Interview: Hard Ton – Queerer Chic-à-go-go Disco mit glitzernder Extravaganz

Interview: Hard Ton – Queerer Chic-à-go-go Disco mit glitzernder Extravaganz

Features. 16. Juni 2024 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Simon Ackers

Wenn schillernde Outfits auf wabernde Acid Lines auf queeren Pop und Underground-Attitüde treffen, dann kommt in jedem Fall eine ziemlich heiße Show bei raus. Als Hard Ton touren die beiden Italiener Max und Mauro seit über 15 Jahren durch die Clubs der Welt und versprühen glitzernde Extravaganz auf Electro Beats. Wir haben mit dem Duo vor ihrem Auftritt beim kommenden Krake Festival 2024 über ihre Einflüsse, Chic-à-go-go Disco und ihre Liebe für Pop-Cover gesprochen. 

DJ LAB: Vor fast  genau einem Jahr habt ihr im Berghain gespielt, damals noch im Rahmen des CSD. In Berlin zu spielen scheint schon eine  Sommertradition von euch zu sein. Welche Besonderheiten  habt ihr euch dieses Jahr für die Show auf dem Krake Festival ausgedacht?

Hard Ton, Max: Wir haben schon einige Male im Berghain gespielt, im Grunde in allen Räumen, Panorama, Säule, Berghain, Kantine, sogar ein paar Mal im Lab (oh ja, das war sehr HEISS!). Und auch wenn es wie ein Klischee klingen mag: Dort zu spielen, ist immer etwas Besonderes und Einzigartiges. 

Mauro: Und dieses Mal ist es sogar noch spezieller, weil das Krake Festival so ein gutes Festival ist, mit einem echten Underground-Ansatz und einem tollen Line-up. Wir sind sehr stolz, Teil davon zu sein. Für unsere Show auf dem Krake haben wir eine spezielle Setlist aus neuen und alten Tracks zusammengestellt. Von Acid bis Italo und auch ein bisschen Dark Wave!

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Als Magazin, das auch Gear abdeckt, interessieren wir uns aber auch für den Teil, der für die Musik im Hintergrund sorgt. Wie baut ihr eure Live-Show auf und welche Instrumente setzt ihr hauptsächlich ein?

Mauro: Im Gegensatz zu den meisten Shows mit elektronischer Musik basiert unser Live-Auftritt komplett auf Max' stimmlicher und theatralischer Performance. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl, denn fast jeder Track braucht ein anderes Setup – Reverb, Delay, Pitch etc. – was wir mit Pedalen und einem Roland VT3 und natürlich einem Mackie-Mixer live hinbekommen. Wir bringen außerdem noch eine Drum-Maschine mit, die wir live spielen, um den Tracks einen weiteren Live-Vibe und zusätzliche Dramatik zu verleihen. 

Und was dauert bei euch dann im Durchschnitt länger, die Technik und Soundchecks oder die aufwendigen Outfits und das Make-up?

Max: Also, der Soundcheck braucht auf jeden Fall so seine Zeit. Ich muss meine In-Ear-Monitore sehr sorgfältig einstellen, weil ich keine Bühnenmonitore mag. Und dann ist natürlich jeder Raum anders, man muss also die Lautstärke und die EQs am Live-Mixer gut einstellen. Aber klar, das Schminken, Anziehen und Vorbereiten kann gut und gerne mal bis zu zwei Stunden dauern!

Bei euch steht der schillernde Disco-Sound im Vordergrund, aber ihr gebt dem Ganzen immer noch eine Spur mehr Härte mit. Und dann ist da noch eure unüberhörbare Liebe für Acid. Wie würdet ihr euren eigenen Sound beschreiben und was sind eure größten Einflüsse?

Max: Wir haben uns einmal dieses Wort ausgedacht: „Chic-à-go-go Disco“, weil ich denke, dass es unseren Acid-House-Sound, unsere Vorliebe für uplifting Vocals und unseren seltsamen Touch von flamboyanter Extravaganz gut zusammenfasst. Was denkst du, funktioniert es?

