Frontal 21: Hochdosiertes Ecstasy und das Scheitern der Drogenpolitik

Frontal 21: Hochdosiertes Ecstasy und das Scheitern der Drogenpolitik

Allgemein. 23. Oktober 2019 | / 5,0

Geschrieben von:
Redaktion

Das TV-Magazin Frontal 21 hat einen Beitrag über den Trend zu hochdosiertem Ecstasy gesendet. Dabei geht es auch um die laut der Sendung gescheiterte Drogenpolitik in Deutschland.

27% aller Deutschen haben einmal in ihrem Leben illegale Substanzen eingenommen, so der letzte Bericht der Bundesdrogenbeauftragten. Auch in der elektronischen Clubkultur sind unter Strafe gestellte Drogen weit verbreitet, sie befeuern die langen Partynächte und sorgen für mehr Energie, Euphorie und Entrückung vom Alltag.

Die Verfügbarkeit der Rauschmittel ist im Zuge der Digitalisierung gestiegen, sei es bspw. das über das Internet in einem der zahlreichen professionell aufgezogenen Versandplattformen bestellte GHB oder das über die sich massiv vermehrenden Taxi-Lieferdienste bezogene Kokain. Die TU Dresden hatte der Hauptstadt Berlin zuletzt via Analyse der im Abwasser gefundenen Drogenrückstände sogar eine Verdopplung des Ecstasy- und Kokain-Konsums attestiert. Auch wenn diese Hochrechnungen laut rbb gewissen Unsicherheiten unterliegen, der Trend scheint deutlich.

Doch nicht nur der Zugang ist leichter geworden, gleichzeitig dazu verzeichnet sich seit Jahren bspw. bei Ecstasy ein stark gestiegener Anteil des Wirkstoffes MDMA. In der Vergangenheit noch bei rund 100 mg angesiedelt, sind mittlerweile Pillen mit teilweise weit über 200 mg die Norm, das zeigen Internet-Plattformen wie saferparty.ch oder checkit.wien. Dort können User gekaufte Pillen mit aktuellen Warnungen vergleichen und werden gleichzeitig mit Safer Use und den Gefahren von Überdosierungen mit Mengen von über 120 mg vertraut gemacht.

Das Problem: Dienste wie die genannten beziehen ihre Daten oftmals aus Drug Checking Angeboten, bei denen die Substanzen vor Ort abgegeben werden können, um ihre Zusammenstellung zu analysieren. Und diese gibt es in Deutschland aufgrund der Gesetzeslage nicht in der Form wie es bspw. in Österreich und der Schweiz der Fall ist. Die Folge: PartygängerInnen in der BRD wissen selten um die genaue Dosierung des konsumierten Ecstasy und setzen sich somit erheblichen Risiken aus.

Genau hier setzt der Beitrag von Frontal 21 an und beleuchtet kritisch die aktuelle Gesetzgebung der deutschen Regierung. Ärzte und Beauftragte wie Dr. Felix Betzler von der Charité Berlin und Ruth Dreifuss von der Weltkommission für Drogenpolitik plädieren hier für neue, sich mehr an den realen Begebenheiten orientierende Ansätze und die Wiedergewinnung der Verantwortlichkeit über die Wirkstoffe. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn äußert sich, wenn auch indirekt, zu seinen Ansichten über progressivere Handhabung der Thematik.

Als trauriges Beispiel für die laut dem Beitrag gescheiterte Drogenpolitik wird auch der Fall einer im letzten Jahr im Berghain an einer Überdosierung von MDMA verstorbenen Amerikanerin beleuchtet. Er zeigt: Der Konsum von illegalen Substanzen ist verbreitet und oft nicht mit der einhergehenden Stigmatisierung zu verbinden. Wenn Menschen trotz umfangreicher Verbote und Repression weiterhin Drogen nehmen und sich der Gebrauch sogar noch ausweitet, sollte dann nicht diese Realität anerkannt werden und lieber in Aufklärung und gemindertes Risiko investiert werden? Mit dieser Frage setzt sich Frontal 21 auseinander:

Frontal 21

 

Einwurf

Schade übrigens, dass unsere Pressekollegen sich aus dem Beitrag das herausziehen, was am meisten Klicks garantiert: Eine saftige Headline über einen Überdosis-Tod im Berghain. Ist das wirklich die Thematik, mit der sich der Frontal 21 Beitrag befasst? Ist das der angestoßenen Diskussion über die Drogenpolitik förderlich?

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