Was auf einer Messe präsentiert wird, muss zwangsläufig neu sein. Und wenn FUNKTION ONE draufsteht, muss es auch gut sein. Einige Gedanken zum "neuen Mixer von Funktion One".
Mit dem Hype ist es so eine Sache, besonders mit dem Hype um den britischen Audio-Hersteller FUNKTION ONE. Bei der Promo zu manchem hippen Event steht das (für schmales Geld angemietete) F1-Soundsystem über den Namen der DJs. Ein Marketing-Ding. Wohlmeinender vielleicht auch als Code an Eingeweihte zu verstehen. Immerhin steht im Berghain eine F1, ebenso im Space auf Ibiza sowie auf der Fusion. "Funktion One" ist ein Buzzword, es ist der Inbegriff für guten Sound. Und jetzt gibt es "von denen" noch einen DJ-Mixer. Alarm! Durchdrehen im Kollektiv.
Philosophie, Physik und Widersprüche
Zu Beginn der Neunziger gründeten Tony Andrews und John Newsham eine Firma um Lautsprecher und andere Komponenten einer Audiokette herzustellen. Über eine spezielle Bauweise und durch verwendete Materialien sollte ein möglichst natürlicher Klang erzielt werden. Natürlich meint in dem Zusammenhang auch den Verzicht auf digitale Helferlein wie DSP oder EQ, welche üblicherweise Unzulänglichkeiten ausgleichen. FUNKTION ONE setzt zudem auf maximale Effizienz. Die vom Verstärker zugeführte Energie soll bestmöglich in ihre akustische Entsprechung gewandelt werden.
Klang ist Schall und Schall ist ein physikalischer Vorgang. Es geht um Frequenzen und um dazugehörige Wellenlängen. Es geht um die Ausbreitung von Schall, um Raumdimmensionen und um Reflektionen. Kurz: Es geht um Raumakustik. Ein entscheidender Punkt, welcher bei FUNKTION ONE elementar ist. So wundert es auch wenig, dass in den besten Clubs erst der Raum konzeptioniert und optimiert wird, um dann die Anlage auf diesen einen Raum anzupassen. Das ist das komplette Gegenteil der schnell aufgebauten Mietanlage auf einer Wiese oder in einer Garage - wie ich es letztens bei DJ Vadim in Athen erleben durfte. Eine Glasfront und ein großes Rolltor direkt gegenüber der Boxen, hohe Halle, glatt-gerade Flächen, völlig ungedämmt. Meine griechischen Freunde wussten vorab nicht viel zum Laden, ausser: "Die haben eine Funktion One".
Klang vs Schall
Vermutlich würde Tony Andrews diese räumlichen Gegebenheiten ebenso beleidigend finden, wie MP3. Immerhin meint er über seine Anlagen einen Unterschied zwischen einer Wave-Datei und dem komprimierten Dateiformat zu hören. Ich bin da weit skeptischer, gehe allerdings mit, dass neben dem Raum und der Audiokette das wiedergegebene Tonmaterial die dritte wichtige Komponente beim Klang ist. Bevor dieser letztlich bei der vierten - den Ohren des Zuhörers - ankommt. Der freut sich wiederum über angenehmes Kribbeln im Bauch oder flatternde Hosenbeine, ebenfalls ein Indiz für guten ... Schall. Beziehungsweise für dessen Ausbreitung. By the Way ... Im Infraschall - bei etwa 6Hz - könnte der Hosenboden feucht werden, zumindest wenn man dem Mythos vom braunen Ton folgt. Das mit Schall als Waffensystem experimentiert wurde und das "Long Range Acoustic Devices" zur Piratenabwehr eingesetzt werden ist hingegen belegt.
FUNKTION ONE sind mir in ihrem Ansatz sympathisch. Mit etwas Nachdenken ist alles nachvollziehbar, wenn auch ein wenig elitär. Das ist aber oft der Fall, wenn Qualität über der Quantität liegen soll. FUNKTION ONE steht auch für bestimmtes musikalisches Klientel. Und FUNKTION ONE ist eine Marke - die auch auf Mischpulten zu lesen ist.
Hä, da steht doch FORMULA SOUND?
Zurück zum Mixer, der bei der Musikmesse zu sehen war. FF6.2 nennt sich dieser und er kommt von FORMULA SOUND aus England. Bereits bei vorherigen Mischpulten wurde mit FUNKTION ONE kooperiert. Ein "F1-Mixer" ist folglich nichts Neues.
Der analoge 6-Kanal Clubmixer Funktion One Mixer präsentiert sich sehr durchdacht. Das Layout mag - mit dem außermittigen Crossfader - für die "Generation Pioneer" ungewohnt sein. Jenseits der omnipräsenten DJMs setzen aber auch andere etablierte Hersteller, wie etwa Rodec, auf eine solche Anordnung der Bedienelemente.
Kleine Beobachtung am Rande: Auch beim FF6.2 sind auf manchen Bildern alle Lampen angeknipst. Offensichtlich möchte man darstellen, wie die Level-Anzeigen arbeiten. PIONEER macht das auch und es wird spekuliert, dass in Folge die DJs nicht mehr wissen, welche Bedeutung diese grünen, gelben und roten LEDs eigentlich haben. 🙂
- Analoger DJ-Club-Mixer
- Made in U.K.
- Mikrofon- und symmetrische-6,3mm-Klinken-Eingänge für Kanal 1 und 2
- Kompressor auf diesen beiden Kanälen
- separater, voll ausgestatteter Mikrofon Kanal
- Phono-Line-Eingänge an Kanälen 3 bis 6
- Hochwertige analoge Total-Kill-4-Band-EQs
- Analoge Hochpass- und Tiefpassfilter an jedem Kanal
- 48-Volt-Phantom-Power
- flexible Mastersektion, zwei Effektwege
- Ausgänge: Main 2 x XLR-Symmetrisch, 2 x Booth XLR symmetrisch, 2 x Aux-Sends symmetrische 6,3mm Klinkenbuchse, 6-Pin-Anschluß Zonen-Ausgang
- Insert am Masterausgang
- schaltbare Crossfade-Hüllkurve
- Pre- und Post-EQ schaltbarer Kopfhörerausgang mit Cue-Mix
Die Ausstattung lässt kaum Wünsche offen. Verarbeitung und Klangqualität liegen auf höchstem Level. Was sich im Preis spiegelt. Aufgerufen sind 4489 Euro. In manchen Shops ist neben einem FF6.2L ein FF6.2R angelegt. Neben der Version mit Linefadern wird es also bald einen "Rotary-Mixer von FUNKTION ONE" geben.
Ein schöner Mixer, bei dem sich einige Leute eine Variante mit vier Kanälen wünschen werden, die im Layout einem DJM ähnlich ist. Das dürfte aber ebenso ausgeschlossen sein, wie eine Beschallung des Berghain durch Boxen von Pioneer. Hmm ... wer nimmt Wetten an?
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