Modeselektor sind zurück, und das mehr denn je. Das neue Mixtape der Monkeytown-Gründer umfasst ganze 27 bisher unveröffentlichte Tracks, von denen einige in voller Länge und von Remixen sowie exklusiven Stücken flankiert in einer Reihe von Single-Veröffentlichungen ausgekoppelt werden. Smells like Aufbruchstimmung? Von wegen: Gernot Bronsert und Sebastian Szary haben aktuell absolut nichts dagegen, die Füße stillzuhalten. Denn sie wissen, wer in dieser Krise die Guten und wer die Bösen sind – und zu welcher Sorte sie gehören.
Berlin-Pankow, ein grauer Tag im März. Gernot Bronsert hat vor 15 Minuten geschrieben, dass er in fünf da sei, Sebastian Szary ist schon vor Ort und dreht sich nach der Fahrradtour aus dem Speckgürtel der Stadt erst einmal eine Kippe. Er erzählt davon, im Randbezirk aufgewachsen und dann irgendwann wegen Techno ins Zentrum gezogen zu sein, bevor es ihn vor fünf, sechs Jahren wieder in die Peripherie verschlagen hat – Familie gründen, Haus bauen. Baum pflanzen? Alles abgehakt, lacht er. Und dann kommt Bronsert dazu, mit dem Nachwuchs im Schlepptau: Sorry, hat ein bisschen länger gedauert und jetzt müssen wir das Interview eben auf dem Spielplatz machen. So also ist das, wenn Zwei, die immer weiter wollen, angekommen sind.
Die Füße staksen im Rindenmulch, die Körper quetschen sich in ein von der Witterung mitgenommenes Spielhäuschen. Bronsert will vor dem Gespräch noch die Plätze tauschen: Er rede sonst immer so viel, da käme Szary ja nie zu Wort. So sind Modeselektor nach all den Jahren zusammen eben auch: Ein eingespieltes Team mit einer gewissen Rollenverteilung, die auf Augenhöhe angelegt ist. Heute wollen sie gemeinsam über Extended reden – ein Albumprojekt, das zum megalomanischen Mixtape angewachsen ist und für das die Beiden tief in ihren Archiven gekramt haben:
DJ LAB: Wie lief das ab: Ihr kamt Ende 2019 von eurer ersten Tour als Modeselektor seit langem zurück und habt euch direkt an die Arbeit gemacht?
Szary: Der Gedanke, mal alles zu sichten und in einem Mix nur Modeselektor-Tracks zu verwenden, ist schon viel älter. Angefangen hatte der schon im Frühjahr 2019 in einem Gewirr aus Festplatten. Wir haben wirklich chaotische Dateistrukturen. Zig Versionen, umkopiert, gemischt mit einem Back-up. Und trotzdem findest du was und musst dich total konzentrieren, Kippen rauchen – in meinem Fall – und Kaffee trinken, um eine Neusortierung vorzunehmen, um irgendeinen Anfang zu finden. Letztlich haben wir davon gar nicht so viel genommen. Aber ein Jahr später ist ja etwas passiert …
Bronsert: Wir hätten eigentlich ein ‘normales’ Album gemacht, nur mit mehr Tracks als ‘Who Else’. Dann aber kam die Pandemie dazwischen und wir wurden ständig gefragt: “Könnt ihr nicht einen Stream machen?” Das haben wir dann gemacht. Aber wir hatten keinen Bock drauf, uns im Wohnzimmer vor unser Plattenregal zu stellen. Wir haben einen Live-Gig in unserem Studio gespielt. Dann hatten wir dieses Album auf dem Tisch liegen und fragten uns: Wie präsentieren wir das? Die Antwort: Wir spielen es in so einer Art Theaterstück, als 24-Stunden-Stream, mit ganz vielen Monkeytown-Künstler*innen – so eine größenwahnsinnige Idee. Irgendwann wurde klar, dass das urheberrechtlich nicht möglich wäre, weil YouTube sofort den Stream dicht machen würde. Aber der Gedanke des Mixtapes ist hängengeblieben. Nur reichten die acht Dinger, die wir fertiggestellt hatten, nicht aus. Wir wollten so eklektisch wie möglich sein. Und dann fing die Sichterei an.
