Interview: TEILE Elektronik / Effektgeräte für DJs & Producer
Im letzten Jahr jährte sich das Bestehen von Keinemusik zum zehnten Mal und wurde entsprechend würdig zelebriert. Zehn Jahre Keinemusik, das bedeutet vor allem, Dinge nicht über das Knie zu brechen. Vielleicht lässt sich der Erfolg der selbsternannten ‘Crue’ aus &ME, Adam Port, Reznik, Monja und natürlich Rampa als Antithese zum rasant gewordenen Tagesgeschäft House verstehen.
Neben dem Labelbetrieb konnte Rampa mit TEILE Elektronik aber auch noch eine Firma für Effektgeräte und DJ-Zubehör auf den Weg bringen. In das zum Nebenjob gewordene Hobby fließt mindestens ebenso viel Herzblut wie in Keinemusik. Angefangen hat alles mit dem Erfindergeist, bestehendes Equipment abzuändern und für die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Schnell stieß man damit auf offene Ohren im direkten und indirekten Umfeld: Ein spannender Ansatz, als DJ eigene Effektgeräte herzustellen.
Aus einem kleinen Berliner Kabuff heraus werden die Produkte in Handarbeit angefertigt. Alles in Eigenregie, ursprünglich nur auf Bestellung. Neben Rampa arbeiten lediglich noch zwei weitere an dem Projekt: Ben als fingerfertiger Tüftler für das Technische und Steffen als Programmierer und Entwickler für alles Digitale. Vergrößern will man sich dabei nicht unbedingt. Wir haben mit Rampa gesprochen, um mehr über DIY-Equipment und Arbeitsteilung zu erfahren:
DJ LAB: Bevor wir über TEILE als Marke reden, kurz zu dir als Rampa. Wegen des Coronavirus musste deine Asien-Tour abgesagt werden. Wie nutzt du aktuell deine freigewordene Zeit in der Zwangspause?
Rampa: Ja, leider musste alles abgesagt werden. Es ist, wie es ist. Wir waren und sind alle tatsächlich doch sehr busy mit dem Umbau und Einzug in unser neues Zuhause in Berlin Reinickendorf. Wir wurden ja Ende 2019 mal wieder von den geliebten Investoren aus unseren bisherigen Räumen geworfen. Wir machen viel Musik und es kommen noch ein zwei andere Projekte über die ich noch nichts verraten will. Ansonsten versuchen wir zu chillen.
DJ LAB: Du betonst oft, mit Keinemusik keine besonders langfristige Strategie zu verfolgen, ein gewisses Understatement zeichnet euch aus. Stoßt ihr mit diesem Ansatz manchmal auch an Grenzen?
Rampa: Ich denke, dass wir im klassischen Sinne ständig an Grenzen stoßen, ja. Und das ist super. ‘Höher, schneller, weiter’, das macht eine Sache nicht zwingend besser oder spannender oder spaßiger. Unsere freie Limitierung auf fünf Releases pro Jahr ist zum Beispiel eine super Sache und willkommene Grenze.
DJ LAB: Seit 2009 seid ihr mit dem Label unterwegs. Seit wann existiert die Marke TEILE Elektronik?
Rampa: Im Sommer 2016 habe ich die Firma gegründet. Es lief zunächst alles super langsam, weil mir dieser Papierkram keinen Bock gemacht hat, ich es aber irgendwie selbst machen und ‘lernen’ wollte. Den Namen mag ich immer noch sehr gerne. Ein Risiko gab es eigentlich nur bezüglich des Geldes, ich habe alles aus eigener Tasche bezahlt. Da kommen schon schnell mal ein paar Euro zusammen, aber da ich keine elektrische Eisenbahn oder ähnliches im Keller habe, dachte ich, ist das doch auch ein nettes Hobby. Wir wollen mit TEILE etwas machen, was uns Spaß macht und uns ein wenig bewusst machen, wie und wo wir etwas herstellen. Das ist bei Elektronik natürlich etwas anderes als beim verantwortungsvollen Gemüseanbau, aber auch hier kann man ein wenig darauf achten.
DJ LAB: Wie viel Keinemusik steckt eigentlich in TEILE Elektronik? Und umgekehrt?
Rampa: Klar überschneidet sich das, da wir Werkstatt, Office, Studio etc. immer im gleichen Gebäude haben. &ME ist jetzt mit in die Entwicklung von ein paar neuen Produkten eingestiegen. Ich bin selbst natürlich auch irgendwie eine Überschneidung (lacht). Ich trenne das alles nicht so genau. Musik, Label, Technik, Verlag, Events, Merch, sonstige Projekte – das kommt alles unter ‘Wenn es Bock macht, ist es richtig’ zusammen.
