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KONTROL X1 MK2 - Erfahrungsbericht

KONTROL X1 MK2 - Erfahrungsbericht

Archiv. 14. Oktober 2013 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Olaf Hornuf

Mal ein Review der etwas anderen Art. Unser langjähriger Wegbegleiter Anselm schildert seine Erfahrungen mit dem neuen NI KONTROL X1.Da ist er also, der NI KONTROL X1 MK2. Das NATIVE INSTRUMENTS seine Hardware stufenweise auf Multicolor-Pads umstellt, hat inzwischen wohl jeder Beobachter der Berliner Firma mitbekommen. Bei der Gelegenheit bot sich auch ein Re-Design, im Fall des X1 MK2 mit kleinen Änderungen verbunden, an. Wie schon beim Vorgänger ist der X1 auch in der neuen Version in erster Linie als Zusatzcontroller konzipiert. Für mich ist er erste DJ Midi-Controller von NATIVE, er ersetzt meinen bisher genutzen Faderfox DX2 der, trotz zwischenzeitlicher Reparatur, allmählich Altersgebrechlichkeiten zeigt. Der Faderfox  erhielt seinerzeit den Vorzug aufgrund seiner kompakten Bauweise, den damit verbundenen kurzen Greifwegen zwischen Knöpfen und Potis und seiner Midi-Schnittstelle, die mir wichtig war. Ein paar Jahre später überzeugt mich  nun die dritte Baureihe der kleinen Füchse nicht mehr, wohingegen die Neuerungen beim X1 MK2 meine Arbeitsweise sinnvoll ergänzen und erweitern könnten.

Ich arbeite vorrangig mit dem Vinyl-Timecodesystem TRAKTOR SCRATCH. Dabei bin ich, abgesehen von intensiven Taggingaktionen, sehr faul, was die Pflege meiner Library betrifft. Dank Timecode war es nie nötig das Gridding exakt anzupassen. Die BPMs werden, bis auf typische Doppelungs/Halbierungsfehler, auch im Bereich organischer Musikrichtungen ausreichend genau erkannt. Der einzige Effekt den ich bislang wirklich nutze ist das Delay, in Verbindung mit dessen Freeze-Funktion. Dafür hatte ich auf meinen Faderfox auch fest eine Poti / Button- Kombination gemappt.

Einsatzgebiet: Hauptsächlich soll der X1 MK2, platziert zwischen Mixer und Plattenspieler, den Griff zu Tastatur und Maus ersparen. Besonders bei kurzen Sessions (von unter zwei Stunden) greife ich gerne auf vorbereitete Playlisten zurück, die ich spontan kombiniere und durch intuitive Auflegeideen ergänze. Der kurze Griff zum nächsten Lied muss dabei, nicht zuletzt durch meine musikalische Ausrichtung* bedingt, schnell vonstatten gehen. Im Falle dieses Controllers ist das einfach umgesetzt:  mittelster Encoder(1) einen Klick nach rechts drehen, Pfeil links (2) oder rechts (3) zum laden in das entsprechende Deck drücken, fertig. Dabei schaltet Traktor allerdings standardmäßig beim Berühren des Encoders in die Browser-Ansicht. Diese Funktion lässt sich, wenn sie nicht genutzt werden soll, in den Einstellungen deaktivieren. Ich mach das, weil auch bei versehentlicher Berührung des Encoder-Kopfes der Bildschirm zwischen den Ansichten hin- und herspringt.

Die richtige Stelle in den Tracks erreiche ich mit den Cue-Knöpfen, die unter Zuhilfenahme von Shift den Zugriff auf bis zu acht Cue-Punkte oder das schnelle erstellen und löschen von bis zu vier Punkten erlauben. Besonders das spontane Anlegen während eines Gigs minimiert, meiner Meinung nach, die Vorbereitungszeit. Im Zusammenhang mit den Cue-Punkten gibt es auch die Möglichkeit den Loop-Encoder auf eine Größe einzustellen und anschließend mit Shift zwischen 1/32 Beat und 32 Beats, ab dem geladenen Cue-Punkt, zu springen.

Persönlich loope ich "zur Erleichterung" von  Pitching und den Übergang gerne ein oder zwei Takte. Zunächst nutze ich dabei ebenfalls den Loop Encoder, um die Größe des Loops einzustellen. Durch drücken erscheint das "grüne Wunder" des Loop-Bereiches auf dem Bildschirm und gibt mir die Zeit, die es in der Hektik des Auflegegeschehens mitunter braucht. Via Shift lässt sich der Loop-Bereich dann in der ausgewählten Größe um beliebig viele Einheiten nach links oder rechts verschieben. So kann ich zum Beispiel den Startpunkt, auf den Einsatz eines Instrumentes oder einer Stimme legen und anschließend für das Mixing um einen Takt in einen "sauberen" Beat-Bereich zu springen.

