ALESIS VIDEOTRACK – Review

ALESIS VIDEOTRACK – Review

Archiv. 11. November 2010 | / 5,0

Geschrieben von:
Olaf Hornuf

Macht ein Mobilrecorder mit Kamera,  im Zeitalter von Digicams und Fotohandys, Sinn? Hochwertige Mikros sprechen dafür. Was noch?
Seit Ikarus in „Berlin Calling“ den Türton der S-Bahn aufnahm und nachher in „Train“ verbaute, rückte Fieldrecording auch ins Bewusstsein manches DJs. Vorher kannte man so was eher von Ambient-Acts oder aus der ethnologischen Feldforschung. Wo Gerhard Kubik und Kollegen noch große Tonbänder und Akkus zu afrikanischen Pygmäenenvölkern schleppen mussten, zieht man heute locker einen „Handheld“ aus der Tasche. Klein, fein und kann alles. Fast alles. Naja, kann ne Menge.

Der ALESIS VIDEOTRACK kombiniert spontane Tonaufnahmen mit bewegten Bildern. Ein Terrain, welches von Handys, Kameras und mobilen Audiorecordern umkämpft ist. Im Gegensatz zur Spezialisierung auf ein Einzelfeld setzt man in diesem Fall jedoch auf „all in one“.

videotrack

Lieferumfang
Die recht ansehnliche Verpackung beinhaltet den etwa iPhone-großen VIDEOTRACK, eine Neopren-Hülle zum Schutz für diesen sowie eine Handschlaufe für die galante Fallsicherung des Gerätes. Weiterhin eine 2GB SD-Card und einen Li-ion Akku (der über USB oder ein optionales Netzteil aufgeladen wird). Dabei ist auch ein Mini-USB auf USB Kabel, zur Konnektierung mit einem Rechner, sowie ein Miniklinke-Cinchkabel, welches der kombinierten Ausgangsbuchse sowohl Audio, als auch (Composite) Video entlockt. Anstelle des üblichen Tripod- Tischständers setzt ALESIS auf einen Handgriff mit zusätzlichem Gewinde. Auf der Verpackung wird mit „Youtube Ready“ geworben, was meint, dass eine CD mit Software beiliegt, mit der man die Aufnahmen über den Umweg Rechner -> Internetanschluss zur Videosammelstelle beamen kann. Die Software nennt sich Media Impression 2 und fokusiert auf Windowsnutzer. Gut das Apple ähnlich zweckdienliche Programme im iLife Paket inkludiert hat.

Praxis
Die Bestückung des VIDEOTRACK mit Akku und SD-Card geht fix, etwas länger (aber immer noch verblüffend kurz) dauert die Betankung des Akkus (über USB). Ein Ladenetzteil gehört, wie schon festgestellt, nicht zum Lieferumfang und auch die optionale Verwendung von Batterien ist nicht möglich.

Die Idee hinter VIDEOTRACK ist ein mobiles Gerät zur spontanen Audio- und Videoaufzeichnung. Besonderheit des Gerätes ist ein verbautes Paar Stereo-Kondensatormikrofone. Die Einstellung des Aufnahmepegels erfolgt nicht stufenlos, sondern per Schalter, in drei Varianten (Low, Medium, High). Die Audioauflösung liegt bei „normalen“ 16bit, reine Fieldrecorder bieten da gern auch 24bit/96kHz. Ein größeres Manko zeigt sich aber nach der ersten Datenübetragung auf den Rechner ab, dazu später mehr.

Für die Betrachtung des Aufnahmegegenstandes steht ein 2,4“ LCD-Display zur Verfügung, über das auch das Einstellungsmenü angezeigt wird. Die Funktionen des VIDEOTRACK sind überschaubar und intuitiv zu erfassen, was Einsteigern oder Gelegenheitsnutzern entgegenkommt. ALESIS hat dem 90 Gramm leichten Handheld zudem einen digitalen 3-fach Zoom, einen zusätzlichen Fotomodus und ein paar eingebaute (Nichtso)Lautsprecher spendiert.

Die Handhabung ist äußerst simpel, das gefällt. Mir zumindest. Auf die beiliegende 2GB SD-Card (bis 16GB sind möglich) passen (laut Displayanzeige) knapp 43 Minuten Material. Video wird inklusive Ton(!) als MP4 (im Manual ist von ASF die Rede?), mit webtauglichen 640x480 px bei 25~30 fps, aufgezeichnet, Bilder als JPEG mit 640x480 px. Weitere Anpassungen sind nicht möglich. Die Datenübetragung zum Rechner erfolgt per USB (der VIDEOTRACK wird als Wechseldatenträger erkannt), über einen Cardreader oder über den Weg 3,5mm Kopfhörerausgang – Composite Videokabel – direkt an ein TV-Gerät oder Monitor.

Fazit
Soweit, so gut. Absolut schleierhaft bleibt mir, warum Kondensatormikrofone verbaut sind, Audiomaterial aber nicht auch unabhängig vom Bild und vor allem unkomprimiert aufgenommen werden kann. Somit dürfte die Idee recordete Samples fürs Producing zu nutzen weitgehend unter den Tisch fallen. Was bleibt ist das gewonnene Material in Ableton, Screenflow oder ähnlichen Programmen als Audio/Video zu nutzen oder Youtube zuzuspielen. Wobei es da mit der aktuellen Handygeneration direkt angebundenen Alternativen gibt, bei denen man nicht erst den Umweg über einen Rechner nehmen muss.
Zielgruppe: Fragezeichen. Ich passe da noch ganz gut rein. Ich besitze kein iPhone und nur eine einfache Digitalkamera. Ich hätte gern ein Gerät das alles kann. VIDOETRACK kann vieles, spielt aber keine Stärken aus. Das die Möglichkeit fehlt Audio ohne Kompressionsverluste aufzuzeichnen ist bitter, attraktivitätssteigernd wäre ein Line-Eingang gewesen. Hätte es diese Features, würde ich Loblieder singen. So bleibt die Idee keine schlechte, die Umsetzung aber halbherzig. Eine Digitalkameras macht bessere Videos, eine dedizierter Mobilrecorder hat die bessere Audioqualität, ein iPhone verfügt (meist) über eine direkte Youtubeverbindung. VIDEOTRACK nimmt etwas von allem und punktet mit einem guten Preis: aktuell 119 Euro. Der lässt mich überlegen das Teil „just for fun“ meinem Gerätepark zuzuführen. Solange ich kein iPhone hab.

Fazit
+ mehrere Anwendungsmöglichkeiten in kompaktem Maß
+ Preis
- Audio nicht unabhängig und nicht unkomprimiert
- kein Ladegerät im Lieferumfang

Update:

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Mehr Informationen

Der VIDEOTRACK schlug sich in einer kleinen Testaufnahme wacker. Härtetest: Dubstep live: Jazzsteppa in Dresden. Zu hören: 30 Sekunden VIDEOTRACK mit HIGH Input, dann 30 Sekunden MEDIUM Input, dann 30 Sekunden LOW Input.  Zum Schluss eine Digitalkamera (Praktika luxmedia 7303) zum Vergleich.
Fazit: Medium Input punktet. Klingt, in Anbetracht des Subbassgewitters, ordentlich und hängt die Praktika um Längen ab.  Weitere Tests und Fotobeispiele folgen.

Produktseite bei ALESIS

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