DJ LAB: DIY ist ja seit einigen Jahren das Zeitgeistwort schlechthin und auch in TEILE steckt jede Menge DIY-Attitüde. Warum ist es euch wichtig, viel selbst zu erarbeiten?
Rampa: (Lacht) Mir ist es null wichtig, selbst zu arbeiten. Ich liege auch einfach gerne nur rum. Und verteile dabei Aufgaben.
DJ LAB: Wie sieht denn die Arbeitsteilung bei TEILE Elektronik aus? Wer ist wofür zuständig?
Rampa: Das lässt sich gar nicht genau sagen. Ben [Anm. d. Red.: Benjamin Hughes] macht sehr viel! Er baut, entwickelt, macht den Webshop und so weiter. Und sonst hängt das ein bisschen vom Projekt ab. Wir haben so viele Produkte in der Pipeline und bei einigen haben wir uns bereits mit Partnern zusammengetan. Das sind meistens Bekannte oder Freunde, die ein gewisses Know-how mitbringen.
DJ LAB: Wo befindet sich euer Headquarter?
Rampa: Wie schon angedeutet sind wir gerade frisch nach Reinickendorf gezogen. Wir hatten das Glück auf dem Gelände der Wilhelm Hallen eine schöne Villa zu bekommen. Wir teilen uns das Haus wieder mit Freunden aus unterschiedlichen Bereichen - Musik, Kunst, Technik, Skaten, Video usw. Eine gute Mischung.
DJ LAB: Mit dem keinedelay TEIL1 (hier im Test) habt ihr einen DJ-Effekt rausgebracht, den ihr als verbesserten Boss DD-7 verstanden habt. Das Gerät ist jetzt bereits einige Jahre erhältlich und das Feedback aus der Szene ist recht groß und positiv. Was hat euch in welchen Situationen am meisten an der Vorlage des DD-7 gestört?
Rampa: Ich würde gar nicht ‘verbessert’ sagen! Das DD-7 ist super, wenn nicht gar perfekt wofür es gebaut wurde. Ich wollte aber andere Funktionen und ein anderes Handling haben und war da wohl nicht der Einzige. Mir war zum Beispiel wichtig, dass sich das FX-Signal zu 100% ‘wet’ schalten lässt oder dass der Tap direkt im Unit ist und leichtgängig reagiert. Auch haptische Aspekte waren ein Thema. Mich stört wirklich nichts am DD-7! Das würde ich mir auch gar nicht anmaßen, ich wollte bloß etwas anderes. Das TEIL1 hat auch gar nichts mehr damit zu tun, außer, dass es auch ein Delay ist (lacht).
DJ LAB: Zur Zeit arbeitet ihr an den Geräten TEIL2 und TEIL3. Diesmal sollen es keine Delays werden. Was habt ihr hier jeweils vor?
Rampa: Insgesamt befinden sich gerade sechs Produkte in der Entwicklung. TEIL2 wird ein Reverb mit Tremolo und ein paar anderen schönen Details. TEIL3 wird ein Isolator, den &ME mitentwickelt. Mehr wollen und können wir aber jetzt noch nicht verraten. Ich mag das Gefühl, keine Erwartungen erfüllen zu müssen.
DJ LAB: Wohin soll sich TEILE idealerweise entwickeln? Habt ihr Pläne zu expandieren?
Rampa: Keine Ahnung, was kommt, aber schön wäre es, wenn sich die Firma von selbst trägt, für Ben dabei ein angemessenes Gehalt abfällt und wir die Sachen entwickeln und bauen können, auf die wir Bock haben. Ein bisschen abtüfteln halt.
DJ LAB: Anfang des Jahres hattest du Bilder eines Baby-Bot-Prototypen hochgeladen. Ist das 'nur' ein keinedelay im Baby-Bot-Gehäuse oder ist das was Spezielleres? Moon Armada x TEILE, ist das eine realisierbare Kollaboration?
Rampa: Der Baby-Head ist einfach nur für mich zu Hause. Wir hatten zwar überlegt, ihn zum Verkauf anzubieten aber die passenden Köpfe sind nicht so leicht zu bekommen. Wir kommen aber bald mit einem anderen Baby um die Ecke.
Die Geräte von TEILE Elektronik findest du hier. Zu Keinemusik geht es hier.
1 Kommentare zu "Interview: TEILE Elektronik / Effektgeräte für DJs & Producer"
Viele Unternehmen beginnen wie das vorgestellte mit dem Erfindergeist, die bestehenden Gegebenheiten und die vorhandene Ausrüstung abzuändern und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Ich möchte auch als DJ arbeiten. Dazu müsste ich mir das elektronische Equipment besonders sorgfältig auswählen.
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