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KORG ZERO 4 – Produkttest

KORG ZERO 4 – Produkttest

Archiv. 4. September 2007 | / 5,0

Geschrieben von:
Olaf Hornuf

Korg Zero4Bereits zur Musikmesse, im Frühjahr dieses Jahres, stellte KORG die Geräte der ZERO Serie und damit mehr als einen schnöden DJ-Mixer vor. Wie man auch Eclers Evo5 oder Allen & Heaths 3D sieht, geht der Trend zur All In One Lösung.  

 

KORG nennt seine neue Kreation "Core Station". Neben der 8-Kanal Variante ZERO8, hat der japanische Hersteller mit dem ZERO4 ein Tool, speziell für DJs und Liveacts geschaffen und um dieses soll es im Folgenden gehen.

Warum ist der ZERO4 mehr, als nur ein normaler DJ-Mixer? Nun, im Gehäuse eines klassischen 4-Kanal Clubmischers (Beispiel: Pioneer DJM 600), bringt KORG außerdem ein Firewire Audio-Interface und eine MIDI Schnittstelle, nebst Controller-Elementen unter. Dazu gleich noch eine Sampler- sowie eine Effektsektion. Alle Achtung, hier wurde kaum was vergessen, zumal sich durch diese Konstellation auch eine Vinylemulation, wie Traktor Scratch oder eine Software a la Ableton, Reason oder Cubase, ohne sonst notwendiges Audio- und MIDI-Interface steuern lässt.

> Erster Eindruck
Der ZERO4 erreicht mich in einem edlen, schwarzen Karton. Darauf die Message, die es hier zu prüfen gilt: „The most powerful and creative DJ mashup ever created“. Im Lieferumfang findet man ein Netzkabel, ein mehrsprachiges Handbuch sowie eine CD, mit den notwendigen Treibern, Editoren, dem Controlpanel und einer Korg Edition von Abletons Live Lite 6. Ein Firewire Kabel, zum Anschluss an den Rechner sucht man vergebens. Hier will ich KORG zu Gute halten, dass es, je nach Anwendungssituation, verschiedene Kabelvarianten gibt.
Zero4
Das Design des ZERO4 gefällt mir sehr. Die Verarbeitung ist solide, ein stabiles Metallgehäuse gibt der Sache Gewicht. Die Bedienelemente sind übersichtlich angebracht und sollten von jedem, der nicht zum ersten Mal an einen Mixer tritt, sofort zu erfassen sein. Nur bei den Reglern der EQ- und FX Abteilung mag ich etwas Kritik üben. Ich finde diese kleinen Plastikregler wenig robust. Dazu stehen sie zusammen, wie man sich das eigentlich nur bei Pilzen im Wald wünscht. Aber, wie gesagt … etwas Kritik, nichts Vernichtendes.
Ganz großes Kino ist die Illumination des ZERO4. Auch wenn man sich fragt ob so ein Lichtfest Not tut, gewöhnt man sich doch schnell an die nützlich, farbliche Hinterlegung der einzelnen Elemente.

> Reichlich Ins and Outs
Ins and Outs
Bei den Anschlüssen fällt die gebotene Vielfalt positiv ins Auge. Jeder Line-Eingang ist per Cinch oder Klinke zu belegen. Zudem verfügt jeder der vier Kanäle über einen Phono-Input.
Mikrofon
Auf der Oberseite des ZERO4 gibt es noch einen Mikrofon Combo-Eingang mit optionaler Phantompower und einen unsymmetrischen Instrumenteneingang, ausgelegt als Klinke. Ausgangsseitig stehen ein symetrischer XLR-Master und dazu ein extra regelbarer Booth Out, als Klinke zur Verfügung. Letzteres wundert mich etwas, ist doch an der Stelle sonst Cinch üblich. Komplett wird die Fülle mit einem Record-Out, einem S/PDIF Digitalausgang, einem MIDI In/Out und zwei Firewire Anschlüssen, zur Verbindung mit dem Rechner bzw. zum Durchschleifen an ein weiteres Gerät.
Front Ansicht
Der Kopfhöreranschluss, nebst Regler, ist in der Front verbaut. Zwar gibt es diesen doppelt, als Klinke und Miniklinke, jedoch ist damit ein Pulteinbau des ZERO4 eine kleine Herausforderung. Zumal sich weitere Bedienelemente, wie der EQ-Selektor und die Regler für die Channel- und Crossfader Einstellung ebenfalls hier befinden. Zu bemerken ist noch, dass die ganze Sektion etwas versenkt wurde, so dass eine Beschädigung der Schalter und Knöpfe ausgeschlossen sein dürfte.

