Ein erschreckender Bericht über die aktuelle Clubsituation im Vereinigten Königreich wurde veröffentlicht. Demnach mussten seit 2020 rund 300 Clubs schließen. Das Clubsterben begann allerdings schon weitaus früher.
Der Veranstaltungsbereich war einer der am stärksten von den COVID-19-Beschränkungen betroffenen Wirtschaftszweige im Vereinigten Königreich. Knapp 1,5 Jahre lang war praktisch alles dicht. Auch wenn die Beschränkungen im Vergleich zum deutschsprachigen Raum früher aufgehoben wurden, führten die fehlenden Einnahmen zu einer Vielzahl von Clubschließungen. Laut einer neuen Studie der Night Time Industries Association (NTIA) mussten 20 Prozent der Nachtclubs in Großbritannien seit dem Ausbruch der Pandemie schließen. Derzeit sind noch 1.130 Nachtclubs in Betrieb, im März 2020 waren es noch 1.418.
Der Trend Richtung Clubsterben ist allerdings kein neuer. 2006 gab den Daten zu Folge mit rund 3.000 Locations den Höchststand. Damit sind in 16 Jahren fast 2.000 Eventorte verloren gegangen. Damit schlossen im Schnitt 125 Clubs im Jahr. In den zwei Coronajahren waren es im Schnitt jeweils 144. Laut Statista gab es im Jahr 2020 in Deutschland insgesamt 3.635 Bars, Diskotheken und Tanz- und Vergnügungslokale, die mehr als 22.000 Euro steuerpflichtigen Jahresumsatz erwirtschafteten. Davon waren 1.400 als Diskotheken klassifiziert. Eine aktuelle Studie zu den Folgen der Pandemie gibt es nicht. Eine interaktive Karte zeigt allerdings das Berliner Clubsterben mit über 80 geschlossenen Hauptstadtclubs.
Vielzahl an Faktoren Schuld an Misere
Laut der Studie der NTIA sind vor allem Clubs in den Midlands und im Norden Englands stark betroffen. In diesen Regionen mussten 30 Prozent der Betriebe seit März 2020 schließen. Faktoren dafür gibt es viele: Verschuldung in Folge der Pandemie, Personalmangel, Probleme in der Lieferkette, steigende Energiekosten, Mieterhöhungen und steigende Produktpreise. Außerdem führt die Inflation bei nicht angepassten Löhnen zu einer geringeren Konsumbereitschaft bei Verbrauer:innen. In die Medien schaffen es zwar meist nur große Clubs wie das Printworks in London, das in Büros umgewandelt werden soll. Betroffen sind aber vor allem kleinere Betriebe, die kaum staatliche Hilfen erhalten haben.
NTIA-Chef Michael Kill macht allerdings Mut, statt nur über die aktuelle Situation zu fluchen. Laut ihm waren Unternehmen der Late-Night-Economy einer der Sektoren, die sich nach dem Finanzcrash vor vielen Jahren "am schnellsten erholten und eine Fülle von Widerstandsfähigkeit und Unternehmergeist an den Tag legten." Danach nahm Kill die Regierung in die Pflicht: "Die Regierung muss den wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Wert der Clubs und der gesamten Nachtökonomie anerkennen. Wir müssen diese Unternehmen mit allen Mitteln schützen und ihre Bedeutung anerkennen, bevor es zu spät ist."
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