Psychedelische Therapien stoßen auf immer größeres Interesse in westlichen Staaten. Passend dazu veröffentlicht Jon Hopkins ein neues Album, das an die Dauer eines Trips angepasst ist.
Pflanzen mit psychotropen Wirkstoffen werden seit Jahrtausenden in den verschiedensten Kulturen auf der Welt unterschiedlich verwendet: Als Heilmittel gegen Krankheiten, für den zeremoniellen Gebrauch oder als spirituelle Wegweiser. Vor allem bei indigenen Völkern in Südamerika (Ayahuasca), Mexiko (Pilze) und Zentralafrika (Iboga) werden psychoaktive Substanzen seit jeher auch für Therapien verwendet. In diesen spielt Musik eine bedeutende Rolle: Der Gesang des Schamanen oder rhythmisches Trommeln dienen als Vehikel zu unbewussten Bereichen des Gehirns.
In westlichen Kulturkreisen fanden psychedelische Erfahrungen ihre Renaissance allerdings erst in den späten 1950er Jahren. Anfang der 1960er wurden allerlei psychotrope Substanzen in Studien getestet, da ihnen großes medizinisches Potenzial zugeschrieben wurde. Zur gleichen Zeit startete auch die Hippie-Bewegung in San Francisco, die später zu einer politischen Gefahr für die USA werden sollte. Der Umgang mit den Substanzen wurde folglich restriktiver und ein Konsum- und Forschungsverbot verhängt. Seit einigen Jahren nimmt die Forschung nun allerdings wieder Fahrt auf.
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Album dauert so lange wie ein Ketamin-Trip
Jon Hopkins will dem Zeitgeist gerecht werden und veröffentlicht bald sein viertes Album 'Music for Psychedelic Therapy'. Dabei sieht er eine große Zukunft für den therapeutischen Gebrauch von Psychedelika: "Wir treten in eine Ära ein, in der diese Art von Therapie legal und weit verbreitet sein wird, und dafür braucht man Musik", sagt Hopkins in einem Gespräch mit The Guardian. "Ich will nicht zu großspurig klingen, aber ich habe wirklich das Gefühl, dass hier eine Grenze überschritten wird - ein neues Musikgenre."
Das Album selber soll so lange wie ein durchschnittlicher Ketamin-Trip dauern, um eine ungewollte Pause zu umgehen. "Die drei Sekunden zwischen den Liedern können sich wie das Ende der Welt anfühlen, wenn man in einem K-Hole ist", scherzt Nick Bazzano, ein DJ, der selber einen Mix für die Ketamintherapie erstellt hat. Ketamin hat sich als vielversprechend erwiesen, wenn es darum geht, die Selbstmordgefahr einzudämmen und die Häufigkeit schwerer depressiver Episoden bei Personen mit psychischen Erkrankungen zu verringern.
Musik für therapeutische Sitzungen hat laut Lucid-Gründer Aaron Labbé (Anm.: Lucid ist eine App für Luzides Träumen) allerdings andere Ansprüche als psychedelische Musik. Letztere diene in der Regel dazu das "Setting zu verbessern" und um sich "toll zu fühlen". "In einem klinischen oder therapeutischen Umfeld hingegen soll die Musik wirklich helfen, den Geist auf eine ganz bestimmte Weise zu erforschen."
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Das Album 'Immunity' von Jon Hopkins wurde von einer Reddit-Community zum 5. besten elektronischen Album des letzten Jahrzehnts gekürt. 'Music for Psychedelic Therapy' erscheint am 12. November auf Domino Records.
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