Die GEMA hat die 150-seitige Studie "Musikstreaming in Deutschland" veröffentlicht. Darin wurde untersucht, wie die Einnahmen von Streamingplattformen verteilt werden. Mit der Studie möchte man die bereits angehende Debatte um die Verteilung der Gelder erneut anfeuern und handfeste Zahle liefern.
Das Streitthema Nummer 1. innerhalb der Musikindustrie bekommt einen weiteren Schub und diesmal mischt sich eine Instanz ein, die selbst gerne mal Streitthema ist. Die GEMA hat eine große Studie veröffentlicht, in der die Verteilung der Einnahmen durch Streaming untersucht wurden. Nicht all zu überraschend zeigt das Ergebnis, dass Musikschaffende zu schlecht wegkommen. Für die Studie zog man das Beratungs- und Forschungsunternehmen zu Rate, die die aktuelle Marktlage untersuchten, Interviews mit Fachleuten führten und eine online-Befragung unter GEMA-Mitglieder:innen durchführten.
"Die Musikurheberinnen und -urheber stehen am Anfang der Wertschöpfungskette, aber am Ende der Einnahmenverteilung", so das Fazit von Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der GEMA. Gerechnet wurde mit einem Abo-Preis von 9,9 Euro (Nettowert 8,09 Euro) und dabei ergab sich folgendes Bild der Verteilung.
"Die Studie identifiziert ein gravierendes Ungleichgewicht bei der Einnahmenverteilung zwischen den Musikschaffenden auf der einen Seite und den Streamingdiensten sowie Labels auf der anderen", so Heker weiter. So bekämen die Streamingdienste selbst zwar 30%, jene, die am Anfang der Wertschöpfungskette stehen allerdings nur 22,4%. Damit sind alle Musikschaffenden gemeint, also Interpret:innen, Textdichter:innen, Komponist:innen usw.. Der größte Anteil geht mit 42% an die Labels, die schon seit Beginn des Streamings kritisch gesehen werden. In England führte fehlende Transparenz in der Verteilung und der Zusammenstellung des Algorithmus bereits zu einer Anhörung der großen Major Labels und der Streamingplattformen.
Auch für die GEMA ist dieser Punkt von großer Bedeutung. "Wenn Streamingplattformen die Marktplätze der Zukunft sind, müssen die Marktregeln für alle transparent sein", fordert Heker. Auch eine Förderung von Nischen und neuer Musik müsste vermehrt in den Vordergrund gerückt werden. So zeige die Studie, dass gerade ältere bereits kommerziell erfolgreiche derzeit noch einmal einen großen Aufschwung durch Streaming erfährt und neues weiter an den Rand drückt. Auch hier spielen große Major Labels eine entscheidende Rolle, die derzeit massiv in alte Kataloge erfolgreicher Musiker:innen investieren.
Innerhalb der Befragungen und Interviews ist jedenfalls ein deutlicher Konsens sichtbar. So antowrten 89% der befragten GEMA-Mitglieder:innen mit 'nein' auf die Frage, ob die Vergütung durch Streams angemessen sei. Nur 3% hingegen antworteten mit 'ja'. Ein Streitpunkt ist auch der Abopreis von 9,99 Euro. Dieser sei viel zu gering für die riesige Menge an Liedern und käme einer "Verramschung" gleich. Immer mehr Musik wird für den Streamingmarkt lizenziert und das Geld auf immer mehr Schultern verteilt. Neben transparenteren Verteilungsschlüsseln wird hier auch eine User zentrierte Auszahlung diskutiert.
Fakt ist, dass der Kampf um die Streaminggelder noch lange erbittert geführt werden wird. Der aufkommende Winter mit Inflation, Corona-Pandemie, fehlende Rohstoffe, Personalmangel und Energiekrise, verspricht jedenfalls kein rosiges Live-Geschäft und somit wird Streaming nach wie vor eine wichtige Einnahmequelle bleiben. Aber auch ohne Krisen muss die Frage, ob Unternehmen mit intransparenten Algorithmen und Verteilungsschlüsseln und ständigen roten Zahlen, die Zukunft unserer Musikverwertung sein sollten.
Die gesamte Studie der GEMA findet ihr hier.
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