Heute wäre Pete Namlook 62 Jahre alt geworden. Vor zehn Jahren, am 08. November verstarb der Musiker, der uns mit seinem eigenen Werk und dem seines Labels FAX +49-69/450464, einen unerschöpflichen musikalischen Nachlass vermacht hat. Ihm zu Ehren, lassen wir heute seine Klänge Revue passieren.
Peter Kuhlmann, geboren am 25. November 1960 in Frankfurt am Main, war Musiker, Labelchef, selbsternannter Technik-Nerd und Gärtner. Natürlich war er noch vieles mehr, doch angesichts des riesigen Bergs den Namlook (Kuhlmann rückwärts und englisch ausgesprochen) uns hinterlassen hat, wird es schwer einen Überblick zu behalten. Tatsächlich ist sein Gesamtwerk so riesig, dass ich an dieser Stelle für die Erstellung eines eigenen NWV (Namlook Werke Verzeichnis) plädiere, wie wir es in der Musikwissenschaft sonst nur den klassischen Komponist:innen zugestehen.
Die ersten hörbaren Eindrücke Kuhlmanns, der in den 80ern Komposition in Frankfurt studiert, finden wir 1985. Als Gitarrist der Jazz-Band 'Romantic Warrior', zaubert er wunderbare Melodien aus dem Hut, die sich über ein reduziertes Fusion-Geflecht legen und in ihren besten Momenten an den offenen und einnehmenden Klang von Pat Metheny erinnern. Der große Wendepunkt in seinem Leben scheint aber Anfang der 90er zu sein. Die Trance-Welle schwappt durch seine Heimatstadt und nimmt auch Namlook voll mit. Er gründet 1992 sein Label FAX +49-69/450464 und noch in den ersten beiden Jahren wächst der Katalog auf eine völlig unüberschaubare Größe an. Er selbst steuert unter unzähligen Pseudonymen, am bekanntesten als 4Voice, seine Musik dazu. Neben der Dance- und Trance-Musik, keimt aber auch schnell eine weitere musikalische Leidenschaft auf, die sich aus dem Ambient und dem von The KLF zu dieser Zeit geprägten Begriff "Chill-Out" erschöpft.
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In gewisser Weise atmet durch Namlook der Geist der Berliner Schule oder auch des Krautrocks weiter. Nicht nur musikalisch klingen in seinem Werk die Synthesizer-Pioniere wie Tangerine Dream, Roedelius oder Klaus Schulze durch (mit letzterem erschuf er sogar den elf Alben umfassenden Zyklus 'The Dark Side of the Moog', auch in der Form wie er Musik denkt, scheint er diesen Nahe zu stehen. Alben und Lieder entstehen aus dem Impuls einer kleinen Idee, oder eines zugrundeliegenden Konzepts und tragen dann ihre Wurzeln mal mehr oder weniger fruchtbar weiter. Das können einzelne Syntheszier-Sounds sein, die zu mehreren Alben ausgeweitet werden, oder die Vertonung von Jahreszeiten. Als Silence ergründet er die Ruhe, als Air verpackt er seinen Jazzhintergrund in völlig neuer Form. Musik für die Großstadt, Musik für Babys oder Musik mit der Lizenz zum chillen.
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Kuhlmanns Wurzeln schlagen jeden erdenklichen Weg ein. Mal sind einzelne Stränge so dick, dass sie bereits eine eigene Discographie sein könnten, mal bleiben sie fast sichtbar an der Oberfläche. Angesichts dessen, bleibt die traurige Frage zurück, wie weit sie sich noch ausgebreitet hätten und welche noch erwachsen wären. Doch eine bisher ungenannte großen Stärke Namlooks ist es, dass er in all dieser Produktivität nicht etwa als abgeschotteter Eigenbrötler arbeitet. Trotz seines Umzugs in ein Haus abseits des kleinen Dorf Traben-Trabach, verschließt er sich nicht den äußeren Einflüssen und sucht geradezu nach Möglichkeiten der Kollaboration. Zu den vielen Musiker:innen mit denen er sich umgab, gehören unter anderem Move D, Richie Hawtin, Amir Abadi oder Bill Laswell. So wurzelt Kuhlmann auch nach seinem Tod noch immer weiter und wir finden seine Musik an ganz anderen Stellen in neuen Formen wieder.
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1 Kommentare zu "Musik zum Wochenende: In Gedenken an Pete Namlook"
Danke für den Artikel. Peter Du fehlst...
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