Großbritannien: Ein Drittel aller Clubs haben seit der Pandemie dicht gemacht
fabric London bei einer Neonparty. Musste 2016 schließen, 2017 Re-opening © uclu photosoc

Großbritannien: Ein Drittel aller Clubs haben seit der Pandemie dicht gemacht

News. 19. Februar 2024 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Mathias Walter

Ein ausführlicher Bericht der Night Time Industries Association (NTIA) hat den aktuellen Stand der Live-Industrie in Großbritannien zusammengefasst. Das rasante Clubsterben und der Rückgang von Besucher:innen geben dabei wenig Hoffnung für die Zukunft.

Im Rahmen der Studie "Electronic Beats, Economic Treats 2024" wurde der Bericht von der NTIA in Auftrag gegeben. Das Ziel war dabei unter anderem, die große Relevanz der elektronischen Musik für das Vereinigte Königreich mit Zahlen zu untermauern. Dafür wurde der wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Wert des Genres besprochen. Ein wichtiger Teil davon war natürlich auch die Analyse des britischen Nachtlebens.

Rückgang bei Clubbesuchen

Laut der NTIA hat elektronische Musik 2023 für die britische Wirtschaft 2,5 Milliarden Pfund beigesteuert und damit sechs Prozent weniger als 2022. Nachtclubs sorgten dabei mit einem Umsatz von 1,4 Milliarden Pfund (14 Prozent Rückgang gegenüber 2022) weiterhin für den größten Anteil. Ingesamt gab es im Vorjahr 90 Millionen Clubbesuche - ein Rückgang um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Im Vergleich zu Nachtclubs gab es einen Anstieg beim Umsatz durch Musikaufnahmen, Festivals und andere Live-Veranstaltungen. Bei Musikaufnahmen wurden 210 Millionen Pfund erwirtschaftet - ein Anstieg um 16 Prozent. Festivals haben 567 Millionen Pfund umgesetzt und damit neun Prozent mehr als 2022. Mit 285 Millionen Pfund wurde bei anderen elektronischen Live-Events fünf Prozent mehr Geld eingenommen als das Jahr zuvor.

31 Clubs haben 2023 dicht gemacht

Zwei Faktoren spielten für die sinkenden Zahlen bei Nachtclubs eine entscheidende Rolle: Clubschließungen und die allgemeine Wirtschaftslage. Seit der Pandemie mussten 396 Clubs auf der Insel dicht machen - das sind 32 Prozent aller Clubs. Im letzten Jahr haben 31 Locations zugesperrt.

Pete Marks, Vorsitzender des großen Nachtleben-Unternehmens REKOM, führt den Rückgang auf den Anstieg der Lebenshaltungskosten zurück. Laut Marks gehen Partygänger:innen unter der Woche weniger aus und gehen am Wochenende früher nach Hause, um die Ausgaben zu senken.

Elektronische Musik weiterhin beliebt

Der Rückgang von Clubbesuchen und das Schließen vieler Clubs hat allerdings wenig mit fehlendem Interesse an elektronischer Musik zutun. Ganz im Gegenteil, das Genre "electronic music" ist seit vielen Jahren einer der treibenden Säulen der britischen Musikwirtschaft. Bei digitalen Plattformen wie YouTube und Shazam ist elektronische Musik mit 19 Prozent das zweitbeliebteste Genre nach Pop (29 Prozent). Bei Festivals in Großbritannien sind sogar 30 Prozent der Artists aus dem elektronischen Musikbereich und damit Spitzenreiter vor Rock (22 Prozent) und Pop (21 Prozent).

Weitere interessante Zahlen aus dem Bericht:

  • 143 britische Festivals im Jahr 2023 waren hauptsächlich auf elektronische Musik ausgerichtet.
  • 73 Prozent der 30 weltweit führenden Künstler:innen werden maßgeblich von elektronischer Musik beeinflusst.
  • 80 Prozent erleben bei Veranstaltungen mit elektronischer Musik emotionale und psychische Vorteile.
  • 80 Prozent der britischen Fans elektronischer Musik hören das Genre täglich, darunter 75 Prozent der über 45-Jährigen.
  • 43 Prozent der Fans im Alter von 16 bis 34 Jahren gehen wöchentlich in einen Club (gegenüber 24 Prozent der Fans insgesamt).

Den kompletten 114-Seiten-Bericht gibt es hier.

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