Bereits seit 2002 gibt es mit MIXXX eine Alternative zu Serato, Traktor oder Virtual DJ, die dazu noch kostenlos ist. Dazu läßt sich die Gratis-DJ-Software auch mit Timecode-Vinyl steuern!
Drei Fragen drängen sich auf. Warum verschenkt man ein potentes Programm? Was ist die Message der drei X im Namen? Und: Ist MIXXX eine ernstzunehmende DJ-Software? Mein besonderes Interesse gilt der beworbenen DVS-Fähigkeit. Zur Klärung lade ich mir die 46 MB kleine Freeware von der Webseite www.mixxx.org und installieren das Programm (Version 1.11) auf meinem MacBook. Neben OSX wird auch Windows und Linux / Ubuntu(!) unterstützt.
Mal abgesehen von dem üblichen OSX-Warnhinweis (Programm stammt nicht von einem zertifizierten Entwickler), den man einfach umgeht, indem man über das Kontextmenü öffnet, erfolgt die Installation problemlos. Für die Audio-Optionen, den programmeigenen Beatgrid-Prozess (bei dem Musikstücke analysiert werden) und das Scannen der vorhanden Musiksammlung werden über Popup-Fenster Auswahloptionen angeboten.
MIXXX DJ Software Test - Praxis
Die grafische Oberfläche von MIXXX erschließt sich sofort. In der oberen Hälfte finden sich zwei virtuelle Decks, dazwischen ein Mixer. Darunter die Suche, eine Browserauswahl und die Playlist. Über die Optionen können verschiedene Skins ausgewählt werden. Die schwarze Default-Variante erinnert mich etwas an Serato DJ. Überhaupt scheinen umfangreiche Einstellungen bezüglich Aussehen (GUI) und Verhalten (EQ, Crossfader) möglich. Die Featureliste reicht von einer iTunes- und Traktor-Library Integration, über Beat-Detection, ein Sampler-Modul, Auto-DJ Mode, Broadcast- und Recordfunktion, der Einbindung diverser (MIDI-)Controller bis zur bereits erwähnten Verwendung als DVS. Bis hierhin volle Punktzahl, schon weil das Programm nichts kostet. Im Praxistest möchte ich MIXXX mit meiner Serato SL3-Box und Vinyl steuern.
Welche Vorausetzungen benötigt die Steuerung durch Timecode-Medien?
Wichtig ist eine passende Soundkarte. Andere Bezeichnung dafür: Audio-Interface. Die sollte im Idealfall genügend Kanäle mitbringen. Erforderlich sind zweimal Eingang sowie zweimal Ausgang, jeweils Stereo - gerne Cinch - und mit Phono-Preamp. MIXXX hat selbst an dieser Stelle vorgesorgt. Die Entwickler haben eine softwareseitige Vorverstärkung integriert. Dabei wird ein das Signal eines Plattenspielers an einem Line-Eingang(!) auf Phono-Signal hochgerechnet. Zudem lassen sich mehrer Soundkarten koppeln. Phantastico ... für Test- Not- und Sonderfälle. Ich würde jedoch immer zu einer dedizierten Soundkarte raten.
Zur Steuerung kann das Signal von Traktor (MK1), Serato (CV02) und Mixvibes (V2) eingesetzt werden. Als Datenträger ist CD oder Schallplatte möglich - ich teste mit Serato-Vinyl (Paar 36 Euro, bei THOMANN). Die Verkablung ist die übliche: Plattenspieler an Soundkarte, Ausgangssignal von der Soundkarte an den Mixer, gemischt wird extern - an diesem. In den Optionen sind die Einstellungen schnell getroffen. Im Rider "Sound Hardware" wird das Audiosignal geroutet sowie die Latenz eingestellt. Im Rider "Vinyl Steuerung" wählt man das Timecode-Medium. Anschließend aktiviert man die Vinyl-Steuereung für die Decks. Voila ... läuft. Seht gut sogar.
Neben den Infos zum geladen Track und dessen BPM-Wert und der Laufzeit stehen auch (Auto-)Loops, Cue-Punkte und eine Waveformansicht (optional: parallele Waverform) stehen zur Verfügung. Eine Keycorrection / Key Lock - die Funktion, bei der nach dem Pitchen eines Songs dessen Tonhöhe unverändert bleibt - ist ebenfalls integriert. Abgesehen von einem Flanger(?) besitzt MIXXX keine internen Effekte. Allerdings lassen sich (zumindest bei einem Mac - über Soundflower) Plugins einbinden.
Der programmeigene Sampleplayer verfügt über vier Slots. Im Prinzip sind das Miniatur-Decks. Inklusive Cue-Punkten, wodurch man in einem File bis zu vier einzelne Samples anspielen könnte. Alternativ kann man auch ein 16er Samplegrid anzeigen lassen. Die Sampleplayer sind pitchbar und können auf das Masterdeck gesynct werden. Das gelingt im Test nicht immer, kein essentieller Verlust.
Ergänzend zu den beiden Eingängen kann auch ein Mikrofon durch die Software geroutet werden. Und Mikrofon meint in dem Fall sogar das interne meines Macbooks. Putzig. Ein kleines Modul ermöglicht verschiedene Feineinstellungen. Zusätzlich zu den beiden Hauptdecks gibt es noch einen kleinen Preview-Player. Damit kann bei zwei belegten Decks ein weiterer Track über Kopfhörer vorgehört werden. Das typische Wunschfeature eingefleischter BPM-Studio User. Für die könnte auch Auto-DJ von Interesse sein. Stichwort: Löffelmusik. MIXXX bietet auch verschiedene Optionen für das automatisierte Mixen an.
Aber auch für die Freunde des selbstgemachten Rundfunks hat die Freeware ein Geschenk in peto. Über die Optionen können Voreinstellungen für einen direkten Stream aus MIXXX getroffen werden. Natürlich kann ein Mix auch traditionell aufgezeichnet und auf einem Datenträger gespeichert werden.
Zurück zur Steuerung. Timecode wurde erfolgreich erprobt. Weitere Möglichkeiten der Programmbedienung kommen über die Mouse, über Tastaturshortcuts oder über MIDI- bzw. HID-Controller. Nutzen und individuell mappen kann man jede MIDI-fähige Hardware. Für viele Geräte gibt es bereits Presets.
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Die Oberfläche von MIXXX sowie die Optionen lassen sich auf deutsche Sprache stellen. Das Handbuch und das umfangreiche WIKI hingegen sind englisch. Generell ist das Programm jedoch selbsterklärend. Zumindest für jeden, der schon mal mit ähnliche Software Erfahrungen sammeln durfte. MIXXX ist eine Empfehlung für jene, die ins "Digitale Deejaying" einsteigen wollen, für gelegentliche Radiomacher, für Party-DJs, für Hintergrundbeschaller, für Menschen mit knappen Budget und für erster Schritte in der Welt des digitalen Vinyls aka Timecode. Ums kurz zu halten: Testet es aus, kostet nichts. Außer vielleicht ein Danke an die Programmierer, dass es sowas gibt. Warum nun aber kostenlos? Darum -> "MIXXX development is driven by the simple idea that together we can create a better way to DJ." Und die drei X? Könnte einen Bezug zum Ursprung - Linux - haben.
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