Nach dem schnellen Blick auf die Funktionsweise von PULSELOCKER in Serato DJ, geht es hier um erste Erfahrungen mit dem neuen Service.
Der letzte Update von SERATO DJ (Version 1.9) brachte als Hauptfeature die nahtlose Einbindung des Streaminganbieters PULSELOCKER. Damit ist direkt aus dem Programm der Zugriff auf Millionen von Songs möglich. Doch ist das auch legal? Erwirbt man die Songs dauerhaft? Wie ist PULSELOCKER aufgebaut? Wo liegt der Unterschied zu einem DJ-Pool? Und welche Musik gibt es überhaupt? Diese Fragen versuche ich in diesem Artikel zu beantworten.
Was ist PULSELOCKER?
PULSELOCKER ist ein Streaming Service. Das Prinzip ist das gleiche, wie bei Spotify oder ähnlichen Anbietern. Für einen monatlichen Betrag gibt es Flatrate-Zugriff auf jede Menge Musik. Die Besonderheit von PULSELOCKER liegt in der Spezialisierung auf DJs als Zielgruppe. Angeboten wird also clubtauglicher Inhalt. Der Service ist direkt in mehrere DJ-Programme integriert. Das bekannteste davon ist SERATO DJ. Pioneers REKORDBOX soll demnächst folgen.
Was kostet PULSELOCKER?
Als Steaming Only kostet der Service 9,99 Dollar / Monat. Die professionelle Version für 19,99 Euro / Monat erlaubt zudem die Offline-Speicherung (Download) der Musik. Außerdem ist die öffentliche Nutzung beinhaltet. Es wird eine kostenlose, 14-tägige Trial-Periode offeriert. Nachher muss man sich mit einer Kreditkarte anmelden, diese wird dann monatlich mit der Gebühr belastet. Somit ist jederzeit eine Kündigung möglich. Es handelt sich bei PULSELOCKER um einen abonnierten Dienst, man könnte auch sagen "um einen Mietvertrag". Das hat Folgen, auf die ich noch zurückkomme.
Wie funktioniert das mit SERATO DJ?
Ab SERATO DJ 1.9 kann im Setup-Rider "Library + Anzeige" der Punkt "Pulselocker" aktiviert werden. Im Browser der Software wird daraufhin der Menüpunkt "Pulselocker" mit den Unterordnern "Offline-Tracks" und "Playlists" angezeigt. Man kann direkt über die Suche in SERATO auf den Bestand von PULSELOCKER zugreifen und die Songs in den Decks der Software streamen. Dazu benötigt man natürlich eine Internetverbindung. Hat man - zum Beispiel beim abendlichen DJ-Gig - kein Netz, muss man sich vorher die ausgewählten Titel herunterladen (Offline-Modus).
Der PULSELOCKER-Account kann auf mehreren Rechnern genutzt werden jedoch nicht gleichzeitig. Zu beachten ist noch, dass man Playlisten für PULSELOCKER-Titel nicht direkt in SERATO DJ erstellen kann. Das geht nur unter pulselocker.com, anschließend - wenn SERATO offen ist muss man neu starten - werden diese im Serato-Browser angezeigt. Tipp: Als improvisierten Ersatz für die Playlisten könnte man in SERATO die Crates nutzen.
Zusammengefasst: Egal ob reguläre Datei oder ein Stream von PULSELOCKER - es gibt keinen Unterschied in der eigentlichen Handhabung (Loops, Cue-Punkte etc).
Welche Musik bekommt man bei PULSELOCKER?
Nach eigenen Angaben werden aktuell 44 Millionen Titel von 500.000 Labels angeboten. Da der Service auf DJs ausgerichtet ist, handelt es sich dabei vorrangig um "Dance Music". PULSELOCKER ist derzeit in neun Ländern - inklusive Deutschland, in Österreich und der Schweiz nicht - verfügbar. Die Qualität von Stream und Offline-Dateien liegt bei 320kps (MP3). Bevor ich zur eigentlichen Sortierung der Musik bei PULSELOCKER komme - bei Millionen von Songs nicht unwichtig - drei Tabellen zur Übersicht.
