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Behringer Model 15 – Semi-modularer Analogsynthesizer im Test

Behringer Model 15 – Semi-modularer Analogsynthesizer im Test

Tests. 9. November 2024 | 4,7 / 5,0

Geschrieben von:
Pascal Blunk

Mit dem Model 15 präsentiert Behringer eine authentische und kompakte Nachbildung des Moog Model 15 Modular-Synthesizers. Der Behringer Model 15 vereint dabei den voll analogen Signalweg des Vorbilds mit einer digitalen Spring-Reverb Emulation in einem kompakten semi-modularen Desktop-Synthesizer, wodurch sein Aufbau mehr dem Moog Grandmother als dem Model 15 ähnelt. Ob die Nachbildung gelungen ist und welche Besonderheiten der Model 15 mit sich bringt, wird sich in diesem Test zeigen.

Quick Facts

  • Zwei VCOs mit zusätzlichem Sub-Oszillator
  • Voll analoger Signalweg
  • Digitale Spring-Reverb Emulation
  • Integrierter Stepsequenzer und Arpeggiator
  • Umfangreiche Patch-Bay mit 48 Patch-Punkten

Model 15: Verarbeitung und Haptik

Mit Abmessungen von 424,4 x 94 x 135,6 mm und einem Gewicht von nur 1,76 kg reiht sich der Model 15 nahtlos in die Desktop-Synthesizer-Serie, wie beispielsweise dem Neutron und Model D von Behringer ein. Wie die meisten Synthesizer der Desktop-Serie ist auch der Model 15 Eurorack-kompatibel. Er lässt sich also problemlos aus seinem Gehäuse entfernen und in ein Modular-Setup integrieren. Das Gehäuse ist dabei für eine bessere Bedienbarkeit ebenfalls leicht nach vorne geneigt. Es besteht  aus Metall und ist mit einer Seitenverkleidung aus Holz versehen, wodurch der Model 15 die typische Vintage-Optik erhält.

Was die Anschlussmöglichkeiten des Modul 15 angeht, besitzt der Synthesizer insgesamt zwei Line-Ausgänge, einmal einen 6,35-mm-Klinken-Ausgang auf der Rückseite und einen 3,5-mm-Anschluss im Patch-Bereich auf der Vorderseite. Ebenfalls auf der Vorderseite befindet sich dann auch der 3,5-mm-Eingang zur Verarbeitung externer Audio-Quellen. Für den Anschluss von Kopfhörern verfügt der Model 15 zusätzlich über einen 6,35-mm-Stereo-Ausgang auf der Rückseite mit eigenem Gain-Regler zur Einstellung der ausgegebenen Lautstärke.

Für den MIDI-Austausch mit anderen Geräten befindet sich ein MIDI-In auf der Vorderseite, wodurch sich dieser auch beim Einbau in ein Eurorack-System problemlos verwenden lässt, und ein geteilter MIDI-Out/Thru auf der Rückseite. Über den USB-Typ-B-Port lässt sich der Model 15 zusätzlich mit einem Computer für USB-MIDI-Übertragungen oder auch tiefgreifendere Einstellungen mithilfe der Synthtribe-Software verbinden. In der Synthtribe-Software können dann weitere Einstellungen zu MIDI-Kanälen, Clock-Signalen oder der CV-Range vorgenommen werden. Hierüber lassen sich auch mehrere Model 15 Synthesizer zu einer Poly-Chain zusammenschließen, um bis zu 16-stimmige Polyphonie zu ermöglichen. 

Die Verarbeitung des Geräts und die einzelnen Bedienelemente machen insgesamt einen sehr stabilen und durablen Eindruck. Die Plastik-Kappen der Drehregler lassen sich angenehm bedienen und besitzen dabei weder zu viel noch zu wenig Widerstand. Auch die Kippschalter sind gut verarbeitet und haben eine angenehme Größe, lediglich die Taster für Play, Hold und Tap könnten ein wenig größer ausfallen, lassen sich aber auch so recht gut bedienen. Der gesamte Aufbau des Model 15 orientiert sich dabei sehr strikt an dem Moog Grandmother.

