Die Zukunft liegt im Stream, denkt man sich auch bei BEATPORT und plant entsprechende Maßnahmen. Stellt sich die Frage, ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht ist.
Wie immer beginnt es mit einem Blick über die Schulter. Vor zehn Jahren, als BEATPORT gegründet wurde, wuchs eine neue Form des Musikkonsums heran, die gleichzeitig ihren Vorgänger erstickte. Mit den ersten legalen Downloadplattformen begann das Sterben des bis dahin dominierenden Mediums CD. Geschichte wiederholt sich. Mit dem Wachstum der Streamingdienste werden die Downloadplattformen schrumpfen. Der gegenwärtige Marktführer SPOTIFY will, bei einem für dieses Jahr geplanten Börsengang, zehn Milliarden Dollar erzielen. Das entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Mazedonien oder dem letztjährigen Gesundheitsetat im Haushalt der Bundesrepublik Deutschland. Die Spekulationsmasse ist Musik. Musik, die nicht viel kostet - die den Hörer nicht viel kostet. Und die gegenüber dem Radio einen großen Vorteil hat: Man kann sich sein Programm selbst zusammenstellen. Streaming ist Radio 2.0. Wie beim Rundfunk läßt sich auch hier Gewinn abschöpfen. Einerseits mit Abo- und Premiummodellen, anderseits mit Werbung. Wie das Wall Street Journal vermeldet will BEATPORT seinen Musikbestand in voller Länge kostenlos (naja, werbefinanziert) zum Stream anbieten.
Im Laufe seiner zehnjährigen Geschichte ist BEATPORT zur Nummer eins unter den Downloadshops für elektronische Musik aufgestiegen. Nicht zuletzt dank früherer Partnerschaft mit NATIVE INSTRUMENTS erfreut sich der Online-Musicstore bei DJs großer Beliebtheit. 2013 erwarb SFX-Entertainmemt (deren Wurzeln beim Radio liegen) BEATPORT für um die 50 Millionen Dollar. Damit investierten die Amerikaner in einen Masterplan. Vereinfacht gesagt, geht es um die flächendeckende Etablierung elektronischer Tanzmusik in Nordamerika und um die anschließende weltweite Vermarktung eines Produkts ... Electronic Dance Music, kurz: EDM.
Der letzte verfügbare Geschäftsbericht von BEATPORT (2012) weist einen Umsatz von 48 Millionen Dollar auf, bei gleichzeitigem Verlust von 1,7 Millionen. Insofern ist die Entscheidung nachzuvollziehen, sich mit Werbung etwas dazuzuverdienen. Jedoch dürften in der Folge die Verkäufe sinken. Der Downloadstore bleibt erhalten, 200.000 registrierte DJs wird das freuen. Um mit Werbung zu verdienen, müssen die Nutzerzahlen steigen. In dem Fall: die Zahl der Hörer. Es bleibt abzuwarten, ob die Balance aus "EDM-Inhalt von 90% Indiependent Labels" und "größtmöglicher Reichweite" realisierbar ist. Eigentlich geht das nur, wenn EDM das nächste ganz große Mainstreamding wird ... oder BEATPORT streamt Taylor Swift. Deren Einstellung zu solchen Diensten ist jedoch wiederum die Grundlage von über einer Millionen verkaufter physischer Tonträger. Erstmalig wieder erreicht seit langer Zeit und eine andere Geschichte, die hier angerissen wird.
1 Kommentare zu "BEATPORT wird Streamingdienst"
Interessanter Artikel - Vielen Dank dafür und weiter so!
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