Der individuelle Test
Hier habe ich zehn Titel, die ich in letzter Zeit bei Junodownload gekauft habe, als Grundlage genommen und schaue, ob es diese auch bei PULSELOCKER gibt. Das Ergebnis: 50%, allerdings ist meine Auswahl speziell und kunterbunt.
[table]Artist,Titel,verfügbar
Big Ella,The Queen,No
Barrington Levy,Murdera,Yes
DJ Farrapo,I Want You Babe,Yes
Jamie Berry,Bombinate,Yes
Troyboi,Remember,No
Troublesome,Dancing Shoes,Yes
Sol Power All-Stars,Plaza Bolivar,No
Rodney P & DJ Die,Holes In The Building,No
Roy Avers,Can't You See Me (V's Edit),No
Busta Rhymes,Extinction Level Event,Yes
[/table]
Der Charts-Test
In dem Fall pickte ich mir zehn Tracks aus den aktuellen Charts von DJcity und den Deutschen Club Charts. Die Trefferquote liegt immerhin bei 80%. Das es Moderat und Aka Aka nicht gibt, könnte der Tatsache geschuldet sein, dass PULSELOCKER ein amerikanischer Dienst ist.
[table]Artist,Titel,verfügbar
Digitalism,Utopia,Yes
Underworld,I Exhale,Yes
Moderat,Reminder,No
AKA AKA & Thalstroem,True,No
Flume,Never Be Like You,Yes
UMEK & Joey Beltram,Sirenator,Yes
Prostyle,Put It On,Yes
Dimitri Vegas & Like Mike,Arcade,Yes
Just Kiddin,Only For You,Yes
Fedde Le Grand,Rhythm Of The Night,Yes
[/table]
Der Classics-Test
Aktuelle Tracks sind für DJs wichtig, Klassiker aus früheren Jahren sind jedoch das Salz in der Suppe. Zehn Stück, willkürlich gewählt - neun Stück gefunden. Von Prodigy gibt es nur einen Remix. Ansonsten findet sich so ziemlich alles. Von exotischen Labels wie Analog Africa bis zu "Atemlos Durch Die Nacht".
[table]Artist,Titel,verfügbar
Dead Or Alive ,You Spin Me Round,Yes
Shaggy & Rayvon,Big Up,Yes
The Roots,The Seed 2.0,Yes
Miriam Makeba,Pata Pata,Yes
Moloko,Sing It Back,Yes
Gloria Gaynor,I Will Survive,Yes
Prodigy,Smack My Bitch Up,No
Blackstreet,No Diggity,Yes
Santa Esmeralda,Don't Let Me Be Misunderstood,Yes
House Of Pain,Jump Around,Yes
[/table]
Wie findet man sich zurecht?
Die Suche und vor allem die Anzeige der Ergebnisse ist ausbaufähig. So führt nur die fehlerfreie Eingabe des Suchbegriffs unmittelbar zum Ziel. Bei mehreren Ergebnissen mit gleichem Inhalt wird nicht nach Popularität sortiert. So taucht im Beispiel "Pata Pata" die bekannteste Version von Miriam Makeba erst an neunter Stelle unter den Ergebnissen auf. Überhaupt ist eine Sortierung nach Erscheinungsdatum oder sonst üblichen Kriterien nicht möglich.
Neben der Suche nach einem konkreten Titel bieten sich zwei Optionen um die Perlen in der Flut an Musik zu finden. Einmal spielt ein sogenannter "BeatSelector" Tracks aus vorher ausgewählten Genres. Sozusagen ein Radioprogramm aus den favorisierten Musikrichtungen. Bei Gefallen kann der aktuelle Song als Favorit markiert werden oder gleich einer Playlist hinzugefügt werden.
Die andere Navigationsmöglichkeit nennt sich "Explore". Ausgangspunkt sind wiederum Genres bzw. die darin gelisteten Veröffentlichungen der laufenden Woche. Darüber hinaus sind Artists und Labels miteinander verknüpft. So kann man sich alle Releases eines Künstlers oder eines Labels anzeigen lassen, man kann beiden auch folgen - und wird so über Neuheiten informiert.