Behringer Model 15 von oben.
Der Behringer Model 15 ist ein semi-modularer Synthesizer mit einem voll analogen Signalweg.

Model 15: VCOs & Filter

Der Model 15 kommt mit insgesamt zwei Oszillatoren daher, wobei der zweite Oszillator auch als Sub-Oszillator für sattere Bässe verwendet werden kann. Der erste Oszillator bietet dabei mit Dreieck, Sägezahn, Rechteck und Puls vier wählbare Wellenformen. Die einzelnen Wellenformen lassen sich dabei nicht miteinander mischen oder kombinieren, sondern werden über einen gerasterten Poti fest ausgewählt. Das Gleiche gilt auch für die Tonhöhe der Oszillatoren, diese wird nämlich ebenfalls über einen gerasterten Poti in Oktavensprüngen eingestellt, wobei insgesamt vier unterschiedliche Tonhöhen möglich sind. Für das nötige Fine-Tuning befindet sich unterhalb der Oszillatoren ein Fine-Tune-Regler, welcher den Pitch beider Oszillatoren gleichermaßen im Bereich von ±1 Semiton verändert.

Der zweite Oszillator besitzt mit Dreieck, Sägezahn, Rechteck und Puls die gleichen Wellenformen wie Oszillator 1. Ergänzt werden diese aber noch durch vier weitere Sub-Oszillator Optionen, bei welchen jeweils der Dreieck-, Sägezahn-, Rechteck- oder Puls-Wellenform ein eine Oktave tieferer Sub-Oszillator mit Rechteck Wellenform hinzugemischt wird. Neben dem geteilten Fine-Tune-Regler besitzt Oszillator 2 auch zusätzlich noch einen eigenen Tune-Regler, der im Bereich von ±7 Semitönen arbeitet. Damit lassen sich die gängigsten Intervalle zwischen den beiden Oszillatoren erzeugen, womit eine recht große Bandbreite an interessanten Klängen möglich ist. 

Für noch mehr Klangvielfalt bietet der Model 15 zusätzlich noch die klassische Oszillator-Sync-Funktion. Beim Verstellen des Tunings fallen hierbei jedoch sehr deutliche "Stufen" im Sound auf, weshalb die Sync-Funktion lieber bei einem konstanten Tuning verwendet werden sollte. Insgesamt klingen beide Oszillatoren aber wirklich klasse, wodurch viel Freude beim Herumexperimentieren aufkommt.

Über den Mixer können anschließend insgesamt drei Audioquellen zusammengemischt werden, bevor sie im Filter landen. Ohne eigene Patch-Verbindungen sind die Quellen hier Oszillator 1, Oszillator 2 inklusive Sub-Oszillator und ein Noise-Generator. Aber natürlich können mit der Patchbay auch viele andere hilfreiche Audioquellen für den Mixer genutzt werden. So kann zum Beispiel der Sub-Oszillator unabhängig vom Oszillator 2 oder sogar einem externen Audio-Signal verwendet werden. Der Model 15 bietet hier gerade in Kombination mit der Patch-Bay jede Menge kreativen Freiraum. 

Die Filter-Sektion des Model 15 besteht aus einem 24 dB/Oct lowpass Ladder-Filter mit klassischem warmen Sound, der die Oszillatoren ideal abrundet. Der Filter verfügt dabei über eine regelbare Resonanz, die bis zur Selbstoszillation reicht. Dadurch lässt sich der Filter auch ohne eingehende Signale des Mixers als eigene Soundquelle nutzen. Gerade in Kombination mit dem Keytracking kann das Filter so als zusätzlicher Oszillator verwendet werden. Das wahlweise 1:1- oder 1:2-fache Keytracking des Filters lässt sich dabei einfach über einen gut platzierten Kipp-Schalter aktivieren. Zusätzlich verfügt das Filter über einen Envelope-Amount-Regler, der die Filter-Modulationsstärke des Envelopes sowohl in positive als auch negative Modulationsbereiche steuert. Damit bietet der Model 15 auch von Haus aus ohne eigene Patch-Verbindungen jede Menge Modulationsmöglichkeiten.