Mauro: Da wir ein Duo sind und verschiedene Backgrounds haben, sind unsere Einflüsse sehr vielfältig. Max hat in einer Heavy-Metal-Band angefangen zu singen, während ich schon immer in elektronische Musik verliebt war. Man könnte also sagen, von AC/DC bis Rephlex Records ist alles dabei. Max’ Lieblingssänger sind Rob Halford von Judas Priest und auch George Michael. Und ich würde sagen, dass meine Einflüsse vor allem in den 90er Jahren verwurzelt sind. Ich mein, wenn ich mir jetzt zu Hause ein altes Album anhören müsste, dann wäre es eher Tricky als Kraftwerk. 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Ihr greift auf viele Elemente aus dem Queer-Pop zurück und habt kürzlich eine wunderbare Coverversion von Kylie Minogues großem Hit 'Slow' veröffentlicht. Gibt es noch bestimmte Pophits oder Artists, die ihr gerne mal covern wollt?

Max: Oh, ich liebe es, Popsongs zu covern und ihnen einen Underground-Twist zu geben. Wir haben so eine Art Projekt mit Kelton Prima von Mathematics Records, das auf Coverversionen basiert. Wir haben bereits 'Miss Me Blind' von Culture Club gecovert, das auf Nang erschienen ist, und 'Too Funky' von George Michael, das auf Alan Dixons Love Attack veröffentlicht wurde. Und wir haben gerade das Cover von Double Dee's Found Love fertiggestellt, das hat richtig Spaß gemacht!

Mauro: Wir haben auch 'Tessio' von Luomo, dem House-Projekt von Vladislav Delay gecovert. Er ist einer meiner Lieblingsproduzenten. Egal, was er macht, es ist cool! Übrigens, manchmal kann das Covern auch zu einer Katastrophe werden. Wir haben fast ein Jahr lang versucht, Björks 'Joga' zu covern, um es in eine Art Disco-House-Ding zu verwandeln, aber nach zu vielen gescheiterten Versuchen haben wir irgendwann aufgegeben. 

Max: Vielleicht können wir es ja mal mit Dua Lipa versuchen?

Mauro: Ach komm schon, vergiss es!

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Was können wir dieses oder nächstes Jahr musikalisch von euch erwarten? Gibt es irgendwelche geplanten Veröffentlichungen oder langfristige Projekte, an denen ihr gerade arbeitet?

Mauro: Es gibt eine Slip-EP, die gerade auf Acid Avengers mit Queer on Acid und Posthuman veröffentlicht wurde, und es sind bereits einige Veröffentlichungen für den Rest des Jahres geplant. Da wäre eine Zusammenarbeit mit Cyrk, eine neue EP für Balkan Vinyl, eine Kollaboration mit Kito Jempere mit einem großartigen Eden-Burns-Remix und eine weitere mit Enduro Disco für Exploited. 

Zum Schluss: Worauf freut ihr euch am meisten auf dem Krake Festival und habt ihr abseits eurer Show noch Zeit, andere Acts zu sehen?

Mauro: Ich kann es kaum erwarten, die Drag Syndrome's Crew wiederzutreffen. Die hatte ich für einen Auftritt in dem LGBTQIA+ Zentrum, für das ich in meiner Heimatstadt Bologna arbeite, gebucht und die sind verdammt gut.

Max: Und natürlich können wir es kaum erwarten, Niko und Katinka (Labelgründer:innen von KilleKill, Anm. d. Red.) zu treffen, die wir schon lange kennen. Vor einer gefühlten Ewigkeit haben wir Tracks auf ihrem großartigen Label veröffentlicht. Und Khan (Khan of Finland, Anm. d. Red.) wird auch da sein, und Pansy... oh, ich freue mich so sehr! Also Leute, kommt vorbei und lasst uns feiern!

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von SoundCloud. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Veröffentlicht in Features und getaggt mit Acid , Berghain , Berlin , Chic-à-go-go Disco , Dark Wave , Disco-Sound , Electro Beats , George Michael , Hard Ton , Heavy Metal , Italo , Krake Festival 2024 , Mauro , Max , Popmusik , Queer-Pop , Roland VT3 , Setlist

Deine
Meinung:
Interview: Hard Ton – Queerer Chic-à-go-go Disco mit glitzernder Extravaganz

Wie findest Du den Artikel?

ø: