Kennst Du das?
1. Dein Equipment ist schon etwas in die Jahre gekommen und bietet nicht all die neuen Features, die seit Monaten von allen möglichen Soft- und Hardware Herstellern angeboten werden. Und in zahlreichen Videos wird Dir gezeigt, welche bahnbrechenden Möglichkeiten Dir damit offen stehen.
2. Wenn Du zu einem Booking kommst, hast Du das Gefühl merkwürdige Blicke zu ernten, weil Dein DJ-Equipment entweder Out-of-Date ist oder weitaus günstiger in der Anschaffung war, als das der Kollegen.
Folglich fokussierst Du Dich auf eine Neuanschaffung, die neben der Akzeptanz in der DJ-Kanzel eine persönliche Horizonterweiterung mit unendlichen Möglichkeiten verspricht und Dir beim Auspacken des Objekts der Begierde, ein vorzeitiges Weihnachten beschert. Doch der Zalando-Effekt hält nicht lange an und der nächste große Feature-Hype ist im Gespräch ohne dass sich Dein Bankkonto von der letzten Anschaffung erholt hat. Aber Du möchtest ja am Puls der Zeit bleiben und sparst für die nächste "Innovation". Im schlimmsten Fall hat sich dieser Vorgang in Deinem Leben mehrmals wiederholt und Du wirst das Verlangen nach dem "Gear-Porn" in Deinem Studio einfach nicht los. Wenn das der Fall ist, dann bist Du wahrscheinlich den nachstehenden Irrtümern aufgesessen:
Irrtum Nr.1
"Das neueste Equipment macht Dich zu einem besseren DJ"
Ein gewisser Standard an Technik sollte zum anständigen Arbeiten vorhanden sein. Aber die neueste Technik erhöht nicht gleichzeitig Deine DJ-Skills. Sie fordert eher, dass Du Dich auf eine neue Arbeitsweise einlässt. Im schlimmsten Fall musst Du vorhanden Workflows, die sich für Dich persönlich bewährt haben, komplett umwerfen. Hier solltest Du vorher wissen, auf welche Veränderungen Du Dich gefasst machen musst. Vielleicht erfordert das neueste Equipment ein Update des Betriebssystems oder gar einen neuen Rechner?
Irrtum Nr.2
"Ich brauche das, womit alle auflegen"
Du wirst bestimmt von anderen DJs irgendwann mal vor die Nase gehalten bekommen, welches Equipment ein "echter" DJ nutzt. Empfehlungen sind auch OK, wenn vorher geklärt ist, wie und was Du überhaupt auflegen möchtest. Wenn Du die Basics des Auflegens beherrschst ist es aber egal, mit welchem Equipment Du die Leute zum Tanzen bekommst. Letztendlich zählt das, was aus den Boxen kommt und dass Du Dich mit dem, was Du nutzt, wohl fühlst. Und dazu musst Du nicht das Equipment zu Hause stehen haben, welches im Club steht. Kannst Du die Leute zum tanzen bringen?
Irrtum Nr.3
"Dir stehen unendliche Möglichkeiten zur Verfügung"
Viel Equipment mag vielleicht Eindruck hinterlassen, möchte aber auch angeschlossen werden, muss mit einander funktionieren und soll am Ende auch bedient werden. Eventuell sollte der Abbau auch den darauf folgenden DJ nicht stören. Viele Werbebotschaften versprechen Dir durch neue Technik den Turbo-Boost der Auflegekunst. Mehr Möglichkeiten durch mehr Features bedeuten auch eine komplexere Arbeitsweise, die viel Vorbereitungszeit braucht und während des Gigs wahrscheinlich ein Höchstmaß an Konzentration. Möchtest Du Dir wirklich diesen Stress geben? Sollten unvorhersehbare Situationen eintreten ist es effektiver, wenn Du Dein Equipment im Blindflug beherrscht. Das gibt Dir die Freiheit schnell und ohne Kopfzerbrechen reagieren zu können oder einfach nur entspannt das Publikum mit einem kalten Bier in der Hand zu beobachten. Weniger ist manchmal mehr! 😉 Beherrschst Du Dein Equipment blind?
Irrtum Nr.4
"Ich brauche dieses Feature"
DJ-Softwares ähneln sich heutzutage sehr. Es gibt kaum noch ein Feature, dass ein Alleinstellungsmerkmal hat. Manchmal hat es bei einem anderen Hersteller einfach eine andere Bezeichnung. Und wenn es doch einmal etwas Einzigartiges ist, dann dauert es meistens nicht lange, bis die Konkurrenz nachzieht. Das gilt auch für DJ-Controller, die letztendlich nichts anderes sind, als eine programmierbare Fernbedienung, die alle 6 Monate im Layout verändert wird, um mit den Softwareveränderungen mitzuhalten. Aber macht Dich ein Slicer-Slip-Flux-Mode zu einem besseren DJ? Oder ist es das, was Dein Publikum im Einsatz sehen/hören möchte? Darüber hinaus lassen sich manchmal auch Funktionen auf mehrere Weisen erreichen ohne dass man gezwungen ist Geld für ein Update auszugeben.
Irrtum Nr.5
"Ich brauche mindestens ein paar tausend Euro, um richtiges Auflegewerkzeug zu bekommen"
Durch die Digitalisierung der Musik und des DJ-Equipments ist einiges erschwinglicher geworden. Vor allem die Vielfalt an Equipment erlaubt es Dir etwas Zugeschnittenes zu kaufen, statt sich den in der Werbung beschriebenen "Industrie-Standard" leisten zu müssen, der vielleicht gar nicht zu Deinen Anforderungen passt. Heutzutage gibt es auch wertige OEM-Produkte, die einen guten Job erledigen und den Geldbeutel schonen. Und wenn Du Dich sowieso für das Auflegen mit einer Software entscheidest, dann bieten die meisten Hersteller kostenlose Demo-Versionen an, die es Dir erlauben, Deinen persönlichen Favoriten zu ermitteln ohne vorher auch nur einen Cent ausgegeben zu haben.
Irrtum Nr.6
"Ich brauche genau das Equipment aus diesem Video, um damit genauso unglaubliche Dinge zu fabrizieren"
Werbevideos in denen Artists verblüffende Kunststücke an Equipment zaubern sind ein äußerst beliebtes Marketingtool, um Aufmerksamkeit zu generieren und den Eindruck zu erwecken, dass nur dieses Equipment dazu geeignet ist. Idole und Vorbilder zu haben ist gut, aber alleiniges Nacheifern wird Dich nie zu etwas Einzigartigem machen. Aber auch hier ist es nicht das Equipment, dass Dich zu etwas besonderem macht, sondern Deine Skills und die besondere Note, die Du Deiner Performance verleihst. Showcases in Werbevideos sind Extreme, die viele Fähigkeiten abverlangen und gewisse Talente voraussetzen. In den meisten Fällen ist es ein langer, steiniger Weg, bis man dieses Ziel erreicht. Und es ist nicht das Equipment, das Dir diesen Weg ebnet!
Fazit
Die oben genannten Punkte sollen Dich nicht davon abhalten DJ-Equipment zu kaufen, sondern eher dazu auffordern mit Bedacht an die Sache heran zu gehen. Es steht Dir frei Deine eigene Pro- und Contra-Liste zu erstellen, um einschätzen zu können, ob sich ein Kauf wirklich für Dich längerfristig vorteilhaft auswirkt. Dabei solltest Du aber immer ehrlich zu Dir selbst sein und Sachen hinterfragen, wenn Du sie selbst nicht überprüft hast. Und genau dort solltest Du ansetzen: Teste Sachen bevor Du sie (endgültig) kaufst und vergewissere Dich, dass Du die dahinter steckende Technik auch verstehst. Löchere Freunde, Bekannte oder Verkäufer, die das Equipment kennen, schau Dir Online-Tutorials und Tests/Reviews an oder lad Dir Online-Bedienungsanleitungen runter. Es gibt viele Wege wie Du vor dem Kauf an reichlich Informationen gelangst, um nicht Opfer von Mythen, Werbebotschaften oder falschen Ratschlägen zu werden. Nicht jede Innovation ist im wahren DJ-Alltag hilfreich und nicht jede Revolution muss mitgemacht werden. Dein Equipment sollte zu Deinen persönlichen Preferenzen passen und nicht zu denen Anderer. Und denke dran, dass heutzutage funktionierendes, verlässliches Equipment das wichtigste ist. Ein Equipmentwechsel oder Update kann, in Zeiten in denen ein Computer zum Auflegen eingesetzt wird, die Zuverlässigkeit stark beeinträchtigen (Bugs, Inkompatibilität,… > "Never change a running system!").
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Kennst Du weitere Irrtümer? Oder vielleicht kannst Du aus eigener Erfahrung berichten? Hilf anderen DJs nicht den gleichen Fehler zu begehen!
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