Xponent, von lateinisch exponens, was heraussetzend meint. Wenn M-AUDIO im DJ-Controller Fight punkten will, sollte der Xponent auch seinem Namen gerecht werden und aus dem Teilnehmerfeld hervorstechen. Ein Review.
Das Marketing verspricht ein „Advanced DJ Performance / Production System“, klingt fett und meint eigentlich einen DJ-Controller, der alles in sich vereint. Der Xponent steuert über USB/MIDI eine DJ-Software, in unserem Fall das vom selben Hersteller kommende und somit optimal passende Torq, dessen Vollversion sich auch im Lieferumfang befindet.
Was für ein Schachtelsatz, machen wir es einfacher. Vom Prinzip lehnt sich der Xponent an ein Setup aus einem Mixer und zwei CD-Playern an. Neben den, bei CD-Playern üblichen Funktionen wie Loop oder CUE, lassen sich durch den Xponent auch Effekte regeln, Tracks synchronisieren und überhaupt, trifft hier der Vorteil einer DJ-Software auf ein durchdachtes Hardware-Gegenstück mit entsprechenden Reglern, Buttons, Crossfader, X/Y-Pad und Scratchwheels.
Erster Eindruck:
M-AUDIOs Beitrag in Sachen DJ-Controller ist, mit 45,8cm x 30,4cm x 5,7cm, sehr groß. Ich nehme an der Xponent ist für portablen Einsatz konzipiert, folglich hätte man bei der Formatwahl an die Vorliebe der Zielgruppe, für genormte Cases, denken können.
Die Bedienelemente sind sehr übersichtlich angeordnet, jedoch fallen zwei der negativsten Punkte auf den ersten Blick ins Auge. Einmal ein, nicht zu leugnender, „Fisher Price Plastic Look“ mit seltsam, klobigen Kappen auf den Schiebereglern, zum anderen die ungewöhnliche Anordnung der Scratchwheels. Oben! Wer um Himmelswillen macht so was? Hatte hier der Designer eine ausgefallene Idee oder bilden (mir unbekannte) Erfahrungswerte von CD-Player DJs die Grundlage? Der Lieferumfang mit USB-Kabel, Netzteil und Software/Treiber CD beinhaltet alles, was man benötigt. Lediglich für ein deutsches Handbuch müsste man die Webseite von M-AUDIO ansurfen, da die CD nur ein PDF der englischen Version hergibt.
Aufbau:
Bei der Gelegenheit kann es nicht schaden zu prüfen, ob es eventuelle Treiber- oder Softwareupdates gibt. Bei mir war das der Fall, so dass ich die Torq-Version 1.04 installiere und der Xponent einen Treiber mit der knappen Bezeichnung 5.10.00.5098 erhält. Beziehungsweise erhalten sollte. Denn kurz nach dem Start der Setup.exe holt mich, als XP-User, die Wirklichkeit anno 2007 ein. Das bisher von mir ignorierte Servicepack 2 ist zwingend notwendig. Also noch ein kurzer Abstecher zu Microsoft, das 250 MB große SP2 gezogen, sowie aufgespielt und schon kann es losgehen.
Sowohl der Xponent, als auch die Torq Software lassen sich völlig problemlos installieren. Das ruft mir in Erinnerung, dass wir zum diesjährigen DJ-Meeting mehrere Rechner mit verschiedener DJ-Software als Teststationen am Start hatten. Nur eine davon war, ohne irgendwelche Macken plug&play fähig und blieb das auch den ganzen Tag. Welche? Ihr ahnt es ... Torq. Und das auf unserem ollen Büro-Notebook.
Praxis:
Nach dem Start der Software kann ich sofort mit dem Xponent arbeiten. Über ein Panel kann eine Latenz zwischen 128 und 4096 Samples gewählt werden. Bei meinem System liegt die Latenz bei 256 Samples, also etwa 6ms. Die vorhanden Regler und Buttons erklären sich intuitiv. Da ich normalerweise mit Vinyl(emulationen) arbeite, muss ich wahrscheinlich etwas mehr umdenken (oder vielmehr umfühlen), wie jemand, der bisher an CD-Playern aktiv war. Trotzdem finde ich die, in etwa so, wie an einem CDJ100 dimensionierten, berührungsempfindlichen Scratchwheels erstaunlich „vinyllike“. Schon nach kurzer Zeit bin ich ganz gut damit eingespielt.
Durch den Xponent lassen sich alle Funktionen in der Torq Software sehr gut ansteuern. Die Bedienelemente finde ich größtenteils passend angeordnet. Etwas schleierhaft ist mir das 1:2 Größenverhältnis der Linefader zu den Pitchreglern. Na gut, damit könnte man leben, wenn nur diese Kappen nicht wären. Insbesondere die der Pitchregler vermitteln alles andere, als einen professionellen Eindruck. Dazu scheint es auch keinen einrastenden Nullpunkt zu geben. Generell sind unausgewogenen Abmessungen der Buttons auffällig. Sicher sollten bestimmte Funktionen aus Gründen besserer Übersicht hervorgehoben werden, aber teilweise finde ich die Buttons deutlich über- bzw. unterdimensioniert.