Effekte: Eine große Stärke von TRAKTOR ist meines Erachtens die Effektbatterie. Der X1 MK2 greift dabei auf das bewährte Konzept seines Vorläufers zurück. Über insgesamt vier Drehknöpfe und Buttons lassen sich entweder ein Effekt mit Effektdetails oder alternativ drei Effekte gleichzeitig mit Dry/Wet-Einstellung steuern. Ich glaube, dass sich mit zunehmender Erfahrung bestimmte Stammeinstellungen und favorisierte Effekte durchsetzen. Individuelle Belegungen kann man, dank Override-Funktionalität, dann in den Midi-Einstellungen hinterlegen. Wie oben geschrieben greife ich gerne auf den Delay Freeze Effekt zurück, der insbesondere bei Tempowechseln eine sehr schöne Möglichkeit bietet, ohne vorbereitete Transition-Tracks zwanglos zwischen Tempi und Genres zu springen. Mit Hilfe des Mapping-Dialogs lassen sich vorbelegte Funktionen, wie bei einem klassischen Midi-Controller, überschreiben. Dafür habe ich für Deck A und B jeweils den ersten Poti (4) so gemappt, das er bei der ersten Drehbewegung (Wert >0) sowohl den Effekt und meine Effekteinstellungen in das linke bzw rechte Effektdeck lädt, als auch das Deck aktiv schaltet. Der Knopf, der sonst für die Aktivierung des Effektes (5) zuständig ist, aktiviert dabei den Freeze-Button. Mit dem Filter, den ich mir auf die zweite Reihe (6) gelegt habe, kann ich die Höhen killen, während der nächste Track mit einem schönen Sweep einsteigt und schon kann das ganze Spiel von vorne beginnen.

Zusätzlich bietet der X1 diverse weitere Möglichkeiten. So lässt sich über diverse Tastengriffe das Tempo in 1er BPM-Schritten verändern, die BPM eines Liedes tappen, falls die Softwareerkennung einmal gnadenlos fehlgeschlagen hat oder der Flux Mode aktivieren, mit dessen Hilfe das Lied nach Taktsprüngen und Loops oder nach Controller-Backspins (leider funktioniert das nicht mit Timecode) wieder an die eigentliche Spielstelle im Lied zurückspringt.

Touchstripe: Die größte Neuerung im Layout ist der Touchstripe, auf den ich viele Hoffnungen gelegt habe. Standardmäßig dient dieser für das Pitchbending, kann aber auch für die Taktsprünge, feste Positionssprünge im Lied (Needle Drop), Effektsteuerung oder einfache Scratch-Effekte (Backspin) genutzt werden. Wer sich für diese weiteren Funktionen interessiert sollte sich das das folgende Video von NI ansehen.

[embedyt]http://www.youtube.com/watch?v=valZJch5i6s[/embedyt]
Bei Pitch-Bend-Knöpfen und Jogwheels habe ich immer den nötigen Widerstand und Feinjustierung vermisst und glaube nun im Touchstripe den ersten vernünftigen Ersatz für Timecode-Vinyl gefunden zu haben. Allerdings sollte man mit der Sensitivität in den Einstellungen experimentieren, die Standardeinstellung war mir persönlich etwas zu weich gewählt. Das passt auch hervorragend zu dem zweiten Einsatzzweck, ich plane - wie viele andere, die den X1 in dieser Funktion nutzen - den Controller neben einem Mixer für gelegentliche Elektronik-Sessions einzusetzen. Im Test funktioniert das, dank der zahllosen Transport-Funktionen des X1, ganz hervorragend, im Club-Einsatz muss sich das noch beweisen.

Fazit: Der Controller ist wertig und solide verbaut, sollte auch den ein oder anderen Sturz abkönnen und kommt mit USB Kabel und 50 € Gutschein für den NI Store. Für den sicheren Transport stehen mehrere Optionen zur Verfügung. Ich habe die Metall Case/Stand-Kombination gewählt, die einen soliden Stand und geschützte Beförderung gewährleisten sollte. Mit aktuell 189 € ist der Controller sicherlich nicht der billigste, allerdings sucht die solide Metall-Konstruktion auf dem Markt ihresgleichen, und das wahrscheinlich vergeblich.

Wem die Standardfunktionen nicht zusagen, dem öffnet die TRAKTOR Software, mit ihren Midi-Einstellungen, genügend Möglichkeiten den Controller an die eigene Arbeitsweise anzupassen. Der vorgegebene Workflow erlaubt aber ebenso ein stufenweises Erweitern der eigenen Fähigkeiten und richtet sich damit an Anfänger, Fortgeschrittene und Profis.

Meiner Meinung nach ist der X1 eine gelungene Ergänzung für jedes Timecode-Setup. Im Standalone-Betrieb eignet er sich für flüssig gemischte Musikrichtungen, die vorrangig in einem Tempobereich laufen,  wie House und Techno. Wer gern Genres mischt oder, wie ich, ungerne umfangreiche Vorbereitungsarbeit bei Beatgrids und Cue-Punkten vornimmt, sollte sich - für den Alleinbetrieb - nach einem anderen Controller umsehen, welcher direktere Eingriffe, beispielsweise mit Hilfe eines Jogwheels erlaubt .

* Zur Person
Ich bin ich seit 2004 begeisterter DJ, und spiele unter dem Pseudonym Sam Collé vorrangig eine Mischung aus Funk und Soul, karibischer und lateinamerikanischer Musik bis hin zu elektronischen Varianten, der so bezeichneten Global Bass Music.

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