MIXMEISTER, die DJ-Software die mehr Ähnlichkeiten mit Ableton als mit Traktor hat , bekommt von NUMARK die passende Hardware.
Ausgeliefert wird der MIXMEISTER CONTROL mit einer Vollversion von MIXMEISTER FUSION*, Version 7. Diese Software, mit der sich im Handumdrehen DJ-Mixe erstellen lassen, schlägt normalerweise mit 250 Euro ins Konto. Ein Fall für Sparfüxe, denn zieht man den Betrag vom Controller Kaufpreis (399 Euro) ab, bleiben schlappe 150 Euro für die Hardware.
Für das Geld bekommt man ein auf die Software optimiertes und zu Windows und Mac kompatibles Gerät mit insgesamt 94 Steuerelementen. Zur Verfügung stehen 40 Drehregler, 53 Buttons und ein Jog-Wheel. Die Anordnung der Elemente orientiert sich an der FUSION-Software und erinnert damit an einen DAW-Controller. Natürlich kann man den MIXMEISTER CONTROL auch mit jeder anderen MIDI-fähigen Software einsetzen. Denkbar wäre z.B. Ableton Live oder eine 4-Deck Steuerung für Traktor. Die Spannungsversorgung erfolgt durch den USB-Port des Rechners, optional kann man auch ein Universal-Netzteil nutzen.
Die Sektion zur Steuerung der Tracks verfügt über vier horizontal angeordnete Kanalzüge, mit jeweils einem Drehregler für die Lautstärke und drei Reglern, die für den EQ vorgesehen sind. Bei allen Reglern handelt es sich um 360° Endlosregler, was ich etwas gewöhnungsbedürftig finde. Für die Arbeit mit Loops sind zudem pro Kanal sieben Buttons vorgesehen.
Zwölf weitere, frei belegbare 360° Regler lassen sich z.B. für die Steuerung von Effektparametern nutzen. Neben einigen internen Effekten ist bei MIXMEISTER FUSION die Verwendung von VST-Effekten möglich. Die darunter befindlichen „Overlay Trigger“ Tasten sind in der Voreinstellung der Sample-Funktion von FUSION zugeordnet, sie lassen sich aber auch mit jeder anderen Funktion belegen.
Die rechte Hälfte des Gerätes ist den Editier- und Steuerungselementen vorbehalten. Hier finden sich Editierbuttons, Tempo- und Pitchkontrolle, Master- und Kopfhörer-Volumen, Regler um durch die Playliste zu browsen, das Jog-Wheel, sowie jeweils eine Transportkontrolle für Master und Preview. Die beiden Transportfelder sind identisch und mit Master bzw. Preview beschriftet. Sofern einem, wie mir, das in der rechten oberen Ecke befindliche Master-Transportfeld nicht zusagt, kann man die Programmfunktionen auch tauschen und "Play", "Stop" sowie "Mix Now" auf die Buttons des für "Preview" vorgesehenen Feldes legen.
Was mich überhaupt nicht begeistert ist das Gehäuse. Da schwebte dem Designer ein scharfkantiger Kunststoffkasten von der Größer zweier DIN A4 Blätter vor, der exakt so realisiert wurde.
*Was ist MIXMEISTER?
Im Gegensatz zu klassischer, deckbezogener DJ-Software wie Traktor, BPM-Studio oder Virtual DJ arbeitet man in MIXMEISTER FUSION an einer Zeitlinie, ähnlich wie bei einer Sequenzer- oder Produktionssoftware. In der Praxis ist die Software erfreulich selbsterklärend. Alle Musikstücke werden in einer Libary verwaltet. Sobald man einen Song daraus in die nebenstehende Playlist zieht, wird dieser im unteren Teil des Programms grafisch dargestellt und auf einer Zeitlinie angeordnet. Der nächste Song wird nach demselben Prinzip am Ende des ersten auf einer neuen Spur angefügt. Man kann zwischen einer Darstellung von 2, 4, 6 oder 8 Spuren wählen. Sobald es mehr Songs als Spuren gibt, beginnt das Spiel von vorn. So wird z.B. bei einer Darstellung von vier Spuren der fünfte Song am Ende des vierten, aber wieder auf der ersten Spur dargestellt. Jeder, der schon mal mit einem Sequenzerprogramm gearbeitet hat sollte das Prinzip kennen, allen anderen sollte sich das aber auch erschließen. Die Reihenfolge der wiederzugebenden Songs lässt sich einfach tauschen: verschiebt man einen Song in der Playlist, ändert sich die Position in der Anordnung auf der Zeitlinie.
Alle Feinheiten, wie EQing, Zeitpunkt des Überblendens, Effekteinsatz etc., lassen sich bearbeiten. Entweder zeichnet man die mit dem Controller ausgeführten Bewegungen auf oder man nutzt die manuellen Bearbeitungsmöglichkeiten.
Kommen wir zum eigentlichen Vorteil des Programms: MIXMEISTER nimmt eine Menge Arbeit ab. Wird ein Stück in die Playlist gezogen wird es analysiert und beatgenau auf das vorherige Stück gemixt. Ein puristischer DJ, der mit einem Synch-Button schon auf Kriegsfuß steht, dürfte hier graue Haare bekommen. Damit ist auch die Zielgruppe verortet. Wer schnell einen Mix erstellen oder eine Radiosendung vorbereiten möchte, findet hier eine leicht zu bedienende Lösung. Mit dem Controller lässt sich dabei, unter Verzicht auf die Mouse, in Echtzeit in den Mix eingreifen.
Praxis:
Beim ersten Start des Programms hat man durch Video-Tutorials die Möglichkeit mehr zum Leistungsumfang der Software zu erfahren.
Die Beaterkennung und das ineinandermixen der Stücke arbeitet erstaunlich gut. Wie immer macht man es der automatischen Beaterkennung mit schnödem 4/4, also z.B. House, leichter. In meinen Tests funktionierte der Automix aber auch bei Drum`n Bass auf Reggae erstaunlich gut. Da das Programm das Tempo an den folgenden Song angleicht oder sich einem vorgegeben Mastertempo richtet, sollte man beim Erstellen der Playlist versuchen grobe Temposchwankungen zu vermeiden. In einem "normalen Mix" würde man ja auch nicht von 100bpm auf 130bpm mixen.
Die Arbeit mit dem Controller geht leicht von der Hand. Wie aber schon Eingangs erwähnt führen die Endlosregler der Kanalzüge anfangs zu einiger Verwirrung. Die jeweils aktiven Kanäle sind zwar durch einen illuminierten Volumenregler gekennzeichnet, die Einstellung des Reglers ist aber nur in der Software als kleiner farbiger Punkt bzw. farbige Linie nachzuvollziehen. Nach etwas Eingewöhnungszeit kann man aber ganz gut damit umgehen und die eigen Motorik wohldosiert den Reglern bzw. deren Auswirkung anpassen. Mit reichlich Spaß lassen sich so Songs ineinandermixen und live manipulieren.
Fazit:
Wie schon festgestellt ist der MIXMEISTER CONTROL kein klassische DJ-Controller. Die Kombinaton dürfte aber für die oben verortet Zielgruppe ein solides Komplettpaket mit einem sehr guten Preis/Leistungsverhältnis sein. Darüberhinaus ist auch jeder, der nicht auf den Vorteil eines Automix setzen mag, eingeladen den Controller auf seine Fähigkeiten mit einer anderen Software zu prüfen.
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