Szary: Wir waren sehr glücklich, dass wir damals Bounces gemacht haben. Wenn du nach 13, 14 Jahren alte Projekte öffnen willst … Da bist du froh, wenn du eine schlecht klingende MP3 hast. (lacht)
Bronsert: Wir hatten auch okaye Files. Im Grunde hatten wir Eindrücke aus diesen Zeiten, die uns Inspiration geliefert haben.
Szary: Wie alte Fotos.
Bronsert: Bei mir ist es so: Wenn ich eine alte Rhythm & Sound oder was von Maurizio höre, rieche ich sofort Räucherstäbchen.
Ein Throwback!
Bronsert: Genau. Schwierig war es nicht, die Genres miteinander zu verbinden, sondern die Soundqualitäten und -ästhetiken. Der Song mit Jackson and His Computer Band war fertig, aber wir haben uns einen rundgemischt, um ihn ins Jahr 2021 zu holen.
Aber geht das nicht dennoch mit einer Sinnkrise einher? Ihr bastelt ausgehend von diesem alten Material 27 Tracks zusammen, die für den Dancefloor gedacht sind und … Tja.
Bronsert: Wir haben immer eine Sinnkrise! Ich zumindest, deshalb mache ich auch Musik. Das ist ein völlig normaler Zustand. Ich bin ja Optimist und denke, dass das Rad nicht zum Stehen gebracht wird. Es wird bitter sein und länger dauern, als man es sich vorstellt oder wünscht, aber es wird irgendwann auch vorbei sein. Früher, als man noch klein war und nicht in die Clubs rein durfte, hat man sich den Rave nach Hause geholt. Später waren das dann die Afterhours, wenn zu Hause jemand aufgelegt hat und Mixe aufgenommen wurden. Das erlebt bestimmt wieder eine Renaissance. Eine Afterhour kann dir niemand verbieten, auch wenn du nicht mit zwanzig Leuten abhängen kannst. Im Endeffekt aber ist es ein Ausklang ohne den Rave davor. Ein Mixtape ist das, was du zu Hause mit den neuesten Platten und den krassesten Skills abgemischt hast und was im Auto auf dem Weg zum Club gehört wurde. So einen Vibe soll ‘Extended’ haben. Früher gab es berühmte Tapes: Das Dixon-Tape vom WMF-Closing, als in der Burgstraße zugemacht wurde …
Szary: Das wurde dann ewig umkopiert und verschenkt. Die Qualität war schlecht, aber das war egal! Das Format des Mixtapes zieht sich durch unser ganzes Werk, seit den Neunzigern.
Bronsert: Es gab diese Zeit, in der Dave Clarke seine großen Hits hatte, da gab es auch ein legendäres Tape. Oder die von DJ Disko aus dem E-Werk … Das sind unsere frühen Tape-Erinnerungen. Dann hat !K7 angefangen, diese Mix-Serie zu machen [‘DJ-Kicks’, Anm. d. Red.] und es wurde zu einem richtigen Genre.
Der Markt dafür ist doch aber vor allem seit dem letzten Jahr komplett übersaturiert.
Bronsert: Ja. Aber es gibt keine Mixe, bei denen nur exklusive Musik verwendet wurde, oder zumindest habe ich das nicht mitbekommen. Das erste Mixtape, für das jemand nur eigene Musik verwendet hat, war Ricardo Villalobos. Fabric …
Szary: … 36!
Bronsert: Genau, 2007. Das war der Bossmove schlechthin. Das war eine DJ-Mix-Serie und was macht Ricardo? Verwendet nur seine eigene Mucke und noch einen unveröffentlichten KLF-Remix.
Szary: Davor gab es natürlich auch die X-Mix-Serie von MFS, das erschien als CD und VHS! Das war eine audiovisuelle Geschichte, aber auch ein Mix. Für einen Mix holst du dir etwas und pflanzt es in einen anderen Raum ein – aus dem Club nach Hause.
Das macht ihr auch: Zu ‘Extended’ gibt es auch ein Video mit einer Tanz-Performance.
Bronsert: Aber das ist keine Party für zu Hause. Die Qualität und Energie der Saturation von den Mixen, die durch die Pandemie den Markt überschwemmen, haben eine andere Ausgangslage. Da geht es darum, dass DJs den Dancefloor ernsthaft vermissen und Bock haben, aufzulegen. Wir vermissen den aber nicht so sehr, sondern finden die Pause ganz geil. (lacht)
Szary: Wir konnten es gar nicht fassen, so viel Zeit zu haben! (lacht)
Bronsert: Wenn jetzt sowieso alle Mixe machen, warum machen wir dann nicht gleich ein ganzes Album, das so ist? Das war die Mutter des Gedankens. Das ist eine ganz andere Herangehensweise. Die Songs sind alle ausproduziert. Die Arbeit, die dahinter steckt … das war immens.
Szary: Wir haben uns unseren eigenen Plattenladen im Kopf geschaffen, in dem wir 27 und noch mehr Stücke hatten, um die dann in den Mix zu hauen.
Bronsert: Das Tape ist ja nach Tempo aufgebaut. Es geht mit 90 bpm los bis 103, dann geht es auf 80 runter und dann geht es auf 120 weiter und steigert sich auf 150 hoch.
Szary: Das ist unser Rezept! Auch bei unseren Live-Sets geht es immer nach Tempo.
Und also weniger darum, ein Narrativ zu schaffen?
Bronsert: Das machen wir trotzdem. Aber das ist eine andere Ebene. Wir brauchen immer eine Kurve, und die Dramaturgie muss an dieser Kurve anliegen. Unter 110 und über 140 bpm kannst du gut dramaturgisch arbeiten. Alles dazwischen ist so gesehen langweilig. Klar, auch da kannst du viel machen. Nur keine Ausflüge an die Ostsee. Das findet immer im Elbsandsteingebirge statt. Was auch schön ist.
Szary: Das ist die Autobahn zwischen Start- oder Zielpunkt. Erstmal raus aus der Stadt und dann bist du entweder im Elbsandsteingebirge oder an der Ostsee.
Wie kam es aber zu der Idee, das noch mit einem Video von einer Tanz-Performance zu ergänzen?
Bronsert: Zu Beginn der Pandemie kamen alle auf uns zu: ‘Ihr müsst mal einen Stream machen, lasst euch mal was einfallen!’ Das wollten wir aber nicht, aus genau dem Grund, den du eben genannt hast. Niemand will irgendwelche DJs in Unterhosen vor ihren Plattenregalen sehen! Und dann kamen die Drohnen. Für Beatport haben wir im Tagebau Rüdersdorf vor dem Seilscheibenpfeiler ein DJ-Set in Schwarz und Weiß aufgenommen, als Persiflage. Wir haben nur Musik von unserem Label gespielt, das war eine reine PR-Aktion. Links stand ein Tisch, rechts ein Tisch, in der Mitte das Set-Up. Ich habe Zeitung gelesen, Szary hat geraucht und Kaffee gekocht – und wir haben ein bisschen aufgelegt. Wir brauchen diese Selbstdarstellung nicht. Dann hatten wir ganz verrückte Ideen. Wir wollten ein Stream machen, der … Wie heißt nochmal dieser Filmemacher? Nicht Mies van der Rohe…
Szary: Werner Herzog? Lars von Trier?
Bronsert: Lars von Trier. So ein Set-Up wollten wir, wie eine Theatervorstellung. Dann haben wir uns an Corey [Scott-Gilbert] erinnert, den wir vor Jahren mal auf der Ruhrtriennale gesehen haben. Wir waren tief beeindruckt von diesem riesigen Menschen, der sich wahnsinnig gut bewegen kann. Den haben wir gefragt, ob er nicht einen Clip mit uns machen wolle. Es kam die Idee auf, dass er eine Choreografie für das ganze Album anfertigt und wir das in einem Shot aufnehmen. Entwickelt wurde das mit Christopher Wendland von der Pfadfinderei und Tobias Staab, der Kurator der Ruhrtriennale und der Kammerspiele in München, der ist Dramaturg. So haben wir das Clubding mit ‘ernstzunehmender Kultur’ vermischt. Wir sind ja in einem Alter, in dem man sowas auch als Modeselektor machen darf!
Szary: Drei Tage nach dem Dreh wurde wieder alles dicht gemacht. Wir haben es in der leeren Columbiahalle gedreht. Das war richtig gespenstisch. Alles ausgeweidet. Das war auf eine Art traurig.
Das ist ein gutes Stichwort: Ihr habt deutlich gemacht, dass ihr recht zufrieden mit der Zwangspause seid und Szary sagte noch vor dem Gespräch, dass ihr alle Anfragen für Veranstaltungen rigoros abgelehnt hat. Seht ihr denn ein Licht am Ende des Tunnels?
Szary: Wir werfen einen sehr interessierten Blick auf das, was passiert. Es wächst da ja eine neue Generation heran. Viele werden überleben, einige aber nicht. Die Karten werden neu gemischt.
Bronsert: Wann sich das Rad wieder drehen wird, kann niemand genau sagen. Als die Pandemie anfing, habe ich mich mit einem international renommierten DJ unterhalten. Der meinte: 2024 ist alles so wie früher. Realistisch betrachtet und international gesehen wird es so sein. Es fängt schon wieder an, aber wenn die sich hier nicht so dusselig mit der Impferei anstellen würden, wäre das wohl ein anderes Thema. Die wissen aber: Wenn sie die Kids weiter einsperren, geht das nach hinten los. Das ist ja auch ein Ventil. Seitdem wir auf Tour sind, ist die erste Reihe immer gleich alt und das wird sich nicht ändern. Das muss auch passieren, das ist auch wichtig. Szary meinte, dass sich die Szene gerade durchfeudelt …
Szary: Ich bin nur gespannt darauf, was genau diese erste Reihe und die nächste erste Reihe neu entdecken und ausprobieren. Klar wird sich immer wieder etwas wiederholen und ob nun schnell oder langsam: Der Vierviertel wird bleiben. Ich denke aber, dass auch ein gewisser Mut gefasst wird bezüglich dem, was eigentlich möglich ist.
Mit Blick auf den sogenannten ‘Business Techno’ hat es aber schon den Anschein, als würden die großen Fische weiterhin ihr Ding durchziehen und dass sich dort eben gar nichts ändert – während die unteren Schichten wegbrechen, die kleinen DJs also, die eventuell etwas wagemutiger sind und so das Publikum miterziehen.
Bronsert: Ich denke, das muss man aus einer anderen Perspektive betrachten. Die großen Fische haben es theoretisch wie praktisch gesprochen nicht nötig, Gigs zu spielen.
Aber sie machen es ja trotzdem!
Bronsert: Ja, aber aus welchem Grund? Weil sie den Hals nicht voll kriegen, richtig. Aber auch, weil sie keinen moralischen Kompass und stattdessen Angst haben, den Bach runterzugehen. Ich versuche mich in meiner Weltsicht immer aus einem polaren Denken heraus zu bewegen, weil das meiner Meinung nach kontraproduktiv ist. Aber man kann richtig schön erkennen, wer die Guten und die Bösen sind. Es gibt auch große und wichtige DJs, die das Richtige machen. Und wir gehören dazu. Wir sagen: ‘Leute, das Risiko ist zu hoch und was der Szene letztlich damit angetan wird, ist zu gravierend! Wir tragen eine Verantwortung und stehen das mit euch zusammen durch.’ Die, die das nicht machen und brechen, sind so dreist, dass es ihnen scheißegal ist, ob sie dabei gesehen werden oder nicht. Davon gibt es genug – das sind sowieso Verbrecher*innen. Und dann gibt es noch die, die es heimlich machen, von denen man es nicht so mitbekommt. Da wird die Kamera weggenommen und die Videos werden gelöscht. Aber das Internet vergisst nicht. Es hat viel mit dem moralischen Kompass zu tun und wie man die Welt eigentlich sieht. Und das ist derzeit gut zu erkennen. Ich halte das für einen heilenden Prozess.
Szary: Wenn wir schon dazu verdonnert sind, bleiben wir einfach zu Hause und machen etwas Geiles. Ob nun musikalisch, um sich zu heilen. Oder die Haut pflegen, Sport machen.
Das könnt ihr vielleicht aber auch deswegen sagen, weil ihr nicht so dringend darauf angewiesen seid.