> Der Mixer

Kanalzug
Die eigentliche Mixer-Sektion bietet vier Kanäle mit 45mm Fadern. Das scheint auf den ersten Blick etwas kurz, jedoch lässt sich dank der einstellbaren Faderkurve super damit arbeiten. Auch die Kurve des Crossfaders ist einstellbar und besitzt eine Reverse Funktion. Im Vergleich zu den ZERO Messemodellen, die ich bisher kurz testen konnte, wurde nachgebessert und die Kanalfader laufen nun nicht mehr so extrem leicht.
Pro Kanal gibt eine kleine 10er LED Kette Auskunft über die aktuelle Auspegelung. Leider sind nur zwei der LEDs in warnendem Rot. 

> Wählbarer EQ
EQ
Jeder Kanal verfügt über einen Dreiband EQ, dessen Wirkungsweise durch einen EQ Selektor gewählt werden kann. Geboten werden fünf klassische EQ-Typen sowie drei Isolator Varianten und drei Filter. Der ausgewählte EQ kommt global zum Einsatz, arbeitet also auf allen Kanälen gleich.
Für mein Ohr klingen die EQs vielfältig und gut verwendbar, man sollte allerdings etwas Zeit investieren um die künftige Lieblingseinstellung zu finden. Natürlich fehlen dem Kanal auch Gain- und Panoramaregler nicht, der Crossfader wird, ebenso wie die Vorhörfunktion über Wahltasten zugewiesen und ein Mute Schalter, der den Sound des betreffenden Kanals stumm schaltet, dient gleichzeitig als FX-ON. Womit wir bei den Effekten wären.

> Die Effekte
Kanaleffekte
Der ZERO4 verfügt über zahlreiche interne Effekte. Neben einem Master Effekt kann auch für jeden Kanal ein Effekt ausgewählt werden. Über dem FX-Regler sind die verschiedenen Typen LPF, HPF, Phaser, Flanger, Slicer, Pitch Shift, Delay und Tape Echo aufgelistet. Der jeweils aktive wird farblich hinterlegt. Gut gelöst. Bearbeitet und moduliert wird der Effekt über vier Regler (Time, MOD, FeedBack, Dry/Wet) am Kanalzug. Als FX Neuling benötigt man sicher etwas Zeit um sich mit der Wechselwirkung der verschiedenen Regler vertraut zu machen und seine favorisierten Effekte zu finden. In meinem Fall sind das Tape Echo und die Filter. Klanglich finde ich einen Teil der Effekte sehr synthetisch, gerade beim Delay fehlt mir eine gewisse Wärme.
Angeführt wird jeder Kanal durch einen Input Selector, der die Auswahl der Eingangsbelegung ermöglicht. Ein kleines Highlight ist die optische Umsetzung der Auswahl (Audio, MIDI oder kombiniert), entsprechend dieser werden die Bedienelemente des Kanals unterschiedlich farblich hinterlegt.
Mastereffekte
Zusätzlich zu den Kanal Effekten kann man noch einen Master Effekt auswählen. Dieser wirkt dann, wie der Name schon sagt, auf die Summe. Zur Anwendung können LPF, HPF, Jet, Decimator, Phaser, Flanger, Auto Pan, Reverb, Delay und Tape Echo gebracht werden. Die Änderungen am Effekt steuert man über zwei Regler, zugemischt wird über einen (Cross)fader. Der Mastereffekt kann auch auf den eingebauten Loop Sampler gelegt werden.

