Die Beurteilung von Studiomonitoren und das In-Worte-Fassen der akustischen Eindrücke ist uns schon lange nicht mehr sol leicht gefallen, wie in diesem Test!
Monkey Banana ist eine recht junge Lautsprecherschmiede aus dem Baden-Württembergischen Schliengen, nahe der Grenze zur Schweiz. Und die idyllische Lage scheint sich wohl auch positiv auf die geduldigen Gemüter der dort ansässigen Monitorbastler ausgewirkt zu haben, denn von der ersten Idee bis zum serienreifen Produkt sind gute 6 Jahre ins Land gestrichen. Doch wie kam es überhaupt dazu? Nun, ganz einfach: die Monkey Banana Gründer waren permanent unzufrieden mit der (Klang-)Qualität von Aktivmonitoren, die sich in ihrem anvisierten Budget bewegten. So entschlossen sie sich im Jahr 2004, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und ihre eigenen Monitore zu bauen. Bis 2010 wurde dann getüftelt, entwickelt und getestet, bis sechs Jahre später, die Turbo Serie geboren war.
Alle Lautsprecher der Turbo Serie besitzen eine sehr markante 6-eckige Form und sind in Rot oder Schwarz erhältlich. Weitere Besonderheit ist neben den üblichen analogen Anschlüssen (Cinch unsymm. bzw. XLR/Klinke-Kombi symm.) ein S/PDIF Digitalein- und Ausgang, letzterer zum Weiterleiten des Digitalsignals. Als drittes Exotikum wurde eine zweistufige Klangregelung verbaut, mit der sowohl hohe Frequenzen ab 10 kHz, als auch Tieftöne bis 100 Hz um jeweils ± 6 dB abgesenkt bzw. verstärkt werden können. Auf der Gehäuseunterseite finden sich vier Gewindelöcher, in die entweder Stand-Spikes oder eine Stativ- bzw. Wandhalterung geschraubt werden können. Die entsprechenden, passgenauen Zubehörteile sind aktuell aber leider noch nicht erhältlich, sollen jedoch in ein paar Wochen vorgestellt und ausgeliefert werden.
Zur Wahl stehen dann insgesamt vier Modelle: 4", 5", 6" oder 8", sowie ein 10" Subwoofer. Der Preisbereich liegt im gehobenen Mittelfeld und geht von 210 € (4-Zoll) über 260 € (5-Zoll) bzw. 314 € (6-Zoll) bis hoch zu 410 € (8-Zoll). Ab Oktober wird dann auch der Subwoofer 10S für 682 € verfügbar sein. (alle Angaben entsprechen den aktuellen UVPs)
Für einen Test und vor allem, um uns ein eigenes Bild über die Klangqualität der Boxen machen zu können, haben wir uns ein Paar Turbo 6 besorgt. Kaum angekommen, waren sie auch schon ausgepackt und aufgestellt. In der OVP befindet sich neben der Box ein Manual samt 4 Absorberringe zum Aufkleben sowie ein Kaltgeräte-Stromkabel. Der Lieferumfang bleibt also überschaubar, aber mehr braucht man eigentlich auch nicht für den Betrieb - denn die sonst noch nötigen Anschlußkabel sind zu sehr vom individuellen Verwendungszweck abhängig und müssen demnach so oder so separat organisiert werden.
Wir haben die Turbo 6 über einen Mackie d4.Pro Mixer per symmetrische Klinke angesteuert, als Audioquelle diente ein Stanton CMP.800 mit einem USB-Stick voller 320 kbps MP3-Files. Zum Direktvergleich kamen auch diesmal wieder zwei KRK RoKit RP6G2 mit gleicher Anschlußkonfiguration. Aber dazu kommen wir später.
Schon bei den ersten Klängen über die Turbo 6 fällt das breite Spektrum auf, das wiedergegeben wird. Irgendwie ist alles präsent, ohne andere Bereiche zu unterdrücken oder blockieren. Nichts scheint zu fehlen oder nur im Hintergrund zu agieren. Und alles ist so räumlich und voller Volumen. Im Klartext heißt das: der Bassbereich hat anständig Volumen und schiebt nach vorne, die Mitten sind stets auszumachen und im oberen Bereich ist eine messerscharfe Brillanz vorhanden. Die Boxen bringen wirklich sehr viele Sounddetails hervor, und auch Panningeffekte sind im Stereobild sehr gut und ohne ungewollte Nachhaltigkeit zu erkennen, d.h. sobald ein Klangelement von links nach rechts und wieder zurück zur Mitte wandert, hört man in jedem Moment glasklar die aktuelle Position heraus.
