Behringer-Klone: Die fünf besten Repliken im Überblick | 2024

Behringer-Klone: Die fünf besten Repliken im Überblick | 2024

Features. 9. Dezember 2024 | 4,6 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Die deutsche Firma Behringer ist bekannt für erschwingliche Nachbauten von sonst nur schwer bezahlbaren Hardware-Legenden rund um das Thema Electronic Music Gear. Damit besetzt der Hersteller eine ziemlich spezielle Nische, weil sich in der umfassenden Produktpalette kaum Eigenkreationen befinden. Für manche ist Behringer der Robin Hood des Synthesizer-Markts, andere empfinden das Geschäftsmodell als unkreativ, unmoralisch und profitgierig. Wie auch immer: Behringer-Geräte sind dauerhaftes Gesprächsthema und wir verschaffen uns daher einen Überblick über die besten Klone vom polarisierenden Hersteller.  

Quick Facts

  • unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis
  • detailgetreue Nachbauten in Sachen Sound, Design und Haptik
  • breite Produktpalette mit attraktiven Angeboten für jeden Geldbeutel

Behringer RD-8 und RD-9

Den wohl größten Klon-Hype gab es 2019, als Behringer ihre Nachbauten der allseits beliebten Drummachines TR-808 und 909 ankündigten. Während Roland selbst bei ihren Reissues auf modernste Digitaltechnik und platzsparendes Design setzen, hat sich Behringer bei RD-8 und RD-9 für weitestgehend analoge Klangerzeugung und originalgetreue Haptik entschieden. 

Quality of Life Changes wie MIDI-Kompatibilität, erweiterter Pattern-Speicher sowie Dual-Mode-Filter und Wave Designer ergänzen das Erfolgsrezept. Weitere Upgrades wie beispielsweise Hihat Tune oder Kick Sweep bei RD9 können jederzeit gebypassed werden, um die authentischste TR-Experience zu gewährleisten. 

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Behringer RD-8 MKII
Behringer RD-8 MKII
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Behringer RD-9
Behringer RD-9
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(102)

Aber auch jenseits des Legendenstatus von 808 und 909 sind analoge Drum Machines mit extra Ausgängen pro Track für weniger als 300 Euro ein absoluter Schnapper. DAW-Less-Setups mit Modular Gear freuen sich außerdem über drei Trig-Outs und Sync-Kompatibilität. Die Sequenzer der RDs können zwar nicht mit dem Elektron-Standard mithalten, sind für das Geld aber absolut brauchbar.

Individuelle Patternlänge pro Instrument, Note- und Step-Repeat, sowie Performance-freundliche Mute- bzw. Solo-Optionen sind auch 2024 noch mehr als ausreichend. Zu beachten ist aber, dass Behringers Drum Machines ohne Panning auskommen müssen und die Main Outs komplett mono sind.  

Behringer Poly D

Die Empfehlung in der für Behringer-Verhältnisse gehobenen Preisklasse gilt Poly D, dem analogen Polysynth mit integrierter Tastatur und üppiger Ausstattung in Sachen Sounddesign. Poly D basiert auf dem Model D – Behringers Minimoog-Klon – der komplett monophon aufgebaut ist und als Eurorack-Modul ohne Keyboard oder sonstige Eingabequelle daherkommt. 

Das Besondere beim Poly D ist der vierstimmige Aufbau, den es so selbst bei Moog nicht gibt. Behringer haben hier also quasi eine eigene Idee vermarktet, auch wenn sich die Klangregelung in vielerlei Hinsicht stark am Model D bzw. Minimoog orientiert

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Behringer Poly D
Behringer Poly D
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(225)

Vier Oszillatoren plus Rauschgenerator, ein Filter mit wahlweise Hochpass- oder Tiefpasscharakteristik, separate ADS-Hüllkurven für VCF und VCA sowie ein LFO bilden den Kern der Klangerzeugung des Poly D. Hinzu kommen ein voll analoger BBD Stereo-Chorus und Distortion mit eigenem Tone-Regler, beide mit hervorragendem Sound aber leider ohne Mix-Regler. 

Ein Arpeggiator darf natürlich auch nicht fehlen und on top gibt es noch einen 32-Step-Sequenzer. Die Fullsize Klaviatur bestehend aus 37 Tasten ist anschlagsdynamisch und Aftertouch-kompatibel, muss allerdings erst gepatcht werden.  

Behringer JT-4000 Micro

Auf der anderen Seite des Preisspektrums steht JT-4000 Micro. Micro bezieht sich dabei nicht nur auf den schmalen Preis von 45 Euro, sondern auch auf die Größe des Synths, der gerade mal 130 x 93 x 36 mm misst. Der Synth-Zwerg basiert lose auf Rolands JP-8000 Reihe, deren Vertreter deutlich raumgreifender ausfallen. 

Umso erstaunlicher ist, dass Behringer vierfache Polyphonie, ein analoges Filter, zwei LFOs ein Display und Preset-Speicherplätze untergebracht haben. Gespielt wird JT-4000 Micro via integrierten Touchstrip oder per USB-MIDI angeschlossenem Keyboard der Wahl.   

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Behringer JT-4000 Micro
Behringer JT-4000 Micro
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Der Workflow des JT-4000 ist relativ überschaubar: Die sechs Funktionstaster wählen den gewünschten Bereich der Klangbearbeitung aus und die beiden Potis rechts am Gehäuse steuern die verfügbaren Parameter. Das zugegebenermaßen sehr kleine Display hilft nicht nur bei der Navigation durch die verschiedenen Menüs, sondern zeigt zusätzlich die aktuelle Wellenform an. 

Behringer Crave

Eine weitere Moog-Kopie ist Behringer Crave, der semimodulare Analogsynth basierend auf dem Moog Mother 32. Abgesehen vom erwähnten Model D ist Behringers Crave der älteste Vertreter dieser Liste und wurde bereits auf der NAMM 2019 vorgestellt. Semimodular heißt 32 Patchpunkte für reichlich Kabelspaß und ein Eurorack-kompatibles Gehäuse mit abnehmbaren Holzflanken. 

Weil Modular-Gear für gewöhnlich besonders teuer ist, erzielte Crave schnell eine positive Resonanz, obwohl das Vorbild keine fünf Jahre älter ist. Im Herzen der Klangerzeugung steckt ein 3340 VCO aka Curtis Chip, der für einen analogen aber auch modernen Klang sorgt, welcher sich mittels 32-Step-Sequenzer inszenieren lässt.  

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Behringer Crave
Behringer Crave
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(622)

Hinzu kommen ein ebenfalls analoges 24 dB Ladder Filter mit Resonanz, das sich zwischen Highpass und Lowpass umschalten lässt, sowie ein LFO und ein ADS-Envelope. Crave ist monophon und kommt mit nur einem Oszillator plus Rauschgenerator aus, die Magie entsteht bei der Modulation. Bei Bedarf können aber auch bis zu 16 Exemplare miteinander gekoppelt werden, um auf entsprechende Polyphonie upzugraden. Ein Feature, das es bei mehreren Behringers gibt, beispielsweise auch beim Model D. 

Hauptkritikpunkt des Crave ist der Sequenzer, der zwar bis zu 64 Presets speichern kann, aber relativ unintuitiv zu bedienen ist. Das Gleiche wird aber auch von Rolands TB-303 behauptet, dessen holpriger Sequenzer mehr oder weniger für Acid Genres verantwortlich ist.   

Behringer Edge

Behringer Edge bildet das Schlusslicht dieses Artikels und kommt im gleichen Format wie Crave. Erneut musste Moog für die Inspiration herhalten, genau gesagt der DFAM, ein analoger Percussion-Synthesizer mit experimentellem Sequenzer. Dieser zeichnet sich durch die erstaunlich geringe Länge von acht Steps pro Pattern aus und kommt ohne Song-Mode-ähnliche Verkettungsoptionen oder gar Preset-Speicher daher. 

Der Clou des Edge ist, dass es pro Sequenzer Step eigene Potis gibt, welche Pitch und Velocity des Synth steuern. Sozusagen im Analog Style werden die Patterns also zusammengeschraubt und nicht getappt oder wie sonst üblich per Lauflichtprogrammierung eingegeben.    

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Behringer Edge
Behringer Edge
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(119)

Klanglich unterscheidet sich Edge vom Vorbild DFAM und ist weniger weich beziehungsweise deutlich aggressiver, was den lila Launebären einer Drum Machine besonders für härtere Stile interessant macht.

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Das Erfolgsrezept aus analoger Klangerzeugung, semimodularem Aufbau und einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis macht aber auch ohne Hang zu Industrial und Co. jede Menge Spaß. 

Vor allem der extravagante Sequenzer sollte unbedingt mal ausprobiert werden, weil er eine komplett neue Perspektive auf Percussion-Sequencing eröffnet und durchweg inspiriert.  

Behringer Gear: Alternativen

Neben den von uns ausgewählten gibt es natürlich auch noch weitere Behringer, die infrage kommen und einen Platz unserer Liste verdient hätten:

Behringer Gear: Fazit

Über fünf Jahre nach Beginn von Behringers Klonkriegen ist beinahe selbstverständlich geworden, wie der deutsche Hersteller den Markt in Sachen Analog- und Modular-Gear demokratisiert hat. Während “früher” zwangsläufig tief in die Tasche gegriffen werden musste, um in den Genuss von wirklich analoger Klangerzeugung zu kommen, gibt es mittlerweile für fast jeden Anwendungsbereich eine Behringer-Alternative für weniger als 200 Euro. Trotzdem wäre es schön, wenn Behringer auch eigene Konzepte integrieren und Produkte weiterdenken würden, statt nur Nachbauten zu veröffentlichen.  

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