Neben dem Hauptfilter verfügt der Model 15 auch noch über ein optionales 6 dB/Oct Hipass-Filter, dessen Cutoff-Frequenz sich über einen Regler in der Utility-Sektion einstellen lässt. Dieses Filter besitzt leider keine normalisierte Verbindung, es muss also zuerst über die Patchbay in den Signalweg eingebunden werden. Hier hätte das Hochpass-Filter für einen einfacheren und schnelleren Workflow gerne auch normalisiert in den Signalweg eingebunden sein können, aber natürlich lässt sich auch so gut mit dem Model 15 arbeiten. 

Model 15: Patchbay & Modulationen

Mit einem LFO, einem Sample & Hold und einem ADSR-Envelope besitzt der Model 15 die gängigsten Modulationsquellen, wodurch jede Menge Optionen für interessantes Sounddesign möglich sind. Gerade die Patchbay mit insgesamt 48 unterschiedlichen Patch-Punkten erweitert noch einmal diese Möglichkeiten um ein Vielfaches, sodass an Umfang hier kaum etwas zu wünschen übrigbleibt. Einige der Modulationsquellen reagieren dabei allerdings nicht immer wie erwartet, weshalb das Herumtüfteln leider nicht immer zum gewünschten Ergebnis führt.

Der LFO besitzt mit Sinus, steigender und fallender Sägezahlwelle und Rechteck vier sehr nützliche Wellenformen für Modulationen. Über drei eigene Regler lässt er sich direkt auf die normalisierten Modulationsziele Oszillator-Pitch, Plusweite und Filter-Cutoff anwenden, ohne dass eigene Patch-Verbindungen notwendig sind. Alle normalisierten Modulationsziele durchlaufen gemeinsam den Modulations-Regler der Utility-Sektion, welcher noch zusätzlich als ein Attenuator dient. Die Positionierung ist an dieser Stelle leider etwas kontraintuitiv, hier hätte der Modulations-Regler lieber ebenfalls Teil der LFO-Sektion sein sollen, um für eine bessere Übersicht zu sorgen. Da die drei Regler für die verschiedenen Modulationsziele bereits selbst die Stärke der jeweiligen Modulation steuern, wirkt hier ein zusätzlicher Modulations-Regler auch ein wenig überflüssig. Dieser Regler ist damit auch der einzige, für den kein direktes Pendant am Moog Grandmother zu finden ist.

Des Weiteren fällt die Maximalstärke der normalisierten Modulationen teils etwas zu gering aus. Selbst bei voll aufgedrehtem Filter-Mod-Regler ist nur eine relativ subtile Filter-Modulation zu hören, für stärkere Filter-Modulation bietet der Model 15 aber natürlich ein Workaround über seine Patchbay. So lässt sich beispielsweise der LFO in den Attenuator und von dort in den Filter-Cutoff patchen, wodurch mithilfe des Attenuator-Reglers auch deutlich stärkere Filter-Modulationen möglich werden. Dadurch kommt es relativ häufig dazu, dass trotz normalisierter Modulationsmöglichkeiten doch eigene Patch-Verbindungen zum Einsatz kommen.

Der Sample & Hold besitzt im Gegensatz zum LFO keine dedizierte Sektion auf dem Gerät und ist nur über die Patchbay zugänglich. Die Rate wird dabei ebenfalls über den LFO-Rate-Regler eingestellt. Allerdings verhält sich dieser nicht wirklich, wie man es von einem Sample & Hold erwarten würde, denn anstelle von Modulationen in klaren Stufen ist hier eher unstrukturiertes Chaos mit viel zu schnellen Modulationssprüngen das Ergebnis. Daher erweist sich der Sample & Hold abseits von chaotischem Noise leider als recht nutzlos.

Model 15 Schrägansicht.

