In anderen Städten ist es schon längst üblich, in Berlin ist es ab sofort nun auch möglich. Durch das Testen von Drogen soll der Konsum für Feiernde in der Party-Hauptstadt sicherer werden.
Berliner:innen können ab sofort kostenlos, anonym und legal Drogen in drei Beratungsstellen testen lassen. Im Rahmen des Drug-Checking-Projekts können Interessierte psychoaktive Substanzen wie Cannabis, Ecstasy, Speed, Koks und LSD in den Beratungsstellen der Trägergemeinschaft Vista, Fixpunkt und der Schwulenberatung Berlin auf ihre Zusammensetzung und Reinheit überprüfen lassen. Dadurch kann auf potenziell gefährliche Inhaltsstoffe vor dem Konsum aufmerksam gemacht werden. Da die genannten Drogen allesamt illegal sind, ist die Produktion unreguliert und führt daher oft zu der Beimischung von Streckmitteln.
Gesundheitssenatorin Ina Czyborra ist angesichts des neuen Angebots zuversichtlich: "Die analysegestützte Beratung bietet unter anderem die Chance, die bislang nur wenig erreichten Party- und Freizeitdrogenkonsumierenden anzusprechen und für Risiken des Konsums zu sensibilisieren". Einrichtungsleiterin Ulrike Scherling ist von dem Bedarf eines solchen Protest überzeugt: "Berliner Feiernde sind auch international unterwegs und kennen das aus anderen Städten. Sie haben großes Interesse daran, gesund und weniger schädlich zu konsumieren", sagte sie.
Die Analyse der Proben erfolgt dann im Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin und das Ergebnis wird anschließend an die Beratungsstellen übermittelt. Nach drei Tagen kann das Ergebnis dann telefonisch oder persönlich abgefragt werden. Mitarbeiter:innen der Berliner Suchthilfe sind dazu bereit, jegliche Fragen über die Ergebnisse zu beantworten und bei Bedarf Beratungsgespräche anzubieten.
Frühe Erkennung von gefährlichen Produkten möglich
Da so oder so konsumiert wird, hilft dieses Angebot das Risiko des Konsums besser einschätzen zu können. Außerdem kann die damit verbundene Konsumberatung dabei helfen, das eigene Konsumverhalten von einer objektiven Stelle beleuchten zu lassen. Darüber hinaus ermöglicht Drug-Checking das frühzeitige Erkennen neuer Konsumtrends und die Identifizierung von verunreinigten Produkten auf dem Schwarzmarkt, so die Verantwortlichen. Es gibt jetzt schon Webseiten, auf denen vor gefährlichen Ecstasy-Tabletten mit einer gewissen Prägung gewarnt werden. Durch die offiziellen Tests können mehr potenziell gefährliche Prägungen erkannt und der Öffentlichkeit mitgeteilt werden.
"Drug-Checking ist unserer Auffassung nach erfolgreich, wenn wir gesundheitliche Schäden vermeiden können und wenn wir als Drogenhilfe Konsumierende erreichen, die durch die Drogenhilfe sonst nicht erreicht werden oder viel zu spät erreicht werden", sagt der pharmazeutische Leiter des Projekts, Tibor Harrach.
Seit den 70ern gibt es bereits Drug-Checking
Das Thema Drug-Checking ist international gesehen alles andere als neu. Schon in den 1970er Jahren gab es die ersten Drogentests in Amsterdam. In Spanien, Frankreich, die Schweiz und Österreich gibt es ebenso offizielle Teststellen. In vielen anderen Ländern werden solche Angebote direkt auf dem Festivalgelände oder bei Clubnächten angeboten. Auch in Deutschland gibt es eine lange Vorgeschichte zu Drug-Checking. Mitte der 90er Jahre bot der Verein Eve & Rave während der Loveparade an, Drogen zu testen. Diese Praxis wurde später jedoch wieder verboten.
Auf vereinzelten Festivals gibt es allerdings Teststellen. Bundesweit war es zuletzt nur mit einem Trick möglich, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zu umgehen. Die Konsument:innen mussten ihre mitgebrachten Drogen selber in die Reagenzien füllen. Erst nachdem sich die chemische Zusammensetzung verändert hatte, durften die Drug-Checker übernehmen.
Im Jahr 2008 wurde eine Datenbank mit den europäischen Drogenkontrolldiensten, die so genannte Trans-European Drug Information, eingerichtet. Alle Informationen dazu gibt es hier.
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