Was auch positiv auffiel, war eine hohe Toleranz bezüglich der Aufstellung. Auch, wenn die Boxen nicht absolut akkurat und 100% präzise ausgerichtet waren, haben sie dennoch nur sehr wenig von ihrer detaillierten Soundwiedergabe verloren. Hat man einmal den optimalen Standpunkt im Stereodreieck verlassen, war der Qualitätsverlust nicht sofort auszumachen bzw. nicht so extrem zu spüren, dass es sich gleich deutlich negativ auf das Hörempfinden ausgewirkt hätte.
Der glasklare Klang war in allen Lautstärkebereichen vorhanden. Sowohl im Flüsterlevel als auch auf Fast-schon-PA-Niveau gab es keine frequentiellen Überlagerungen oder selektive Übersteuerung, alles klang stets sauber und anteilig gut verteilt. Auch wenn man über das 100Hz Klangregelungs-Poti die Tieftöne um +6 dB gepimpt hat, wurden keine Mitten verschluckt oder Hochtöne abgeschwächt. Es immer das selbe ausgeglichene Verhältnis auszumachen, was uns wirklich sehr gut gefallen hat. Klar, irgendwann fängt die Zimmereinrichtung an zu tanzen und macht sich dadurch akustisch bemerkbar - aber bis es soweit ist, kann man mit den Turbo 6 auf jedem Lautstärkelevel sehr linearen Klang genießen.
Die RP6G2 von KRK, ihres Zeichens unsere Referenz in Sachen Preis-Leistung und Einsatzzweck, hatte es unter diesen Voraussetzungen nicht gerade leicht im Direktvergleich. Und das hat man dann auch deutlich gehört. Vor allem in den Mitten und Hochtönen kann die Turbo 6 deutlich besser punkten. Man hat beim schnellen Überblenden von den Turbo 6 auf die RP6 teilweise das Gefühl, einen anderen Track zu hören oder versehentlich am Equalizer gedreht zu haben, so krass sind mitunter die klanglichen Unterschiede. Nicht, dass die KRK "schlecht" oder unsauber klingen würden, aber sie liefern einfach deutlich weniger Details und Fülle des gesamten Frequenzspektrums. Allerdings darf man bei der ganzen Sache auch nicht den Preis aus den Augen verlieren, denn die RP6G2 sind mit aktuell 219 € Stückpreis fast 100 € günstiger als die Turbo 6, die mit 314 € zu Buche schlagen. Dieser Aufpreis ist dann allerdings nicht nur auf dem Kontoauszug zu sehen, sondern im Betrieb auch mehr als deutlich zu hören.
Fairerweise hätte man den Vergleich mit den VXT 6 von KRK durchführen sollen, die aber a) mit 449 € wiederum deutlich teurer sind als die Turbo 6 und b) eben nicht unsere persönliche Preis-Leistungs-Referenz darstellen. Der Vergleich soll ja auch keinen Machtkampf im Aktivmonitor-Schlachtfeld darstellen, sondern lediglich die klanglichen Eindrücke und deren In-Worte-Fassen verdeutlichen. Da die RP6 mittlerweile sehr verbreitet sind und somit auch bei vielen Usern zuhause stehen dürften, können vor allem diese durch einen solchen Vergleich die Unterschiede wohl recht gut nachvollziehen.
Also noch mal gesagt: dies soll die KRK RP6 auf keinen Fall schlechter machen als sie sind, sondern den Klang der Turbo 6 von einer Basis aus beschreiben, die viele nachvollziehen können.
Erinnern wir uns an den Beginn dieses Reviews, wo die Intention hinter Monkey Banana erklärt wurde: nämlich Aktivmonitore mit guten Klangeigenschaften für ein erschwingliches Budget zu erschaffen. Und diese Mission ist in der Tat gelungen. Preislich liegt die gesamte Turbo-Serie im soliden Mittelfeld ihrer jeweiligen Konkurrenten und für das Geld wird dann auch anständig was geboten. Der ausgewogene und sehr lineare Klang ist wirklich jeden Cent wert, die Verarbeitung wirkt ebenfalls dem Preis angemessen. Die sechseckige Bauform mag vielleicht nicht jedermanns Geschmack sein, aber sie ist auf jeden Fall mal was anderes als die sonst üblichen Brüllquader.
Monkey Banana Serie beim Musikhaus Thomann
Weitere Infos auf der Herstellerseite
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