Aufnahmebereit!? - RELOOP TAPE

Aufnahmebereit!? - RELOOP TAPE

Archiv. 19. Februar 2013 | / 5,0

Geschrieben von:
Olaf Hornuf

Oh wie niedlich. RELOOP läßt einen Teil der 80er Jahre Jugendkultur wieder aufleben. Zumindest äußerlich.Ältere Herren, deren Jugend in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts lag, mögen sich vielleicht erinnern: man sagte es mit Musik.  Man sagte es der Freundin, der Schönsten der Schule, dem Kumpel oder der Clique. Man sagte es mit einem Mixtape. Dabei handelte es sich um liebevoll gestaltete Audio-Kassetten mit einer individuellen Musikzusammenstellung. Mehr eine persönliche Compilation, als ein Mix - im Sinne heutiger DJ-Kultur. Das kam erst später und erlebte mit dem aufkommenden Hip Hop eine Blütezeit. Übrigens hatte die Musikindustrie schon seinerzeit den Feind ausgemacht und warnte:  "Home Taping Is Killing Music".

2013 ist Mixtape als Begriff noch immer präsent, in physischer Form kursiert es allenfalls unter Retro-Nerds (die aber, wie   DJ Ruthless Ramsey, sogar mit Tapes scratchen). Gern auch als Gadget - ein  USB-Stick in putzigem Kassetten-Design.   So ähnlich ist der optische Ansatz RELOOPS, die mit TAPE einen Wandler im Vintage Look anbieten, an welchen man einen USB-Stick oder eine Festplatte klemmen kann, welche dann wiederum mit dem eigenen Mix bespielt wird. Soweit so gut, doch wie geht das?

Ein Deejay ist (scheinbar) kein Deejay, wenn er seine Mixkunst nicht aller Welt via Sound- oder Mixcloud kundtut. Wir unterscheiden mehrere Typen: viele mixen mittlerweile mittels Console und recorden direkt in der Software, also auf dem Rechner. Andere "schneiden ihre Mixe" in Ableton zusammen. Dann gibt es noch welche, die traditionell an einem externen Mischpult mixen. Wiederum ein  Teil davon leitet das Signal vom Mixer an den Rechner zurück und nimmt da auf. Ein weiterer  Teil hat sich bereits einen kleinen Handheld-Recorder, einen Adapter für das iPhone oder einen bespielbaren MP3 Player zugelegt, um einen Mitschnitt zu verewigen. Wieder andere suchen letztlich noch nach einer simplen und relativ preiswerten Lösung. Ebendie könnten bei TAPE fündig werden.

Der eigentliche "TAPE - USB Mixtape Recorder" wiegt knapp 60Gramm und ist tatsächlich nur etwas größer als eine klassische Kassette. Mitgeliefert werden ein 3,5mm Klinke auf Cinch Kabel von 150cm Länge. Dieses hat noch eine zusätzliche Erdungsleitung mit Gabelschuhen, was im Zusammenhang mit der, später noch erklärten, Phono-Aufnahme Möglichkeit von TAPE Sinn macht. Außerdem dabei:  ein (leider) benötigtes Netzteil und vier Aufkleber, welche zum Einsatz kommen, so einem ein schwarzes oder hellblaues Layout besser gefällt, als das Grün des Auslieferzustandes.

Eine Aufnahme mit TAPE soll sich recht einfach bewerkstelligen lassen, folglich sind auch die Bedienelemente begrenzt. Neben dem USB-Port für den zu beschreibenden Stick (oder die Festplatte, wobei mir aktuell keine Informationen zur maximalen Größe des Speichermediums vorliegen) gibt es frontseitig lediglich einen 3,5mm Klinkeneingang und einen ebenso gehaltenen Thru-Ausgang, an dem das durchgeschliffene Signal wieder abgegriffen werden kann. An der rechten Seite sind eine Erdungsschraube, der Anschluss für die Stromversorgung und je ein Minischalter für die Wahl der Eingangsquelle (Phono oder Line) und der Aufnahmequalität (MP3 als 320 oder 192, kein WAV!) untergebracht. Auf der Oberseite gibt es einen Button, der die Aufnahme startet und stoppt, sowie vier Status LEDs (Power, USB, REC, Peak).

