ball.
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