> Loop Sampler
Sampler
Der Loop Sampler ermöglicht das direkte Aufnehmen und synchrone Wiedergeben von Sounds. Die Aufnahmekapazität ist dabei relativ zur Taktzahl, die durch den Loop-Lenght Regler festgelegt wird. Machbar sind elf Sample Längen zwischen 1/256 und vier Takten. Das aufgenommene Sample kann als Loop- oder Gate Play wiedergegeben werden. Samples können, über den Keep Taster, kurzfristig bewahrt oder im internen Speicher abgelegt werden, jedoch sind sie beim Ausschalten des ZERO4 flüchtig. Die Loop Länge kann natürlich während der Wiedergabe verändert werden, was besonders im Zusammenspiel mit der Master-Effekt eine kurzweilige Sache ist. Dagegen stimmt es etwas wehmütig, dass sich das Tempo des wiedergegebenen Materials nicht einfach über die BPM Sektion ändern lässt.

> BPM System
BPM System
Zur Verwendung mit den Effekten oder als Master Clock für eine MIDI Steuerung besitzt der ZERO4 eine BPM Sektion. Hier kann man das Tempo per Tap eingeben, per Regler einstellen oder automatisch ermitteln lassen. Da ja KORG mit seinem Kaoss Pad über etwas Erfahrung verfügt, funktioniert die BPM Erkennung, bei geraden, einfachen Beats, ganz ordentlich. Sobald der Sound aber komplexer wird, tendiert die Anzeige zur Unentschlossenheit.

> Master und Booth
Master
Das Ausgangslevel wird über zwei 15er LED Ketten kontrolliert. Dabei folgen auf neun grüne LEDs, vier in Orange und erst dann zwei in Rot. Diese dreifarbige Ampelregelung ist etwas ungewöhnlich, bietet aber mehr Spielraum in der Systemauspegelung. Master und Booth werden getrennt geregelt.

> Vorhören
Monitor
Mit Split, Balance und Level gibt es die typische Vorhörsektion, wie sie bei jedem gutem Mixer Standard ist. Über einen CUE Taster im Kanal bzw. auch in der Samplersektion, wird die Signalquelle aktiviert.
Zu bemängeln ist die sehr schwache Leistung des Kopfhörerausgangs. Hier sollte KORG nachbessern.

> Audio und MIDI
Eine der wesentlichen und zukunftsweisenden Eigenschaften der ZERO Serie, ist die Fähigkeit auch als Audio / MIDI Schnittstelle zu fungieren. Damit arbeitet das Gerät im Prinzip wie eine externe Soundkarte, mit bis zu 16 eingehenden und bis zu 8 ausgehenden Audiostreams, wobei jeder Kanal nur mit einer Anwendung gleichzeitig genutzt werden kann. Ein Multi-Client Betrieb wird folglich nicht unterstützt. Die verfügbare Anzahl von Kanälen und Effekten ist von der gewählten Samplerate abhängig. Im 44,1 kHz und 48 kHz Betrieb gibt es keine Einschränkung, bei einem hochauflösenden 96 kHz und 192 kHz Betrieb entfallen Kanal- und Master Effekte sowie der Sampler.
Neben der Funktion als Mixer läßt sich der ZERO auch als MIDI Controller oder sogar als MIDI / Audio Kombination einsetzen, z.B. um zusätzlich zur Vinylemulation die Effekte in Traktor Scratch zu steuern oder neben Vinyl mit einem Programm wie Ableton zu arbeiten.

Der ZERO4 wird über Firewire mit dem Rechner verbunden. Nach einer Treiberinstallation steht er auch sofort als Audio- oder MIDI Gerät zur Verfügung. In meinem Fall konnte ich in Ableton sofort den Sound von vier Spuren auf die vier Kanäle des Mixers (Input Select auf Audio) legen. Damit konnte ich dann, in Verbindung mit den ZERO Effekten, schon eine Menge anstellen.
Alternativ kann man, um beim Beispiel Ableton zu bleiben, auch die Spuren auf einen Master Out routen und die Kanalzüge des ZERO als MIDI Controller (Input Select MIDI) einsetzen. Die Drehregler machen sich ganz prima, allerdings ist mir die Anzahl der verfügbaren Buttons zu wenig. Hier muss man sich schon ein wirklich cleveres System an Bedienkombinationen einfallen lassen um Abletons Potential voll zur Entfaltung zu bringen. Dafür ist aber auch der große Bruder ZERO8 prädestinierter, der ZERO 4 wird wahrscheinlich mit der DJ-Vinylemulation Traktor Scratch eingesetzt. Und hier lassen sich die verfügbaren Effekte locker steuern.