Genug gejammert, letztlich persönlicher Geschmack. Das Sprichwort nennt den Menschen ein Gewohnheitstier und vor allem finden sich am Xponent auch zahlreiche tolle Features. So gibt es ein Touchpad, das wahlweise als Mousepad, ganz wie bei einem Laptop oder als X/Y Controller, a la Kaoss Pad eingesetzt werden kann. An jedem Deck gibt eine vertikale LED-Kette Auskunft über die Wiedergabeposition im gerade abgespielten Track. Neben den kinderleicht zu bedienenden Funktionen, Loop oder CUE-Punkten, spielt der Xponent in Zusammenarbeit mit Torq seine Trümpfe voll aus. Key-Transpose Buttons ermöglichen es, einen Track in Halbtonschritten umzustimmen. Für mixfaule DJs gibt es eine Sync-Funktion, die auf Knopfdruck automatisch das Tempo des eingemixten Tracks angleicht.
Zudem verfügt Torq über zehn interne Effekte (Delay, Reverb, Flanger, Phaser,Filter, Distortion, Strobe, Reverse, Brake, Repeat), die sich über die entsprechenden Regler und Buttons des Controllers steuern lassen. In Torq unterstützt auch VST-Effekte und ist Rewire-fähig, lässt sich als z.B. in Ableton Live einbinden.
Pro Kanal verfügt der Xponent über einen 3-Band EQ mit Kill Funktion. Persönlich finde ich, greift dieser aber etwas zu schnell. Ein ernsthaftes „über den EQ mixen“ bedarf hier einigen Feingefühls. Wie bei vielen herkömmlichen Mixern können die beiden Kanäle des Xponent über einen PFL-Button zum Vorhören ausgewählt und über einen CUE-Regler gemixt werden.
Eine der Besonderheiten des Xponent ist eine integrierte 16bit/48Mhz Soundkarte. Diese verfügt über zwei Stereo-Cinchausgänge. Neben dem Master, dessen Pegel über eine LED-Anzeige dargestellt wird, gibt es einen regelbaren Booth-Ausgang. Auf der Geräte-Rückseite finden sich außerdem MIDI Ein- und Ausgang, Netzanschluss (eine Spannungsversorgung nur über USB reicht nicht), USB-Port, Kensington Lock und Klinkenbuchsen, die den Anschluss eines Fußschalters bzw. eines Expressions-Pedals ermöglichen. Mit letzterem können, ähnlich einem Wah Wah, MIDI-gesteuerte Multieffekte in Echtzeit beeinflusst werden.
Fazit:
Anfänglich wurde ich durch das Design und die oben platzierten Wheels, abgeschreckt, allerdings konnte der Xponent in der Praxis einiges an Boden gut machen. Ich finde vieles sehr gut angedacht, aber teilweise weniger gut umgesetzt. Eine All-In-One Lösung mit integrierter Soundkarte und perfektem Zuschnitt auf die Software Torq sind Stärken. Im Gegensatz dazu gibt es beim Design und der Verarbeitung Minuspunkte. Die Fader, sicher nicht unwichtig, wirken einfach wenig überzeugend. M-AUDIO ist auf dem richtigen Weg, der Xponent darf aber gern noch optimiert werden. Vielleicht sollte man den Controller noch mit einem Mikrofoneingang versehen oder gar mit Phono-Preamps, so dass man auch die Torq Vinyl Version zum Einsatz bringen kann.
Natürlich kann auch jede andere DJ-Software (z.B. Traktor) mit dem Xponent gesteuert werden, sofern diese MIDI-Learn fähig ist.
Kommen wir zum Preis. Der Xponent schlägt mit etwa 600 Euro ins Portemonnaie. Klingt erstmal heftig, ist aber in Anbetracht des Bundles mit der Torq Vollversion im Rahmen.
Plus:
- All In One
- berührungsempfindliche Scratchwheels
- X/Y Pad
Minus:
- “Plastic Look”
- Anordnung der Scratchwheels
Link zur Produktseite beim Hersteller M-AUDIO
Xponent / Torq im Salection Shop kaufen
Alternative X-SESSION PRO:
Wer den vollen Umfang des Xponent nicht benötigt bzw. seinen Geldbeutel nicht ganz so schröpfen möchte, für den bietet M-AUDIO eine preiswerte Alternative. Der X-SESSION PRO ist ein USB MIDI Controller, der sich am Look eines DJ Mixers orientiert. Über USB mit dem Rechner verbunden läßt sich jede MIDI-fähige DJ-Software (Torq, Traktor, Ableton etc.) steuern. Der X-SESSION verfügt über vier Kanalzüge mit EQ, Transportelemente und Crossfader. Bei uns ist das handliche Teil (inkl. Downloadversion von Torq LE) für 95 Euro zu haben.
Link zur Produktseite beim Hersteller M-AUDIO
X-Session im Salection Shop kaufen
[Text: Euer Kommakönig]
0 Kommentare zu "Hands On – M-AUDIO XPONENT"