Bronsert: Das stimmt nicht. Wir haben einen riesigen Hofstaat an den Hacken. Wir haben unseren FOH-Engineer, mit dem wir sonst auf Tour gehen, der zwei Kinder hat und der jetzt Hartz IV beantragen müsste. Den haben wir angestellt, damit er über die Runden kommt. Wir haben alles heruntergefahren, wir bezahlen das alles von unserem Ersparten. Eigentlich müssten wir die größten Schwurbler und Aluhüte Deutschlands sein! Wenn du als Dachdeckerfirma oder als Bäckerei deine Novemberhilfe beantragst, bekommst du das Geld, weil du deinen Umsatz in Deutschland machst. Wir aber verdienen unser Geld in der ganzen Welt. Und auch wenn du hier deine Steuern abführst: Hilfen und Unterstützung vom System bekommst du trotzdem nicht. Wir haben aber keine schlechte Laune, weil das einfach nichts bringt. Jegliches negative Gebaren wird zu nichts zu führen. Wir haben das Beste aus der Situation gemacht.
Szary: Wir haben Mucke gemacht! (lacht)
In Interviews zu eurem letzten Album ‘Who Else’ habt ihr betont, dass ihr euch damals zunehmend politisiert habt. Hat sich das über die Krise hinweg intensiviert?
Bronsert: Politisch kann man das vielleicht nicht nennen, aber ich glaube, dass eine globale Moralfrequenzverschiebung stattfindet. Alles ist so vielschichtig geworden. Das fängt mit der Gender-Debatte an und geht bis hin zu Plague Raves. Jetzt geht es mit dem NFT-Spaß weiter, Krypto hier, Krypto da – dann ist das aber schlecht für die Umwelt. Wir haben das Glück, Künstler zu sein und unser Bewusstsein immer wieder ändern zu können. Diese Krise hat uns sehr darin unterstützt, den moralischen Kompass nachzustellen. Das tut natürlich total weh. Von uns sind viele Leute abhängig. Wir sind keine Jet-Set-DJs. Wir nehmen uns lieber eine Crew mit, wir stehen aufs Tourleben. Wir müssen nicht ständig Krabben essen und Schampus trinken.
Szary: Lieber ein Sandwich in London-Gatwick! (lacht)
Bronsert: Touren kann auch mal wehtun. Ich finde es wichtig, dass wir den Bezug zu den Leuten haben, die ‘nur’ der Staff sind. Anders als Star Acts, die gar nicht mitbekommen, dass man sich auch mal einen blauen Fingernagel dabei holen kann. Dass da Arbeit dran hängt, dass da Existenzen dran hängen.
Szary: Hinter alldem stehen Menschen.
Bronsert: Allein schon, um deren Schedule nicht noch extra durch Corona zu zerficken, gehen wir aktuell nicht Tour. Sondern machen es, wenn es safe ist oder es eine Regelung gibt, von der alle profitieren. Wir wollen das zum Wohle aller.
Mit Blick auf das politische Kuddelmuddel gesprochen: Sollte oder muss die Musik das auch widerspiegeln?
Bronsert: Gerade bei elektronischer Musik finde ich das schwierig. Die hat einen magischen Effekt: Sie kann die Zeit aufheben und die Realität mal ausblenden. Ich finde es total wichtig, die Möglichkeit beizubehalten, den Rest ausknipsen zu können und dich in eine Welt zurückzuziehen, die du dir gemeinsam mit anderen kreierst. In der du ohne Worte viben kannst. Das macht elektronische Musik, das macht Musik generell. Wenn du das verpolitisierst, wäre das ein bisschen so wie einen Film mit einem geilen Soundtrack zu gucken, der aber so aufdringlich ist, dass du nicht mehr weißt, wofür du dich entscheiden sollst: für das Bild oder den Ton? Einen guten Soundtrack bemerkst du aber nicht, von dem bekommst du Gänsehaut und hast die Idee im Kopf, ohne dass du es merkst. So sollte auch Techno sein: Dass er als internationale Sprache funktioniert. Wenn auf dem Dancefloor die Hi-Hat reinkommt und Leute, die sich noch nie zuvor getroffen haben, unabhängig voneinander die Arme heben, dann weiß man: Man ist am richtigen Ort.
Das neue Album/Mixtape 'Extended' erschien am 09.04.2021 via Monkeytown Records. Hier lest ihr unsere Rezension.
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