Apple Music hat schon länger angekündigt, dass man Spatial Audio pushen will und macht nun nochmal etwas mehr Druck. Ab diesem Monat sollen Tracks mit dem neuen "räumlichen Klang" ganze zehn Prozent mehr Streaming-Einnahmen bekommen. Ein Schritt, der eigentlich auf mehr Kritik stoßen sollte?
Es ist das neue Feature im Bereich des Audio-Genusses. So zumindest kommen die Ankündigungen von Apple Music rüber, die Spatial Audio nun immer tiefer in ihrer Streaming-Plattform verwurzeln wollen. Audioqualität ist nun schon länger eine der Vermarktungsstrategien von Apple Music, die sich etwa mit lossless, einer großen Klassik-Sparte mit Dolby Atmos und generell hohem Audiostandard gegenüber Konkurrenten wie Spotify positionieren wollen. Der schwedische Anbieter hinkt dahingehend nämlich mächtig hinterher. Zwar hatte man ein entsprechendes Hi-Fi-Paket schon angekündigt, seit nunmehr drei Jahren aber nicht geliefert.
Jetzt drückt Apple Music eben noch beim Spatial Audio (3D-Sound der auf Dolby Atmos basiert) auf die Tube und nutzt dafür einen bis dato ungewöhnlichen Schritt. Denn kurzerhand wurde darüber informiert, dass Titel mit Spatial Audio künftig 10 Prozent mehr Streaming-Einnahmen bekommen. Offiziell will man laut Apple damit die Musiker:innen und Produzent:innen gewissermaßen für den Aufwand eines neuen oder gesonderten Mixes entschädigen. Gleichzeitig beginnt natürlich das große Marketing Framing, welches Spatial Audio mit guter respektive besserer Qualität gleichsetzt, was selbstverständlich nicht so ist.
Eingriff in die künstlerische Entscheidung oder technische Weiterentwicklung?
Grundsätzlich muss man zunächst erst klar machen, dass Spatial Audio nun keinesfalls nur irgendeine technische Spielerei ist, die keinerlei Mehrwert oder Sinn hat. Im Bereich der Orchestermusik etwa wird schon lange auf Dolby Atmos und besondere Raummischungen geachtet und auch dementsprechend aufwändig aufgenommen. Aber auch in Jazz Tracks oder elektronischer Musik kann ein entsprechendes Mixing wunderbar klingen. Das gleiche gilt aber auch für Stereo oder sogar den vermeintlich 'schnöden' Mono-Mix. Es gibt je nach Musik und den technischen Voraussetzungen durchaus Gründe und Geschmäcker, diese auch entsprechend zu mixen, denn Audiomischung ist natürlich Handwerk, aber auch Teil des künstlerischen Prozesses. Die Aussicht auf mehr Streaming-Einnahmen wird aber zukünftig die Entscheidung des Mixings quasi abnehmen.
Dazu kommt jetzt die Tatsache, dass natürlich die ganzen alten Kamellen, die in der Hand der großen Majors liegen, mit Spatial Audio bedacht werden und direkt in den Katalog fluten. Für kleinere Independent-Artists wird eine entsprechende Neumischung des Katalogs gar nicht in gleichem Maße möglich sein. Zudem kann man damit rechnen und an zahlreichen Tracks bereits hören, dass extrem schlechte Mischungen im Spatial Audio angeboten werden. Denn Apple Music zahlt nicht mehr, wenn der Track tatsächlich in diesem Format gehört wird, sondern lediglich wenn er vorliegt.
Spatial Audio wird sich in Zukunft selbstverständlich immer weiter in den 'Audio-Alltag' einschleichen und vermutlich wird sich auch die Technik dahinter vereinfachen und verbessern. Diese, vor allem im Bereich Musik noch in den Kinderschuhen steckende Technologie, unmittelbar an die Einkünfte der Musiker:innen zu koppeln ist allerdings ein Schritt, der unbedingt kritisch betrachtet werden muss, fördert er doch derzeit vor allem jene, die keinerlei Förderung und Unterstützung brauchen.
Wenn ihr euch mit Spatial Audio befassen wollt, empfehlen wir unter anderem diesen Artikel von Martin Rieger.
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