Das Handling ist eigentlich selbsterklärend. Zu Beginn wird ein USB-Stick an den USB-Port angesteckt, bei leuchtender LED wurde dieser ordungsgemäß erkannt. Dann wird der Ausgang des Mixers mit dem Eingang von TAPE verbunden. Nach kurzer Kontrolle des Eingangswahlschalters und der Aufnahmequalität, sollte der Signalpegel am Mixer (!) eingeregelt und mit der "Signal/Peak" LED von Tape, die bei Übersteuerung von grün auf rot wechselt, abgeglichen werden. TAPE bietet keine weiteren Möglichkeiten ein Signal zu beeinflussen.  Finale wird der REC/STOP-Button betätigt und die Aufnahme beginnt, die "REC"-LED blinkt, solange die Aufnahme aktiv ist. Ein erneutes Betätigen des REC/STOP-Buttons beendet die Aufnahme, die auf dem angeschlossenen USB-Stick unter der automatisch angelegten Ordnerstruktur "USB-DEVICE/RELOOP TAPE/" abgelegt wird. Im entsprechenden Verzeichnis werden die Aufnahmen fortlaufend nummeriert und im Stil "mixtape_320_001.mp3" gespeichert.

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Auch für die schnelle Digitalisierung von alten Vinylschätzen kann TAPE eingesetzt werden. Vorteil 1: sehr schnelle Wandlung von Vinyl zu MP3, ganz ohne Computer. Vorteil 2: durch den Thru-Anschluss fungiert TAPE als kleiner Phonopreamp, man könnte also z.B. Computerlautsprecher, eine Anlage ohne eigenen Vorverstärker oder Kopfhörer anschließen. Natürlich sollte man im Auge behalten, dass es hier keinerlei Möglichkeit der Aussteuerung gibt und ein qualitativ hochwertiger Phonopreamp schon mal das 5-fache des ganzen TAPE kosten kann. Den Job - wirklich unkompliziert - ein Dutzend vorhandener Amiga-Märchenplatten in computergerechte Form zu bringen, meistert TAPE sehr gut. Das beigelegte Anschlusskabel scheint für RELOOP-Turntable konzipiert. Da die meisten klassischen Plattenspieler aber keine Cinchbuchsen, sondern Cinchkabel zur Verbindung nutzen, ist ein kleiner Cinch auf 3,5mm Adapter notwendig, den es in jeden Media Markt geben sollte. RELOOP hätte nichts falsch gemacht, einen solchen beizulegen. Das aber nur als Hinweis.

Kommen wir zur wirklichen Kritik. Der Gedanke und die Retro-Ausführung verdienen Lob. Die Digitalisierung von Vinyl ist ein sehr schöner Bonuspunkt. Das die Daten nur komprimiert zur Verfügung gestellt werden dürfte hingegen für manche ein Minuspunkt sein. Ebenso die doch relativ aufwendige Verkablung. Auf der Verpackung ist zu lesen "1. Connect USB Drive 2.Connect You Mixer" 3.Press Record". Getan wie befohlen wird nichts passieren, da das TAPE noch Strom benötigt. Gut wäre hier die optionale Spannungsversorgung per Batterie oder Akku gewesen. Und wo ich schon mal beim Wünschen bin: mit einer minimalen Playfunktion wäre TAPE fast wieder ein Walkman. Und mit einer kabellosen Anbindung zu Mixcloud wär es eine Brücke aus der Vergangenheit in die Zukunft. Aber auch so ist TAPE schon wegen der netten optischen Aufmachung eine Empfehlung für alle, die noch keine Lösung für einfaches Recording gefunden haben.
UVP: 99 Euro / Aktueller Preis: 88 Euro.

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