Es rauscht, fiept und rumort mächtig auf Jacques Bon & Drux neuer LP 'A Long Way'. Unser Musiktipp zum Wochenende kommt diesmal von Smallville und ist ein weiteres Highlight im umfangreichen Katalog des Hamburger Labels.
Hauskünstler Stefan Marx gestaltet das Cover der neuen Smallville LP mit impressionistischen Farbtupfern, die auf dem ersten Blick vielleicht nach Sommeralbum aussehen. Doch die verwirbelte Landschaft, mit ihren matten Farben, gibt sich ambivalent. Eher kündigt sich hier die lange Nacht an, als dass der morgendliche Sonnenschein durchbricht. Sobald dann die erste Kick von 'A Long Way' dazu ertönt, erhärtet sich der Eindruck, dass wir in die Dunkelheit hinabsteigen.
Es rumort mächtig in den Tiefen, wenn Bass-Ostinatos mit den schweren Kicks um ihren Platz im Mix kämpfen. Dazwischen dampft der Sound von fiependen Bitcrushern, bis ins kleinste Detail ausgestalteten Reverb-Fahnen und White Noise aus allen Poren. In dieses Dickicht arbeiten die beiden Franzosen dann Grooves ein, über die man seitenlang schwärmen könnte, und die das in unserem Genre völlig überstrapazierte Adjektiv 'treibend', redlich verdient haben. Schneidende Sidesticks und Claps bilden dabei im Verbund mit der riesigen Fülle an Hi-Hats, Cymbals und Percussions, die subtile und fließende Progression der einzelnen Tracks. So kann man sich einerseits voll und ganz in dem hypnotischen Sog der Sounds verlieren, oder aber mit dem Ohr sekündlich neue Feinheiten im Klangbild entdecken.
Acht Tracks umfasst der lange Weg von Jacques Bon und Drux, die sich alle durch die Bank im Techno verorten lassen. Pflichtbewusste Ambient-Intermezzos oder die üblichen "abseits des Dancefloors"-Versuche werden dabei einfach umfahren. Das Trio aus 'Distant Voices', 'Celeste' und 'Mirage', gibt dabei zu Beginn direkt mit ihren Moll-Pads die Richtung vor, wobei sich bei Letzterem die Melodien und Harmonien nur noch zu fast atonalen rhythmischen Fragmenten auflösen. In der Mitte hellt es mit 'Space Ways' dann einmal kurz auf, wenn schimmernde Synthies und Vogelzwitschern die Sonne erstrahlen lassen. Doch der Schein trügt, und im Folgenden ziehen die Franzosen sogar noch etwas mehr an. Vom groovigen Minimal-Tool 'Radiance' aus, steigern wir uns über die himmlischen Dissonanzen aus 'Your Wings' dem Finale entgegen. Der Closer 'Sandstorm', mein persönliches Highlight, verwandelt sich mit seiner aggressiven Kick dann vielmehr zu einem erneuten Peak und lässt uns in freudiger Erwartung auf weitere zwei bis drei Stunden zurück. Unser langer Weg ist hier noch nicht vorbei, aber das Album hat uns auch zu keiner Zeit versprochen, dass es uns zu einem Ziel führen wird.
Das Fazit: Jacques Bon & Drux schmieden auf 'A Long Way' mit größter Sorgfalt eine scharfe Minimal-Klinge und liefern mit ihrer LP, und so wagemutig möchte ich mal an dieser Stelle urteilen, einen Jetzt-schon-Klassiker des Genres ab. Besser wird es dieses Jahr wohl kaum noch werden.
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