Model 15: Arpeggiator & Sequencer

Der Arpeggiator des Model 15 besitzt zwar nur recht rudimentäre Einstellungsmöglichkeiten wie die Noten-Reihenfolge, Oktaven-Sprünge und eine Hold-Funktion, ist damit aber dennoch ein sehr willkommenes Feature. Denn mit ihm lassen sich schnell und einfach simple Arpeggiator-Melodien umsetzen, ohne großartig etwas einstellen zu müssen. Mit Order, Up & Down und Random stehen insgesamt drei unterschiedliche Spielmodi der Notenreihenfolge zur Auswahl, wodurch sich trotzdem recht vielseitige Melodien erzeugen lassen. Die Melodie lässt sich dank der Oktaven-Auswahl per Kippschalter auf insgesamt bis zu drei Oktaven verteilen. Auffällig ist hier vor allem der "Up & Down"-Modus des Arpeggiators, bei welchem im Gegensatz zu vielen anderen Arpeggiatoren sowohl die höchste als auch niedrigste Note jeweils zweimal gespielt wird. Damit bietet der Model 15 ausreichende Möglichkeiten zum Experimentieren mit simplen Arp-Melodien. Wer jedoch komplexere Arpeggiatoren sucht, muss hier wohl auf ein externes MIDI-Gerät zurückgreifen.

Auch dem Sequencer ergeht es hier nicht wirklich anders. Die Steuerung erfolgt dabei geteilt über dieselben Kippschalter wie auch schon der Arpeggiator. Mit bis zu 256 Steps lassen sich hier problemlos und schnell umfangreiche Sequenzen erstellen, welche anschließend über ein angeschlossenes MIDI-Keyboard in verschiedenen Tonhöhen abgespielt werden können. Ebenfalls über einen Kippschalter lassen sich auf diese Weise bis zu drei unterschiedliche Sequenzen speichern und wieder aufrufen. Wichtig anzumerken ist hier, dass die Sequenzen nach einmaligem Einprogrammieren auch nur über ein MIDI-Keyboard wieder abgespielt werden können und es keine Möglichkeit gibt, sie allein vom Synthesizer abzuspielen.

Positiv hervorzuheben ist aber auf jeden Fall, dass sowohl der Arpeggiator als auch der Sequenzer wirklich schnell und einfach zu bedienen sind. Behringer hat es hier wirklich geschafft, mit nur sehr wenigen Steuerelementen die wichtigsten Funktionen von Arpeggiator und Sequencer in das Model 15 zu integrieren. Damit sind sie wirklich sehr praktische Zusatzfeatures, die den Synthesizer sehr gut ergänzen. Mehr als ein nettes Extra sind sie allerdings nicht, dafür reicht ihr Umfang leider nicht aus.

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Mehr Informationen

Model 15: Alternativen

Fazit

Der Behringer Model 15 bietet recht vielfältige klangliche Möglichkeiten, insbesondere durch die beiden Oszillatoren mit Sub-Oszillator und das charakteristische 24 dB/Oct Ladder-Filter, das für den klassischen warmen Sound sorgt. Die Integration von Step-Sequenzer und Arpeggiator sowie die Eurorack-Kompatibilität runden das Gesamtpaket sehr gut ab. Damit ist er besonders für Soundtüftler:innen und Synth-Enthusiast:innen interessant, die den Klang und die Flexibilität eines modularen Systems suchen, ohne in ein großes Setup zu investieren. Dank seiner semi-modularen Bauweise lässt sich der Model 15 sowohl eigenständig als auch in Verbindung mit anderen Modular-Systemen ideal nutzen. Für Fans des klassischen Moog-Sounds, die nach einer günstigeren Alternative zum Moog Grandmother suchen, ist der Behringer Model 15 ebenfalls eine hervorragende Wahl, da er dank der authentischen Nachbildung der Original-Schaltung nicht nur klanglich sehr starke Ähnlichkeit aufweist, sondern auch im Workflow. Insgesamt bietet der Model 15 damit trotz einiger Schwächen ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und wird sicherlich in vielen Studios und Live-Setups seinen Platz finden.

Gesamtwertung:
4,0 von 5,0
Qualität:  
4,0 von 5,0
Klang:  
4,5 von 5,0
Preis-Leistung:  
4,0 von 5,0

Pro

Sehr gute Soundqualität
Authentische Nachbildung des Moog Grandmother
Gute Verarbeitung

Kontra

Technische Probleme mit dem Sample & Hold
Normalisierter Signalweg teils kontraintuitiv

Preis:

299 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Behringer.

 

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Behringer , Model 15 , semi-modular , Synthesizer , Test

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