> Zero und Traktor Scratch

Ein ganz großer Pluspunkt ist meiner Meinung nach die Möglichkeit den ZERO mit Traktor Scratch zu nutzen. Da der Mixer das sonst notwendige Audio8DJ Interface ersetzt, kann man direkt die Turntable an die Phono-Ins des ZERO anschließen. Vorkonfiguriert dafür sind Kanal 1 und 2. Ich glaube Auflegen mit Vinylemulationen war noch nie unkomplizierter. Im Traktor Scratch Audio Setup wählt man dann den KORG als Device, entscheidet sich beim Steuermodus für Vinyl oder CD und stellt die Latenz ein. Minimalwert, laut Control Panel des ZERO, sind 2 ms. Ich kann mich nicht beschweren, das Vinylfeeling ist wie gewohnt und ich bin sehr begeistert über diese wirkliche plug and play Situation. Mit dem Kauf des ZERO erhält man übrigens einen Gutschein für das  TS Update Kit , welches dann noch 299 Euro kostet.

> Soundqualität A / B Vergleich ZERO4 / NUO4
Eigentlich finde ich den Sound des ZERO gut, habe aber den Eindruck, dass dieser etwas "metallisch" klingt. Um einen Vergleich mit meinem Ecler NUO4 zu bekommen, nehme ich zwei Samples als WAV auf. Die Aussteuerung ist jeweils auf 0db, die EQs in neutraler Mittelstellung. Das Signal greife ich direkt am Master ab und recorde, über meine RME RPM Soundkarte, in Wavelab. Schon beim Aussteuern wird deutlich, dass man beim ZERO mehr Gain und Master zugeben muß, um in den Kanal- und Master Anzeigen 0db zu erhalten. Ein kurzer Vergleich des Kopfhörervolumens bestätigt dieses Bild. Hier muß ich beim ZERO fast bis Anschlag gehen, um die Lautstärke zu erreichen, die der NUO Kopfhörerausgang auf 12 Uhr liefert. Beim anschließenden Vergleich der aufgenommenen Files (über meine, mal als Prämie zum Keys Abos erhaltenen, Nf06 Monitore) meine ich beim NUO den wärmeren Sound zu vernehmen, jedoch ist der Unterschied nicht wirklich signifikant. Damit sich jeder einen Eindruck verschaffen kann, hier die beiden Files:
 Zero.wav (1 min, 12 MB)
 Nuo.wav (1 min, 12 MB)
     
> Editor Software
Editor
Durch den mitgelieferten Editor kann man Arbeitsweise der Fader und des Crossfaders, sowie die Audio In/Out Settings ändern. Auch die MIDI Einstellungen lassen sich hier zuordnen.  

> Fazit
Der ZERO4 bietet viele Funktionen zu einem fairen Preis/Leistungsverhältnis. Besonders angehende Traktor Scratch User und DJs, die ihren persönlichen Mixer zum Gig schleppen, sollten dem Allrounder eine Chance geben. Persönlich finde ich es sehr gut, dass die Entwicklung in die Richtung "Kombigerät" geht, auch wenn durch die digitale Bauweise neue Fehlerquellen ins DJ Setup einziehen könnten. Als Bedenkenträger weiß ich auch um die Vorherrschaft des DJM600 im Club. Mitunter verdrehen Veranstalter und "MitDJs" schon beim Verkabeln der Vinylemulation die Augen, ein Hantieren am clubeigenen Mixer ist oft ein neuralgischer Punkt.  Dafür kann der ZERO aber wenig und letztlich ist die digitale Entwicklung nicht aufzuhalten. KORG hat die Zeichen der Zeit erkannt und solche Kombinationen werden sicher die Zukunft des DJings beeinflussen.

> Plus
- All In One
- solide verarbeitet
- flexible Anschlussmöglichkeiten
- regelbare Fader
- verschieden EQ-Varianten
- intergrierter Loop Sampler
- integrierte Effekte
- Traktor Scratch ready 🙂
- annehmbares Preis- Leistungsverhältnis

> Minus
- leise Kopfhörersektion
- Haptik und Anordnung der Potis der EQ / FX Sektion
- zu wenig Buttons zur MIDI-Steuerung

> Alternativen
- Ecler Evo 5 (kommt im Herbst)

 Technische Daten im Detail
 Preis 1190,oo Euro, bei Salection kaufen

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