Was ich im Vergleich zu Junodownload oder Beatport vermisse sind Orientierungshilfen. Es gibt weder Charts, noch alternative Titelvorschläge oder "andere Kunden kauften auch". Bei einem auf DJs zielenden Service würde ich zudem BPM- oder Key-Angaben erwarten. Beides wird (nach dem Analysieren) letztlich in SERATO DJ angezeigt, bei einer Vorauswahl muss man jedoch ohne diese Werte auskommen.
Was ist anders als bei einem DJ-Pool?
Ein DJ-Pool wie DJcity bietet weniger Songs - dafür aber ausgesuchten musikalischen Inhalt bestimmter Genres - an. Häufig finden sich auch exklusive Remixe oder mixfreundliche Edits mit Intro und Outro. Je nach Rechtsgrundlage erwirbt man die Lizenz einen Titel dauerhaft abzuspeichern und (nicht)kommerziell zu nutzen. Kündigt man die Mitgliedschaft im DJ-Pool, bleibt die dort bezogene Musik auf dem Rechner. Die öffentliche Wiedergabe ist im Regelfall durch die Zahlung der GEMA-Gebühr gedeckt. Bei PULSELOCKER ist die Musik nach Kündigung des Abos nicht mehr verfügbar.
Wem gehört die Musik und gibt es Kopierschutz?
PULSELOCKER definiert sich als Streaming Dienst. Man erwirbt Nutzungsrechte an der Musik, keine Besitzansprüche. Die "Offline-Dateien" sind im Prinzip Downloads, sie werden aber verschlüsselt gespeichert. Somit soll verhindert werden, dass man sich einfach ein MP3-File "dauerhaft sichert". In dem Zusammenhang wird auch die Record-Funktion der SERATO-Software blockiert. PULSELOCKER-Files können nicht aufgezeichnet werden. Natürlich kann man die Titel über Umwege kopieren, es wird windige Erklärungen geben, warum man meint das zu dürfen. Solche Leute haben aber auch einen Grund der Oma die letzten zehn Euro aus der Handtasche zu nehmen.
Ist PULSELOCKER legal und was sagt die GEMA?
Schon auf jeder Schallplatte stand sinngemäß "Nur zur Privatnutzung, öffentliche Aufführung verboten". Fragt sich was privat ist und was öffentlich. Öffentlich ist es meist, wenn beworben, wenn Eintritt genommen wird und wenn die Teilnehmer der Veranstaltung sich nicht persönlich kennen. Diskussionen entgeht man mit der Zahlung einer GEMA-Gebühr. Dafür ist der Veranstalter zuständig. Der GEMA wiederum ist die Quelle der Musik egal.
PULSELOCKER verkauft mit dem Pro-Account die öffentliche Nutzung in Clubs. Nun könnte man folgern, dass damit die GEMA abgegolten ist. Das kann man auch gern mit der GEMA verhandeln, man spart sich aber den Weg, wenn man seine Worte direkt an die Wand richtet. Irgendwie ist das auch nachvollziehbar. Oder eben gerade nicht. Die GEMA-Gebühr bemisst sich nämlich nach verschiedenen Faktoren (u.a. Größe der Venue, Eintrittspreis). Mein Fazit wäre: PULSELOCKER sagt okay zur öffentlichen Wiedergabe, die GEMA bekommt ihren Teil, es gibt keine Probleme. Dabei ist anzumerken, dass regelmäßige Veranstaltungsorte Sondertarife mit der GEMA haben und Undergroundlocations ganz gut ohne die GEMA auskommen. PULSELOCKER ist kein Grund daran etwas zu ändern!
Mein Fazit
Für mich persönlich scheint PULSELOCKER im wörtlichen Sinn nur halbinteressant. Das Gros meiner Musik werde ich weiterhin woanders kaufen (müssen). Den Service werde ich im Auge behalten und dessen Entwicklung verfolgen. Wie festgestellt sind beim derzeitigen Beta-Status neben dem eigentlichen Angebot die Suche und die Sortierung ausbaufähig.
Ich würde zu einer individuellen Stichprobe nach Art meiner drei Tabellen raten. Damit lässt sich schnell feststellen, ob die monatlichen 19,99 Dollar gut angelegt sind. Der analoge Vinylfreund bekommt dafür etwa eine Platte. Aber nicht vergessen: Bei PULSELOCKER wird gemietet, nicht gekauft!
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