Das Beste aus 2021: Mixes & Sets
DJ-Sets haben ihre ganz eigenen Gesetze: Im Vergleich zu Alben, die zwar auch zum kontinuierlichen Hören einladen, aber dabei den einzelnen Track auch gleichzeitig mehr hervorheben, leben Mixes noch mehr von ihrer zusammenhängenden Dramaturgie. Von Spannung und Höhepunkten, von einem Anfang und Ende, ganz ähnlich einem filmischen oder literarischen Werk. Es ist also kein Wunder, dass das Format nicht von der Bildfläche verschwindet, im Gegenteil, gerade mit dem erneuten Stillstand der Clubs war im zweiten Corona-Jahr der Bedarf an musikalischer Geschichtenerzählung für zuhause sehr hoch. Rückblickend konnten wir dabei einige besonders herausstechende Highlights ausmachen, Sets, die im Laufe des Jahres einfach nicht gealtert sind und die uns durch verschiedenste Stimmungen gebracht haben: Mal elektrisierend und euphorisierend, mal getragen und melancholisch, manchmal all das gleichzeitig. Hier sind unsere zehn liebsten Sets und Mixes aus diesem Jahr:
Vlan.Radio: Edition Hawara
Christoph: "Im wievielten Lockdown befinden wir uns eigentlich? Ich zähl nicht mehr mit, sondern hör nur noch zu. Am liebsten den Leuten von Edition Hawara – ein Label aus Wien, das alte Jazz-Funk-Hits zwischen Schnitzelparadies und Zwanzig-Schilling-Blick auflegt. Genau das Richtige, um Mariah Careys Christmas-Carols aus dem Fenstster zu treten und das hier ORDENTLICH AUFZUDREHEN."
Truancy Volume 276: Club Fitness
Cristina: "Noch nie von Club Fitness gehört? Ich bis zu diesem Mix auch nicht. Aber diese Stunde ist für die in London lebende DJ eine Visitenkarte sondergleichen. Quasi ohne dass man es merkt, so smooth sind die Übergänge technisch und stimmungsmäßig, leitet sie einen von ruhigem, bassigen House über fordernd rhythmische Basslines zu High-energy-rave."
Outta Limits Radio Show: Damo B
Ina: "Damo B’s 'The Outta Limits Radio Show' auf dem Manchester Radiosender Unity Radio geht immer! Von Downtempo über Acid und Break-Beat zu Club-Bangern – dieser Mix liefert alles, was man an einem Wochenendabend so braucht. The real sound of the city!"
Victor Ruiz: Planet:C
Mathias: "Um neue Musik zum Auflegen zu finden, eignen sich immer noch DJ-Sets am besten. Wenn man das Set allerdings zuerst live gehört hat, ist die Ernüchterung zu Hause meist groß. "Soooo toll war es ja auch wieder nicht". Ganz anders bei Victor Ruiz. Ein richtiges Feuerwerk mit energischen VIPs, unreleased Songs und tollen Remixen. Man erlebt es nicht oft, dass das Energielevel für zwei Stunden am Köcheln ist und es dabei weder anstregend noch langweilig wird. Victor Ruiz ist eben ein Meister seines Handwerks und schafft die perfekte Musik für alle Tanzlüstlinge."
Joy Orbison – Still Slipping Vol. 1 [XL Recordings]
Kristoffer: "Endlich ein Debütalbum von Joy O", sagten alle. "Nee, nee", sagte der: "Das ist doch ein Mixtape, bitteschön." Tatsächlich funktioniert ‘Still Slipping Vol. 1’ auch wie eines, und zwar eher wie das klassische Rap-Mixtape, denn der auf zwei Kassettenseiten untergebrachte DJ-Mix: Neben einigen Feature-Gästen wird auch gleich die Familie für Skits ans Mikrofon geholt und soll wohl also eine holistische Geschichte im Langformat erzählt werden. Und weil Peter O'Grady sich für diese 14 Tracks wirklich eine passende Dramaturgie zurechtgelegt hat, gelingt das auch. ‘Still Slipping Vol. 1’ kam dann auch zur rechten Zeit heraus, nämlich als das Leben gerade wieder Fahrt aufzunehmen scheint. Im erwartbaren Stillstand der kommenden Monate sollte es dafür dann wieder Trost spenden können – das Zeug dazu hat es allemal. Endlich Joy O auf Langstrecke – egal in welchem Format nun denn genau."
Boiler Room: Kareem Ali
Lukas: "Der in Phoenix, USA, lebende Kareem Ali veröffentlicht pro Woche gefühlt zwei EPs und ein Album – aber nur selten Mixe. Was bei den meisten Künstler:innen genau andersrum läuft, sorgt bei Ali für eine destillierte Version seiner Arbeit und bei seiner Qualität für ein konstantes Highlight-Reel. Genau wie hier im aus der Wüste übertragenen Boiler-Room-Live-Set mitzuhören, inklusive Metal-Gear-Solid-3-Titeltrack-Remix der schmelzenden Herzen."
Planet Uterus: to all believers
Marius: "Traumprinz aka Metatron aka Prince of was weiß ich mittlerweile was alles sollte sich doch irgendwann mal verheizt haben, oder? Ist aber nicht, denn pünktlich zum Jahresende 2021 macht er einen mit vier Mixes (mit neuerdings nichtmal eigenen Tracks) wieder mal fertig. 'On A Montain' von Danny L Harle lässt die Air Max 90 rausholen und auf Hardstyle-EDM-Breaks abshufflen, während die Piano-Version von 'Don’t You Worry Child' für heimliche Tränen und Zurückwünschen in einfachere Zeiten sorgt."
Herrensauna: Agyena
Nasti: "Leipzigs very own Agyena mit einem Mix, der sommerlich-nachdenklich-losgelöst (ja, alles das!) klingt und bei mir lange im Loop lief. Der Mix gibt mir alles: Konzentration, Leichtigkeit und das Gefühl, dass die Nacht noch lange nicht vorbei ist."
Recorder.13: Soela
Simon: "Soelas Sets sind eine echte Schatzkiste. Tief und gierig schürft sie in den Minen der elektronischen Musik und fördert dabei einige Überraschungen zutage. Kein Set gleicht dem anderen, nie kommt Langeweile auf. Nach einer Ambient-Expostition legt Soela im Recorder.13 Mix ihren Fokus auf Breakbeats und führt uns von Garage zu DnB zu HipHop. Classy Tracks zum Mitwippen in der heimischen Stube und wie immer fantastisch gemixt."
XLR8R Podcast 687: Matthewdavid
Tim: "Schön schief und experimentig blieb jene XLR8R-Ausgabe im Gedächtnis: Matthew David McQueen betreibt das inklusive All-Genre-Label Leaving Records aus Los Angeles. Nach 12 Jahren Joint-Venture-Überdachung agiert die Plattform seit 2021 zu 100 % independent. Als sonische Untermalung gab es einen Mix, an dem man sich nicht satthören konnte, auch weil trotz offener Tracklist immer noch nicht alle Tiefen durchtaucht wurden."
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